sich der Verein, wohl nicht bloß einer schönen Me. sondern auch einem Herzensbedürfnis solaend, zum Festgottesdienst in die Kirche, in welcher Herr Pfarrverweser Dietrich in einer gediegenen, von Herzen kommenden u. zu Herzen gehenden Predigt auf die Bedeutung des Tages hinwies. Kaum war der Festgoltesdienst been- hjgk. so rückten auch schon von allen Seiten die auswärtigen Vereine in unser» Ort ein, empfangen vom festgebenden Verein und unter den Klängen der Ettlinger Kapelle in die Quartiere geleitet. Der Festzug, welcher programmgemäß um '/-2 Uhr beginnen sollte, ließ etwas bedenklich lange auf sich warten, was übrigens seinen Grund in dem verspäteten Eintreffen einiger Vereine hatte. Erst gegen 3 Uhr bewegte sich der Festzug, an welchem 33 auswärtige und die hiesigen Vereine teilgenommen haben, dem schön gelegenen, geräumigen und gut eingerichteten Festplatz zu. Hier angekommen, hielt Hr. Schullehrer Wieland die treffliche, von patriotischem Geist durchwehte Festrede. Nachdem er die Vereine und Festgäste im Namen des Mili­tärvereins und der Gemeinde Schwann begrüßt hatte, wies er zunächst darauf hin, wie es ge- kommen sei, daß der Mtlitärverein Schwann, entgegen dem wohlmeinenden Vorschlag der bürgerl. Kollegien, die Fahnenweihe des land­wirtschaftlichen Notstandes wegen zu verschieben, doch an der Fahnenweihe habe festhalten müssen. In schöner Art und Weise zeigte er dann des Weitern, was die Fahne sein soll: 1 ) ein Er­innerungszeichen an die großen Siege der Ver­gangenheit, 2 ) ein Mahnzeichen für treues Arbeiten und rastloses Ringen in den Wirren der Gegenwart, 3) ein Zeichen des Mutes und der Siegeszuversicht für die Kämpfe der Zukunft. In das am Schluffe seiner Rede ausgebrachte Hoch auf Kaiser und Reich wurde begeistert emgestimmt. Nachdem Frl. Bohlin ger mit einigen hübschen Versen die Fahne dem Fahnen- träger übergeben und dieser sie mit dem Gelöb­nis der Treue übernommen hatte, fand der offizielle Teil der Fahnenweihe seinen Abschluß durch Vortrag des Fahnenliedes seitens des Gesangvereins Schwann. Ein echtes Volksfest begann sich nun zu entwickeln, aber was man seit langer Zeit so sehnlich wünschte, stellte sich jetzt doch etwas zu früh ein der Regen. Von den meisten Vereinen und Festgästen wurde der Festplatz verlassen, um ein schützendes Dach zu erreichen. Da aber der Himmel bald wieder ein freundliches Gesicht zeigte, so zogen ver­schiedene Vereine zur Freude unseres Vereins und besonders des Wirts abermals zum Festplatz. Die Festfreude halte sich eben erst wieder ein­gestellt, da wurde sie plötzlich und unerwartet getrübt. Die Musik bricht plötzlich ab, denn die Tribüne ist während des Tanzens in sich zusammengestürzt und hat zum Schrecken der Zuschauer Tänzer und Tänzerinnen in sich be­graben. Glücklicherweise kamen alle mit dem Schrecken davon, da, von einigen Hautschücf- ungen abgesehen, Verletzungen eigentlich nicht vorgekommcn sind. Die allzu große Nachsicht des Militärvereins dem Ersteller der Tribüne gegenüber, hätte sich diesmal, wäre der Zu­sammensturz eine Stunde früher erfolgt, schwer an ihm rächen können. Hoffentlich haben wir dieses leidige Vorkommnis nicht als böses Omen sür unjern Verein anzusehen. möge derselbe vielmehr auch in Zukunft wachsen und gedeihen.

sAus dem Staatsanzeiger.j In der Bekanntmachung betr. die Ernennung von Be­zirksgeometern sollte es heißen: zum Bezirks­geometer wurde ernannt für die Oderamtsdezirke Calw und Neuenbürg (nicht Nagold) mit dem Wohnsitz in Calw der Oberamtsgeometer Ströhlein in Calw.

Maisenbach, 5. Juli. (Verspätet einges.) Am letzten Sonntag hat sich hier eine statt- uche Anzahl von Kameraden des Jahrgangs l 84 g/ 4 i in dem Gasthaus zum Hirsch zusammen- gejunden, um in treuer Gesinnung und alter Anhänglichleit einige gesellige Stunden zu er­leben. Die Kameraden wurden in Zainen ab- geholt und dort in der Keller'schen Wirtschaft erwartet. An der Versammlung beteiligten sich u- A. Hr. Schultheiß Volle von Schwarzenberg und dessen 2 Brüder. Ersterer hielt in herz­

lichen Worten eine Begrüßungs-Ansprache, wo­rin der Zweck der kameradschaftlichen Zusammen­kunft und die Bedeutung des schönen Tages hervorgehoben wurde. Es brachten noch Trink­sprüche aus Kamerad Jakob Burkhardt, welcher seine Worte in Reimen gefaßt hatte u. Kamerad Dittus von Maisenbach, welcher im Namen der Gemeindegenossen von Maisenbach-Zainen sprach. Auch erinnerte er an den Feldzug von 1870/71 und an diejenigen, die dabei gewesen und wie er damals vor Paris von den anwesenden Ge­brüder Volle so freudig empfangen worden sei. Zum Schluß dankte noch Hr. Schultheiß Volle allen Erschienenen und mahnte zum treuen Zu­sammenhalt, indem er eine dauernde Vereinig­ung wünschte. Nur zu schnell schwanden die gemütlichen Stunden, die ein schönes Bild von treuer Kameradschaft gaben. Der fröhliche Tag wird allen Beteiligten in angenehmster Erinner­ung bleiben.

Deutsches Aeich.

Berlin, 13. Juli. (Telephon. Nachricht.) Der Reichstag hat heute nachmittag 3'/, Uhr den K 1 der Militärvorlage betr. die Friedens­präsenz mit 198 gegen 187 Stimmen ange­nommen. (Bewegung und Beifall.)

(Wiederholt aus einem abends 6 Uhr teilweise aus- gegebenen Extrablatt.)

Die Reichspartei (Gamp u. Gen.) hat im Reichstag in Bezug auf die Handwerkerfrage folg. Antrag, welcher auch von dem Abgeordn. v. Gültlingen unterschrieben ist, eingedracht: Den Reichskanzler zu ersuchen: I. mit möglichster Beschleunigung einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen 1 . dem gesammten Handwerk eine organisierte Vertretung in Handwerker­kammern gegeben wird, denen die Beaufsichtig­ung des Lehrlingswesens, des Herbergenwesens u. s. w., sowie die Aufgabe zu übertragen wäre, die Interessen des Handwerks in technischer und wirtschaftlicher Beziehung zu vertreten, 2. die­jenigen von der Ausübung des handwerksmäßigen Betriebes ausgeschlossen werden, welche ihre Befähigung zu diesem Betriebe nicht durch eine längere Ausbildung als Lehrling und Geselle dargethan haben (Befähigungsnachweis); II. bei den Bundesregierungen dahin zu wirken, daß die die Handwerker schädigende Beschäftigung der Strafgefangenen nach Möglichkeit einge­schränkt wird.

Von verschiedenen Seiten wird als die hauptsächlichste Veranlassung der weiten Ver­breitung der Maul- und Klauchenseuche der Hausierhandel mit Schweinen bezeichnet. Landwirtschaftliche Verbände haben deshalb wiederholt ein gänzliches Verbot oder doch eine wesentliche Beschränkung dieses Hausierhandels beantragt. Andererseits wird dagegen einge­wendet, daß der Hausierhandel mit Schweinen nicht beseitigt werden könne, ohne das wirt­schaftliche Bedürfnis der kleinen Leute schwer zu schädigen; derselbe hätte auch durch ange­messene Transportbeschränkungen für die Ver- breitung des Seuchenstoffes ungefährlich ge­macht werden können. Jedenfalls gehen die Ansichten in den beteiligten Kreisen über die wirtschaftliche Bedeutung und die veterinär­polizeiliche Gefährlichkeit des Hausierhandels mit Schweinen weit auseinander, auch sind die be­züglichen Verhältnisse in den verschiedenen Landesteilen sehr mannigfache. Der preußische Minister der Landwirtschaft hat daher zunächst Er­mittelungen darüber anstellen lassen: 1 ) ob ein allgemeines und unbeschränktes Verbot des Hausierhandels mit Schweinen ohne erhebliche Schädigung wirtschaftlicher Interessen erfolgen kann, ententuell ob ein auf die Zeit der Seuchen­gefahr zu beschränkendes Verbot angemessen er­scheint; 2 ) ob durch Vorschrift über die Be­förderung von Schweinen der Gefahr der Seuchenverschleppung durch den Hausierhandel wirksam begnet werden kann und bejahenden Falls, welchen Beschränkungen der Transport zu diesem Zweck zu unterwerfen sein wird.

Mannheim, 12. Juli. Bei den heutigen Landtagswahlen in der bayerischen Pfalz wur­den in allen Bezirken nur der liberalen und der nationalliberalen Richtung Angehörige gewählt.

München. 13. Juli. Die Wahlen zur Kammer der Abgeordneten: 3 Konser­vative, 73 Klerikale, 7 Bauernbündler, 68 Liberale,

1 Volksparteiler, 5 Sozialdemokraten. 2 Man­date sind zweifelhaft; voraussichtlich werden sie den Bauernbündlern gehören.

Augsburg, 13. Juli. In vergangener Nacht schlug der Blitz in die mechanische Weberei Pfersee ein, welche gänzlich niederbrannte. Der Schaden ist sehr bedeutend.

Aus Baden, 9. Juli. Aus dem Höllen­thal wird von einem unerwarteten Aufschwung des Bergbaues durch das Auffinden reicher Erz­adern (Silber, Blei und Blende) gemeldet. Es wurden von zwei Mann an einem Tage etwa 30 Zentner zutage gefördert. Aehnliches wird von Birkenreuthe bei Kirchzartern gemeldet. Vielleicht kommen doch allmählich in Wirkung des neuen Berggesetzes die alten Erzschachte deS Schwarzwaldes wieder zu Ehren.

Köln, 6 . Juli. Eine hochherzige Schenk­ung haben die Erben des hier anfangs Januar verstorbenen Rentners Kommerzienrats Julius Marcus an den Kölner Verein für Ferien­kolonien gemacht. Es sind dies Fabrikant Julius Marcus-Köln, Senator Viktor Marcus in Bremen und Amtsrichter Alfred Marcus in Düsseldorf, welche dem Verein 100 000 schenkten, um aus den Zinsen dieser Schenkung armen und er­holungsbedürftigen Kindern der Stadt Köln den Besuch von Ferienkolonien und die Teilnahme an den vom Verein errichteten Milchstalionen zu ermöglichen.

Württemberg.

Stuttgart, 13. Juli. Die Futternot­standskommis sion hielt gestern und vor­gestern Sitzungen, in denen die Beschaffung größerer Mengen Torfstreu und Saatgut be­schlossen wurde, um der Nachfrage möglichst bald entsprechen zu können.

Stuttgart, 13. Juli. Der kgl. Zentral­stelle für Landwirtschaft gingen in der letzte» Zeit mehrfach auf Kartoffelfeldern gefundene Larven zur Untersuchung zu, da befürchtet wurde, man habe cs mit dem Koloradokäfer (Kartoffel­käfer) zu thun. Die Untersuchung ergab jedoch, daß die Larven von dem sogen. Herrgoltskäfer- chen herrühren, dem Feinde der Blattlaus. Da sich die letztere in diesem Jahre massenhaft auf dem"Kartoffelkraut einfand, hatte auch ihr Feind sich daselbst in großer Zahl niedergelassen.

Stuttgart, 10 . Juli. In der am Sams­tag den 8 . d. M. abgehaltenen außerordentlichen Gemeinderatssitzung wurde die Errichtung eines städtischen Elektrizitäts - Werks mit Stimmenmehrheit abgelehnt und der Antrag des Gemeinderats Dr. Schall angenommen. Der­selbe hat folgenden Wortlaut:Von der Er­richtung eines allgemeinen Elektrizitätswerkes ist zur Zeit abzusehen, weil ein dringendes Be­dürfnis nach einem solchen nicht vorliegt, da­gegen ein Aufschub um einige Jahre der Stadt eine Reihe wichtiger Vorteile sichern würde, ins­besondere die Möglichkeit, das Gas- und Elek­trizitätswerk in einer Hand zu vereinigen und die Fortschritte der Technik, sowie die Erfahrung anderer Städte über den Regiebetrieb abzu- wärten, bezw. zu verwerten.

In der Sitzung der bürgerlichen Kollegien vom 13. Juli teilt B.A.Obmann Schott mit, daß der Bürgerausschuß nicht einverstanden ist mit der Enlfcheidung des Gemeinderats, das städt. Elektrizitätswerk erst in späterer Zeit zu erstellen, vielmehr wünsche der Bürger­ausschuß einstimmig die sofortige Ausführung des Werkes und bittet den Gemeinderat, in Er­wägung zu ziehen, ob der Beschluß des Gemeinde­rats im Prinzip nicht wieder aufgehoben werden wolle. Die Frage, ob der Bau und Betrieb in Regie oder als Privatunternehmen geführt werden solle, läßt der Bürgerausjchuß offen. Der Bürgerausschuß sieht das Bedürfnis als vorhanden an.

Die Fünzigjährige Jubelfeier des Württ. Hauplvcreins derGustav-Adolf-Ltiftung findet am 18. und 19. Juli in Stuttgart statt. Die Festpredigt am 18. wird Stadtdekan Weit­brecht, diejenige am Mittwoch Oberkonsistorialrat