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Stephansbote seinen bescheidenen Anteil in Gestalt eines 5-Pfennigstückes von dem Betrage heischte. So erhielt denn auch der Sachwalter nur 25 v-L 5 Der Anwalt kassierte die Abzahlung einstweilen ein, benachrichtigte jedoch den früheren Clienten, daß noch 5 L sehlten. Diese Mahnung schien der Ingenieur nicht ernst genommen zu haben und ließ sie unbeachtet. Der Anwalt schickte ihm nun den Gerichtsvollzieher, um die aus dem vollstreckbaren Kostenfestsetzungs- beschlusse noch fehlenden 5 die inzwischen durch Schreibereien und weitere Kosten auf 1 80 ^ angewachsen waren, einzutreiben.
Der Ingenieur zahlte, schrieb aber gleichzeitig an den Vorstand der Anwaltskammer, dem er den objektiven Sachverhalt mitteilte. Zum Schlüsse knüpfte er jedoch noch seine subjektive Ansicht daran, die sür den Rechtsanwalt wenig schmeichelhaft war. In einer weiteren Erklärung hob der Ingenieur hervor, es sei Sache des Anwalts gewesen, die 5 in die Kostenrechnung mit einzusetzen, und beschwerte sich über die sofortige Vornahme der Pfändung wegen der 5 Pfg. Auf seine Eingaben erhielt er ^doch die Antwort, daß kein Grund vorliege, auf dem Disziplinarwege gegen den Rechtsanwalt einzu- schrciten. Der letztere stellte wegen der subjektiven Ansichten des Ingenieurs gegen diesen Strafantrag. Der Beklagte wurde von der Strafkammer wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 50 verurteilt. Der Verurteilte legte Revision ein, die in prozessualer und materieller Rechtsbeschwcrde die Annahme des Vorderrichters als irrig anfocht. Wie das „Leipz. Tgbl." meldet, ist jetzt die Revision verworfen worden.
Des in der Frankfurter Allee wohnenden Kommissionärs G. einzige 22jährige Tochter feierte am Dienstag ihre Hochzeit, zu welcher ein kleiner Kreis von Freundinnen und Bekannten eingeladen worden war. Bei einem Gesellschaftsspiel, bei welchem die weiblichen Teilnehmer mit einem brennenden Licht in der Hand zwischen den Herrengruppen hindurchgehen, hatte die Braut das Unglück, über die Schleppe einer Freundin zu stolpern, wobei sie zu Falle kam und das Licht ihre Kleider entzündete, so daß sie im Nu in Hellen Flammen stand. Es gelang zwar, das Feuer durch Aufwerfen von Decken zu ersticken, doch hatte die Unglückliche so entsetzliche Brandwunden am ganzen Körper erlitten, daß sie auf Anordnung eines Arztes schleunigst nach dem Krankenhause geschafft werden mußte, wo sie indeß noch in der Mittwoch- Nacht verstorben ist. Den Bräutigam hat das Unglück seiner Braut derartig berührt, daß er seinen Verstand verloren hat und nach der Jrrenklinik übergeführt werden mußte.
Wenn man Pech hat. Aus Ludwigs- hafen 17. Juli meldet der „Mannh. Generalanzeiger:" Von seiner angeblichen Taubheit wurde heute ein Gestellungspflichtiger in der Generalmusterung rasch geheilt. Der Militärarzt scheint seine „Drückeberger" wohl zu kennen, denn unter Zuhilfenahme eines Spiegels wurde in der Ohrenhöhle eine Dosis Pech entdeckt und bald mit der Sonde ans Tageslicht befördert. Die Taubheit war sofort „geheilt." indessen zur Befreiung von der Militärpflicht hat das Pech nicht im mindesten beigetragen. Das nennt man doppelt Pech.
Ein Landwirt im Jechnitzer Bezirke tötete aus Verzweiflung darüber, daß er in Folge der Futternot keinen annehmbaren Viehpreis erlangen konnte, seine 6 Kühe und erhängte sich dann im Stalle.
Damen im Herrensitz reitend. Aus Berlin schreibt die „Nationalztg.": Zu den für uns neuen Erscheinungen im Tiergarten gehört seit kurzem auch eine Dame, die im Herrensitz reitet. Die Londoner Gesellschaft hat sich dieser Art des Reitens der Damen neuerdings sehr sympathisch gegenübergcstellt; anscheinend handelt es sich nicht um eine vorübergehende Laune der Mode, sondern um einen dauernden Entschluß. Bei uns hat es bisher nur eine Dame
über sich gewonnen, von der Ueberlieferung abzuweichen, und es ist anzunehmen, daß sie ebenfalls eine Engländerin ist. Trotzdem sie schon seit einer Woche allgemeine Aufmerksamkeit erregt, hat sich noch keine Nachfolgerin gefunden. Daß der Herrensitz für Damen schöner oder eleganter aussieht, kann übrigens nicht behauptet werden.
Der Schwiegersohn aus Amerika. „Guten Morgen, liebe Schwiegermutter!" Mit diesen Worten trat ein Herr in das Haus eines Bürgers bei Ebersbach, unweit Görlitz, und fiel der Frau gleich um den Hals. Als diese den fremden Mann fragte, woher ihre Verwandtschaft käme, teilte ihr der Mann mit, er habe ihre Tochter in Amerika geheiratet, „Haben Sie denn unsere Photographie noch nicht erhalten?" fügte er hinzu. „Ich bin hierhergekommen, um meine Schwiegereltern kennen zu lernen, und will morgen nach Görlitz reisen, um dort beim Bankier mein Geld umzuwechseln." Da der Leute Tochter in Amerika war und von ihrer Verheiratung Meldung gemacht hatte, schenkte man dem Manne vollen Glauben, und dies um so mehr, als er in die Verhältnisse hüben und drüben eingeweiht war. Groß war die Freude im ganzen Hause und abends wurde ein gutes Essen bereitet. Am anderen Morgen brachte ihn die Frau selbst auf ihrem Fuhrwerk nach dem Bahnhof. Vorher sprach der junge Mann sein Bedenken aus, ob er für sein amerikanisches Geld eine Fahrkarte erhalten könne. Sofort wurde sämtliche im Hause vorhandene Barschaft in Höhe von 32^ dem „Schwiegersohn" eingehändigt und außerdem noch ein großer Reisesack, um die Geschenke, welche er sämtlichen Familienmitgliedern aus Görlitz mitbringen wollte, hineinzupacken. Abends fuhr die Frau nach dem Bahnhof, um, wie verabredet worden, den Gast abzuholen. Allein dieser kam weder am Abend noch Tags darauf zurück. Die guten Ebersbacher waren das Opfer eines Betrügers geworden. (Also aufgepaßt u. nicht so vertrauensduselig!)
Weiblicher Mut. Ein englischer Zahnarzt bestätigt aus seinen Berufserfahrungen die schon oft gemachte Wahrnehmung, daß Frauen viel mehr Mut und Geduld besitzen, wenn es sich darum handelt, sich Zahnoperationcn auszusetzen, als Männer. Er erklärt in einem Londoner Blatte: Ich behandle lieber 3 Frauen, als einen Mann. Dutzende von Frauen könnte ich nennen, die, ohne zu zucken, die größten Schmerzen ertrugen. Die meisten Männer dagegen sind Feiglinge im Operationsstuhl. Sie brauchen nur die Instrumente zu sehen und bleiche Furcht ergreift sie. Es sind auch die Männer, die ihre schadhaften Zähne mit Hilfe des Glases ausgezogen zu haben wünschen und Furcht erbebt sie, sie möchten nicht wieder zu sich kommen, während andererseits es ganz gewöhnlich ist. daß eine gebrechlich aussehende Dame den Gebrauch des Glases ablehnt, sich ruhig in den Stuhl setzt und sich, ohne zu murren, dem unvermeidlich schmerzhaften Prozesse des Zahnausziehens unterwirft. Der Gedanke an die Verschönerung, welche vom Zahnarzt erwartet wird, übt gewiß auf das weibliche Gemüt mehr als auf das männliche eine beruhigende Wirkung aus.
(Wie haben die Egypler die Totenkammern in den Pyramiden beleuchtet? Nachdem diese Kammern in dem riesigen Steinkoloß fertig gestellt waren, wurden ihre Wände mit den prächtigsten Malereien bedeckt, deren Farbenfrische bis in unsere Tage sich erhielt. Dazu brauchten die alten Künstler Beleuchtung, und doch findet man nirgends auch die leiseste Spur von Rauch oder Ruß. Daher haben sehr kühne Gelehrte den Egyptern die Verwendung des elektrischen Lichtes zugeschricben. Dem ist aber nicht so. W. Flinders Petrie hat mit Hilfe von vier Spiegeln soviel Licht in das Innere geleitet, daß er eine photographische Aufnahme vornehmen konnte. Durch diesen Versuch ist wohl nachgewiesen. daß ganz einfach das Tageslicht, durch
Spiegelung in das Innere geleitet, die Kammer der Pyramiden erhellte.
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(Musik — und Magen.) Ueber den Einfluß der Musik auf den Magen äußert sich xj„ New-Avrker Konzert-Restaurateur: „Es ist merkwürdig . welchen Einfluß die Musik auf den Magen hat. An den Abenden, wo das Orchester Wagner spielt, setze ich fünfmal soviel Lagerbier ab. als sonst. An den Mendelssohn-Abenden kauft niemand Schinkenbrödchen, und da ich an diesen 85 Perzent verdiene, halte ich nicht viel von Herrn Mendelssohn. Johann Strauß ist der Komponist, der den Wein fließen macht Der Mensch fühlt sich wohl, wenn er einem Walzer von Strauß lauscht, und er bestellt sofort eine Flasche Champagner. — Oho!
Die Notwendigkeit gebar die Erfindung, die Erfindung gebar die Bequemlichkeit, die Bequemlichkeit gebar das Vergnügen, das Vergnügen gebar die Ueppigkeit, die Ueppigkeit gebar die Schwelgerei und Krankheit; diese erzeugte die Armut, welche wieder die Notwendigkeit gebar — Das ist die Entwicklung des Menschen und so ziemlich alles, dessen er sich rühmt.
(Zwiebelsuppe nach flämischer Mcthode.j Einen Stich Butter läßt man in der Kasserole sich bräunen, schmort in derselben in Scheiben geschnittene Zwiebeln, gießt Fleischbrühe oder Auflösung von Liebig's Fleischextrakt hinzu, fügt ein Stück Weißbrod sowie einige Kartoffeln bei, läßt alles weich kochen und treibt es durch ein Sieb. Dann setzt man die Suppe wieder auf's Feuer, gibt Pfeffer und Salz bei, läßt sie Stunden kochen, gießt sie über in Butter geröstete Brodschnitten und serviert zugleich mit ihr auf einem Teller geriebenen Schweizer- und Permesankäse.
Entfernung von Milchkaffceflecken. Um solche Flecken aus seidenen oder wollenen Sachen zu entfernen, bestreicht man einfach die betreffende Stelle mit nicht parfümiertem Glycerin, wäscht daselbe hernach mit lauwarmem Wasser wieder aus plättet die Stelle auf der linken Seite, so lange die noch feucht ist. Hierdurch wird selbst die zarteste Farbe nicht angegriffen und absorbiert das Glycerin nicht allein die Fettigkeit der Milch, sondern auch die Farb- säure des Kaffees.
(Angenehme Perspektive.) . . „Können Sie aber auch meiner Tochter eine Existenz bieten?" — „O, für meine geliebte Laura werde ich, wenn es sein muß, mit Freuden betteln gehen!"
(Familienglück.) A.: „Was, Sie sind in der Küche und kochen ! Wie geht denn das zu?" B.: „Ja, was soll ich denn thun, meine Frau hält heule im Vereine eine Rede über die Pflichten der Gattin und Mutter."
Arilhurogryph.
1 2 3 2 4 5 Gewebe.
67 1628249 10 Pflanzenstoff,
9 3 6 11 6 2 italienische Landschaft,
12 2 13 14 15 6 5 16 preußischer Staatsmann
17 14 11 6 17 Nebenfluß des Po,
18 12 10 17 3 Metall,
16 17 19 5 9 7 Berg in Schlesien,
9 19 17 3 9 17 Berg auf Jschia,
67 16 20 25621 Form des Verbums,
5 2 22 2 14 17 britische Antilleninsel,
1 2 10 8 13 10 ehemaliger Sultan im Sudan,
9 11 6 4 2 hebräischer Prophet,
4 2 6 22 11 6 7 14 Lachsart.
8 2 11 6 9 10 6 Doge von Venedig.
Die Anfangsbuchstaben von oben und die Endbuchstaben von unten gelesen, ergeben e Titel einer Oper und den Namen des Komp - nisten derselben.
UL* Niemand, der nach Pforzheim kommt-
versäume die bei Ludwig Becker vorm, lche. Hardt in den Schaufenstern ausgestellten S mit den unglaublich billigen Preisen anzuf^-
Redaktwn, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.