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Unterhaltender Heil.

Um Tod und Leben.

Eine Erzählung aus den Ausläufern des Rothhaar.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung 5.)

5.

Erwischt! Entwischt!

Dornaps Behausung war ein rechtes För­sterheim ; ein alles Forsthaus, etwas schief, das große Dach mit Moos bewachsen, mit grünen Fensterladen, über der Hausthür ein mächtiges vielzackiges Hirschgeweih. Drinnen enge Stuben, total verräucherte Wände, alte zum Teil wurm­sichtige Möbel Reh- und Hirschgeweihe in allen Ecken; und dazwischen hantierte geräuschvoll und mürrisch die alte Haushälterin Ursula, ein hinterlassenes Jnventarstück vom vorigen Förster her. DieEule" wurde sie von den jungen Forstgehilfen genannt, heimlich freilich, denn mit der Alten war nicht gut Kirschen esfen. Ihrem Herrn aber war die Ursula eine treue Dienerin, allzeit bereit, ihm die Wünsche von den Augen abzulesen. Heute ging sie unruhig aus der Stube in die Küche, von dort wieder zurück, ihr Herr blieb lange aus. Doch schlug da nicht Tyras an? Gewiß! Rasch stand der Tisch mit dem Abendbrot vollständig gedeckt und als der Förster die Büchse kaum an den Nagel gehängt, dampfte der Kaffee schon in der großen. bunt bemalten Tasse. Der Förster warf sich in das alterschwache Sopha, das in seinen Fugen bedenklich knackte, dann sprach er freundlich:

Ihr habt heut' lange warten müssen. Ursula, 's ging nicht anders; es thut mir nun leid, daß Ihr mit dem Abendbrot solche Um­stände hattet, so lange gewartet und doch alles so proper, der Kaffe so hübsch-

Ein glückliches Lächeln huschte bei den an­erkennenden Worten über die Züge der Alten. Bald war das Mahl beendet. Aus der kurzen Pfeife lange Rauchwolken ziehend, in die Sopha- ecke zurückgelehnt und den leicht sich ringelnden Rauchwolken nachschauend, umgaukelten den ernsten Mann eigene Bilder. Der schaffende Geist da vor ihm nahm ganz andere Formen an, das alte, runzlige Gesicht ward jung und frisch, die Gestalt schlank und hoch, der Gang elastisch, durch den dicken Tabaksqualm leuchteten schalkhaft blitzend ein paar blaue Augen, durch das ganze alte Gebäude ging ein erfrischender, verjüngender Hauch, ein Leben, wie es ausgeht von einer jungen regsamen Hausfrau: Elsbeth!" der Träumer fuhr auf. halte er gerufen.

Die alte Ursula stand vor ihm. vom abge- räumten Tische hatte sie eben das Kaffeebrett gehoben, um es hinauszutragen; sie blieb für einen Augenblick wie starr stehen und sah dem erregten Manne in das gerötete Antlitz, dann schritt sie still hinaus.

Elsbeth?" sprach sie in der Küche für sich,Elsbeth?" Aha! Ja, Du heißest nicht Elsbeth, Du heißest Ursula, merkst Du was Alte? Ich glaube. Deine Tage hier im Forst­hause sind gezählt, doch wie? Wird nicht die junge Elsbeth die alte Ursula noch gut brauchen können? Und der Herr ist so gut!"

Tage sind vergangen. Der Josthenner sitzt auf dem Baumstumpf, auf dem jüngst der Förster gesessen. Aus einer neuen Pfeife mit weißem Kopf und sehr langem Haarschwunge raucht er wirklichen guten Tabak. Der Förster hat sein Versprechen gehalten. Ja, der Förster! Der hatte bei dem Josthenner ein Stein im Brett und der vergnügte Raucher war eben dabei, zu überlegen, ob er nicht so manches aus der Tiefe des Volkes, das ihm bekannt war, seinem Gönner anvertrauen solle. Es passierte so manches hier im dunklen Tann und drüben nach der Grenze hin. Ha, der Josthenner war ein ludermäßig dummer Kerl, was mochte der wissen? Ein Endchen Kautabak, ein Päckchen vom schlechtesten Knaster das alles hatte ihn noch niemals unempfindlich gesehen, wenn man dachte, der Josthenner wisse einmal mehr, als

man von gewissen Seiten wünschte, und das man verschwiegen haben wollte. Na, so dumm war der Josthenner eben doch nicht, er hielt's mit dem Grafen, dessen Brot er, er hielt's mit den Wilderern, die ihm ab und zu höhere Genüsse verschafften, je nach dem! Wie sollte er auch anders?

Hinter ihm knackt's in den Büschen und die ruhende Leitkuh hebt den breiten Kopf. Josthenner schaut sich nicht um. Wer mit ihm zu thun haben will, mag zu ihm kommen. Und da steht er neben ihm, ein Mann mit einer Kötze voll Holzwaren. Die Kötze ist rasch zur Erde gestellt und der Mann liegt bald lang hingestreckt neben dem Hirte im Grase. Jetzt dreht derselbe sich um und einAh" der Ver­wunderung drängt sich über die Lippen des Angekommenen.

Ah, ist das eine schöne Pfeife, Josthenner!"

Der Angeredete nahm den Gegenstand des Lobes aus seinem Munde und betrachtete ihn mit zärtlichen Blicken.

Hast Du viel Geld gefunden, Josthenner, daß Du Dir solche Ausgaben erlaubst?"

Hm! Geld finden, hier im Walde, Ves- roth? Hast Du schon welches gefunden? Aha! Geld hier im Walde!"

Ja, wo hast Du denn das Ding her?"

Was gehl's Dich an?"

O gar nichts, aber ich möchte mir von dem, der Dir das Ding da geschenkt hat, auch eins schenken lassen!"

Hu, wenn der Förster Dich kennte, Du bekämst gewiß etwas anderes zu rauchen, als aus einer neuen Pfeife seinen Tabak!"

Vom Förster, sagst Du, vom Förster hast Du die Pfeife bekommen?" rief der Wilderer erregt. Josthenner nickte.

Von welchem Förster? Vom neuen, dem Oberförster?"

Nun ja doch, von dem neuen Ober­forstrat

Du Tölpel, Oberforstrat Hot sich etwas doch wie kommt der feine Herr dazu. Dir Dallart ein so schönes Geschenk zu machen?"

Na, ich Hab' dem Herrn auch einen Ge­fallen gethan!" lächelte der Hirt verschmitzt.

Du?" DasDu" klang lang gezogen, als ob dem Fragenden der rechte Glaube fehlte. Du magst was rechtes gegeben haben!"

Hm, ich eigentlich nicht, aber Du!"

Vesroth reckte sich in die Höhe und auf den Ellenbogen gestützt, sah er den Sprechenden neugierig an. Dann zog er die Kötze näher heran, entnahm derselben eine langhalsige Flasche, aus der er einen gewaltigen Zug that. Er kannte seine Kunden wohl. Offenbar war Jost- henner noch nicht gesonnen, sein Geheimnis zum Besten zu geben. Und da mußte ihm die Zunge gelöst werden. Vesroth verstand das. Welch verlangende Blicke warf sein Gegenüber auf dem Baumstumpfe auf die Flasche mit der funkelnden Flüssigkeit. Den Pfropfen lose aufsetzend, sagte Vesroth mit der Zunge schnalzend :

Wie gesagt, es muß was rechtes gewesen sein, das Du dem Förster

Wenn Du mir einen Schluck

Gewiß!" Vesroth lockerte den Kork wieder und reichte die Flasche ein Stückchen hinüber.

Hm!" sagte Josthenner lachend,ich gab dem Förster dafür das alte Pseisenrohr, das Du mir vor Jahren schenktest"

Der Wilderer hatte mit einem Rucke die Flasche zurückgezogen, und des Hirten Hand griff in die leere Luft.

Was wollte der Mensch mit dem elenden Besteck?«

Er hatte einen alten Kopf gefunden, der paßte dazu!"

Mit rollenden Augen stand Vesroth neben dem Sprecher. Josthenner wollte erschreckt auf­springen, eine eiserne Faust hielt er ihn auf seinem Sitze zurück.Und hast Du auch gesagt. Du Unglücksrabe, von wem Du das Rohr hattest?"

Ja-ich-ich-"

Die Hände des Wilderers krallten sich krampfhaft um den Hals des Hirten. Josthenner

wollte rufen, der Ton erstarb in Unverstand lichem Gurgeln. "

(Fortsetzung folgt.)

Me unrd das Wetter im Juni und August sein ? DieTägliche Rundschau« veröffentlicht auf Anregung aus dem Leserkreis die schon einmal von ihr mitgeteilte Wetter Prognose des Herrn Dr. I. Seros für M»' da sie bis jetzt im Wesentlichen Stich ^1,-» hat. Für Juni. Juli. August lautet die Wetter- vorhersagung wie folgt: Juni sehr heiß mit heftigen, schweren Gewittern. Juli: Dieser Monat ist besonders beachtenswert, da er sehr viele kalte Tage und Landregen bringen wird er scheint der schlechteste aller Juli der ver­gangenen und folgenden Jahre zu werden August: Mittelwarm. '

Ein Inserat von 1 640. Damalssah es doch ganz anders in Handel und Gewerbe aus! Man höre: Isaak Mackerl in Nürnberg zeigte im Jahre 1640 sein Geschäft folgender­maßen an:Isaak Mackerl. Barbier, Perücken­macher, Schulmeister. Hufschmied und Geburts­helfer, rasiert und schneidet die Haare vor zwei Krützer und Puttet und Pomade obendrein. Macht und flickt Schuh und Stiefel, läßt Ader und setzt Schrobkob ganz gern; lernt in die Häuser Kondition und andern Tanz, verkauft Parfirmiry aller Art, Papier, Stiefelwichs, ge. salzene Hering, Honigtung. Pürschen, Mause­fallen und andere Konveks, herzstärkende Wurzel, Kartoffeln. Bratwürst und andere Gemäß. Isaak Mackerl!" Welche Vielseitigkeit!

(Gemütlich.) In einem Wagen der Pots­damer Bahn saß ein Herr, der wiederholt ein Gespräch mit seinem Gegenüber anzuknüpfen suchte. Als mehrere Versuche mißlungen waren, sagte er endlich:Verzeihung, wenn ich neu­gierig erscheine, aber mir ist ganz so, als hatten wir uns schon einmal irgendwo gesehen." - Der Angeredete wurde mit einem Male auf­merksam.Das wäre möglich", sagte er.viel­leicht vergangenen Winter."Nun ja", fuhr der Anfrager fort,mir ist ganz so."Jo, das kann sein," erwiderte Jener gelassen und schickte sich eben an, ein Schläfchen zu thun, vorigen Winter saß ich im Zuchlhause!"

(Oekonomisch.) Herr Sparfeld (an der lable ä'doto zu seiner Gattin):Aber Frieda, so schwatze doch nicht fortwährend! Wir müssen drei Mark für das Couvert bezahlen, und wenn du so fortplauderst, wirst du nicht Zeit haben, auch nur für eine Mark zu essen!"

Das beste Mittel, um eine zarte, reine Gesichlshaul zu erhallen, ist der Gebrauch von lauem Regenwasser, und zum Abtrocknen ein raues Handtuch. Durch dieses einfache Schön­heitsmittel bewahrt man sich bis ins hohe Aller ein frisches Aussehen.

Der heutigen Nummer liegt eine Gebrauchsanweis­ung der Jul. Schrader'sche« Mostsubstanze» i« Cxtraltform (v. I. Schräder, Feuerbach) bei und wird dieses vorzügliche Präparat bei jetziger Verbrauchszeit bestens empfohlen. » Da die Giihr« ung ca. 4 Wochen beansprucht, ist es jetzt schon Zen sich seinen Erntetrunl anznsetze«. » Nieder­lage in Neuenbürg bei G. Palm, in LiebenzeU ber Gust. Beil. ^

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