Eine staatliche Bezirks-Rindviehschau fand am 4. Juni 1892 in Neuenbürg statt. Zuge­führt waren 7 Farren und 29 Kühe, auf welche 8 Preise im Gesamtbetrag von 560 ^ ent­fielen. Zuerkannt wurden für Farren ein III. Preis und zwei IV. Preise, für Kühe fünf IV. Preise. Das Ergebnis der Schau, namentlich was die Farren anbelangt. ist hinter den Er­wartungen zurückgeblieben. Die Ursache hievon lag nicht zum Wenigsten in dem Wechsel der Tiere, indem ein beträchtlicher Teil der bei der letztvorangegangenen Farrenschau vorhanden ge­wesenen Farren I. Kl. bereits abgesetzt war.

(Schluß folgt.)

Deutsches Weich.

Berlin, 2. Mai. Ueber die Unterredung des Kaisers mit dem Papst wird Folgendes verbreitet:Der Papst brachte zunächst die Heb­ung der Lage der Arbeiterklassen zur Sprache und drückte den lebhaften Wunsch aus, das Scinige zu dieser Hebung beizutragen. Der Kaiser erwiderte, er stimme mit den Anschauungen des Papstes überein; er habe in derselben Richt­ung sür die Besserung der Lage der Arbeiter gewirkt. Alsdann berührte der Papst die allge­meine politische Lage und bemerkte, er sei kon­servativ in seiner Politik, monarchisch in seiner Gesinnung, aber wenn eine andere Regierungs- sorm in einem Lande sich befestigt habe, erkenne er sie selbstverständlich an und bestrebe sich, gute Beziehungen mit der Regierung zu unterhalten."

Karlsruhe, 3. Mai. Das Kaiserpaar verbrachte die Stunden seines Hierseins im engeren Familienkreis. Ein Besuch von An­stalten oder eine Alarmierung fand nicht statt. Der Kaiser machte heute früh einen Morgen­spaziergang im Park. Die Abfahrt erfolgte sriih um 10 Uhr 15 Min. auf der Rheinthal- bahn

Potsdam, 2. Mai. Das Kaiserpaar ist heute abend um 10V» Uhr an der Wildpark­stetion eingetroffen.

Berlin, 3. Mai. Durch den Ausgang der gestern abgehaltenen Sitzung der Zentrums­fraktion sind die Aussichten aus das Zustande­kommen der Militärvorlage wieder verschlechtert worden, denn es hat sich herausgestellt, daß Frhr. v. Huene nur acht Mann hinter sich hatte. Alle anderen anwesenden Zentrumsmitgiieder weigerten sich, dem Kompromiß beizutreten. Da­gegen hatte diese Sitzung den für den Zu­sammenhalt des Zentrums folgenschweren Aus­gang, daß Graf Ballestrem, der zu den acht gehört hatte, die Frhr. v. Henne folgten, infolge der Abstimmung von der Stellung als erster Vorsitzender der Zentrumsfraktion zurückgetreten 'st.

Berlin, 3. Mai. In der heutigen Reichs tagssitzung wurde der bei den Verhandlung^ der Militärkommission als Antrag Lieber de zeichnete Antrag, wonach die ^riedenspräsenz stärke vom 1. Oktober 1893 bis 30. Septembei 1898 auf 420031 Mann festzusteüen sei. von Grasen Preysing wieder eingebracht.

Berlin. 3. Mai. Im Reichstag er folgte am heutigen Mittwoch die zweite Lesunc der Militärvorlage. Gröber sprach all Berichterstatter der Kommissionsbeschlüsfe. Er er klärte bezüglich der ablehnenden Haltung de: Mehrheit der Kommission, das Ausland werd: das deutsche Volk geeinigt finden, wenn es gelte sür die Verteidigung des Vaterlands Opfer zr bringen. (Allseitiger Beifall.) Unterschiede de: Parteien bestehen nur bezüglich der Frage, ol es nicht besser sei, die Kräfte des Volkei im Frieden möglichst zu schonen. (Beifall linki und im Zentrum.) Reichskanzler Gra Eaprivi: Die Frage worauf es ankommt, is vielfach in den Hintergrund getreten; der breitesten Raum nahm die Frage der 2jähriger Dienstzeit ein. Ich danke namens der verv Regierungen den Konservativen, daß sie au Seiten der Regierung getreten sind und da«. Einzelinteresse dem Dienste des Vaterlandes untergeordnet haben. (Lebh. Beifall rechts Wir haben die Ueberzeugung gewonnen, daß di jetzige Wehrkraft nicht ausreicht. Man such uns durch Zahlen zu widerlegen; diese Method kann uns nicht überzeugen. Wir müssen bean

spruchen, daß den Männern, die nicht allein im Frieden die Fragen zu erörtern haben, sondern auch im Kriege mit Ehren für die ihnen zu- fallcnden Aufgaben eintrelen müssen, ein höheres Gewicht beigelegt wird, als den anderen. (Bei­fall.) Wenn Moltke und Roon noch hier ständen, so würden sie unsere Forderungen noch besser vertreten, als wir es vermögen. Ich habe keinen General gesehen, der meinte, unsere Streitkräfte seien so stark, daß wir auch nur annähernd mit der Sicherheit von 1870 in den Krieg gehen könnten. Es handelt sich hier um eine Frage von solcher Bedeutung, von solchem Emst, wie für den Reichstag wohl noch nie eine Vorgelegen hat. Es handelt sich um Ehre, Dasein und Zukunft Deutschlands. (Widerspruch links.) Wir brauchen eine Verstärkung, um den Frieden zu erhalten. Auch mein Amtsvor­gänger hat eine Heeresverstärkung für nötig gehalten, und ihn wird doch Jeder für ein diplomatisches Genie halten, wie es in Jahr­hunderten einmal vorkommt. (Beifall.) Man kann doch aber nicht erwarten, daß derartige diplo­matische Phänomene immer an unserer Spitze stehen werden. (Beifall.) Wir wollen also den Frieden erhalten; wenn uns das aber nicht ge­lingt. so wollen wir siegen. (Beifall.) Das ganze deutsche Volk, sagt man, fürchte nur Gott! Schön, wundervoll; aber auch die Fruchtlosigkeit bietet keine Garantie, wenn das Heer, die Waffen unzureichend sind. Wir haben nicht das Bestreben, den Krieg offensiv zu beginnen, aber wir wollen so stark sein, ihn strategisch offensiv zu beginnen, d. h. ihn nicht auf unserem Boden anfangen zu müssen, sondern auf dem Boden des Feindes. Ob wir aber auch Frankreich gegenüber zu einer solchen Offensive in der Lage sind, mag dahin gestellt bleiben. Die Frage ist: Kann uns das Schick­sal der Grenzlande gleichgiltig sein, kann es uns gleichgiltig sein, wenn Nord-, Ost- oder West­preußen, Posen, vielleicht auch Schlesien vom Feind überschwemmt und ausgezogen werden? Nur die Offensive kann uns davor schützen. Sind nicht die Elsaß-Lothringer auch unsere Brüder? (Bravo!) Ich bin überzeugt die Nation will Elsaß-Lothringen schützen. (Beifall.) Sach­lich sind wir in der Kommission nicht ein einziges Mal widerlegt worden. Man hat gesagt, durch das Gesetz würden wir ein Volk von Bettlern; das glaubt doch Niemand. Das ist zu durch sichtig! Wir würden über die Deckungsmittel mit uns reden lassen. (Beifall.) Die gestellten Forderungen sind auf das geringste Maß zu sammengedrängt. Wo ist da der Militarismus? Wir können nicht warten, bis das Verlangen nach einer solchen Vorlage aus den Wahlkreisen kommt, (Heiterkeit), oder bis der Feind im Lande ist. Wir müssen den Mobilmachungstagen ge­wachsen sein, wo eine gefüllte Patrontasche mehr wert ist, als ein volles Portemonnaie, wo nicht der Kurszettel den Krieg, sondern der Krieg den Kurszettel macht. Denn wenn die Vorlage nicht durchgeht, wird Unsicherheit entstehen, und wir würden dem Lande die lebhaft begehrte zwei­jährige Dienstzeit nicht geben können. Die Ablehn­ung der Vorlage müßte den Eindruck der Schwäche, der mangelnden Opferwilligkeit machen. Die Reglerungen sind von der Verantwortlichkeit für etwaige neue Wahlen tief durchdrungen. Wir erkennen, daß sie bei dem gegenwärtigen Zu­stand der Parteiverhältniffe ungleich größere Erschütterungen mit sich bringen könnten, als es bisher der Fall gewesen. Indem wir dem Antrag Hüne entgcgenkommen, müssen wir Sie bitten: Helfen Sie uns durchzusetzen, was für die Erhaltung des europäischen Friedens, der Sicherheit, Ehre und Zukunft Deutschlands er­forderlich ist. v. Hüne: Es war für mich ein schwerer Entschluß, meinen Antrag zu stellen, weil ich wußte, daß nur ein kleiner Teil meiner Fraktionsgenoffen zu mir stehen würde. Was nützt uns die vom Referenten betonte Einigkeit, wenn uns die Stärke fehlt, dem Feinde gegen­überzutreten? (Lebhafte Zustimmung.) Jetzt ist der Tag gekommen, wo Jeder so stimmen muß, wie es seiner Verantwortung entspricht. Darum habe ich meinen Antrag gestellt! Auch mein Antrag enthält eine weitere Inanspruch­nahme der Kräfte und ist zugleich ein Akt der

Ausgleichung, indem durch die zweijähr. Dienst­zeit eine gleichmäßigere Verteilung der Lasten ermöglicht wird. Gerade die Soldaten werden an der Vorlage wenig Freude haben. Die Regierung, die einmal von der Notwendigkeit einer solchen Vorlage durchdrungen ist, hat das Recht und die Pflicht, sie mit allen Mitteln durchznführen. Ich sehe in den Neuwahlen eine große Gefahr und noch nicht einmal das Ende. Ich fürchte, wir treiben mit offenen Augen dem Konflikt entgegen. Meine Schultern sind zu schwach, diese Verantwortung zu tragen. Ich hoffe daher, daß meine Vorschläge noch eine Mehrheit auf sich vereinigen.

Berlin, 3. Mai. Bis jetzt zweifelt man trotz Caprivis überaus wirksamer Rede von heute an einem Erfolg des Huene'schen Antrags. Daß Graf Ballestrem den Vorsitz in der Fraktion des Zentrums niedergelegt hat, äst ein Zeichen dafür, daß deren Gros seinem Freunde Huene nicht folgt. Ueberrascht hat der Eintritt der 9 elsäßischen Abgeordneten in das Haus, deren Abwesenheit bei allen Berechnungen vorausge­setzt wurde. Im Hause gilt (bis wieder ein anderes Bild kommt) die Auflösung sür zweifel­los. Die konservative Fraktion beschloß, dem Antrag Huene zuzustimmen, vorausgesetzt, daß die Regierungsvorlage zuerst zur Abstimmung gelangt.

Berlin, 5. Mai. Der Bnndesrat hat den Antrag Preußens auf Auflösung des Reichstags für den Fall der Ablehnung des Antrags Hüne bereit einstimmig angenommen.

Berlin, 4. Mai. Heute Abend findet bei dem Reichskanzler ein Essen statt, woran die preuß. Minister, die Staatssekretäre des Reichs und einige Abgeordnete teilnehmen. Es wird vermutet, auch der Kaiser werde bei­wohnen.

Die Maifeier ist diesmal recht ruhig verlaufen. In Deutschland war die Teilnahme am schwächsten, in Oestreich-Ungarn, namentlich in Wien, am bedeutendsten. Belgien blieb ganz ruhig, in Südfrankreich, auch in Rom und Spanien gab es einige Kravalle. In Paris selbst kamen nur einige mit Lärm verbundene, aber sonst unbedeutende Zwischenfälle vor. als mehrere sozialistische Abgeordnete auf offener Straße reden wollten. Polizei stellte ohne An­strengung die Ruhe wieder her.

ZZ In der Zweibrückener Gefangenen-An- stalt hat der 17 Jahre alte Gefangene Georg Meyer, Tünchner aus Ansbach, den Werk­aufseher Wehrfritz mit einer eisernen Stange erschlagen. Der Mörder hatte schon lange den Plan gefaßt, zu entweichen. Er zerschlug seine eiserne Bettstelle und durchbrach mit einer Eisen­stange seine Zellenwand. Durch das Loch ge­langte er in den Zellengang. Hier lauerte er seinem Opfer auf; als Wehrfritz die Zellen- thüre öffnete, schlug ihn Meyer meuchlings zu­sammen. Hierauf nahm der Mörder dem Er­schlagenen die Schlüssel ab und öffnete seinem Gesinnungsgenossen Valentin Weyland, 20 Jahre alten Bäcker aus Harzeheim, die Zellenthür. Die beiden brachten nun den Ermordeten in die Zelle Meyer's. Alsdann ging das Räuberpaar zum Speicher des Hauptgebäudes, es war nachts nach 10 Uhr, um von hier aus die Flucht weiter zu bewerkstelligen, die jedoch vereitelt wurde. Der Wachtposten hörte nämlich ein Geräusch und machte dem Gefängnisaufseher hiervon Mitteilung. Auf dem Speicher waren die Flüchtlinge versteckt, wurden daselbst über­wältigt und festgenommen.

Aus Baden, 2. Mai. Der Großherzog und die Grobherzogin haben für die durch das große Brandunglück in Klengen betroffenen Ein­wohner eine einstweitige Gabe von 1000 ^ gespendet. Außerdem hat die Großherzogin für den gleichen Zweck dem Frauenverein in Villingen neben einer Geldgabe eine größere Partie Frauen- und Kinderwäsche zukommen lassen.

In Bis chofingen am Kaiserstuhl wurd cn derBad. Lzlg." zufolge schon die ersten reifen Kirschen gepflückt. Desgleichen wird berichtet, daß man schon reise Erdbeeren findet, gewiß ein bemerkenswertes Zeichen der auffallend frühen Entwicklung der Vegetation in diesem Jahre.