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Übersicht der württemb. Wahlergebnisse.
I. Wahlkreis. Stichwahl zwischen Siegle (D.) und Klotz (S).
12. Wahlkreis.
13. Wahlkreis.
14. Wahlkreis.
15. Wahlkreis.
16. Wahlkreis.
17. Wahlreis.
Die Volkspartei giebt den
2 Wahlkreis. Stichwahl zwischen Kallenberg (D.) und Schnaidt (V). Ausschlag geben
die Sozialdemokraten.
3 Wahlkreis. Stichwahl zwischen Mayer ,D.) und Haag (V.). Ausschlag geben Zentrum Md Sozialdemokraten.
4 Wahlkreis. Kercher (V.) zirka 1800 Stimmen mehr als Schrempf (K.). Stichwahl. AuSieblaq geben die Sozialdemokraten.
5 . Wahlkreis. Ehni (V.) ca. 4000 Stimmen mehr als Weiß (D.). Stichwahl, wobei die Sozialdemokraten den Ausschlag geben.
g. Wahlkreis. Payer (V.) gewählt.
7. Wahlkreis, v. Gültlingcn (D.) gewählt.
8. Wahlkreis. Stichwahl zwischen Cgelhaaf (D.) und Galler (V.). Ausschlag geben Zentrum und Sozialdemokraten.
9. Wahlkreis. C. Haußmann (V.) gewählt.
10 . Wahlkreis. Stichwahl zwischen Schmid (A.) und Speiser (V.). Sozialdemokraten und Zentrum geben den Ausschlag.
11. Wahlkreis. Hartmann (V.) gewählt. Pflüger (V.) gewählt. Wengert (Z.) gewählt. Bantleon (D.) gewählt. Gröber (Z.) gewählt. Braun (Z.) gewählt.
Rembold (Z) gewählt. Danach sind definitiv gewählt: I. Nationale Kandidaten: 7. Wahlkreis: Freiherr v. Gült- lingcn. 14. Wahlkreis (Ulm): Oekonomierat Bantleon. H. Gegner der Militärvorlage: K. Wahlkreis: Rechtsanwalt Payer. 9. Wahlkreis: Rechtsanwalt C. Haußmann. I I. Wahlkreis: Hartmann. 12. Wahlkreis: Pflüger. 13. Wahlkreis: Pfarrer Wengerl. 15. Wahlkreis: Landrichter Gröber. 16. Wahlkreis: Privatier Braun. 17. Wahlkreis: St.-A. Rembold.
Es haben 7 Stichwahlen statlzufinden im I., 2., 3., 4., 5., 8., 9. Wahlkreis. Daran sind beteiligt fünf Kandidaten der deutschen Partei und ein ihr nahestehender Landwirt, ein Konservativer, sechS von der Volkspartei und ein Sozialdemokrat.
Das Resultat der Wahl in Stuttgart brachte in mehrfacher Hinsicht Ueberraschungen. Zunächst lief den Erwartungen zuwider der geringe Zuwachs der sozialdemokratischen Stimmen. Diese waren von der Reichstagswahl im Jahre 1887 bis zu der im Februar 1890 um mehr als das Doppelte — von 4480 Stimmen auf 10444 — gestiegen; von der letztgenannten Wahl bis zur gestrigen beträgt der Zuwachs nur wenige Hunderte, nämlich 209 Stimmen. Fast noch ausfallender ist. wenn man die Stimmungs- berichle vor den Wahlen in Vergleich zieht, der geringe Erfolg der Bolkspartei. Während im Jahre 1890 Karl Lotter 4661 Stimmen auf sich vereinigte, errang deren im gestrigen Wahlgang Friedrich Haußmann 4263. Der Kandidat des Zentrums, Landrichter Gröber, hat es auf nur 782 Stimmen gebracht.
Deutsches Keich.
Die Reichstagswahlen. Ein sonnig heißer Tag — das war die äußere Signatur der Wahlschlacht. die heute ausgesuchten wurde. An sich ernster Erinnerung geweiht — vor 5 Jahren schloß Kaiser Friedrichs Leben ab — soll nun der 15. Juni wieder bedeutsam für die Geschicke des Vaterlandes werden. Mit Spannung, aber wohl auch mit einer gewissen freudigen Sehnsucht sah man dem heutigen Tage schon deshalb entgegen, weil er den Mühen der Wühlarbeit und den leidenschaftlichen Erregungen, die nun einmal unvermeidlich sind, ein vorläufiges Ziel M. Bei der ungeheuren Menge von Kandidaten, bei den mannigfachen neuen politischen Mömlingen, die in jüngster Zeit aufgetaucht Md, ist das Ergebnis der Wahlen noch in Dunkel gehüllt. Ein sehr großer Teil der Volksvertreter wird erst den Stichwahlen sein Mandat ver- aailken. Im Jahre 1887 waren nur 62 Slich- ahlen im Jahre 1890 schon 151; diesmal haben ""e größere Steigerung zu verzeichnen. Wie sahre 1890 so ist auch bei dieser Wahl das
starke Anwachsen der Sozialdemokratie ein charakterisches Merkmal. Wenn auch dieses Wachstum sich zur Zeit noch nicht in einer bestimmten Ziffer ausdrücken läßt, so lassen die schon bekannten Ergebnisse doch darauf schließen, daß es ein bedeutendes ist. Das hauptsächlichste der Fragezeichen, die gemacht werden, steht wohl hinter dem Satze: Gehl die Militärvorlage durch oder nicht? Im aufgelösten Reichstage saßen 68 Konservative, 18 Freikonservative. 42 Nationalliberale. 17 Polen, 6 Antisemiten, 111 Ultramontane. 67 Deutsch-Freisinnige, 10 süddeutsche Demokraten. 36 Sozialdemokraten. Von den Wilden, soweit wir sie nicht den nahestehenden Parteien zugerechnet haben, waren 4 liberale von der Richtung der jetzigen freisinnigen Vereinigung, Fürst Bismarck, 2 Demokraten, 10 Elsaß-Lothringer, 4 Welsen und 1 Däne. Bei der Abstimmung am 6. Mai, bei welcher von 393 Abgeordneten 373 anwesend waren (einer enthielt sich), wurde die Militärvorlagc mit 210 gegen 162 Stimmen abgelehnt, also mit einer Mehrheit von 48 Stimmen. Für die Vorlage stimmten die Konservativen, Freikonser- vativen, Polen und Nationalliberalen geschlossen, ferner einige Wilde. 12 Mitglieder des Zentrums und 6 Freisinnige. Damit diese Minderheit zu einer Mehrheit werde, müßte sie um genau 25 Stimmen anwachsen. Hinter die Frage ob dies geschieht, kann man fürs erste nichts setzen als ein recht großes?
Berlin. 15. Juni. Bis in die Mittagsstunde hatten in den einzelnen Wahllokalen kaum 25 Prozent der Wahlberechtigten Stimmzettel abgegeben. Erst in den späteren Nachmitlags- stunden wurde die Beteiligung lebhafter. Reichskanzler Graf v. Laprivi gab feinen Stimmzettel im Wahllokale des „Kaiserhofes" ab. Ebenso auch der Jrstizminister v. Schelling und der sächsische Gesandte. Die Gesamtzahl der Berliner Wähler beträgt 373 930.
Berlin. 16. Juni. Bis 7'/r Uhr sind 276 Wahlresultate bekannt: davon 32 Konservative. 13 Nationalliberale. 5 Reichspartei, 2 Freisinnige Vereinigung. 46 Zentrum, 1 Wilder. 5 Freisinnige und Volkspartei, 19 Sozialisten, 3 Antisemiten, 8 Polen, 6 Elsäßer, I Däne. 135 Stichwahlen. Daran beteiligt sind 63 Nationalliberale. 71 Sozialisten, 12 Freisinnige Vereinigung, 24 Freisinnige und Bolkspartei, 5 Polen. 4 Bund der Landwirte 25 Zentrum, 3 Welfen, 1 Elsäßer, 12 Antisemiten, 8 Bolkspartei. 41 Konservative.
Die Richter'sche freist Volkspartei hat in 23 Wahlkreisen ihre Sitze eingebüßt. Mit dem sreis. Abgeordneten Wöllmer kommt Graf Herbert Bismarck in Stichwahl.
Ettlingen, 15. Juni. Einen ungefähren Begriff von dem großen Futtermangel in diesem Jahre kann man sich machen, wenn man erfährt, daß bei der kürzlich vorgenommenen Heugrasversteigerung 4544 Mark gelöst wurden, während das Erträgnis der gleichen Fläche im Jahre vorher nur 1923 Mark war.
Württemberg.
Dem Stadtschultheißen Dr. Mülberger in Eßlingen ist der Titel eines Oberbürgermeisters verliehen worden.
Zum Besuch des Stuttgarter Liederkranzes wird der Kölner Sängerkreis vom 19. auf 20. August und der Straßburger Männergesangverein vom 7. auf 9. September nach Stuttgart kommen.
Reutlingen, 16. Juni. Heute Nacht wurde hier das Polizeigebäude angegriffen. Fenster wurden zertrümmert. Die Polizei mußte die blanke Waffe ziehen. Die Aufregung ist ungeheuer.
Ausland.
Paris, 15. Juni. Die bekannte Juliette Adam beschwört in einem vom „Journal" veröffentlichten Artikel der Elsaß-Lothringer, Gegner der Militärvorlage zu wählen, und schließt: „Ich bete zu Gott, welcher Frankreich befchützt, und welcher der Gott Elsaß-Lothringens ist, er möge in die Seelen unserer Landsleute die Ueberzeugung einpflanzen, daß es genüge, wenn man christlich und antideutsch ist. Das Blatt „Le Jour" bespricht in einem Leitartikel „Der
Koloß mit den thönernen Füßen" die heutigen Reichstagswahlen und erklärt, wenn die Anhänger der Militärvorlage täglich wiederholen, Frankreich sei der Erbfeind, die Franzosen wollten nicht vergessen, so sei dies richtig. Gewiß wollen die Franzosen nicht vergessen, und werden nicht vergessen, aber sie vermögen zu warten, bis das giftige Tier an seinem eigenen Gifte verendet; sie verfolgen aufmerksam die latente Zersetzung dieses Kaiserreichs des Zufalls, dieser zusammengestückelten Macht. „Frankreich sieht dem Kolosse mit thönernen Füßen furchtlos ins Gesicht; es braucht die Stunde nicht zu beschleunigen, die Stunde wird kommen, sie naht bereits."
Mailand, 15 Juni. Dem „Sole" zufolge liegen aus Deutschland im Hinblick auf die voraussichtlich glänzende Weinernte Italiens schon große Bestellungen auf Ver- schnillweine, Most und Slampftrauben vor. Die Mittelmeerbahn läßt zu diesem Zwecke weitere 15 Kesselwagen Herstellen.
Unterhaltender Heil.
Um Tod und Leben.
Eine Erzählung aus den Ausläufern des Rothhaar.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung 3.)
3.
Verbündet!
Hart am Rande des Waldes lag das Häuschen des Wildhüters. Der Alte war Witwer. Seine Frau war seit Jahren tot, seine beiden Töchter in einem Dorfe der Nachbarschaft verheiratet. Schon oft Hattetz die Kinder den Vater gebeten, den anstrengenden und gefahrvollen Dienst aufzugeben und sich bei ihnen zur verdienten Ruhe zu setzen. Vergebens. „Im Walde will ich leben, im Walde will ich auch sterben, zwischen den vielen Menschen dort unten im Thale wird's mir zu enge.!"
Und herrlich wohnte der Alte da oben in seinen Bergen. Wohl war das Häuslein enge. Nur eine größere Stube enthielt es und ein paar Kammern, darüber einen niedrigen Boden, um den Heuvorrat aufzubewahren, welcher der Ziege zum Winterfutter diente. Aber weit hinein blickten die niedrigen Fenster in die Lande und die Morgensonne spiegelte sich in den Hellen Scheiben. Hinter dem Hause rauschte der Hochwald und sein Singen und Raunen war das Wiegenlied, welches den Einsiedler allabendlich in den Schlummer wiegte. Wie hatten die niederhängenden Zweige in tosender Sturmnacht oft das niedere Dach gepeitscht! Dem Alten war's liebe Musik. Vor dem Hause war freier Ausblick, weit über die Tannen, die den Abhang herunterkrochen mit ihren zapfenreichen Wipfeln. Hier war auch einiger Raum für ein Gärtchen. Um einen hellblätterigen Ahorn lief eine roh 'aus Buchengeäst gefertigte Bank und standen einige knorrige Stühle. Nicht selten rastete der Besitzer der großen Waldungen hier und auf größeren Jagden entwickelte sich vor dem Wald« Hüterhäuschen reges Leben. Jagdherren und Treiber pflegten hier zusammen zu kommen und ihre Ranzen und Schnapssäcke auf ihren Inhalt zu prüfen.
Heute saßen vor dem einsamen Häuschen zwei Männer; der neue Oberförster auf einem der unbequemen Stühle, der Waldhüter auf der Bank, den Rücken an den Ahorn gelehnt.
Der Förster saß vornübergebeugt; die Büchse im Arm. zog er mit der Kante des Kolbens Figuren in den Staub des Weges.
„Das hättet Ihr wohl nicht gedacht, lieber Ehrhardt," nahm der Sinnende jetzt das Wort, „daß wir sobald nach jenem Zusammentreffen im Walde als Kameraden diese Gründe durchstreifen würden? He, was meint Ihr?"
„Als Kameraden? Herr Oberförster? Zu viel Ehre, ich bin nur-"
„schon gut, schon gut, ich sage dennoch als Kameraden, doch was sagt Ihr zu der ganzen Geschichte und Ihrer raschen Entwickelung?"
Ueberrascht hats mich gar nicht, Herr, ich ahnte, daß es so kommen könnte, daß Sie die Absicht hatten — —"
Der Förster blickte rasch auf, doch des Alten Antlitz war fest und ruhig.