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Verhandlung angesetzt, wegen Krankheit gperr- manns wurde dieselbe aber verschoben. Es sollen über 100 Zeugen, die Mannschaft der ganzen v. Varnbüler'schen Kompagnie (12 des Gren.-Reg. Königin Olga) zur Verhandlung geladen werden.

Ausland.

In demgoldenen" Prag nehmen die Czechenskandale trotz der Vertagung des böhmi­schen Landtages ihren Fortgang. Die skanda­lösen Vorgänge, wie sie sich in Prag beim Empfange des Dr. Schamanek aus Reichenberg, eines bekannten czechischen Haupthetzers gegen die Deutschen, abgespielt haben, waren eine würdige" Fortsetzung der von den Jungczechen bereits im Landtage in Scene gesetzten Tumulte. Vasaty, Dr. Gregor und andere jungczechische Führer hielten von Deutschenhaß triefende An­sprachen an die Menge, so daß es zu zahlreichen antideutschen Straßenkundgebunden kam, welche das energische Eingreifen der Polizei erforderten. Es ist unausbleiblich, daß derartige Vorgänge, die in den maßgebenden Wiener Kreisen gegen die Jungczechen wegen ihres wüsten Treibens herrschende Verstimmung, die soeben erst durch die auffällige Ignorierung der jungczechischen Dele­gierten seitens des Kaisers Franz Josef beim Empfange der Delegationen zum erneuten Aus­druck gekommen ist, noch verschärfen müssen.

Eine unerwartete Wendung haben die wegen der Preisverteilung auf der Ausstel­lung zu Chicago entstandenen Schwierigkeiten genommen. Die Kommissare derjenigen Länder, welche wegen der beabsichtigten Art der Prämier­ung die Ausstellungsobjekte ihrer Staaten von der Preisbewerbung zurückzogcn, haben beschaffen, daß ihre Länder unter sich konkurrieren, eine eigene von der amerikanischen Abteilung unab­hängige Jury ernennen und eigene Diplome austeilen sollen.

New-Jork, 30. Mai. Am Samstag und Sonntag sind in Tennessee, Mississippi, Arkansas und Louisiana andauernde Regengüsse niedergegangen. Der Nordvsten von Louisiana steht unter Wasser, etwa 10 000 Personen sind obdachlos und ohne Nahrung; der Gouverneur sandle Zelte und Lebensmittel.

Telegramm an den Enzthäler.

Berlin, 31. Mai. Gegenüber der Be­hauptung der Gegner der Militärvorlage kon­statiert dieNordd. Allgcm. Ztg.", daß von 1881/82 bis 1891/92 in der Verwaltung des Reiches und Preußens die Ausgaben für Wissen­schaft und Kunst eine stärkere Zunahme erfahren, als diejenigen für Armee und Marine. Erstere sind von 100 auf 148,6 gestiegen, während letztere sich nur von 100 auf 112 erhöhten.

Vermischtes.

Der Hauptbeteiligte an dem großen Lose der preußischen Lotterie, das fortan nicht mehr 600 000, sondern nur 500 000 be­tragen wird, ist der Bahnhofs-Restaurateur Müller in St. Johann, welcher die Hälfte des Loses spielte. Infolge dieses Gewinnes hat M. den Betrieb der Bahnhofswirtschaft sofort ge­kündigt. Das betreffende Los hatte M. von dem Besitzer der Klein'schen Restauration. Küpper, erhallen. Als dieser als Kellner bei ihm be­schäftigt war, spielten beide das Los gemein­schaftlich. Bei dem Austritt Küppers wurde dieser jedoch vom Mitspielen ausgeschlossen, so daß er jetzt leer ausgegangen ist. Die übrige Hälfte spielen zwölf Personen, meistens Wirte und Geschäftsleute.

Am Samstag vormittag ist die 22jährige Putzmacherin Helene G. in Berlin auf der Fahrt zum Standesamt verstorben. Das junge Mädchen, das mit einem Kaufmann verlobt war, war an der Influenza erkrankt, und wiewohl der behandelnde Arzt anriet, die Hochzeit vor­läufig noch zu verschieben, hatte die Braut doch nicht darein willigen wollen und darauf be­standen, daß der festgesetzte Termin der standes­

amtlichen Trauung eingehakten werde. Im Wagen, der sie gemeinsam mit ihrem Verlobten nach dem Standesamt bringen sollte, starb sie an Lungenschlag.

Berlin, 20. Mai.Eine ungeniert be- legene Exekutorwohnung preiswert in 8^V. zu vermieten. Näheres suir X X Postamt 13 zu erfragen." Diese eigenartige Anzeige enthält ein hiesiges Bezirksblatt. Zur Erläuterung der­selben bemerkt dieTgl. Rundschau"' daß man hier unter dem EindruckExekutorwohnung" das Absteigeqartier einer Person, die aus ge­wissen Gründen den Besuch der Gerichtsvoll­zieher zu scheuen hat, versteht. Diese Wohnung, in der Regel nur aus Tisch und Bett bestehend, ist ausschließlich für den Gcrichlsvollzieherbesuch so ausmöbliert, das der gestrenge Gesctzvoll- strecker mit ruhigem Gewissen in seinen Akten den Vermerk:Exekution war fruchtlos!" cin- tragen kann. Für solcheExekutorwohnungen" sollen von gewissen Leuten gute Mielspreise ge­zahlt werden.

Dieser Tage ist eine Sendung von 700 lebendigen Wachteln als Geschenk des Königs von Italien an den Deutsch-» Kaiser nach Berlin geschickt worden.

Wien, 20. Mai. Es dürfte vielleicht allgemein bekannt sein, daß sich auch Kaiser der Visitenkarten bedienen, wenn sie den nicht zu Hause antreffcn, dem sie die Ehre ihres Be­suches zugedocht hatten. Als der Kaiser von Oesterreich am Samstag den in Wien weilenden Prinzen Gaston von Orleans-Bourbvn besuchen wollte, traf er ihn nicht an. Er ließ deshalb seine Visitenkarte zurück, die nach demN. Wiener Tagbl." aus feinstem Karton ist; matt­weiß und etwa acht Cenlimctcr lang und fünf Centimeter breit. Dur Text in lithographierter Schrift laut:kranyois ckosexli I. Lmpervur ä'Xutriclie, Hol äe IkonZrio". Das klingt be­deutend besser alsJohann Meyer, Kaufmann und Leutenant der Reserve."

Ein neuvermähltes Paar traf kürzlich auf dem Velociped in Wilhelmshafen ein. Die beiden Radler waren vor fünf Tagen aus Biele­feld auf einem zweisitzigen Dreirad abgefahren und hatten die nicht unbedeutende Strecke ab­züglich des an mehreren Orten genommenen Aufenthalts, in rund drei Tagen zurückgelegt. Von Oldenburg war das junge Paar am Mor gen aufgebrochen und langte am Nachmittag an Nachdem die Sehenswürdigkeiten in Augenschein genommen waren, ist das Radfahrcrpaar wieder von W. abgefahren und hat sich über Eckwarden nach Nordenham bezw. Bremerhascn begeben; von dort aus soll die Rückfahrt nach Bielefeld angetreten werden.

Zu der Nachricht von der Erfindung eines Kletterapparates durch einen russischen Soldaten ist zu bemerken, daß ähnliche Apparate in Nordamerika schon seit langer Zeit im Ge­brauch sind. Die Angestellten der Eidgenossen­schaft und der schweizerischen Eisenbahngcsell- schaften für die Legung von Telegraphenleitungcn bedienen sich schon seit vielen Jahren der Steig eisen zum bequemen Erklettern der Stangen und auch bei uns zu Lande sind die sog. Steig­eisen längst bekannt. Für Rußland mag die Sache ja immerhin eine Erfindung sein.

(Der Dampf-Mensch.) Was alles zu Re­klamezwecken in Amerika erfunden wird! Nun führt Einer dort gar die Idee aus, in großen Dimensionen einen Dampfmenschen zu konstruieren, der vor einen Wagen gespannt, ein Orchester durch die Straßen führen soll. Es handelt sich also um eine aus Eisen hergestellle menschliche Figur, die durch ein im Innern angebrachtes mechanisches Dampswerk getrieben nach Menschen­weise vorwärts schreitet. Die äußere Gestalt ist die eines Ritters, welcher eine Zigarre (!) im Munde hat, aus welcher der verbrauchte Dampf entweicht. Die Heizung des kleinen Dampfkessels wird mit Gasolin bewerkstelligt; trotz ihrer re­lativen Kleinheit kann diese Dampfmaschine eine

Kraft von etwa */, Pferdekraft erzeugen. Wasserstand im Kessel reicht bis unter den HM und da sich der Brustharnisch in der Weise einer Flügelthür öffnen läßt, kann man den Wasser, stand und die Thätigkcit des ganzen Apparates leicht kontrollieren. Durch einen kleinen Damnf. zylinder mit Kolben und dem sonstigen üblichen Uebersetzungsmechanismus wird die Wirkung des Dampfes in eine rotierende Bewegung umgesetzt welche durch eine Rädervorrichtung reguliert werden kann. Eine Kombination von Hebeln verleiht dann den Beinen der Figur die Be­wegung des Schreitens. Im Kleinen ist das Experiment bereits gelungen.

Der bekannte Dauer-Faster Succi wird in den ersten Tagen dieses Monats in einem Turiner Theater wieder ein Konzerlfasten von dreißigtägiger Dauer beginnen. Das Ueber- wachungs-Komitee setzt sich aus Aerzten und anderen wissenschaftlich gebildeten Männern zu­sammen. Während und nach der Fastenzeit will Succi seine Körperkräfc, die »ach seiner Angabe beim Fasten wachsen, durch schwierige Fecht- und Reitübnngen kund lhun.

(Mißverstanden.) . . . Bei Ihre», Leiden rate ich Ihnen dringend, jede Kopfarbeit zu ver­meiden sonst werden Sie dasselbe nie ganz verlieren!Herr Doktor, da müßt' ich rein betteln gehen!"Ja, was sind Sie den» eigentlich?"Friseur!" (Eine Kleinigkeit) Ein Herr will einen ihm befreundeten Schau­spieler ins Restaurant abholen und trifft ihn hinter den Kulissen.Einen Moment," ruft der Mime eilig,ich muß nur noch schnell ster­ben dann komm' ich gleich!"

(Im Restaurant.) Gast:Ich habe doch Kotelett mit Ei bestellt; das Ei sehe ich, aber wo ist denn das Kotelett?" Kellner:Bitte mein Herr, das liegt unter dem Ei!"

(Teures Andenken.) A.:Die Locke da unter dem Glas ist wohl ein teures Andenken?" B :O ja, sie ist nämlich noch eine von meinen eigenen!"

Verwandlungs-Aufgabe.

I 2 I 3 4 ein Schriftsteller

1 5 5 6 weiblicher Vornahme

2 10 7 8 I 7 Stadt am Rhein,

8 6 9 1 7 ein Schrissteller,

7 6 II 12 3 Gegensatz von Kunst.

Wenn man die Zahlen durch die richtigen Buchstaben ersetzt, erhält man fünf Wörter. Durch Umstellung der Buchstaben sollen fünf neue Wörter gebildet werden, deren richtig ge­ordnete Anfangsbuchstaben eine Einrichtung im Garten nennt. Ein Buchstaben daran geändert und man findet einen Vogel. Ein Buchstaben daran gestrichen, es bleibt ein Eigenschaftswort, wovon man durch Umstellung der Buchstaben ein Musikinstrument macht. Ein Buchstaben daran verändert, so bleibt der Name einer spanischen Insel.

Wir geben hiemit wiederholt die Schluß­zeit für Inserate unseres Blattes bekannt.

Dieselbe ist:

Für das Drenstagsblatt am Montag vorm. 11 Uhr

Donnerstagsblatt am Mittwoch 11 »

Samstagsblatt am Areitag 8

Sonntagsblatt am Samstag 8

Diese Aufgabezeiten sind unbedingt abhängig von den Postverbindungen des Bezirks, mit welchen em großer Teil der Auflage versendet wird.

Wir bitten die H.H. Auftraggeber recht dies gef. beachten zu wollen, da wir mit Rücksicht auf die Orte, welche nur Postbotenverbindung (von hier, Herrenalb und Liebenzell aus) haben, oben angegebene Zeiten einhalten müssen. Die Sonntagsnummer wur­den z. B. diese Orte erst Montags erhalten, wenn das Blatt nicht schon am Samstag vormittag ausgegeben würde.

Redaktion und Verlag de s Enzthälers.

Auf den Knzthäker

wolle man für den Monat Juni bei den Post- anstalten und Postboten und bei der Geschafft teile des Blattes abonnieren.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.