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die erforderliche Anweisung wegen thunlichster Ausdehnung der Stren- und Grasnutzung in den Domänen-, Gemeinden- und Körperschaftswaldungen gegeben hat, hat sie nunmehr den Bezirksforsteien auch wegen des Vieh eintrieb s in diese Waldungen die weiteren Anordnungen ergehen lassen. — Dem Vernehmen zufolge hat das Generalkommando des 14. Armeekorps, einer bereits im vorigen Monate vom großh. Ministerium des Innern gegebenen Anregung entsprechend. Vorsorge getroffen, daß der Fouragebedarf während der Herstübungen und zwar nicht nur auf dem Uebungslerrain, sondern auch, soweit erwünscht ist. auf den Märschen, aus den Militärmagazinen gedeckt wird.
Württemberg.
Die Gerichtsferien haben am 15. Juli ihren Anfang genommen und endigen am 15. September. Nach § 202 des Gerichtsverfassungsgesetzes werden in dieser Zeit Termine nur in „Feriensachen" abgehalten.
In Eßlingen feierte letzten Donnerstag abend die gesamte Bürgerschaft, ohne Unterschied der Parteien, die Erhebung ihres Stadtschult- heißen Dr. Mülderger zum Oberbürgermeister, durch ein Bankett in Kugels Festsaal. Sämtliche Gesangvereine wirkten mit, und es wurden zahlreiche Reden gehalten und Toaste ausgebracht.
Der Vorsitzende des Heilbronner Gemeinderats und seitheriger Stadtschultheißenamts- Berweser Gustav Kieß ist an einer Darmentzündung nach vorausgegangener Operation gestorben.
Anstand.
In Innsbruck richteten Wolkenbrüche vergangene Nacht starke Verwüstungen an. Auch das Zillerthal ist überschwemmt. Der Verkehr war daselbst unterbrochen.
Der Konflikt Frankreichs mit Siam verschärft sich allmählich. Die siamesische Regierung hat sich geweigert, noch zwei französischen Kanonenbooten die Fahrt auf dem Menamflusse, an welchem die Hauptstadt Bangkok liegt, zu gestatten, wie dies der französische Gesandte gefordert hatte. Sollte nunmehr Frankreich durch ein Geschwader Bangkok bedrohen, so wäre der von den Franzosen vom Zaum gebrochene Streit akut geworden und nachher würden bei demselben die Engländer kaum mehr die müßiger Zuschauer spielen.
Das französische Nationalfest des 14. Juli ist mit dem üblichen Aufgebot des offiziellen Apparates begangen worden. Massenhaft war der Volksandrang zur Truppenrevue; die Armee ist in Frankreich dasjenige Gebiet der Tagesintereffen, wo ausschließlich „die Waffen ruhn, des Krieges Stürme schweigen", wo sich Reaktionäre undRadikale, Gläubige und Atheisten, Patrioten und Anarchisten eintrachtsvoll zusammenfinden und für welche dem Lande kein Opfer zu schwer wird. Wenn gleichwohl der sonst bei solchen Anlässen übliche Elan diesmal nicht recht zur Entfaltung gelangen wollte, so liegt das daran, daß die Nachrichten aus Berlin über den Sieg der Regierungspolitik in Sachen der Militärvorlage einen starken Dämpfer auf die gehobene Nationalfeststimmung breiteten und sogar eine gewisse Resignation erzeugten, welche inzwischen zum vollen Durchbruch gelangt sein dürfte, nun an dem definitiven parlamentarischen Erfolge der deutschen Militärvorlage auch nicht der geringste Zweifel mehr gestattet ist.
Der 17. Juli ist der hundertjährige Todestag der mutigen, opferfreudigen Charlotte Corday. Als sie ihre große That ins Werk setzte, wußte sie wohl, daß sie ihr Vorhaben. Frankreich vor der Guillotine zu retten, selbst mit dem Tode auf der Guillotine büßen müsse. Ohne irgend einen Widerstand zu leisten, oder einen Fluchtversuch zu machen, ließ sich das tapfere Mädchen nach vollbrachter That ver- haften. Während ihrer freilich sehr kurzen Gefangenschaft und des Prozesses zeigte sich eine heldenmütige, bewundernswerte Festigkeit, und mit eben solcher Todesverachtung vernahm sie
ihr Todesurteil und betrat am 17. Juli abends 7 Uhr. um dieselbe Stunde, in der sie vor vier Tagen Marat gerichtet, mit Freude in den Mienen und edlem Anstand in der Haltung das schauerliche Blutgerüst. Als der Kopf des herrlichen Mädchens gefallen war. rief Adam Lux, der Abgeordnete der Stadt Mainz: „Seht, sie ist größer als Brutus!" Diese Worte kosteten ihrem Sprecher selbst das Leben.
„Hm. denkt Eure Braut auch so. Sch,^. mann?" ^
„Genau kann ich das nicht sagen h», Pfarr'!"
„Hm -- na ich hält' Euch eigentlich schon längst fragen wollen, wen Ihr denn eigentlich heiraten wollt. Die Sache kommt mir recht seltsam vor, Schlachmann, wer ist denn En» Braut?"
Hlnterhattendtt Heil.
Um Tod und Leben.
Eine Erzählung aus den Ausläufem des Rothhaar.
(Nachdruck verboten.)
(Schluß.)
Jostbenner schaute verteufelt schief drein; daS Lachen war ihm nicht nach der Mütze, es ärgerte, es beleidigte ihn augenscheinlich.
«Was lacht Sie. Mamsel. ich habe gefragt, ob der Herr Pfarrer daheim ist und statt rechtschaffener Antwort steht sie und lacht, ich frage noch einmal-"
„Guten Morgen. Josthenner!„ Der Pfarrer war aus dem Garten getreten und reichte dem Fragenden seine Hand.
„Guten Morgen. Herr Pfarr'," antwortete der Hirt und drehte die Mütze in den Händen, „und nichts für ungut!"
Der Geistliche nickte ihm freundlich zu und ein verweisender Blick auf das noch lachende Mädchen scheuchte diese in's Haus.
„Ihr wollt zu mir. Josthenner? War's Ernst oder Scherz, was ich da hörte. Ihr wollt heiraten?"
„Ernst ist's, Herr Pfarrer, Ernst, darum bitt' ich um einen Taufschein."
„Hm, so, hm. einen Taufschein!" Der Pfarrer wußte entschieden nicht, wie er den Fall nehmen sollte, zum Heiraten schien ihm der Kuhschweizer nicht der rechte Mann und doch, die Bestimmtheit, mit der der Heiratskandidat auftrat. Der Pfarrer ging zum Kirchenschrank und zog einen großen Folianten hervor.
„Wißt Ihr ungefähr, wann Ihr geboren seid, Josthenner?"
„Genau nicht, Herr Pfarrer, meine Mutter selig sagte immer, es wäre gewesen, wenn die Möhren gesät werden."
„Hm — ich meine das Geburtsjahr!"
„Weiß ich auch nicht genau."
„Hm — wie alt seid Ihr ungefähr?"
„Mir genau nicht bekannt, Herr Pfarr', mein Vater selig sagte immer, ich sei so alt wie die gelbe Chaise oben auf dem Schlosse, die hätte der holdselige Herr Graf gerade gekauft, als ich zur Welt gekommen und fast wäre ich darin zur Taufe gefahren." —
„Hm!" — Der Pfarrer hatte während der Unterredung im Kirchenbuche geblättert. — „Hier. Adam, Nepomuck, Isidor Schlachmann. seid Ihr das. Ihr heißt doch Schlachmann?"
„Schlachmann, Herr Pfarr', Jost, Heinrich. Philipp. Hyronimus Schlachmann, das andere da ist mein seliger Bruder, der Schweinehirt war bei dem hochseligen Herrn Grafen, mein Vater selig Andreas, Adam Philipp-"
„Hm. hier. Jost, Heinrich. Philipp. Hyronimus Schlachmann. Das seid Ihr? —"
„Das stimmt, wie die Faust auf das Auge, Herr Pfarr'!"
„Hm — Euer Vater, das stimmt, wie Ihr sagtet und Eure Mutter, eine geborene Wachtel, Anna, Kathrine Wachtel!"
„Stimmt, Herr Pfarr'!"
„Hm — dann seid Ihr geboren am 5. Nov. 1778, berechnet mal rasch, wie alt Ihr seid, Schlachmann!"
„So lang' Zeit Hab' ich nicht. Herr Pfarr', und wenn's Ihnen lang' Arbeit macht, komm' ich wieder vor."
„Nicht doch, mein Lieber, Ihr könnt den Schein gleich mitnehmen. Ihr scheint übrigens mit der Heirat so große Eile nicht zu haben."
Pressiert nicht, Herr Pfarr', Hab' ich so lange gewartet, kommt's auf ein paar Monate früher oder später auch nicht an."
Josthenner. wie er abgekürzt im Munde des Volkes hieß, wiegte den Körper hin und her und sah dann den Geistlichen mit den Augen zwinkernd an:
„Soll's unter uns bleiben, Herr Pfarr' ganz unter uns zwei beiden."
„Was denkt Ihr. Mensch, wie kann ich Euch trauen, daß es unter uns bleibt, die ganze Gemeinde muß ja — —"
„Ich meine vorerst, Herr Pfarr' —"
„Hm, so. hm. ja. hm. na, bis zum Auf. gebot meint Ihr?"
„So mein' ich, Herr Pfarr'."
„Hm, nun ja denn, das mag sein, wie heißt Eure Braut?"
„Ja — hm — ja. Herr Pfarr', am liebsten hätt' ich die Elsbeth, des Wirts Herrdorn Tochter geheiratet!"
Wenig fehlte, und der Pfarrherr wäre vor Staunen auf den Rücken gefallen. Er sah dev verwachsenen Kerl von oben bis unten an und sagte:
„Die Elsbeth, das schöne Mädchen? Das glaub' ich. Ja, hm, aber Ihr sagt doch am liebsten. Schlachmann, Ihr habt wohl noch größere Auswahl?" Das Letzte klang etwas spöttisch von den Lippen des Pfarrherrn. Josthenner schien darauf nicht zu achten. Er fuhr fort:
„Am liebsten, ja freilich. Herr Pfarr'. aber die hat mir der gräfliche Oberförster Hülster vor der Nase weggeschnappt und ja. sie paßt für ihn auch besser —."
„Wie. was. was sagt Ihr, der Oberförster Hülster, der ist ja tot!"
„Der Alte ist tot. der junge nicht!"
„Wie meint Ihr das, Schlachmann?" Der Pfarrer war aufgesprungen und stand vor dem Hirten, er schien an dessen Verstände zu zweifeln.
„Na nu. Herr Pfarr', der Förster Hülster ist der Förster Dornap, wie er sich nannte, ein Sohn von dem Alten, der auch auf dem Bilstein erschossen."
„Hm, so, hm, also daher die Achnlichkeit. die mir so auffiel, aber von wem wißt Ihr das alles, Schlachmann?"
„Vom Herrn Förster selbst. Herr Pfarr. lange wird's nicht dauern, und er wird auch seinen Taufschein verlangen."
„Also der Herr Oberförster wird die Elsbeth heiraten? Ein schönes Paar!"
„Beides wahr. Herr Pfarr'. ist mein Taufschein fertig?" ,
„Ja so. wie ist's denn nun eigentlich mit Eurer Braut?"
,O ganz gut. Herr Pfarr'!"
.Ich mein' wer sie ist, wie sie heißt?
,O, Sie kennen sie ganz gut. Herr Pstrr, die Haushälterin deS Herrn Oberförsters, rsula, sie mag nicht von dem Herrn lasten ich auch nicht, und weil mir der Herr eine schöne Belohnung gegeben, Sie tvstfem : der Sache mit dem Herrn Förster, hav einen Abschied genommen als Kuhschweizer an in den Dienst des Herrn Hülster ge- w ir halten jetzt alle zusammen."
,Hm; so, hier habt Ihr den Schein. .Danke schön, Adjes Herr Plärr .Adieu. Schlachmann! Ich wünsche Mucr : Ehe!"
.Danke!"
Inter den Klängen seiner Harmonika
ner ao. ^
tun zum Sohne meines alten Freundes I« rief der alte Pfarrherr und war 1«? Ausgehrock, „ich will ihm Gluck wünsche er Verlobung mit dem Madchen. das l Leben aerettet, und will Gott,.
Redaktion, Druck und Vertag von Ehr». Mer- in Neuenbürg.