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lich nicht weniger als 150 Eingeborene aus dem Kongo, Männer und Weiber, untergebracht werden, für deren Herbeischaffung die nötigen Anordnungen bereits getroffen sind. Die An­wesenheit dieser, den verschiedensten und durch körperliche Schönheit ausgezeichnetsten Stämme entnommenen Afrikaner dürfte in Verbindung mit der übrigen äußerst reichhaltigen Konko- Abteilung der Antwerpener Weltausstellung das Interesse selbst derjenigen sichern, welche gegen Unternehmungen dieser Art etwas abgestumpft geworden sind.

In Spanien ist ein grauenhafter Anschlag der Anarchisten glücklich vereitelt worden. In Madrid verhaftete die Polizei in dem Augenblick 5 Personen, als jede dieser Personen eine Dy­namitbombe legen wollte.

In dem bekannten Hvchverratsprozesfe gegen den Metropolit Clement wurde derselbe wegen Aufwiegelung des Volkes gegen den Fürsten und die Regierung von den Geschworenen­gerichte zu Tirnowa mit lebenslänglicher Ver­bannung bestraft.

Hlnlerhattender Heit.

(Eingesendet.)

Ich denke Dein viel tausendmal!

Wenn der Helle Morgenschein Flutet ins Gethal hinein,

Und des Waldes Sängerchor Jubelt Preis und Dank empor:

O Herrenalb, viel tausendmal Sei mir gegrüßt, Du schönes Thal!

Wenn im sanften Tannendüster Leis es rauscht, wie traut Geflüster,

Und das gold'ne Sonnenlicht Kosend durch die Zweige bricht:

O Herrenalb, wie schön bist Du In Deiner süßen Waldesruh'!

Wenn in leise Dämmerschatten Sich verhüllen Deine Matten,

Und der letzte Sonnenstrahl Lugt hernieder in das Thal:

O Herrenalb, wie wundermild Ist Deiner Matten friedlich Bild!

Mattengrün und Waldesluft, Quellenrauschen, Tannenduft!

Odem neuer Lebenslust,

Hoffnungsstrahl manch wunder Brust:

O Herrenalb, Du schönes Thal,

Ich denke Dein viel tausendmal!

Villa Seufer, 22. Juli 18SS.

Walter vom Rhein.

Ratatam-Ratatam!

Humoreske von Jean Richepin.

(Nachdruck verboten.)

Wie man sich doch in den Leuten täuschen kann! Wenn man des Generals klare) scharfe Späheraugen, seinen straffen Schnurrbart, die stramme Haltung sieht, so meint man ihm schon anzusehen, daß er selbst ein alter Schlachten­held aus einer Familie von lauter Haudegen stammt. Weil gefehlt sein, Vater, sein Groß­vater, sein Urgroßvater, Alle waren Seiden­weber in Lyon. Er erzählte mir gelegentlich recht launig, wie er zur Soldatenlaufbahn ge­kommen war. die ihm so viel Ehre und Aus­zeichnung einbrachte.

Ich wußte cs gar nicht anders, als daß auch ich ein Seidenweber werden müßte, wie meine Vorfahren. Daß ich heute General bin, verdanke ich lediglich Toto. Toto war mein Spielkamerad und der Sohn unseres Gärtners in Bergensried an der Saone. Wir wohnten nämlich dort auf dem Lande. Meine Mama war mit 26 Jahren Witwe geworden und sah sich, ohne eine Ahnung vom Geschäfte zu haben, plötzlich an die Spitze eines großen, alten Handelshauses gestellt. Den mehrfachen Ver­suchen, sie alsbald wieder zu verheiraten, und zwar mit einem tüchtigen Geschäftsmanne, der dem Hause vorstehen konnte, war sie durch ihren Rückzug auf das Land für längere Zeit ent­gangen. Sie wollte nicht abermals eine Ehe eingehen, welche, wie ihre erste, nicht durch sie, sondern von der Familie, lediglich aus Geschäfts­rücksichten geschloffen worden war. Ich war damals ein Junge von etwa neun Jahren, und von den Verdrießlichkeiten meiner Mama merkte

ich blos eines, daß es bei uns höllisch lang­weilig war. Wenn ich irgend konnte, stahl ich mich hinaus, um mit Toto und den Anderen zu spielen. Spielen es war mehr bummeln. Vom Garten zogen wir in's Dorf, aus dem Dorfe ging's in die Felder. Gärtner u. Gärtnerin sollten freilich auf uns aufpassen aber was ist mit einer Bande Jungens schließlich anzu­fangen? Der Garten war groß, die Mauern waren niedrig und wir, Toto voran, ein paar wilde Schlingel.

Es war immer köstlich, wenn wir wieder einmal einen größeren Ausflug unternahmen; aber das eine Mal vergesse ich meiner Lebtage nicht. Das war mein erster ereignisreicher und folgenschwerer Kriegszug. '

Ich sehe uns noch aufmarschieren. Toto hatte uns gehörig gedrillt. Eigentlich hätte er auch das Kommando führen sollen; da ich aber unter den Dorfjungen gewissermaßen eine Re­spektsperson war, hatte er mir das Kommando übertragen. Unsere Truppe bestand aus zwölf Mann, die mitFlinten" bewaffnet waren. Zum Zwecke der Ausrüstung hatte Toto einen kühnen Raubzug in einen benachbarten Weinberg unter­nommen und war mit Rebstöcken beladen zurück­gekehrt. Ich trug einen ebenfalls von Toto beschafften Säbel, der aus wirklichem Metall bestand, nämlich dem langen Griffe eines Kuchen­bleches. Ein Helm mit wehendem Federbusche, einst der Schmuck eines schmachvoll beraubten Hahnes, vollendete meine Ausrüstung.

Toto selbst hatte sich eine Trommel ge­leistet. Ihre Beschaffung hatte ihm viel Kopf­zerbrechen gemacht. Aber sie war gut geworden; ein alter Cylinderhut und eine Blechplatte darauf. Sie sah ganz feierlich aus und klang dumpf. So gingen wir stets beigedämpfter Trommel Klang."

Unsere Ausrüstung war somit eine vor­treffliche. Wir zogen aus auf die Eroberung von Birnen und Weintrauben. Unser Mut war groß. Ich marschiere stolz voran und lasse meinen Säbel im Sonnenschein schimmern, so gut das der fettbeschmierten Backofenstange eben gelingen wollte. So geht's munter durch's Dorf mit festem Schritt und Tritt nach dem Takte der schwarzen Trommel:

Ratatatam! Ratatatam!

Ratatatamtamtam!!

Halt, wer da?! Stillgestanden!"

Aus einer Seitenstraße klang's so mit furcht­barer Stimme - eine feindliche Armee vor uns! Sie bestand nur aus einem Manne, der aber war ein wirklicher Soldat. Und noch dazu ein richtiger Offizier in roten Hosen, mit dem blitzenden Schleppsäbel an der Seite und einem großen, blonden, gedrehten Schnurrbarte.

Heiliger-Unsere Armee war aufge­

löst, die Flinten lagen am Boden. Ich, der General, lasse meine Kuchenblechstange zu den Füßen des Siegers niedersinken. Nur Toto behält Mut, wirft den Kopf in den Nacken und gibt auf dasWer da?" dreist die Antwort:

Frankreich! Herr Oberst!"

DerOberst" war erst Lieutenant und sing an zu lachen.

Und wo marschiert ihr denn hin, Cadetten?"

In den Krieg, Herr Hauptmann." ant­wortete Toto, indem er dem nun nicht mehr zu fürchtenden Feinde gleich einen minderen Titel gibt.

(Schluß folgt.!

Der nächste kritische Tag nach Falb, der 28. Juli, ist zwar nur dritter Ordnung; allein im Hochsommer trifft es sich meistens, daß auch die schwächere Mondkraft ziemlich energisch zur Geltung kommt. Es stehen daher um diesen Termin wieder stärkere Gewitter zu erwarten. Ebenso auch um den 4. August.

Erinnerungen an ein trockenes Jahr. Man schreibt aus Thüringen: 1842 hat Thüringen ein ebenso trockenes Jahr erlebt wie das heurige. In einer zu Oberweißbach auf dem Thüringer Wald geführten Chronik von 1842 find u. A. folgende Notizen enthalten: Der Rasen war so ausgetrocknet, daß er aussah.

als wenn er verbrannt wäre. Im Mona! Oktober kostete ein Schock Stroh (der Bund i» bis 20 Pfund wiegend) 10 Thaler preußisch daher wurde viel Vieh geschlachtet. Alte M- wurden mit 810 Gulden bezahlt. Zg?. schweine kostete das Stück 6. 8. 1250 Kreuzer In Saalfeld wurden sogar viele solche Schweif chen, die auf dem Markt nicht verkauft werden konnten, verschenkt. Die Kartoffelernte war eben- falls nur mittelmäßig zu nennen. Im Dezember kostete das Achtel Kartoffel schon 32 Kreuzer Die Lursdorfer Einwohner mußten den ganzen Sommer, vom Juni an, ihr Wasser in Ober- weißbach holen. Sehr viele Mühlen standen still. In Greiz und Zeulenroda wurden die Mühlen unter der größten Anstrengung von Menschenhänden getrieben. Der Wassermangel verursachte Brotnot.

Kartoffelkraut als Grünfutter Es ist noch weithin unbekannt, daß das Kar­toffelkraut gerade gegenwärtig sich in ausge- zeichneter Weise zur Verfütterung eignet. Es ist eine Fabel, daß das Kartoffelkraut giftig ßj, Vielmehr ist Thatsache. daß es genau wie jedes andere Grünfutter verwendet werden kann und auf das Vieh in keiner Weise schädlich einwirlt. Ja. die Milchergiebigkeit wird durch dieses Futer eher vermehrt als vermindert. Für die Kar­toffeln bringt das Abschneiden des Krautes, wenn es zur rechten Zeit, nämlich jetzt, erfolgt, keinerlei Nachteil. Im Gegenteil durch das Beschneiden des Krauts wird die Erkrankung der Knollen verhindert und der Ertrag keines­wegs beeinträchtigt. Der Schnitt des Krauts ist 14 Tagen nach dem Verblühen zu beginnen, Ueber das Schneiden sagen dieBern. Blätter für die Landw.:"Vom Verfahren des Ab­schneidens ist es abhängig, ob die Knollen soit- fahren oder aufhören zu wachsen. Der Schnitt muß mit einer scharfen Sense ausgeführt wer­den, da jedes Zerren die Wurzeln entkräftet oder abreißt und zwar dicht'über dem Boden. Letzteres hat den Vorteil, daß das Kraut nicht mehr aus­schlägt, was auf Kosten der Knollen geschähe, und eine größere Futtermasse erzielt wird.^Das Abschneiden mit Sicheln, Messern und Rebnnssern ist nachteilig."

(Was alles, in Amerika passiert.) Die Straßb. Neuesten Nachr." berichten über Sturm­fluten in der neuen Welt.Besonders in Con- neant am Erie-See so heißt es daraste der Sturm mit beispielloser Heftigkeit. ... Als der Sturm seinen Höhepunkt erreicht hatte, hatte er die Schnelligkeit von 40 Minuten die Stunde,

(Telephonisches.)Amt II. Nr. 7W, Möchte mit Fräulein Schmidt verbunden werden,' Hier Lina Schmidt. Wer dort?"Herr Liebreich. Möchten Sie gern Frau Liebreich werden?"Ja."Dann 3 Uhr Standes­amt. Schluß."

(Umgekehrt.) A.:. . . Ihr Mann soll ja auch unter dem Druck der Verhältnisse sehr zu leiden haben?" Frau des Dichters: Mehr unter den Verhältnissen des Nicht' drucks!"

(Zugerechtgewiesen.) Oberst (zu dem seme Verlobung anmeldenden Lieutenant):Sie haben mir da mit ihrer Verlobung einen Streich ge­spielt, hatte selbst dort Absichten." LichA nant:Verzeihung, Herr Oberst, ich meine nicht die Mutter, sondern die Tochter."

Auflösung des Akrostichons in Nr. 114.

Wort

Jsokrates

Lotto

Dunkel

Ueber

Nacht

Garten

Emir

Namen

Wildungen.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.