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buden und die unvermeidliche Schnellphotographie aeiorat war. Doch bald marschierten einzelne Vereine unter der üblichen Begleitung der Fest- inmfrauen, denen dadurch stets eine große Aufgabe zufällt, wieder ab, während viele Andere es sich noch längere Zeit bei der herrlichen Witterung auf dem schönen Festplatze behaglich sein ließen. Der obligate „Festball" gab der denkwürdigen Feier seinen gelungenen Abschluß.
Ottenhausen. (Eingesendet.) Aus Anlaß der am 4. d. M. hier abgehaltenen Fahnenweihe des hiesigen Veteranen, und Militärvereins aina an Seine Majestät den König mittags 12 Uhr folgendes Telegramm ab:
Kabinet des Königs
Ludwigsburg.
Die unter dem Vorsitz des Landesausschuß- mirglieds Bätzner aus Anlaß der Fahnenweihe versammelten Kriegervereine legen ehrfurchtsvoll getreue Huldigung vor dem Throne Seiner Majestät nieder.
Ehrenvorstand: Schultheiß Keßler.
Hieraus lief folgendes Telegramm von Seiner Königlichen Majestäj ein:
Seine Königl. Majestät lassen den zur Fahnenweihe in Ottenhausen versammelten Kriegervereinen für Ihre telegraphische Huldig- ung allcrgnädigst danken. Aus höchsten Befehl.
Kabinetschef Griesinger.
Beim Verlesen des letzten Telegramms brachte die ganze Festversammlung ein dreifaches „Hoch" auf Seine Kgl. Majestät aus. Der Ortsvorsteher ermahnte den Verein und die anwesenden Einwohner, stets und immer für König und Vaterland einzutreten, indem Ortenhausen namentlich in den letzten drei Jahren durch verschiedene außerordentliche Beiträge seitens Seiner Majestät besonders verpflichtet jeie. — Das ganze Fest verlief in größter Ordnung und werden die Einwohner den 4. Juni 1893 stets in freudigem Gedächtnis erhallen.
ff C a l m b a ch, 5. Juni. Heute wurde hier unter sehr zahlreicher Traucrversammlung Kunst« müller Aug. Lutz, welcher nach längerem Leiden im Alter von 56 Jahren verstorben ist, zur letzten Ruhe bestattet. Der Verstorbene, im ganzen Bezirk und in weiteren Kreisen bekannt, war ein äußerst thättger Geschäftsmann, der seines wohlwollenden und tüchtigen Charakters wegen überall geschätzt und beliebt war.
Birkenfeld. Die Restauration des Herrn Ernst Bischer beim hiesigen Bahnhof geht durch Kauf, vermittelt durch die Güteragentur des Hrn. Pflugwirt Günther in Pforzheim, auf Hm. Thum aus Hirsau über. Der Kaufpreis einschließlich Inventar beträgt 15 000
Bijouterie Fachausstellung in Pforzheim.
Pforzheim, 4. Juni. Heute Vormitta; ll Uhr fand die feierliche Eröffnung de Bijouterie-Fachausstellung statt. Das Kunst gewerbeschulgebäude ist mir Fahnen, Wappei und Kränzen reich geschmückt, die Ausstellungs raume sind äußerst geschmackvoll ausgestattet Des befchränkten Raumes wegen konnte nw Geladenen der Zutritt zur Eröffnungsfeier ge wahrt werden; es mögen sich etwa 200 Perforier ungesunden haben. Nach einem Vortrag der Mannergesangvereins begrüßte Herr Kunstge Werbeschuldirektor Professor Waag die Ver fammlung und erörterte den Zweck der Ausstellung die ein Gesamtbild geben soll von dem hiesiger Kunftgewerbe und der Wechselbeziehung bei imnstgewerbeschule zu dem Kunstgewerbevereir und dem Kunftgewerbe. Der Redner danktl zum Schluß der städtischen Verwaltung, unserer Vertretern in der Kammer und der großh. Re> grerung für die dem Kunstgewerbe zugervendeti v H dem Grobherzog für du
„n^^llung übermittelten Schmuckgegenständ< zahlreichen Ausstellern für die Unter- ^3 des Unternehmens. Herr Oberbürgeo j,/,?r„Hut>ermehl gab seiner Freude Aus ^ . ^er die Veranstaltung der Ausstellung itkll unserer Stadt und den Aus-
^ gereiche, dazu beitragen werde in Ruf Pforzheims als Bijouteriestad 'wer weitere Kreise zu tragen. Die großh
Regierung hatte zwei Vertreter geschickt. Der Direktor der Kunstakademie in Hanau, Herr Wieser, überbrachte die Grüße der Hanauer, die mit Bewunderung auf die rastlose Thätigkeit des hiesigen Kunstgewerbevereins blicken, dessen Wirksamkeit im Verein mit der Kunstgewerbeschule auf die Pforzheimer Industrie einen so bedeutenden Einfluß ausgeübt habe. Namentlich hätten sich die Pforzheimer die Vorteile des maschinellen Betriebes zu sichern verstanden, während die etwas schwerfälligen Hanauer sich schwer zu derartigen Neuerungen verstünden. Doch freuten sich die Hanauer aufrichtig an den Erfolgen der Pforzheimer, denen sie nachstreben. Nach einem Schlußgesange des Männergesangvereins erklärte Herr DirektorWaag die Bijouterie- Fachausstellung und das Kunstgewerbemuseum für eröffnet.
Die Anordnungen verdienen ganz vortreffliche genannt zu werden. Die Schmuckgegenstände und Rohmaterialien, die Erzeugnisse der Hilfsgeschäfte, die Edelsteine, Chemikalien, literarische und künstlerische Erzeugnisse, welche in's Bijouteriefach einschlagen, sind in drei großen Sälen des oberen Stockes der Kunstgewerbeschule untergebracht und zwar in geschmackvoller, übersichtlicher Weise. Mit Bewunderung haftet das Auge an den Herrlichkeiten verschiedenartiger Geschmeide. Selbst der Pforzheimer, der doch täglich Gelegenheit hat, die Erzeugnisse der hiesigen Industrie zu sehen, ist erstaunt über die Reichhaltigkeit der hier erzeugten Fabrikate. Die Pforzheimer Ware, welche zeitweise in Verruf geraten war, verdient nicht mehr das Prädikat „billig und schlecht". Nein, unsere Fabrikanten sind bestrebt, durch vorteilhafteste Einrichtungen, durch Arbeitsteilung bis ins Kleinste die Artikel möglichst billig, aber solid, in schönen Formen herzustellen und jedem Wettbewerb die Spitze zu bieten. Bon großem Interesse sind die Arbeiten der Kunstgewerbeschule und die reichen Sammlungen derselben, wie diejenigen des Kunstgewerbevereins. Im unteren Stockwerk ist eine reichhaltige Ausstellung der im hiesigen Kunftgewerbe verwendeten Maschinen und Geräte, welche zum Teil mit elektrischer Kraft, die 650 Meter weit hergeleitet wird, betrieben werden. Wir empfehlen allen Freunden der Goldschmiedekunst den Besuch der interessanten und lehrreichen Ausstellung.
MPforzheimerMonatsviehmarkt. (Offizieller Bericht.) Zugetrieben waren 204 Pferde, 1 Fohlen, 90 Ochsen (50 fette, 30 halbfette und 10 magere), 160 Kühe, 14 Kalbinnen, 123 Stück Jungvieh, 41 Kälber und 3 Ziegen. Als verkauft sind notiert: 32 Pferde und 1 Fohlen. Der Durchschnittspreis bei Pferden beträgt 400 Schlachtpferde wurden zu 60—80-M pr. Stück verkauft. Für einige bessere Rassenpferde wurden 700—850«4L gelöst. Das verkaufte Fohlen kostete 140>-sL, weiter verkauft 36 Kühe (Durchschnittspreis 180 ol6). 24 Ochsen (pr. Ztr. lebend Gewicht) 35 Mark, 5 Kalbinnen zum Durchschnittspreis von 180 vlL, 34 St. Jungvieh (Durchschnittspreis 115 <^L), 26 Kälber g, 35—36 Der Handel war ziemlich lebhaft. Die Preise hielten sich in ziemlich gleicher Höhe, wie bei früheren Märkten.
Deutsches Reich.
Berlin, 6. Juni. Nach Genehmigung des Abschiedsgesuchs des Generals der Kavallerie v. Albedyll ist der Kommandeur der 21. Division, Generallieutenant v. Goetze, zum kommandierenden General des VII. Armeekorps ernannt worden.
Die dem Herzog von Cumberland in Sachen der Militär Vorlage zugeschriebenen Aeußerungen entbehren noch immer der Bestätigung von zuständiger Seite. Die Preß- organe der Welfenpartei läugnen daher meistens einfach, daß der welfische Thronpcätendent sich überhaupt in der Militärfrage ausgelassen habe, während andere Blätter versichern, daß der Herzog Ernst August thatsächlich in der behaupteten Weise sich rückhaltlos zu Gunsten der Militärvorlage geäußert habe. So lange letzteres indessen nicht völlig zweifellos sestgestellt ist, so lange können auch die an die angeblichen Er
klärungen des Herzogs bereits angeknüpften Betrachtungen über den beginnenden Zerfall der Welfenpartei u. s. w. nur als Zukunftsmusik gelten.
Ein nationalliberaler Parteitag für Westfalen, welcher Sonntag in Dortmund von etwa 2000 Personen abgehalten wurde, erklärte sich einstimmig für den Hueneschen Antrag.
Der „Vorwärts" veröffentlicht jetzt die Liste der sozialdemokratischen Reichstagskandidaturen. Es sind danach in 380 Wahlkreisen sozialdemokratische Kandidaten aufgestellt worden. Einzelne Kandidaten, wie Bebel, Voll- mar, Liebknecht, Schulze.Königsberg. Jochem- Danzig, kehren öfter wieder, im Allgemeinen sind es aber Doppelkandidaturen. Ueber die Aussichten der Sozialdemokratie bei den Wahlen äußern sich die Führer nur mit großer Vorsicht.
München, 6. Juni. Kriegsminister v. Safferling ist auf sein Ansuchen seiner Stelle enthoben und Generallieut. und Kommandeur der zweiten Division v. Asch zum Kriegsminister ernannt worden. (Ritter v. Safferling ist seit Januar 1889 Kriegsminister.)
Offenburg, 5. Juni. Aus Anlaß des Verbandstages der Militärvereine und der Enthüllung des Kriegerdenkmals hielt der Großherzog gestern eine Rede; in der Einleitung bemerkte er, er sei jüngst in Heidelberg vielfach mißverstanden worden. Der Großherzog sagte dann, der gerade Weg sei der beste, daher solle sich jeder fragen, was bei der bevorstehenden Wahl erreicht werden solle? Eine Verständigung über eine genügende Verstärkung des deutschen Heeres, angesichts der stärkeren Gegner. Da wolle er Mitteilen, was einst vor langen Jahren der Feldherr Erzherzog Karl von Oesterreich über den Krieg sagte: „Der Krieg sei das größte Nebel, welches dem Staate widerfahren könne; es müsse daher die Hauptsorge eines Regenten sein, alle immer möglichen Kräfte gleich beim Ausbruch des Krieges aufzubielen und alles anzuwendeu, damit derselbe so kurz als möglich sei und bald auf möglichst günstige Weise entschieden werde. Ein großer Zweck könne nur durch große Anstrengungen erreicht werden." Der Großherzog fuhr dann fort: „Nun wohlan, meine Freunde, gehen sie den geraden Weg der Ehre und wählen Sie nur solche Männer, welche die Kraft und Macht des deutschen Reiches höher halten als den Parteigcist und welche in der Militärvorlage den Weg erkennen, das deutsche Reich vor Demütigungen zu bewahren. Im weiteren Verlaufe des Festes wurde ein Huldigungstelegramm an den Kaiser abgesandt. Auf dasselbe erwiderte der Kaiser der „Karlsruher Zeitung" zufolge dem Großherzoge: „Das Gelöbnis treuer opferwilliger Mitarbeit bestärkt mich in der Zuversicht, daß, wo es die Sicherheit des Reiches gilt, das deutsche Volk über die Meinungsverschiedenheiten des Tages hinweg zusammenstehen wird in festem Entschluß, zu erhalten, was wir in großer Zeit thätiger Mitwirkung Eurer Königlichen Hoheit errungen haben."
Karlsruhe, 5. Juni. Die Bedeutung des Augenblicks für die Geschichte unseres Volkes tritt mit voller Klarheit in der gestern vom Großherzog gehaltenen Rede an den Verband der Milttärvereine hervor. So spricht ein Fürst wie Grobherzog Friedrich nur, wenn er das ganze Gewicht der Entscheidung seinen Hörern vor die Seele rücken will. Das Dankestelegramm des Kaisers steht auf völlig gleichem Boden. An dieser Thalsache zersplittern auch alle kritischen Versuche, die man schon heute in der gegnerischen Presse findet. Der Großherzog will vor den Mißveulungen gesichert sein, die seiner Heidelberger Rede zuteil wurde.
Straßburg, 5. Juni. In einer Versammlung des „Straßburger Arbeiterwahlvereins", wo Bankdireklor Dr. Emil Petri offiziell als Reichstagskandidal des Vereins aufgestellt wurde, legte derselbe noch einmal ausführlich sein schon bekannt gegebenes Programm dar. Am Schluffe seiner Rede betonte Hr. Petri noch: „Mit schönen Phrasen und Schwärmereien über den sogenannten Zukunftsstaat werde das Wohl des Arbeiters nichr gefördert; unentwegt forl- bauen müsse man auf dem gegebenen Grund-