372
lich für ein inniges Zusammengehen >von In» dustrie und Landwirtschaft und für die Beseitigung der zwischen ihnen stehenden Jntereffen- Gegensätze aus. Die jüngste Rede des Prinzen wird sicher weit über die Grenzen des Bayernlandes hinaus die lebhafteste Zustimmung großer Bevölkerungskreise finden.
Mülhausen, 10. Juni. Heute Abend sind 17 Pakete sozialistischer Flugblätter, die von Basel aus für alle Städte Elsas-Lothringens bestimmt waren, auf dem Bahnhof beschlagnahmt worden.
W Eisingen, Amt Pforzheim, 12. Juni. Der hiesige, 1874 gegründete Militär- und Veteranen-Verein hielt am gestrigen Sonntag sein Fahnen-Weihefest ab. Es waren 2l Vereine, worunter auch der Militär-Verein Pforzheim, dazu erschienen. Die HH. Pfarrer Strauß, Hauptlehrer Werner und Herr Alt Rappenwirt Gottlieb Staib von Brötzingen hielten begeistert aufgenommene, patriotische Reden. Wiederholt wurden lebhafte Aufnahme findende Hochrufe auf Kaiser und Reich und den Landesfürsten ansgebracht. Etwa 3000 Personen mögen zeitweilig auf dem Festplatz gewesen sein.
Württemberg.
Se. Maj. der König hat auf die Stelle eines Postmeisters in Neuenbürg den seitherigen Postamtsverweser, Postsekretär Klotz daselbst befördert.
Stuttgart. Unser berühmter Kammersänger Schülky ist am 9. Juni abends kurz vor der Vorstellung vom Schlage gerührt worden und blieb auf der Stelle tot. — Das Theater fiel aus; die Trauer um den beliebten Sänger ist allgemein.
Ulm, 10. Juni. In Hegel Hofen bei Weißenhorn (Bayern) hat heute Nacht ein 16jähriges Mädchen seiner Mutter, seinem Großonkel und dann sich selbst mit einem Rasiermesser den Hals durchschnitten.
M Maulbronn. Der vormalige Mühlebesitzer Karl Schäfer von Erlenbach wurde von der Strafkammer des Kgl. Landgerichts Heilbronn wegen Wechselfälschungen und Betrügereien neben Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 6 Jahren zu der Zuchthausstrafe von 3 Jahren und 6 Monaten, wovon 4 Monate für Untersuchungshaft abgehen, verurteilt. Schäfer hat sich nun noch vor dem Schwurgericht wegen betrügerischen Bankerotts zu verantworten.
Ausland.
Paris, 9. Juni. In den Werkstätten der Waggonfabrik in Jvry-Port brach ein großes Schadenfeuer aus. das die Werkstätten und die Werkzeuge zerstörte. Ungefähr 400 Arbeiter werden dadurch brotlos werden.
Mailand, 9. Mai. Die verheerenden Gewitter nehmen kein Ende. Die Saaten bei Ferrara und Vicenza sind verwüstet. Der Schaden geht in die Millionen. In der Provinz Cuneo zählt man mehr als 300 Erdstürze. Der Schaden an den Straßen und Brücken ist unermeßlich.
Telegramme an den Enzthäler.
Elbing, 12. Juni. In einer Wahlversammlung der Kolonie Pangritz bei Elbing, worinjder konservative Kandidat Puttkammer- Plant eine Wahlrede hielt, verursachten etwa 200 Sozialdemokraten einen heftigen Exceß; die Versammlung wurde aufgelöst und der Saal von Gensdarmen geräumt. Beim Verlassen des Saals wurde der Elbinger Ztg. zufolge Puttkammer und seine Begleitung thätlich angegriffen. Puttkammer erhielt einen Faustschlag ins Gesicht und wurde von einem Stein auf den Rücken getroffen. Die Gensdarmerie machte mit blanker Waffe dem Handgemenge ein Ende. Mehrere Personen sind verwundet.
Kairo, 12. Juni. Reutermeldung. In den Steinbrüchen von Tuzo bei Kairo versuchten 600 arbeitende Sträflinge zu entfliehen.
30 wurden durch Gewehrschüsse getötet, 11 entkamen. die übrigen wurden wieder eingefangen.
Unterhaltender Heil.
Um Tod und Leben.
Eine Erzählung aus den Ausläufern des Rothhaar.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung 2.)
Dann war das Fest vorüber und die gewöhnliche, einförmige Tagesarbeit der Dörfler trat wieder in ihre Rechte. Der Fremde aber ging, später wie gewöhnlich am ersten Tage nach dem Pfingstfeste, sorgfältiger als sonst gekleidet. davon und bemerkte dem Wirte, daß es ungewiß sei, wann er heute wiederkehre. Sein Weg führte flußauf. Nach halbstündiger Wanderung weitete sich das Thal und auf mäßiger Anhöhe lagen vor dem Wanderer die Gebäude des Schlosses Holzhausen. Der ganze Bau war früher eine Burg gewesen, der trotzige alte Turm da oben zeugte von stolzer Vergangenheit. Doch die übrigen Mauern waren niedergerissen und Gebäude neueren Stils waren auf der Plattform des Berges errichtet. An den Turm schlöß sich das Wohngebäude mit breiter Freitreppe, links und rechts wurde dasselbe von langen Wirtschaftsgebäuden flankiert. Ein hohes Eisengitter mit Einfahrtsthor schloß die freie Seite des weiten Hofes ab. Rings um die Gebäude liefen wohlgepflegte Anlagen bis hinab zum Fuße des Schlvßberges, den die Eder in kühnem Bogen umfloß.
Der Fremde schritt den Fahrweg zum Schlosse langsam hinauf, trat durch das Gitterthor und beauftragte einen ihm entgegentrelenden Diener, ihn beim Besitzer des Schlosses zu melden. Der Diener führte ihn die Freitreppe hinauf in einen weiten Saal des Schlosses. Von den Wänden herab glänzten verblichene Ahnenbilder und zwischen diesen waren alle freien Stellen mit Reh- und Hirschgeweihen bedeckt. Der Besitzer war gewiß ein großer Jagdliebhaber. Nach wenigen Minuten öffnet sich die Flügelthür und der Hausherr trat ein, die tiefe Verbeugung des ihn Erwartenden , mit leichtem, doch freundlichen Kopfnicken erwidernd.
Graf Erich von Holzhausen, der Besitzer des Schlosses und der um dasselbe sich meilenweit ausbreitenden Waldungen, war ein noch junger Herr. Seine aristokratische Gestalt, hoch und schlank wie die Tanne im Revier, überragte noch um ein weniges die stattliche Gestalt des Fremden, der vor ihm stand. Das Antlitz mit dem wohlgepslcgten Schnurrbart zeugte von seltener Energie und das durchdringende scharfe Auge glitt rasch und prüfend auf den sich vor ihm Verbeugenden. Die Prüfung schien nicht ungünstig ausgefallen; denn mit freundlicher Stimme eröffnete der Graf die Unterhaltung.
„Was führt Sie zu mir, Herr Dornap?" Dabei blickte der Fragende flüchtig auf die kleine Karte, die ihm der Diener überreichte.
„Ew. Erlaucht suchen einen Förster für die gräflichen Waldungen. Zu dieser Stelle melde ich mich hiermit persönlich und erlaube mir, Ew. Erlaucht die nötigen Papiere hier vorzulegen.,,
Der Graf zeigte mit leichter, einladender Handbewegung auf einen den runden Tisch umstehenden Sessel. Dann setzte er sich und sein Blick glitt über die ihm überreichten Papiere.
„Sie kommen aus Amerika? direkt?"
„Jawohl, Erlaucht, ich habe dort eine wissenschaftliche Expedition in die Felsengebirge begleitet."
„Interessant, gewiß sehr interessant, doch wohl aufreibend, sehr aufreibend?"
„Gewiß, aber all die fremdartigen Eindrücke da drüben in der neuen Welt lassen Ermüdung kaum zu!"
„Sie sind doch ein Deutscher?"
„Gewiß. Familienverhältnisse, die geregelt werden mußten, ließen mich in die alte Welt zurückkehren. Nun. da alles geordnet, wünsche ich mein altes Handwerk wieder zu ergreifen, ohne Berg und Wald kann ich einmal nicht leben."
„Ach, hier seh' ich. Sie studierten in
Deutschland vor Ihrer Abreise die Forstwirtschch,.
„Ganz Recht. Erlaucht, ich habe mich dich- Carriere aus Neigung gewidmet und bin meinem Berufe auch im Fernen Westen nicht untren geworden."
Das Gesicht des Grafen war zusechM freundlicher geworden.
„Einen Mann von Ihren Erfahrungen und was hier die Hauptsache ist, einen Mann, der dort drüben gewiß Mut und Energie genun har zeigen müssen, den Gefahren der Wildnis zu trotzen, kann ich sehr wohl brauchen. Denn Sie müssen wissen, der überaus gute Wildbestand meiner Reviere hat eine Menge Wilderer anqe- lockt; vor Jahren haben dieselben mir meinen besten Beamten erschossen und es fragt sich —
Der prüfende Blick begegnete den glühenden Augen seines Gegenüber
„Die Gefahren der Wildnis dort drüben sind größer als die, wenn es gilt, mit einigen Wilderern aufzuräumen!"
„Nicht zu sorglos, mein Lieber, Sie könnten irren. Lassen Sie nur eins sich erzählen. Als vor einiger Zeit Militär hier hergelegt wurde, dem Ueberhandnchmen der Wilderer zu steuern gelang es wohl, eine Gesellschaft einzuschließen; doch die Wilderer entkamen mit einem verwundeten Genossen. Um nicht lebend in die Hände der Verfolger zu fallen, bat derselbe seine Käme- raden, ihn zu erschießen. Sein Wunsch ward erfüllt. Und Sie sehen. mit solchen Leuten läßt sich so leicht nicht umspringen."
„Gefahren haben mich nie entmutigt, im Gegenteil, sie waren für mich ein eigener Reiz!"
„Ich glaube Ihnen gern; doch wollte ich Sie. ehe ich Ihnen die gefahrvolle Stelle übergebe, über die Verhältnisse in einigem klären."
„Ich danke Ew. Erlaucht, wiederhole aber meine Bitte, mir die offene Stelle übertragen zu wollen, wenn nicht schon —
„Ich habe noch vollständig freie Hand und setze Sie hiermit ein zum Oberförster über meine sämtlichen Waldungen."
Dornap verneigte sich dankend.
Der Graf erhob sich. „Das weitere über Ihre Stellung erfahren Sie bei meinem Rentmeister. Nun leben Sie wohl, und seien Sie Morgen Mittag mein Gast, wir werden da mehr über Amerika plaudern."
Die Thür schloß sich hinter dem neuen Oberförster.
Hoch aufgerichtet mit siegesgewissem Lächeln schritt derselbe über den Schloßhof. Ihm nach blickten zwei Augenpaare. Das eine gehörte dem alten Wildhüter, den er vor Tagen getroffen, das andere dem Diener, der ihn zum Grafen geleitet.
„Euer neuer Oberförster; sagte der Bediente, der sich nicht hatte nehmen lassen, das Gespräch zu belauschen.
Der Alte nickte mit dem Kopfe. Er hatte schon all' die Tage diesen Ausgang der ihn beschäftigenden Sache vermutet.
(Fortsetzung folgt-.
Bei dem herrschenden Futtermangel und der in Aussicht stehenden mager ausfallenden Heuernte kann ich als Ersatz für Heu frisches Buchensägmehl warm empfehlen. Für Pferde mengt man dasselbe mit demselben Gewichte Hafermehl und etwas Salz und für Rindvieh nimmt man 2/» Sägemehl, '/» Kleie und Gerstenmehl mit Salz. Diese letztere Mischung wird heiß abgebrüht und lauwarm verfüttert. Selbstverständlich kann Heu, Klee oder Gras nebenbei gefüttert werden. Die Tiere nehmen dieses Gemenge recht gern und bleiben gesund und leistungsfähig. Ich füttere schon geraume Zeit diese Surrogate. I. Gsell, Hechingen.
(Aus der Schule.) Lehrer: »Kannst Dü mir einen einfachen Relativsatz bilden, Hans. — Hans: „Meine Mama hatte heul einen Gast, der bei uns zu Mittag speiste." — Lehrer. „Schön, wie läßt sich das aber ohne Relati ' satz kürzer ausdrücken?" — Hans (nach ewige Besinnen): „Meine Mama hatte heut ein Mitesser."
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.