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von feindlichen Einfällen verschont zu bleiben.
Die württembergischen und badischen Kreistruppen hatten die Rheinübergänge bei Kehl glücklicher Weise lange unbelästigt bewacht. Aber im Jahr 1796 sollte es anders kommen.
Beim Beginn dieses Jahres war die deutsche sogenannte Oberrhein-Armee. 82 000 Mann stark, unter Feldmarschall Graf Wurmser im jetzigen Baden und Rheinbayern aufgestellt, während der Erzherzog Carl die 92 000 Mann starke Armee am Niederrhein kommandierte.
Als aber der Feldzug eben beginnen sollte, traf die Nachricht von den großen Unfällen ein, die die östreichische Armee in Italien erlitten, wo der neu ernannte Obergeneral Bonaparte bis Ende Mai die ganze Lombardei erobert hatte.
Graf Wurmser wurde deshalb mit 25 000 Mann sogleich nach Italien abgeschickt, und der Rest der Obcrrhein-Armee mit 57 000 Mann wurde unter das Kommando des Erzherzogs Carl gestellt.
Der Feldzug hatte am 1. Juni 1796 damit begonnen, daß die östreichische Niederrhein-Armee» von den Franzosen langsam gefolgt, bei Mainz über den Rhein zurückging.
General Moreau der mit 80 000 Mann Franzosen der deutschen Armee am Oberrhein gegenüber stand, traf sofort in aller Stille Vorbereitungen zu einem Rheinübergang bei Straß- burg. Während er sich den Schein gibt, als wolle er die östrcichischen Berschanzungen in der Nähe von Mannheim angreifen, traten am 20. Juni die zum Rheinübergang bestimmten Divisionen den Marsch nach Straßburg an, in der Meinung, nach Italien abzugehen.
Am 24. Juni Morgens 3 Uhr gelingt es den Franzosen, begünstigt durch die dunkle Nacht auf den Rheininseln, Stunde ober Kehl, unbemerkt zu landen, die deutschen Vorposten zu überfallen und am Ufer festen Fuß zu fassen. Um 6 Uhr Morgens ist eine fliegende Brücke vollendet, und die nun ununterbrochen und massenhaft übergesetzten Truppen erobern sofort die Stadt Kehl und die Befestigungen daselbst.
Die anziehende und ganz ins Einzelne gehende Schilderung, die unser Kalender von den Zufällen dieses Uebergangs und von den Anstrengungen der dort postierten Reichstruppen gibt, denselben zu vereiteln, müssen wir übergehen, da die Lokalitäten uns ferner liegen, und wir uns beeilen müssen, zu den Kriegsereignissen zu kommen, die unsere Gegend näher berühren.
Nachdem bis zum 27. Juni der größere Teil der französischen Armee, über 50 000 Mann, den Rhein passiert hatte, beschleunigte der General Moreau einen allgemeinen Angriff der deutschen Truppen, die sich inzwischen um ihn zusammengezogen hatten, und warf sie zurück. Das schwäbische Korps mußte sich nach Offenburg und von da ins Kinzigthal ziehen; die Hauptmasse der Oestreicher, inzwischen auf 16 000 Mann angewachsen, zog sich aber unter Feld- Zeugmeister Latour bei Muggensturm zusammen.
Sich stromabwärts wendend, verweilt General Moreau am Renchflüßchen, und will nicht weiter im Rheinthal Vorgehen, bis er die Gebirgspässe in der rechten Flanke in seiner Gewalt weiß. Er schickt deshalb den französischen General St. Cyr im Renchthal nach Oppenau und von da gegen die Schanzen auf dem Kniebis, wo das schwäbische Detachement am 2 Juli Abends Vertrieben wird, so daß die Franzosen am folgenden Tag Freudenstadt besetzen.
Ehe wir die Ereignisse im Rheinthal, welche nach wenigen Tagen die Schlachten bei Malsch und bei Rothensol herbeiführen, weiter verfolgen, wird cs passend sein, hier einzuschieben, was unser Militärkalendec von der Erstürmung der Kniebis-Schanzen erzählt.
Nachdem sich die in das Kinzigthal zurückgeworfenen schwäbischen Reichstruppen auch bei Gengenbach vor den Franzosen nicht mehr hatten halten können, marschierte der Generalmajor v. Mylius mit der auf den Kniebis bestimmten Kolonne, dem Infanterie Regiment Württemberg, dem Bataillon Irmtraut. 2 Schwadronen württ. Dragoner und 4 Kanonen über Wolfach und Rippoldsau nach dem Kniebis und kam am
1. Juli Abends 10 Uhr nach einem forcierten Marsche daselbst an.
Der General traf am 2. Juli seine Dispositionen zur Verteidigung der sogen. Alexander- Schanze auf dem Kniebis, welche die Straße von Petersthal und Rippoldsau deckte und der Schanzen auf dem Roßbühl (1 Stunde nordöstlich vom Kniebis) welche die Straße von Oppenau sperrten.
Da er den Angriff noch nicht so nahe glaubte, war er für seine Person nach Freudenstadl geeilt zum Empfang einer Kolonne württ. Haustruppen, welche der Herzog Friedrich Eugen von Stuttgart aus dahin in Marsch gesetzt hatte.
Auf dem Roßbühl stand nun das Bataillon Irmtraut, und zwar hatten vier Kompagnien unter den Hauptmännern v. Stedingk, v. Scheler, v. Laßberg und v. Neubronn eine im Bau begriffene sechseckige Sternschanze besetzt (die jetzt sogenannte Schwabenschanze zum Unterschied von der verfallenen Schwedenschanze), und ihre Pikets auf der Straße und dem Gebirgsabhang vorgeschoben. Die 5. Kompagnie, 1 Schwadron Dragoner und 2 Geschütze waren unter dem Kommando des Oberstlieutenants v. Irmtraut rückwärts als Reserve aufgestellt. Die Reservegeschütze waren aber noch nicht angekommen und die Sternschanze, welche 12 Geschütze fassen sollte und überhaupt zu groß für 1200 Mann angelegt war, nur mit 1 Scchspfünder armiert.
Auf dem Kniebis standen die 2 Bataillone des Infanterie-Regiments Württemberg. eine Schwadron Dragoner und 3 Geschütze; von da war ein starkes Detachement nach Griesbach und Petersthal hinabgesendet worden.
Das 1 Bataillon des Infanterie-Regiments erhielt den Befehl, am Abend (des 2. Juli) nach dem Roßbühl zu marschieren, um dort das Bataillon Irmtraut abzulösen, das seiner Seils am nächsten Morgen nach Allerheiligen vor- rückcn sollte.
Die Truppen waren durch anstrengenden Marsch des vorhergehenden Tages, durch den Mangel an Nahrung auf diesen kahlen Höhen sehr entkräftet und überdies Gewehre und Munition in Folge der regnerischen Nacht im schlechtesten Zustand.
Um 7 Uhr Abends kam das 1 Bataillon dem erhaltenen Befehle gemäß, auf dem Roßbühl, zur Ablösung des Bataillons Irmtraut, an.
Noch hatte die Ablösung der Pikets nicht beendigt werden können, als, um '/-8 Uhr bei einbrechender Dunkelheit das Anrücken deSFeindes gemeldet wurde.
Es waren die 3 Bataillone des französischen Generals v. Laroche gefolgt von der Division Dühesme, welche von Oppenau her, begünstigt durch einen starken Nebel schon ganz nahe gerückt waren und geführt durch wegkundige Landleute. nun mit großer Geschwindigkeit tiraillierend die Höhe des Roßbühls erstiegen.
Das Bataillon Irmtraut rückte nun sogleich dem Feinde entgegen, während das 1. Bataillon die Sternschanze besetzte.
Aber die von verschiedenen Seiten aus dem Walde hervorbrechenden Tirailleur-Haufen umschwärmten das vorrückende württembergische Bataillon und drängten es von der Schanze ab, während diese die Schanze von allen Seiten umringt, die halbfertigen ausgedehnten Brustwehren vom Feinde erstiegen und die Besatzung größtenteils gefangen genommen wurde.
Oberstlieutenant v. Irmtraut kam mit seiner Reserve zu spät, zog sich unverrichteter Sache zurück und retirierte dann bis Freudenstadt. Den Hauplmännern v. Scheler, v. Laßberg und v. Neubronn gelang es, mit einem geringen Teil ihrer Leute sich durchzuschlagen. Sie brachten die Nacht im Walde zu und marschierten am anderen Morgen nach Freudenstadt.
Das auf dem Kniebis zurückgebliebene 2. Bataillon des Regiments Württemberg zog sich wieder über Wolfach und Hausach zum schwäbischen Korps zurück.
Der Verlust des Regiments in dem Gefechte auf dem Roßbühl betrug nicht weniger als 7 Offiziere und 340 Mann an Getöteten, Verwundeten oder Gefangenen.
(Fortsetzung folgt.)
(Reußisches Amtsdeutsch.) „Nachdem für den bisher grundbücherlich noch nicht ein° tragenen Grundbesitz der Stadtgemeinde Gnü an Straßen, Plätzen u. s. w., einschließlich U unter Parzelle Nr. 317 des die Flur Grell begriffenen Göltzschflußbettes nebst Brückenüb / bau aufgestellt, seitens des hiesigen Gemeinde Vorstandes anerkannten Folien zur Einschreibuna in das Grund- und Hypothekenbuch für die Stadt Greiz vorbereitet sind, wird solches mit dem Bemerken hierdurch öffentlich bekannt gemacht, daß die Entwürfe beregter Folien für alle, die daran ein Interesse haben, an Unterzeichneter Gerichtsstelle zur Einsicht bereit liegen und werden hierbei zugleich alle, welche gegen den Inhalt dieser Entwürfe wegen ihnen nn den darunter begriffenen Grundstücken etwa zu- stehender dinglicher oder aus Protestationen wider Veräußerung und Verpfändung und solche Akte anschließende Dispositionsbeschränkungen herzuleitender Rechte etwas einzuwenden haben, aufgefordert, diese Einwendungen bis 22. Aum bei der Grund- und Hypothekenbehörde anzw zeigen, widrigenfalls dieselben solcher Einwendungen dergestalt verlustig gehen werden, daß denselben gegen dritte Besitzer und andere Real- berechtigte, welche als solche in das Grund- und Hypothekenbuch eingetragen werden, keinerlei Wirkung beizumessen ist.« Die „Grenzboten", welche dieses reuß - greiz - schleiz - lobcnsteinsche Deutsch an ihr „schwarzes Brett« festnageln, bemerken dazu: „Wirerlauben uns die Anfrage an das Reichsgericht: Ist der Deutsche gesetzlich verpflichtet, eine solche Schandsprache zu verstehen? oder kann er sich im Falle eines Prozesses darauf berufen, daß er diese Bekanntmachung zwar gelesen, aber nicht verstanden habe?«
Erlebnisse eines Radfahrers in Brasilien. Es ist noch nicht lange her, daß in gewissen Gegenden Deutschlands, die abseits vom Verkehr liegen, der Anblick eines Radfahrers in manchen Dörfern Schrecken und Bestürzung hervorrief oder man demselben in wenig freundlicher Absicht zu Leibe zu gehen suchte. Daß die Wilden auch hier oft „bessere Menschen« sind, erfuhr vor kurzem ein Radfahrer in Brasilien, welcher auf einer großen Reise mit seinem Rad durch eine von der Kultur kaum berührte und von Menschen wenig bewohnte Gegend kam. Dieselben fanden aber mehr Gefallen am Veloziped-Sport als gewisse deutsche Landbewohner und ließen den eiligen Wandersmann zwar auch nicht unbehelligt ziehen — aus Interesse an dem Fahrrad nötigten sie den Fremdling, abzusitzen, ließen sich die Maschine genau zeigen und versuchten auch das Radfahren selbst —, legten ihm aber sonst keine Schwierigkeiten in den Weg; sie wollten ihn vielmehr noch bereden, ihnen für wertvolle Tauschobjekte das Fahrzeug zu überlassen. Selbstverständlich nahm er das Anerbieten nicht an und konnte sich nur durch wiederholtes Ver- sprechen, ihnen solche Maschinen besorgen za wollen, aus der Verlegenheit retten. Die amerikanischen Fahrrad-Fabrikanten werden wohl den biederen Radfahrer seines Versprechens entheben und den guten Leuten mehr Bicycle- Geschäftsreisende auf den Hals schicken, als diesen lieb sein wird.
(Auf Umwegen). Herr: „Haben Sie vielleicht die patentierten „Luna" Hosenträger von Müller u. Co. aus Wien?« — Kaufmann: „Bedauere, die führen wir nicht!« — Herr: „O, das ist schade!« — Kaufmann: „Soll ich Ihnen vielleicht welche bestellen?« — Herr: Ja. W gerne! Ich bin nämlich der Reisende dieser Firma . . . hier sind meine Muster!«
(Im Seebad.) „Ah. liebe Emmi, ich muß ihnen noch gratulieren, Sie haben sich, wie ny öre, verlobt? Wie ist daß so schnell gekommen - - „Ich danke sehr, gnädige Frau! Aber y itte Sie, was soll man denn bei dem schlechten
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.