Manteuffel eine kurze Ansprache, worauf der Kaiser ungefähr folgendes erwiderte:Ich danke Ihnen herzlichst für Ihre Glückwünsche, welche ich gerne annehme. Ich kann Ihnen nur sagen, daß alle Kombinationen, welche in der Presse über meine Stimmungen verlautbar wurden, auf vollständiger Unkenntnis beruhen und jeder Grundlage entbehren. Ich habe alles gelesen, was die Zeitungen über meine angebliche seelische Stimmung anläßlich des Bremer Vorfalls geschrieben haben. Aber nichts ist falscher, als annehmen zu wollen, daß meine Gemütsverfassung irgendwie gelitten habe. Ich bin genau derselbe, der ich vorher war, ich bin weder elegisch noch melancholisch geworden." Ter Kaiser deutete hierauf auf das auf dem Tische liegende Eisenstück, das Weiland als Wurfgeschoß benutzt hat, und fuhr fort:Ich stehe in Gottes Hand und werde mich durch solche Vorfälle persönlich niemals in dem Wege beirren lassen, den zu beschreiten ich als meine Pflicht anerkannt habe. Ich komme auf meinen Reisen mit allen Kreisen der Bevölkerung zusammen und weiß, daher sehr gut, was man im Volke über mich spricht und denkt. Aber wer da etwa glaubt, daß ich mich durch solche Vorfälle einschüchtern lassen werde in meinen übrigen Maß­nahmen, der wird sich sehr irren; es bleibt alles beim Alten." DasKleine Journal" fügt hinzu, der Kaiser habe das WortAttentat" nicht gebraucht und nur von demVorfall" gesprochen.

Berlin, 1. April. Wie dem Berliner Tageblatt aus London gemeldet wird, veröffentlicht die Central-Ncws ein Telegramm aus Stander­ton vom Samstag wonach die englischen Kolonnen im östlichen Transvaal ihre Operationen nach sechs- wöchentlicher Unthätigkeit wieder ausgenommen haben. Dieselben waren hauptsächlich veranlaßt durch die ununterbrochenen heftigen Regenüsse. Die Buren-Familien sind nach Utrecht gesandt. Ein Buren-Convoi von 28 Wagen ist erbeutet. Kom­mandant Engelbrecht hat sich dem General French ergeben. Kommandant Prinsloo ist gefangen ge­nommen worden, nachdem sein Pferd erschossen war.

Marseille, 31. März. In einer heute mittag abgehaltenen Versammlung beschlossen 2000 Hafenarbeiter, nachdem sie den Bericht der von Paris zurückgekehrten Delegierten entgegengenommen hatten, einstimmig, den Ausstand solange fortzusetzen, bis der achtstündige Arbeitstag erreicht ist. Die Kohlenarbeiter beschlossen die gleiche Resolution.

London, 1. April. Aus Blömfon- tein wird gemeldet: Die Buren-Commandanten Brand und Herzog sind in der Umgegend von Petrusberg signalisirt worden. Man weiß nicht, wo sich Präsident Stein befindet und glaubt, daß er Dewet begleite, welcher sich in Transvaal auf­hält. Kleine Buren-Abteilungen durchziehen den Distrikt von Petrusberg und hatten dort kleinere Gefechte mit englischen Truppen.

London, 2. April. Man bestätigt hier die Gefangennahme einer englischen Kolonne durch die Buren in den Zurbergen.

London, 2. April. Amtliche Kapstädter Depeschen bestätigen die Vereinigung Bothas und Dewets. Dieselben verfügen über 13000 Mann und genügend Artillerie-Material und beab­sichtigen eine große Operation gegen General French.

Die Wirre« i« China.

Berlin, 2. April. DerLok.-Anz." meldet aus Peking: Li-Hung-Tschang klagt bitterlich darüber, daß die Vertreter der verbündeten Mächte sich noch immer nicht klar über die Entschädigungs­forderungen geäußert haben. Dadurch würde der endgiltige Friedensschluß, den China sehnlichst her­beiwünsche, unnötigerweise verzögert. Er habe bisher vergeblich auf die ungefähre Angabe der Maximal­summe gewartet, welche die Alliirten zu fordern gedenken, damit China in Ruhe die nötigen Sicher­heiten beschaffen könne. Ebenso dringlich sei eine annähernde Berechnung der privaten Entschädigungs- Ansprüche. Beide Angaben fehlten noch jetzt. Es sei ihm ferner nichts offiziell mitgeteilt worden über die künftige Einrichtung der Gesandtschafts-Quartiere in Peking. Gerüchtweise habe er gehört, daß die kriegsgemäße Befestigung der betreffenden Gebäude geplant sei. Li-Hung-Tschang hat kürzlich den Grafen Waldersee um genauere Auskunft gebeten, der sich aber weigerte, ihm Aufklärung zu geben. Auch über eine geplante dauernde Occupation von Tientsin, von der Eisenbahnlinie und verschiedenen Häfen in Tschili will Li-Hung-Tschang nur vom Hörensagen vernommen haben. Schließlich betonte der chinesische Diplomat, die baldige Räumung von Peking liege im Interesse beider Parteien, da die Negierungs­maschine vor der Rückkehr des Kaisers nicht wirksam funktionieren könne. Vor der Räumung der Haupt­stadt könne aber der Kaiser unter keiner Bedingung zurückkehren.

London, 2. April. Nach einer Meldung aus Peking richtete Kaiser Kwangsü an den Z a r e n ein Schreiben wegen des Mand­schurei-Vertrages. Der Kaiser bittet darin den Zaren, die Mandschurei wieder an China zurück­zugeben und mit Gerechtigkeit und Güte den Chi­nesen gegenüber zu handeln und versichert ihn hie- für nicht nur seines eigenen sondern auch des Dankes von Millionen seiner Unterthanen. Er erklärt, daß 12 Artikel des abgeänderten Vertrages, den Ruß­land ihn anzunehmen ersucht, mit den Oberhoheits­rechten Chinas über die Mandschurei nicht überein­stimmen. Er fordert die Wiedereinführung der chi­nesischen Verwaltung, da China die Oberhoheit über die Mandschurei verloren habe und die übrigen Großmächte durch dieses Verfahren dazu angespornt würden, in derselben Weise China gegenüber zu handeln, wodurch die Integrität Chinas nicht länger aufrecht erhalten werde könnte.

London, 2. April. Neutermeldung aus Tientsin vom 1.: Ein indischer Posten wurde Sonntag nachts in den Oberschenkel geschossen. Er giebt an, er habe zweimal wieder geschossen und glaubt, daß die Angreifer fremde Soldaten gewesen seien. 300 Mann deutscher berittener Infanterie

ging gestern zur Verfolgung von Räubern im Bitaidistrikt ab. Kapitän Barnett von der indischen Armee wurde gestern abend von 7 Franzosen an­gegriffen und durch Säbelhiebe, jedoch nicht erheb­lich, verletzt.

London, 2. April. Daily Expreß be­richtet, daß ein englisches Syndikat eine Concession in beträchtlichem Umfange in den Provinzen Jangtse und Jannan erlangt habe, wo sich ungeheure mine­ralische Schätze befinden sollen. Die Concession umfaßt 5000 gkm Kohlengruben sowie auch bedeu­tende Eisenlager. Auch sollen sich dort Petroleum- Quellen befinden. Der chinesische Vertreter in London erklärte, die Kohlengruben seien so reich­haltig, daß sie Jahrhunderte hindurch ganz Europa mit Kohlen versehen könnten. Das Syndikat ver­fügt über ein Kapital von 6 Millionen Pfund Sterling.

Vermischtes.

Gegen das Neuenbürger Schöffen­gerichtsurteil wird lautSchwäb. Tagw." der Landtagskandidat Wasner Berufung einlegen. Herrn Wasner sei bekanntlich nicht Gelegenheit gegeben worden, durch Heranziehung des dazu not­wendigen Zeugen nachzuweisen, daß der Magdeburger Verurteilung zu einwöchentlicher Gefängnisstrafe nicht das geringste entehrende Vergehen als Ursache zu Grunde liegt. Hierin war aber der Hauptpunkt für die ganze Angelegenheit, die zur Klage führte, beschlossen; denn offenbar war es Absicht des Güthler, zu behaupten, daß Wasner mit einer entehrenden Strafe belegt worden sei, und behauptete er nur darum, Wasner sei 6 Wochen lang wegenBetrugs" im Gefängnis gesessen.

Kandw. Serirksrrrrein Calw.

Diejenigen Mitglieder, welche Obstbäume und Edelreiser bestellt haben, können dieselben am nächsten Samstag, 6. April, bei Herrn Oberamtsbaumwart Widmann in Calw abholen.

Auch können noch eine Partie Birn-, Zwetschgen- und Pslaumeubäume abgegeben werden.

Calw, 3. April 1901.

Vereinssekretär

Fechter.

Htekkameteik.

^ M. 17.50

und höher 14 Meter! Porto- und zollfrei zugesandt! Muster umgehend; ebenso von schwarzer, weißer u. far­bigerHennebcrg-Seide" von 85 Pf. bis 18.65 p. Met.

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Amtliche KkkamltmchmiW.

Aergevung von Aauaröeiten.

Nachstehende Arbeiten zur Erbauung eines Dienstgebäudes für das Bezirksbauamt Calw werden hiemit zu schriftlicher Bewerbung ausgeschrieben. Dieselben betragen nach dem Voranschlag:

1) Grabarbeit, vereinigt mit

2) Betonier-, Maurer- und Steinhauerarbeit 7586 26 A

3) Zimmerarbeit. 3500 .. ..

4) Gipserarbeit

610 570 683 550 165 616

370 - 140 - vom 9. bis 16. April

52

50

28

5) Schrcinerarbeit

6) Glaserarbeit .

7) Schlosserarbeit

8) Schmiedarbeit

9) Flaschnerarbeit

10) Anstrich arbeit

11) Pflast erarbeit .

Pläne, Kostenvoranschlag und Bedingungen sind 1901 auf dem Bezirksbauamt in Calw zur Einsicht aufgelegt.

Tie Angebote für die einzelnen Arbeiten sind in Prozenten der Ueber- schlagspreise ausgedrückr, schriftlich, verschlossen und portofrei mit der Aufschrift:

Angebot auf die Arbeiten für das Bauamtsdienstgebäude in Calw"

spätestens bis 16. April 1801, nachmittags 3 Uhr, bei deni Bezirksbauamt in Calw einzureichen.

Tie Eröffnung der Angebote, welcher die Angebotsteller beiwohnen können, findet zur genannten Zeit auf dem Bureau des Bezirksbauamts in Calw statt.

Für den Zuschlag behält man sich eine Frist von 3 Wochen vor. Die Bewerber haben mit den Angeboten Fähigkeit?-- und VermögenSzeugnissc aus neuerer Zeit vorzulegen.

Den 1. April 1901.

K. Kamerakamt Kirsan. K. Wezirksbauarnt Latw.

Voelter. Bretschneider.

Verpachtung von Bahnböschungen.

Der Futterertrag der Bahnböschungcn von Markung Weilderstadt ein­schließlich bis Bahnhof Calw ausschließlich wird im öffentlichen Aufstrcich auf die Tauer von 10 Jahren neu in Pacht gegeben und zwar:

1) Dienstag, den 9. April, von Station Althengstett bis Station Weilderstadt je.einschließlich; Beginn in Althengstett morgens 77- Uhr, Ende in Weilderstadt gegen 5 Uhr abends.

2) Donnerstag, den 11. April, von Station Althengstett bis Bahn­hof Calw ausschließlich; Beginn in Althengstett morgens 7'/, Uhr, Ende auf Markung Calw gegen 3 Uhr nachmittags.

Calw, den 1. April 1901.

K. Eisentmhnbaumspektion.

Berichtigung.

Zn dem Inserat in Nr. 40 d. Bl. Zwangsversteigerung -er A. Lutz'schen Kunstmühle ist in Zeile 11 (von unten herauf) statt Antragsteller Gläubiger" zu lesen und in Zeile 9 soll nach Versteigerungserlösdem An­spruch des Gläubigers und" eingeschaltet werden.

Calw, den 2. April 1901.

Gerichtsnotar Karlein.