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ksse-i denn der Futtermangel ist nachgerade so ?! kindlich wie seit langen Jahren nicht mehr "morden; wird doch dermalen der Zentner Heu In dem säst unerhörten Preise von 67 -/L ktt-iblt Verlaust der heutige dritte Tag der loen Wetterheiligen ebenso wie seine anderen strengen" Genossen, so darf man diesmal recht M mit ihnen zufrieden sein,

E 8S Pforzheim, 13. Mai. In der am -kreitag Abend im Römischen Kaiser von der Mionalliberalen Partei abgehaltenen Versamm­lung die sehr zahlreich besucht war, wurde Herr Nelonom Frank zum Bückenberg, als Kandidat mr die Rcichstagswahl vorgeschlagen und fand iueier Vorschlag allgemeine Zustimmung.

Deutsches Weich.

Arolsen, 12, Mai. Fürst Georg von Mdeck-Pyrmonl ist heute früh 8 Uhr in Mrienbad gestorben.

In der ganzen Behandlung der Militar- vorlage sind zwei schwere Fehler begangen Mden. Den 1. machte der Reichskanzler, in­dem er lange Zeit hindurch die ganze Militär- Vorlage geheim hielt und so der Oppositions- Presse die Gelegenheit gab. durch die ärgsten Vertreibungen Stimmung gegen die Sache im M zu machen. Den 2. Fehler begingen viele Parlamentarier, indem sie ohne Kenntnis der Borlage ihren Wählern auseinandersetzten. daß sie unter keinen Umständen angenommen werden dürfe. Als dann die Vorlage selbst mit schwer- megendec Begründung bekannt wurde, da hätte Whi mancher Parlamentarier gern dafür ge­summt. wenn er nicht durch seine Vorläufigkeit die Hände sich gebunden gehabt hätte. Man fürchtete also die Wähler und doch will jeder Parlamentarier immer wieder gewählt sein. Die Bersassungsbestimmung, daß jeder Abgeordnete nach seinen freien Ueberzeugung stimmen soll, blieb, wie schon oft, wieder einmal auf dem Papiere stehen. Das deutsche Volk steht vor dn Frage, was nun? Verwirft der nächste Reichstag abermals die Militärvorlage, so treiben wir in einen Verfassungskonflikt hinein. Eine Ansprache , welche der Kaiser letzten Dienstag an die Generale und Stabsoffiziere in Berlin gehalten hat, giebt in dieser Beziehung schon einen recht deutlichen Wink. Höher als Ver­fassung und allgemeines Wahlrecht steht denn doch die Sicherheit des Reichs. Wenn noch so viele Parlamentarier erklären: Wir glauben nicht an einen Krieg, so ist damit eben leider gar nicht geholfen; anfangs Juli 1870 glaubte in Deutschland kein Mensch an die Möglichkeit eines Krieges und 14 Tage später war er schon im Gang! Im nächsten Reichstag handelt es sich doch in der Hauptsache um die Geldfrage, d.h.um die Frage, ob die Mittel für die Militär­vorlage nach dem Antrag Huene aufzubringen sind oder nicht. In dieser Beziehung wäre leicht geholfen, man nehme doch das Geld, da >vo es ist; um nur ein Beispiel anzuführen, so wären jährlich Millionen zu bekommen, wenn die Aktiengesellschaften nicht mehr als 10°/o Dividende verteilen dürften und den Mehrge­winn an die Reichskassen führen müßten. Man wage sich endlich einmal an eine progressive Vermögens- und Einkommensteuer und eine Progressive Erschaftssteuer heran, dann hat das Reich Geld wie Heu, Durch derartige Steuern würde dann auch dem Großkapital, die Sucht, immer mehr Geschäfte an sich zu reißen und so den Mittelstand immer mehr zu verdrängen, er- Ichwert und entleibet. Wenn das deutsche Volk diesen Gedanken richtig auffaßt und durchsetzt, dann wird die Militärvorlage, die doch dem " Soldaten große Vorteile bringt, vom nächsten Reichstag angenommen und damit das icherheits-Bewußtsein im Volke gestärkt, womit Hebung von Handel und Wandel lcher verbunden sein wird. Läßt aber die m^hterschast ^ wiederum von den alten Parteiphrasen täuschen und sorgt sie nicht dies- Abgeordnete, welche die Sicherung Kräftigung des Mittelstandes zu Grundsatz machen, dann gehen Nnlf - .legten Zeiten entgegen, und das a.,:, Vorwurf verdienen, den einst der

nicke Stadt Jerusalem gemacht,daß sie 4 erkannt habe, was zu ihrem Heile war."

Die Nationallrberalen in Darm­stadt bellten den bekannten Rechtsanwalt Dr. Osann als Reichstags-Kandidaten wieder auf.

München, 8. Mai. An eine schicksalsreiche Zeit wird man erinnert, wenn man liest, daß der Maler Max Gudden, ein Sobn des mit König Ludwig II. umgekommenen Obermedizinal­rats Dr. v. Gudden, hier im Alter von 35 Jahren gestorben ist.

Württemberg.

Unter den vielen Festgaben, welche der Prinzessin Pauline aus Anlaß ihrer Kon­firmation dargebracht wurden, verdient diejenige der Stadtgemeinde Stuttgart besonders er­wähnt zu werden: gespendet wurde ein Blumen­korb von nahezu zwei Meter Höhe, ein gärt­nerisches Meisterwerk ersten Ranges. Der Korb, welcher auf schwarz-gelber Altlasschleife die WidmungI. K. H. der Prinzessin Pauline als Festgruß zum 7. Mai, gewidmet von den bürgerlichen Kollegien der Haupt- und Residenz­stadt Stuttgart" trägt, wurde am Samstag nachmittag durch den Verfertiger, Handelsgärtner Julius Fischer, nach Marienwahl befördert und hat die lebhafteste Bewunderung aller Be­schauer hervorgerufcn. Auch ein Geschenk der Stadt Ulm, bestehend aus einem schönen Collier, nach bsonderer in Ulm gebräuchlichen Fassung, daher auch kurzweg Ulmcr Schmuck genannt, ist besonders bemerkenswert. Der König wie die beschenkte Prinzessin ließ den bürgerlichen Kollegien von Ulm brieflich ihren herzlichen Dank aussprechen,

Die württ. Kammer der Abgeordneten hat sich wegen Mangels an Beratungsstoff ver­gangenen Freitag auf eine Woche vertagt. Die Kammer der Standesherrcn ist um so fleißiger an der Arbeit gewesen, um über verschiedene von der 2. Kammer bereits durchberatene Gesetze auch ihrerseits Beschluß zu fassen.

An der entscheidenden namentlichen Ab­stimmung des Reichstags über den Antrag Huene, an der sich 373 Mitglieder beteiligten, (162 Ja, 210 Nein) haben, wie der jetzt vor­liegende stenographische Bericht bestätigt, von den 17 württ. Abgeordneten 16 teilge­nommen. Krank war Härle; mit Ja stimmten Graf Adelmann, Frhr. v. Gültlingen. Siegle, Weiß, die übrigen württ. Abgeordneten, Ultra­montane und Demokraten, stimmten sämtlich mit Nein. Die Abstimmung des Grafen Adelmann beweist, daß bis in die Reihen des Zentrums hinein die Einsicht von der Notwendigkeit, für den Schutz Deutschlands gegen außen besser sorgen zu müssen, verbreitet ist.

Die deutsche (nat.-lib.) Partei in Stritt» gart stellte den Geh. Kommerzienrat Siegle als Reichstags-Kandidaten wieder auf, welcher die Kandidatur wieder annahm.

Graf Adelmann, der allein von den württembergischen Zentrumsabgeordneten für den Antrag Huene stimmte, wird von der Zentrumspartei nicht mehr aufgestellt werden.

Stuttgart. Das N. Tagbl. schreibt zur Wahlbewegung. Nachdem bekannt ist, daß hier seitens der deutschen Partei Kommerzienrat G. Sigle, seitens der sozialdemokrat. Partei Karl Kloß wieder kandidieren, sieht man mit Interesse der Aufstellung des volksparteilichen Kandidaten entgegen; dieselbe ist indessen, obwohl verschiedene gegenteilige Gerüchte umlaufen, dis heute nicht erfolgt. In Heilbronn soll von der deutschen Partei Oekonomierat Mayer aufge­stellt werden. In Tübingen wird Rechtsanwalt Payer wieder auftrcten; die deutsche Partei wollte ihm ursprünglich ihren früheren Kandi­daten, Papierfabrikanten Joseph Krauß von Pfullingen, wieder entgegenstellen; nachdem der­selbe aber abgelehnt hat, soll sie den Landtags­abgeordneten Wendler ins Auge gefaßt haben. In Calw wird Frhr. v. Gültlingen wieder kandidieren; wen die Volkspartei ihm entgegen- stcllen will, ist noch nicht bekannt. In Obern­dorf, das beim letzten Reichstag durch den Frhrn. v. Münch vertreten war, wird sie den Musikalienhändler Oskar Galler aufstellen. Eine Besprechung zwischen den Vertrauens­männern der deutschen Partei in Weinsberg, Hall und Oehringen hat den Beschluß ergeben.

in den Wahlkampf einzutreten; der Name des Kandidaten wird demnächst bekannt. Der bis­herige Vertreter von Crailsheim-Gerabronn, Pflüger, soll, wie man vernimmt, nicht mehr kandidieren wollen; dasselbe gilt vom Grafen Adelmann, dem bisherigen Vertreter von Aalen-Ellwangen. Landtogsabgeordneter Bant­leon in Waldhausen hat die ihm von der deutschen Partei in Ulm-Heidenheim angetragene Kandidatur angenommen. In Blaubeuren wird Landrichter Gröber, in Biberach Privatier Braun, in Ravensburg Rechtsanwalt Rem- bold wieder kandidieren; ihre Wiederwahl dürfte keinem Zweifel unterliegen.

Nagold, 9. Mai. Durch die neuerbaute Naturheilanstalt des Herrn Rudolf Frölich, Praktikers der Homöopathie und Naturheilkunde hier, hat unsere Stadt als Kurort einen neuen Anziehungspunkt erhalten.

Anstand.

Die französische Presse gebärdet sich wie toll vor Freude über die Ablehnung der Militär- Borlage und des Antrags Huene im deutschen Reichstag, Es ist gar kein Zweifel, daß viele elsäßische Reichstagsabgeordncte, die sonst prin­zipiell dem Reichstag fern blieben, nur auf französische Winke hin nach Berlin geeilt sind, um die Militärvorlage niederstimmen zu helfen. Einige Pariser Blätter regen denn auch bereits die Sammlung von Geldern an, um den be­treffenden elsäßischen Reichstagsabgeordneten ein Ehrengeschenk zu machen, vielleicht bleibt auch noch einiges Geld für Wahlzwecke übrig. Die Forderung nach Auflösung der französischen Deputiertenkammer wird immer lebhafter dis­putiert; das Ministerium scheint nicht abgeneigt zu sein, dieser Forderung nachzugeben, es ist nur noch darüber nicht schlüssig, mit welchen Mitteln auf die Wähler gewirkt werden soll, damit sie den Panama-Skandal u. s. w. mög­lichst vergessen.

Unterhaltender Heil.

Umsonst geopfert.

Eine tragische Geschichte von Erich zu Schirfeld.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.^

Weihnachten war gekommen. Ueberall herrschte Freude, Liebe Glückseligkeit. Nur in der Wohnung Wunsiedels war es dunkel ge­blieben, dunkel, kalt und öde. Keine Weihnachrs- kerzen leuchteten mit ihrem Scheine in die Herzen, kein Tannenduft erfüllte die kahlen Räume, in denen Not und Unfriede ihr Scepter schwangen. Durch ihrer Hände Arbeit hatte Paula Einiges erworben, um sich und ihrem Kinde eine Wohlthat zu erweisen zum Feste, das alle Welt beglückt. Die wenigen Groschen lagen wohl versteckt im Küchenschrank, aber er fand sie doch. Ei, wie lachte sein Gesicht in boshafter Freude, wie schnell ging er in's Wirts­haus! Er wollte auch einmal wieder eine fröh­liche Weihnacht haben! Und als er wankend heimgekehrt war, schalt er seine Frau, weil sie Geheimnisse vor ihm hatte, ihm Geld verbarg, über welches nur er, das Haupt der Familie, zu verfügen berechtigt war.

Am andern Morgen, als er seinen Rausch ausgeschlafen hatte, überkam ihn der ganze Jammer seiner elenden Verhältnisse. Aber weit entfernt, sich selbst die Schuld beizumessen, grollte er seinem Weibe nur noch mehr, welches er für die Ursache seines Unglücks hielt. Seine Ver­heiratung hielt er für den dümmsten Streich seines ganzen Lebens. Er hätte das Mädchen dem Duckmäuser, dem Lühr, lassen sollen, meinte er, dann wäre Alles ganz anders gekommen. Trotzdem stellte sich bei ihm ein unerwarteter, böser Gast ein, welcher das Maß des Elends zum Ueverlaufen voll machte: die Eifersucht. Er glaubte bemerkt zu haben, daß Karls Inte­resse für Paula noch nicht erloschen sei und diese die sträfliche Neigung erwidere. Und je begreiflicher er dies fand, destomehr empörte es ihn. Zuweilen bemächtigte sich seiner eine ge­wisse Schwermut und öfter als einmal seufzte er:Es wäre schon am besten, man legte sich auf dir Schienen, dann hätte das Elend ein