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nationaler als auf volksparteilicher Seite vor­handen ist.

B o m O b e r l a n d, 27. Mai. Als Selten­heit ist zu bezeichnen, daß in der 350 Ein­wohnern zählenden Gemeinde Ellwangen, OA. Leutkirch, am gestrigen Tage sieben Ehepaare ihr silbernes Ehejubiläum oder, wie die Jubi­larinnen behaupten, ihr 25jähriges Regier­ungsjubiläum feierten.

Unterhaltender Heil.

Dumme Streiche.

Humoreske aus dem Soldatenleben.

(Nachdruck verboten.)

Das will ich den Einjährigen sagen: Wer im Dienst seine Schuldigkeit thut, der kann auch einmal einen dummen Streich machen, dos ist nicht so schlimm; wer aber im Dienst kodderig ist, den holt der Teufel!"

Mit diesen Worten schloß unser Regiments­kommandeur, Oberst Graf Fink von Finkenstein, die Rede, die er an die neuen Einjährigen seines Regiments hielt. Sie verfehlte auch ihre Wir­kung nicht, denn von den zweiunddreißig Ein­jährigen, die damals eintrateu, waren nur zwei, die ihre Schuldigkeit durchaus nicht thun wollten und in Folge dessen nicht allein von den Vor­gesetzten, sondern auch von uns anderen mancherlei zu leiden hatten. Wir hielten etwas darauf, daß der Alte, ein prächtiger Herr, wo er mit den Dienstleistungen zufrieden sein konnte, seine Freude an uns hatte, und er erkannte das gern an und nahm uns in Schutz gegen die Ueber- grifse junger Offiziere sowohl, als diejenigen seitens der Zivilbehörden unserer Stadt, die gar zu gern uns etwas am Zeuge flickten, wenn sich ihnen die Gelegenheit dazu bot, selbstver­ständlich nur die subordinierteren Organe, denn der Oberbürgermeister und die höheren Beamten standen mit den höheren Offizieren in intimem Verkehr und das Verhältnis zur Bürgerschaft war im Großen und Ganzen ein recht gutes.

Dagegen bestand ein traditioneller kleiner Krieg zwischen jungen Offizieren, Fähnrichen und Einjährigen einerseits und der wohllöblichen Nachtwächterschaft andererseits. Letztere machte sich ein ganz spezielles Vergnügen daraus, uns bei jeder sich darbietendcn Gelegenheit zur Mel­dung zn bringen. Insbesondere war der Nacht­wächter meines Reviers, namens Schmiedel, förmlich denunziationswütig. Einmal hatte er mich gemeldet, weil ich einem Kameraden, der sich von mir an meiner Hausthür verabschiedete, noch nachgerufen hatte:Verschlaf' morgen früh den Appell nicht, er ist eine halbe Stunde zeitiger angesagt!" Das sollte nächtliche Ruhe­störung gewesen sein. Wurde nun auch solchen Denunziationen keine Folge gegeben, unange­nehm waren sie doch, und nur natürlich unser Wunsch, an dem Denunzianten Rache zu nehmen.

Eine Gelegenheit dazu gab sich bald. Zwei der Kameraden, die ziemlich weit entfernt wohn­ten, kleideten sich in Zivil und verwickelten mit Hülfe einiger bereitwilligst gespendeten Zigarren echte Regalia's waren es gerade nicht, viel­mehr sogenannte stincaäores inlamos den Beschirmer der Nachtruhe in einer Seitenstraße in ein längeres Gespräch, während dessen Fähn­rich von Wützow und ich, jeder an einer Seite der Bischofstraße, in der ich wohnte, entlang- gehend, sämtliche Schlüssellöcher in den Haus- thüren mit angcfcuchtetem Thon verklebten, selbstverständlich auch das Meines Wohnhauses. Alsdann erreichten wir auf dessen Rückseite, mit jugendlicher Leichtigkeit über ein Schuppendach hinwegturnend, das offen stehende Fenster meines Schlafzimmers und nachdem wir es war mittlerweile 2 Uhr geworden einige Stunden Schlafes genossen, legten wir uns in das Fenster meines Schlafzimmers und warteten der Dinge, die da kommen sollten.

Nicht lange ließen sie auf sich warten. Bald hier, bald da wurde ein Versuch gemacht, die Hausthür zu öffnen vergeblich! Der inzwilchen fest getrocknete Thon gestattete keinem Hausschlüssel, zu funktionieren. Je mehr die Leute sich mühten, desto schlimmer wurde die Sache. Schließlich entstieg bald hier, bald dort

eine männliche, bisweilen auch eine weibliche Gestalt den Parterrefenstern, um eilenden Laufes den Schlosser zu holen. In einer Stunde waren fast sämtliche Schloffermeister der Stadt mit ihren Gesellen und Lehrjungen in der Bischos- straße thätig. Wie viele Flüche regnete es da auf die Häupter der Uebelthäter, und wie viele auf dasjenige des biederen Schmiedel, unter dessen Aegide ein solcher Frevel passieren konnte!

Wer aber glaubt, daß diese Lehre den Wächter der Nacht von seiner Denunziationswut kuriert habe, der irrt sich. Im Gegenteil, er wurde förmeich erfinderisch in diesem seinen Spezialfache. Den Einjährigen Weisheim denun­zierte er. weil dieser noch Nachts nach 11 Uhr Klavier gespielt habe, meinen Kompagniekame­raden Drchnow deshalb. weil derselbe einige Schritte vor dem Nachtwächter, offenbar in be­leidigender Absicht, ausgespuckt haben sollte, den Fähnrich von Wützow. weil dieser ihn eines Abends mit ostentativ höflichem:Schönen guten Abend, Herr Nachtrat! Sind die Schlösser alle hübsch in Ordnung?" begrüßt hatte usw.

Nun wurde eine zweite Züchtigung des Denunzianten beschlossen. Wir hatten in Er­fahrung gebracht, daß Schmiedel am Sonntag Nachmittag sich meist in Tschetschnow, einem mit der Bahn in wenigen Minuten zu er­reichenden, von unserer Garnison häufig besuchten Vergnügungsort aufzuhalten pflegte. Darauf bauten wir unseren Plan. Zwei unserer Kame­raden, die noch nicht die Ehre seiner persönlichen Bekanntschaft genossen, die Einjährigen Martins und Welshorn, fuhren in Zivil hinaus, von mir geleitet. Ich hielt mich ganz im Hinter­gründe und verschwand sofort wieder nachdem ich den Beiden den Gesuchten gezeigt. In un­auffälliger ließ sie sich an seinem Tisch nieder, knüpften ein Gespräch mit ihm an und hatten bald sein ganzes Vertrauen gewonnen, indem sie tapfer auf die verflixten Einjährigen schimpften, die ihnen sie gaben sich für junge Kaufleute aus schon manchen Streich gespielt hätten. Ein Glas Bier nach dem andern, inzwischen auch manches Schnäpschen ließen sie auffahren, bis Schmiedel wankend sich erhob und erklärte, daß er nach Hause müsse. In zuvorkommender Weise lösten sie dann auf dem Bahnhof ein Billet zweiter Klasse für ihn mit. Behaglich bettete er sein Haupt in die weichen Kissen des Wagens und in festem Schlafe fuhr er durch .unsere Garnison durch nach Fürstcnwalde zu. wo seine Begleiter ihn weckten und auf dem Bahnhof sich von ihm verabschiedeten, um eine halbe Stunde da­rauf nach der Garnison znrückzukehren. Vor- her aber waren sie ihm, vom Schatten der Häuser gedeckt, iu angemessener Entfernung ge­folgt, um zu sehen, wie die Sache sich ent­wickeln würde.

(Schluß folgt..

Durch die Schlußziehung der preußischen Klassenlotterie wurde in Bart enstein (Ost­preußen) nicht nur einem dortigen Geschäfts­inhaber. sondern auch seinen Gläubigern eine seltene Ueberraschung zu teil. Ueber das Ver­mögen des Kaufmanns war acht Tage vor Pfingsten das Konkursverfahren eröffnet, und wenige Tage darauf fiel ein Gewinn von 30000 Mark auf ein Los, an welchem der Geschäfts­inhaber mit einem Anteil von drei Vierteln be­teiligt war. Der Gewinn reichte vollständig aus, um die Schulden zu bezahlen. Vor etwa 10 Jahren gewann der frühere Inhaber dieses Geschäfts ebenfalls 30 000

(Das Schwein in der Wohnstube.) Vor einiger Zeit kaufte, wie derN. Alb." erzählt, ein Bürger in M. im Oberamt Sulz ein Schwein; da aber kein Stall hergerichtet war, wurde es vorläufig in der Wohnstube untergebracht. Der Mann, froh, vorerst sein Schwein in Sicherheit zu haben, ging wiederum an seine Arbeit. Nicht lange ging's und ein Schwein raste durch das Dorf. Als der Mann darauf aufmerksam ge­macht wurde, meinte er ruhig:'s mei ist's net, i hau's mei in d'Stub g'sperrt." Als er das Tier aber sah und den mehligen Rüssel, der es auszcichnete, traute er der Sache doch nicht und

ging straks nach Hause, und o weh! - welcher Anblick bot sich ihm: Kleider, Schuhe. Möbel, Mehl und Backmulde, alles i» größtem Durcheinander. In diesem Wirrwarr mag's selbst dem Nüsscltier nicht mehr gefallen haben; das Fenster war geöffnet, die goltz^e Freiheit winkle. Mit einem Satz war's aus der Bank durchs Fenster hinaus anderthalb Swj hoch hinab, wo es unversehrt anlangte und als­bald seine Promenade durch den Ort antrat. Für den Spott brauchte der gute Mann natür­lich nicht zu sorgen.

Ueber die Rosenöl gewinnung in Deutsch­land sprach Professor Wittmack am Sonntag in Burg in der Monatsversammlung des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. Versuche zur Gewinnung von Rosenöl sind im Anhaltischen und bei Leipzig gemacht worden und haben ein Produkt geliefert, das besser erscheint, als das orientalische Rosenöl. Auch in der Umgegend von Berlin sind neuerdings auf städtischem Ge­biet Rosen aus Kasanlik angebaut worden. Leider wird in diesem Sommer noch nicht darüber be­richtet werden können, was für ein Oel sie liefern, da im vergangenen strengen Winter sämtliche Stöcke erfroren sind.

sHeidclbcerblätterthee bei der Zuckerkrank­heit.) Dr. Weil berichtet in denBlättern für klinische Hydrotherapie, über eine auffallende Besserung eines Zuckerkranken, dessen Harn vor der Kur bis 6,1 Prozent Zucker enthielt, durch den Theegenuß von Heidelbeerblättern. Der Zuckergehalt des Patienten betrug anfangs August vorigen Jahres, als die Kur begonnen wurde. 4,72 Prozent und stellte sich später wie folgt: am 18. August 1 Prozent, am K. September 0 Prozent, am 30. September v Prozent und am 4. Dezember 0,1 Prozent. Die Mattigkeit verlor sich, die Arbeitskraft nahm wieder zu. das Aussehen besserte sich vollständig und der Patient genoß in letzter Zeit wieder mehl- haltige Kost und zwar im Laufe des Tages etwa einhalb Pfund. DieFundgr." bemerkt hierzu: Für eine Kur in Karlsbad oder Meran wäre dieser Erfolg, den er einem einfachen Haus­mittel verdankte, ein glänzender gewesen. Die Heidelbeerblätter eignen sich am besten zum Thee, wenn man sie nach der Blüte des Strauches abpflückt. Auf zwei Liter Wasser rechnet man zwei Hände voll Blätter, welche man zusammen bis auf die Hälfte des Wassers cinkocht.

(Auf jeden Fall.) A.:Gestatten Sic mir, Ihnen zu gratulieren, Herr Müller; ich lese eben in der Zeitung, daß Ihre Frau Sie mit Zwillingen beschenkt hat." B.tDas ist ein Irrtum, der Vater heißt Joseph Müller, und mein Name ist Heinrich Müller." A,: So? Na, dann gratuliere ich erst recht!"

(Mißverständnis.) Herr:Sie sehen heute so bleich aus, wohl schlecht aufgelegt?" - Fräulein:Hm, woher wissen Sie denn über­haupt, daß ich mich schminke, Herr Scholz?"

(Kühn kombiniert.) Kommerzienrat:3st die Depesche aber unleserlich!" Mäxchen: Wahrscheinlich hat eine Krähe auf dem Draht gesessen, Papachen."

Auflösung der Verwandlungsausgabe in Nr. 83,

Galen Lange Emma Amme Natur Unart BingenBeginn Ebers Erbse

Laube, Taube, taub, Tuba, Cuba.

Zahlen-Rätsel.

3 4 5 Werden die Zahlen durch dle

4 5 richtigen Buchstaben ersetzt, w

1 5 ist die erste Reihe gleichlauten

3 mit den Anfangsbuchstaben f

2 3 4 fünf gebildeten Wörter.

4 anderen Wörter bezeichnen in anderer Reihe ' folge: ein Fabrikat, Gefrorenes, einen franzol schen Marschall und eine Hülsenfruchü^^,

Redattwn, Druck und Verlag von Chrn. Me eh i« Neuenbürg.