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Neuenbürg, i7. Juli 1893.

Tobes-A«;eige.

Freunden und Bekannten geben wir hiemit die Nachricht, daß unser lieber Gatte, Vater, Sohn, Bruder, Schwager und Onkel

gestern mittag im Alter von 45 Jahren in Diet­lingen verstorben ist.

Um stille Teilnahme bitten

die traurenden Kinterölieöenen. Beerdigung in Dietlingen am Dienstag abend 6 Uhr.

^LorsLsir».

Mn auf etwa 3 Wochen verreist.

Spezialarzt für Hals-, Nasen- und Ohrenleiden.

Am-Vnki« UeiikMrg.

bereits

Diejenigen Mit­glieder, welche sich 'am Gauturnfest in Altensteig beteiligen, wollen sich, sofern es geschehen, im Lause

dieser Woche bei den Unterzeichneten

anmelden.

Schriftwart Pfister.

I. Turnwart Titelius.

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die Obigen.

tausender Pfarrer, Lehrer, Beamte rc. über seinen Holland. Tabak hat nur B. Becker in Seesen a. H. Ein 10 Pfd.-Beutel frco. 8 Mk.

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Schreib- u. Copiertinten

empfiehlt 0. Aeed.

Pforzheim. (Erklärung.) Zu Nr. 108 ds. Bl. ist einem Eingesandt von Schwann Raum gegeben, in welchem ein Kritikus das Mißgeschick des Einsturzes der Festtribüne erwähnt, dabei wird dem Agent eines Pforzheimer Blattes der Vor­wurf gemacht, daß er sich gleich am Montag beeilt hätte den Zusammensturz der Tribüne zu erwähnen, ohne selbst einen zusammen­hängenden Bericht über die Fahnenweihe zu geben rc. Ich sehe mich veranlaßt, hierauf zu erklären im Falle der betr. Einsender glaubt meine Thätigkeit anzu­greifen, er sich auf dem Holzwege befindet. Der Tribünensturz wurde durch einen sich wichtig machen wollenden Schwärmer Burschen hier gemeldet, während ich bereits selbst mich nach Neuenbürg verfügt hatte, um den Bericht über die staatliche Rind­viehprämierung aufzunehmen. Dort er­fuhr ich allerdings den Einsturz der Tri­büne, der wohl zu beklagen und bei besserer vorsichtiger Bauart der Tribüne wohl nicht vorgekommen wäre. Zur Aufnahme eines zusammenhängenden Berichtes über die Fahnenweihe hatte ich keinerlei Ver­anlassung, zumal der Verein in den Pforz­heimer Blättern weder annonciert, noch weniger eine Einladung hat ergehen lassen. So konnte ich auch keineswegs den betr. Redaktionen in Pforzheim oder andern auswärtigen von mir bedienten, zumuten, zusammenhängende Berichte auszunehmen, wie es auch im öffentlichen Interesse namentlich im weiten Leserkreise ohne Belang sein durfte. Lose Witze mag der Kritikus meinetwegen auf sich selbst an­wenden.

Der Inhaber des Pforzheimer Zeitungs-Korrespenzen-Bureaus.

Deutsches Weich.

Berlin, 14. Juli.

Dir Annahme der Militärvorlage.

Als am Donnerstag vormittag 12 Uhr der Reichslag zu der Sitzung zusammentrat, die über das Schicksal der zweiten Lesung der Militäroorlage entscheiden sollte, bewies die Atmosphäre der Spannung und Schwüle im Reichstage, daß man nachgerade allseitig des fruchtlosen Streites überdrüssig geworden sei und das Ende der Debatten herbeischne. Aber die Geduld des Hauses wurde noch aus eine längere Probe gestellt. Namens der National­liberalen interpellierte Osann die Negierung, ob sie angesichts des allgemeinen Notstandes nicht die Manöver ausfallen lassen wolle. Die etwas ausweichende Antwort der Regierung, welchethunlichste Berücksichtigung aller Miß- stände" zusagte, befriedigte nicht ganz. Die Interpellation der Sozialdemolraten bezüglich des Straßburger Polizeipräsidenten wurde aus die Tagesordnung der nächsten Sitzung gesetzt, was allseitige Befriedigung der auf die Entscheidung harrenden Reichsboten und des zahlreich ver­sammelten Publikums hervorrief. Nachdem dann noch der Antrag auf Einstellung des gegen den Abg, Herbert schwebenden Strafverfahrens an­genommen war, schritt man endlich zu dem Angelpunkt der Verhandlung, zu der Militär­borlage.

Der erste Teil der Debatte handelte von Allem und Jedem, nur nicht von der Vorlage. Graf Hompesch, der offiziöse Führer des Zen­trums, erhob Einspruch dagegen, daß das Zentrum eine demokratische Partei sei. Es sei eine religiöse Partei, die wahrhaft konservative Grundsätze verfolge! Mißtrauisch, wie er ist. wollte Graf Caprivi bevor er sein Urteil ändere, erst die weitere Entwicklung der Dinge abwarlen. Als nächster trat auf den Kampfplatz Herr Lieber, der faktische Führer des Zentrums. Gr schwelgte in der Wollust des Sprechens, und "ging sich an den elegantesten Wendungen seines nicht unbedeutenden oratorischen Talentes. Gr hatte offenbar Paragraphos wohl ein- studiert; aalglatt und gewandt entschlüpften die sitzenden Worte dem Gehege seiner Zähne, veine Rede brachte allerdings zur Militärvor- wge kein neues Wort, sie gehörte lediglich in vw Rubrik derpersönlichen Bemerkungen." Redete Herr Lieber wie immer frei und salb­ungsvoll, so bot sein Nachfolger das entgegen­

gesetzte B>ld. Der freisinnige Beckh redete in den Tönen seines verflossenen Kollegen Knörcke. Wie der Rufer im Streit sprach er mit Kehle. Händen und Füßen, gleich als ob er in Kellers Festsälcn seine Tausende andonncre. Als er den Moloch des Militarismus genug herunter- gekanzelt hatte, ergriff Herr Zimmermann im Namen der Antisemiten das Wort. Ein viel­sagendesAha!" entrang sich der Brust einiger Reichsboten, als Herr Zimmermann erklärte, seine Partei habe infolge der Erklärungen des Reichskanzlers ihre anderweitigen Bedenken zu­rückgestellt, und aus patriotischen Gründen sich entschlossen, für die Vorlage zu stimmen. Atem­lose Spannung herrschte im Hause, als zur Ab­stimmung über Z 1 geschritten wurde. Nur wenige hatten es vorgezogen, durch Abwesenheit zu glänzen, so Liebermann v. Sonnenberg und Herr Ahlwardt, dessen Enthaltsamkeit die ge­bührende Aufmerksamkeit erregte. Dagegen be- wahrhestete sich das Gerücht, Gras Herbert Bismarck wollte der Abstimmung aus dem Wege gehen, nicht. Mit energischer Stimme gab er seinJa" für die Vorlage ab. Die Abstimmung verlief genau so, wie wir sie vorausgesagt hatten. Bon den 397 Mitgliedern des Reichstages waren nur 12 abwesend. Von den abgegebenen Stimmen lauteten 198 zu Gunsten der Vorlage, 187 zu deren Ungunsten. H 1 und damit die Vorlage selbst ist also in zweiter Lesung mit der allerdings nur knappen Mehrheit von 11 Stimmen angenommen worden. Es ist jetzt kein Zweifel mehr, daß in der dritten Lesung die Abstimmung ebenfalls ein der Vorlage günstiges Er­gebnis bringen wird. Das Gefühl derErleichterung, welches die Herzen der der Sitzung Beiwohnenden durchzog, als der Präsident um 5 Uhr die denk­würdige Sitzung schloß, ein Gefühl, das sich vielfach in dem lauten Ausruf Bahn brach: Gott sei Dank, daß es vorüber!" dieses Gefühl der Erleichterung dürfte ziemlich allge­mein gefühlt werden.

Der Antrag des Abg. Prinzen Carolath, welcher die zweijährige Dienstzeit festlegen will für die Zeit der Ausrechterhattung des jetzt be­willigten Präsenzstandes und der bewilligten Formationen wurde mit 274 gegen l05 Stimmen abgelehni. Für denselben stimmten geschlossen die Nationalliberalen, die Polen, die freisinnige Vereinigung und die deutsche Reformpartei, ferner von der Reichspartei die Abgg. v. Gültlingen, Höffel und Schultz Lupitz, von der freist Volks­

partei Ancker und Pflüger (Baden), Schnaidt von der Volkspartei, von den Konservaüven Pöhlmann und Zorn v. Bulach, der Elsässer Haas und von den Wilden v. Hornstein. (Abg. Frhr. v. Gültlingen ist für den An­trag, weiß aber von der Annahme desselben nicht seine Abstimmung für die Vorlage ab­hängig. Redner hat sich seinen Wählern gegen­über für die verfassungsmäßige Fest­legung der zweijährigen Dienstzeit ausgesprochen und bedauert, daß die Regierung dem gegen­über eine ablehnende Haltung eingenommen habe; ebensogut wie die dreijährige, könnte auch die zweijährige Dienstzeit in der Verfassung ihren Platz finden, zumal es sich dabei um die Er­füllung eines sehnlichen Wunsches weiter Volks­kreise handelt.)

Berlin, 15. Juli, Samstag nachm. 5'/r Uhr. Die Militär Vorlage wird in dritter Lesung nach Annahme des Art. 1 über die Friedenspräsenzstärke durch Aufstehen und sämt­licher übrigen Artikel ohne weitere Abstimmung angenommen. Sodann wurde die ganze Vorlage in namentlicher Abstimmung mit 201 gegen 185 Stimmen angenommen.

Die Militärvorlage ist erledigt, mit 20l Stimmmen gegen 185 hat sie das Ziel passiert und ist nunmehr Gesetz. Mit einem kaiserlichen Dank sind die Reichsboten in die Heimat entlassen, einer von ihnen, Freiherr von Stumm hat noch in den Räumen des Parlaments ein äußeres Zeichen kaiserlicher Huld empfangen dürfen, Kaiser Wilhelm ist am Nachmittag des entscheidenden Tages in den Reichstag gekommen, hat im Zimmer des Reichskanzlers eine Konferenz mit seinem ersten Berater gehalten und bei dieser Gelegenheit ihn beauftragt, der Vertretung der Nation seine Befriedigung über das schließlich« Ergebnis aussprechen, und dabei einem der Wort­führer der Mehrheit, die das mühevolle Werk unter Dach brachte, jenen sichtbaren Ausdruck seiner freudigen Stimmung persönlich überreicht. Wie immer man über den schließlichen Ausgang denken mag, den Freund der stetigen Entwick­lung des Vaterlandes wird es mit Freude er­füllen, daß die wild aufgerührten Wogen des politischen Kampfes sich jetzt glätten werden und die Leidenschaft ausrasten kann von langer Tyat.

Karlsruhe, 14. Juli. Nachdem die Domänendirektion mit Generaiversügung vom 20. Mai d. I. im Hinblick auf die herrschende außerordentliche Not an Futter- und Streumitteln