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Arnbach.

Freunden und Bekannten widmen wir die schmerzliche Nachricht, daß unser lieber Gatte, Vater und Schwager

Graveur

nach längerem Leiden. 45 Jahre alt, sanft in dem Herrn verschieden ist.

Um stille Teilnahme bittet

die trauernde Witwe

Katharine Laxgang geb. Kappler

mit ihren 5 Kindern.

Die Beerdigung findet am Sonntag nachmittag 2 Uhr statt.

Neuenbürg.

Haus-Uerkauf.

Aus dem Nachlaß des verstorbenen Joh. Mayer, Uhrmacher in Neuenbürg wird dessen Anteil an dem Hause, Marktplatz Nr. I0l, hx. stehend aus dem mittleren Stock von zwei großen Zimmern mit großer Küche und Speisekammer: Mansardenwohnung nebst dem ganzen oberen Speicherraum. Keller und Hofraum, sowie Schweincstall mit darüber be­findlichen Holzschuppen, unter günstigen Bedingungen, dem Verkaufe aus­gesetzt. Die Wohnung eignet sich, in Folge der günstigen Lage w jedem Geschäftsbetriebe.

Nähere Auskunft, sowie Verkaufs-Abschluß durch

A. Schweinfurth,

Bijouleriesabrikant, Pforzheim, Holzgartenstraße 20.

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Se. Maj. der König hat dem Badmeister und Masseur Held in Wildbad die erbetene Erlaubnis zur Annahme und Anlegung der dem­selben von dem Fürsten von Schwarzburg- Sondershausen verliehenen Fürstlich Schwarz- burgischen Silbernen Verdienstmedaille erteilt.

Wildbad. Der kath. Stadtpfarrer Dr. Braig hat einen Ruf nach Münster erhalten auf den Lehrstuhl für Dogmatik und Apologetik. Er ist Verfasser mehrerer philosophischer und dogmatischer Schriften.

** Bon den Waldorten. Wie groß auch hier oben die Trockenheit ist, beweist der Umstand, daß Heuer mit der Heuernte gegenüber sonst um einige Wochen bälder begonnen wer­den mußte, weil das wenige gcwachicne Gras aus Mangel an Feuchtigkeit unter den glühen­den Sonnenstrahlen sichtlich wieder zu schwinden anficng. Die Luft spendete nicht einmal mehr den sonst so wohllhätigcn Tau. Die meisten Ortschaften in unserer Gegend sind nunmehr mit der Heuernte fertig; das Ergebnis ist aber ein so geringes, wie man es seit mehr denn 50 Jahren nicht mehr erlebt hat, es wird kaum von dem dritten Teil einer Durchschnittsfutterernte die Rede sein können. Außerdem hat auch der Haber schon stark gelitten und wird die Aussicht wenigstens auf einen reichen Ertrag an Futter- Stroh immer geringer. Daß unter solchen Ver­hältnissen schwere Sorgen auf Jedermann lasten, ist begreiflich. An eine Erhaltung des ganzen Viehstandes ist nicht mehr zu denken. Wer nicht schon sehr frühzeitig seine überzähligen Stücke verkauft hat, muß sie jetzt beinahe herschenken, ein ganz enormer Verlust an einem so wichtigen Teile unseres Besitzstandes. Vielfach sucht man den Verlust auch bei uns jetzt dadurch zu mildern, daß man das Vieh schlachtet, wobei dann die Ortsangehörigen zusammenstehen und das Fleisch zu einem Preis abnehmcn, bei welchem immer­hin noch viel mehr hcrauskommt, als bei dem Verkauf an die Händler. Wie viel man bei uns auf schönes Vieh hält, das hat sich vor 2 Jahren bei dem landwirtschaftl. Fest gezeigt, wie weh mag es darum aber auch jetzt so manchem Bäuerlein ums Herz sein! Doch wir wollen noch nicht ganz verzagen. Was könnte uns Hilfe bringen? Leider bietet der Wald trotz der von der Forstbehörde gewährten Erleichter­ung bei der Gewinnung von Waldgras u. s. w. viel zu wenig Futtermittel. Vielfach dürfte es dagegen zur Beruhigung gereichen, daß, wie man bestimmt erfährt, die Forstbehörde weil gehende Abgaben von Streu aus Sraatswald ungen vorbereitet. Mehr als alles andere könnte uns aber die billige Verschaffung von ameri­kanischem Heu und anderen Futtermitteln helfen, wenn zugleich den Bedürftigeren unter möglichst leichten Bedingungen Kredit aus öffentlichen.. Kassen gewährt würde.

Calw, 21. Juni. Unser Landtagsabgeördn. Haffner berichtet bezüglich des landwirtschaftlichen Noistandes wie folgt: Am 20. ds. ist eine An­zahl Abgeordneter und erfahrener Land- wirte in Stuttgart zujammengetrelen, um darüber zu beraten, welche Maßregeln ergriffen werden können, um den großen Notstand zu lindern, welcher infolge der Futternot über die landbautreibende Bevölkerung hereingebrochen ist. Ueberall im Lande sieht es höchst bedenklich

aus, aber geradezu Schrecken erregend sind die Schilderungen, welche Angehörige der im Norden Württembergs gelegenen Bezirke (Crailsheim. Mergentheim u. s w.)> wo es seit 3 Monaten nahezu gar nicht geregnet hat. von dem dort herrschenden Notstand entwarfen. Der Bieh- stand Württembergs repräsentiert einen Wert von 250300 Millionen, wenn in Folge der Futternot nur ein Drittel desselben vernichtet werde, so entstehe ein Verlust von 80100 Millionen, abgesehen von dem entgehenden Nutzungswert. Man einigte sich darüber, daß von Seiten der Regierung schleunigst Futter­mittel aller Art anzukaufen seien, wozu jetzt schon viele Angebote vorliegen. Gutes, dem württembergischen gleichkommendes, amerikanisches Heu ist in großen Quantitäten zum Preis vom 5 -/kL 40 L Pro Zentner angeboten, ebenso Kraitfuttermittel, hauptsächlich Mais per Zentner zu 6 -46 40 Oelkuchen u. dergl. Es wurde dargelegt, daß I Stück Rindvieh neben einigem Raufutter mit 2 Pfund Mais per Tag erhalten werden könne, was für 300 Tage eine» Auf­wand von etwa 42 veranlasse. Es soll rascher Ankauf und Verteilung dieser Futter­mittel durch ein Zentralkomite veranlaßt und die Regierung, welche auch bereitwilligst die Hand hiezu bietet, darum angegangen werden, die nötigen Geldmittel an die Gemeinde abzu- gebcn, welche dieselben in den Stand setzen, an unbemittelte Einwohner Anlehen auf längere Zeit, an Bedürftige unverzinslich abzugeben. Durch besondere Kommissionen soll der verfüg­bare Streubestand in Staats- und Gemeinde­waldungen ermittelt und dessen billige Abgabe an die Viehbesitzer unter Vermeidung der da und dort vorgekommenen Engherzigkeit und Rücksichtslosigkeit eingeleitet werden. Sodann sollen Sämereien angeschafft und durch die landwirtschaftl. Vereine vermittelt werden, wo­durch Heuer noch und im Frühjahr schnell wachsende Futterkräuter erzielt werden können. Durch all' diese Hilfsmittel glaubt man weiterer Verminderung des Viehstandes und den ver­derblichen Folgen derselben Vorbeugen zu können Die Landwirte sollen ermahnt werden, mit allen Mitteln darauf hinzuwirken, ihren Vieh­bestand so gut als möglich zu erhalten. Ueber alldem aber wissen wir: Der alte Gott lebt noch, er hat unsere verdorrenden Fluren wieder mit fruchtbarem Regen erfrischt, darum Mut!

Der landwirtschaftl. Bezirksverein Nagold macht bekannt, daß durch den Verein 3 Waggons jähriges ausgezeichnetes österreichisches Gebirgs- heu, per Zentner 6 -46 und 1 Waggon ungar­isches Heu, per Zentner 5 -46 60 bestellt sind. Ebenso sind 3 Waggons Mais angekaust, per Sack (100 Kilo) 13'/i -46

88 Pforzheim, 22. Juni. Heute früh wurde der Goldarbeiter Aug. Karl Lutz, Kassier des hiesigen Sanitälsvereins in seiner Wohnung verhaftet. Die Leitung des Vereins besteht meist aus Sozialdemokraten. Es sind nur 6 -,16 vorhanden, aber über 6000 -46 Schulden. Aerzte und Apotheken haben bedeutende Summen zu fordern. Die Bücher sind vernichtet, wahr­scheinlich verbrannt. Die Untersuchung ist ein­geleitet und dürfte interessant werden. Der Verein zählt über 500 Mitglieder und hatte am Sonntag Generalversammeung. welche einen sehr stürmischen Verlauf nahm. Dabei wurde von Seiten der sozialdemokratischen Mitglieder, an

> deren Spitze der bekannte Sozialistensührcr Schuhmacher Dittus steht, der Antrag gestellt, den Verein auszulösen und dem Kassier seine Kaution zurückzuzahlen; dieser Antrag ging je- doch nicht durch. Andern Tags machte dagegen ein anderes Mitglied Anzeige bei der Staats­anwaltschaft.

Deutsches Weich.

Berlin, 22. Juni. DerReichsanz.« veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung, wo­nach der Reichstag auf den 4. Juli einbe­rufen wird.

Berlin, 21. Juni. DieNordd. Allg. Ztg." erfährt, der Arbeitsminister habe zur Linderung des befürchteten Stroh- u. Futter­mangels vorübergehend bedeutend die Tarife der preußischen und reichsländischen Eisenbahnen für Torfstreu und Futtermittel ermäßigt. Die Ausnahmefrachten für Torfstreu gelten bis zum 1. September 1894, für die Futtermittel bis auf weiteres.

Frankfurt a. M., 21 Juni. In der gestrigen nationalliberalen Wählerversammlung erklärte der bekannte Katholikenführcr Dr. v. Steinle, seiner Zeit Führer und Sprecher der katholischen Rompilger, er habe durch zwanzig Jahre her als Führer der Zentrumspartei ge­golten. Jetzt aber solle man nicht länger mit seinem Namen hausieren, denn in dem jetzigen Kampfe bei den roten Unterströmungen in allen Parteien, auch im Zentrum, und bei dem Kriege gegen die Sozialdemokratie könne ein guter Katholik nicht anders als für die Regierung stimmen. Für die Sozialdemokraten stimmen wäre ein Verbrechen an der Religion und der Monarchie, den einzigen Rettungsmitteln.

Karlsruhe, 21. Juni. Die Deutschfrei­sinnigen, bezw. Demokraten, hatten aus Baden im aufgelösten Reichstag für den 10. Wahlkreis Karlsruhe-Bruchsal Herrn Markus Pflüger, der jetzt wieder kandidiert, und im 9. Wahlkreis Pforzheim-Durlachden Buchdruckereibesitzer Dillinger, der nicht mehr als Bewerber auftritt. Im letztgenannten Wahlkreis kam diesmal der freisinnige Bewerber Professor Heimburger gar nicht in die Stichwahl, sondern statt seiner der Sozialist Dr. Rüdt gegen den Nationalliberalen Frank, dessen Durchdringen in der Stichwahl man erwartet. Das ist sicher, daß eine große Anzahl Demokraten und Freisinnige in und um Pforzheim sich nicht ohne weiteres zwangsweise auf Dr. Rüdt hindirigieren läßt.

In Mannheim, Stuttgart und Frank­furt a. M. fordert die demokratische Partei offen ihre Anhänger auf, in der Stichwahl für den Sozialisten gegen den Nationaüiberalen za stimmen. In Fortsetzung der verzweifelten Taktik weigert sich auch in Wiesbaden die frei­sinnige Bolkspartei, für den Kandidaten der freisinnigen Vereinigung Köpp gegen den Sozialisten Flcischmann einzutretcn, so daß bei der Wahlenthaltung der Ultramontanen die Wahl des letzteren nicht unwahrscheinlich ist. In Frankfurt a. M. haben die Richlerianer^den Parteigenossen die Stellungnahme zur L>iich' wähl überlassen, während dieselben in Mamz ihren Anhängern das Eintreten für den Sozialisten gegen den Nanonalltberalen empfehlen. Gegen­über einem solchen Zerrbild des Parteifanalismu

verdient es hervorgehoben zu werden, daß eine der Mitglieder der freisinnigen Volkspartei, Dr.