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(Hunsrück). Löschversuche sind vergebens. Der ganze Bestand soll vernichtet werden. Bis jetzt brannten 1300 Morgen ab.

Straßburg. 27. April. Die Influenza greift immer mehr um sich. Wie der Str. P. ein Arzt mitteilte, sind über 6000 Personen hier mit dieser unangenehmen Krankheit behaftet.

St. Johann a. S. 26. Apr. Ein Wald- brand bei Kremfeld zerstörte etwa 300 Hektar im Werte von über 100 000-/L

Neuweier, 26. April. Seit gestern sind hier und an verschiedenen Orten blühende Reben zu sehen; eine Seltenheit, die hier in diesem Jahrhundert noch nicht vorgekommen ist.

Württemberg.

Freu den stadt, 26. Apr. Se. Majestät der König, welcher gestern zur Auerhahnjagd hierher kam, kehrte heute früh in Begleitung des Flügeladjutanten Obersts v. Schott von der Blockhütte zu Wagen wieder hierher zurück. In den Dörfern Baiersbronn, Reichenbach, durch welche Seine Majestät fuhren, wie auch hier selbst, fand die herzlichste Begrüßung seitens der Bevölkerung statt. Zur Tafel im Schwarzwald­hotel waren Forstmeister Nagel von hier, Ober­förster Pfizenmayer von Reichenbach und Ober­förster Kienzle von Baiersbronn eingeladen. Abends fuhr der König auf den Kniebis.

Stuttgart, 27. April. In der heutigen Sitzung wurde das Kap. 118 Eisenbahnen beraten. Der Berichterst. Leibbrand erörtete in längerem Bortrag die Ertragsverhältnisse der Eisenbahnen und kam dabei auch auf denZonen - tarif zu sprechen, mit dem man zwar in Ungarn, weniger aber in Oestreich, gute Erfahrungen gemacht habe. Die österreichischen Verhältnisse seien wenig verlockend für uns, jedenfalls könne Württemberg nicht einseitig Vorgehen.

S tu ttg art, 21. April. Nach einer amt­lichen Aufstellung des Finanzministeriums sind vom 1. Februar 1892 bis 1. Januar 1893 nach Württemberg im ganzen ca. 2800 ausländischer Verschnittweine und Most importiert worden, woran Italien 99,9 °/, Spanien mit 6,6 °/o und Griechenland mit 1 °/» partizipieren. Von dem Verschneiden unter amtlicher Aufsicht haben 868 Wirte, 181 Weinhändler, 79 Private und nur 10 Weingärtner Gebrauch gemacht. Daraus geht hervor, daß unsere württembergischen Wein­gärtner selbst diese ausländischen Berschnittweine bis jetzt wenig benützt haben.

Stuttgart, 22. April. Aus unseren Weinbergen. Was die Kenner für das Gedeihen des im letzten Winter hart betroffenen Wein­stocks verlangten: eintriebiges," sonniges Frühjahr, ist eingetroffen und hat gar viele Augen an den Reben, die man verloren gab, gerettet. Es ist eine Freude und Pracht, jetzt durch unsere Weinberge zu gehen. Nach dem prachtvollen Blühen und Wachsen im heurigen April, wie wir cs jetzt in allen Gärten sehen, nur keine Kälterückfälle mehr!

Stuttgart, 27. April. Die nun schon so viele Wochen anhaltende Trockenheit hat wie auswärts, so auch unter der hiesigen Bevölker­ung bei Jung und Alt eine überaus große An­zahl von Erkrankungen des Halses und der Luftröhren hervorgerufen. Auch die leidige Influenza grassiert in bedeutendem Maße mit heftigen Fiebererscheinungen, doch ohne sonst be­denkliche Folgen. Sämtliche Aerzte klagen über ungemein anstrengende Berufsarbeit und er­klären, der sonst so ungesunde nasse April sei durch den trockenen noch weit überboten worden. Glücklicherweise scheinen nunmehr alle Vorzeichen für einen Umschlag der Witterung und damit auch der Gesundheitsverhältnisse der Bevölkerung vorhanden zu sein.

Die württ. Schulinspektoren sind ermächtigt worden, daß diejenigen Lehrer, welche der 30. AUgem. Deutschen Lehrerversammlung in Leipzig vom 22. bis 25. Mai anzuwohnen wünschen, für die Zeit vom 22. bis 27. Mai Urlaub erhalten.

Rotten bürg, 21. März. Als sich vor­gestern bei einem Leichenbegängnis einer Frauens­person der Zug schon in Bewegung gesetzt hatte und die leidtragenden Frauen sich im Hausöhrn

versammelten, um sich anzuschließen, brach der Boden durch und zwölf der klagenden Weiber fielen in den Keller, wobei sie mehr oder weniger Quetschungen erlitten, sonst aber ziemlich gut wegkamen. Die Ordnung des Zuges hatte durch diesen Unfall ziemlich notgelitten.

Eb Hausen, 24. April. Gestern bot sich auf der hiesigen Station den Anwesenden ein überraschender Anblick dar. An H. Schullehrer Kümmel von Ebershardt war ein Eisenbahn­wagen mit Bienenstöcken angefüllt, angelangt, die sämtlich von einem Handclsbienenzüchter aus Braunschweig bezogen wurden. Es sind etwa 150 Korbbienenvölker, die, so viel man vernimmt, alle gut angekommen sind. Die Mehrzahl ist an verschiedene Bienenzüchter des Landes verstellt und wird sofort von hier ver­wandt. Auch voriges Jahr bezog H. Kümmel vom Norden eine größere Zahl Normalstöcke der Heidebiene, mit denen die Abnehmer sehr zu­frieden waren, sowohl in Hinsicht auf Schwarm­lust, als auch auf Honigtracht.

Ausland.

Bern, 26. April. Der große Rat hier beschloß bei der Feststellung des Entwurfes der neuen Verfassung die Anerkennung der alt­katholischen Kirche als dritte Landeskirche neben der protestantischen und der römisch-katholischen.

Rom, 26. April. Das Kaiserpaar reiste heute früh um 8 Uhr nach Albano, um den See von Nemi und Frascati zu besuchen. Das Wetter war herrlich. Das Turnier- komitö überreichte dem Kaiser ein prachtvolles Album über das Turnier und die goldene Denk­münze. Für den Aufenthalt des Kaiserpaares in Spezzia am 1. Mai ist gutem Vernehmen nach folgendes Progamm in Aussicht genommen: die Majestäten treffen Mittag 12 Uhr in Spezzia ein. begeben sich durch die Stadt, wo die Marine- Infanterie Spalier bildet, nach dem Arsenal, gehen dann an Bord der JachtSavoya" und unternehmen eine Fahrt nach Ponte Venere und nach der Insel Palmaria, wo unter anderem auch der Grusonturm besichtigt werden soll. Um 4'/- Uhr, nach der Rückkehr in Spezzia, wird die gesamte Marineinfanterie und die Matrosen vor den Majestäten bei dem Arsenal vorbeimarschieren. Weiter folgt ein Gartenfest bei dem kommandierenden Admiral. Am 28 April werden sich das deutsche Kaiserpaar und das italienische Königspaar nach ihrer Ankunft in Neapel an Bord desLepanto" um 10 Uhr vormittags einschiffen, um, gefolgt von dem PanzerUmberto", den TorpedokreuzernJride" undEuridice", sowie dem DampferTrinacria", welcher die Hofwürdenträger aufnehmen wird, und demBarbarigo" mit den Senatoren und den Deputierten und demVolta" mit den Vertretern der Presse, eine Rundfahrt durch den Golf zu unternehmen.

Rom. 26. April. Bei dem Gartenfest im Quirinal, das aus 4 Uhr angesetzt war, erschienen die Majestäten erst nach 5 Uhr, weil der Kaiser verspätet aus dem Albanergebirge zurückgekommen war. Bei Frascati waren näm­lich die Pferde, gestürzt und die Deichsel des Wagens gebrochen, wodurch ein längerer Aufenthalt entstand. Die Kaiserin war nicht mit in den Albanerbergen gewesen, besuchte viel­mehr verschiedene Kirchen und die kapitolinischen und vatikanischen Sammlungen.

Die Feier der silbernen Hochzeit des italienischen Königspaares wurde in ganz Italien, namentlich in den Städten, mit großem Enthusiasmus gefeiert; überall ließ man den Dreibund, namentlich Deutschland und das deutsche Kaiserpaar hoch leben. In Rom, wo sich die Feier konzentierte, suchte ein Festtag den anderen noch zu überbieten. Der Fremdenzufluß ist so groß, daß in Rom auch kein Privatzimmer mehr aufzutreiben ist. Die Anarchisten haben es bis jetzt nicht gewagt, diese schöne Feier durch eine Missethat zu stören.

Kopenhagen, 25. April. Der Edelhof Selso, Majorat des preußischen Rittmeisters Schell-Plessen, ist gestern abgebrannt. 400 Kühe, alle Schweine und fast alle Pferde sind in den Flammen umgekommen.

London. 26. April. Ein Bericht des Daily Chronicle" aus Rom spricht von dm guten Eindruck, den die Verleihung des Schwarzen Adler-Ordens an den Kardinal Nampolla im Vatican gemacht habe. Uebrigens habe der Papst sich vergebens bemüht, von dem Staatssekretär v. Marschall ein Versprechen w erwirken, um die Frage der Rückkehr der Zesu. iten anzuregen.Daily Telegraph« melde! aus Petersburg, es würden großen An­strengungen gemacht, um eine Begegnung zwischen dem Zaren und dem Kaiser von Oester, reich herbeizuführen.

Die vorläufige Annahme der irischen Home-Rule-B'll seitens der Mehrheit des englischen Unterhauses hat in Irland bereits zahlreiche blutige Zusammenstöße zwischen den Unionisten. den Anhängern des Reichsgedankens und den Nationalisten zur Folge gehabt. Diese Ereignisse geben einen Vorschmack von dem was auf dergrünen Insel" zu erwarten stünde^ falls die Home-Rule-Bill wirklich Gesetzeskraft erhalten sollte, es würde einfach zum Bürger­krieg zwischen den Freunden und den Gegnern von Hvme-Rule kommen. Glücklicher Weise sind die ferneren parlamentarischen Aussichten der Home Rule-Vorlage so geringe, namentlich im Hinblick auf das Oberhaus, daß man noch nicht mit der Eventualität eines förmlichen Bürgerkrieges auf Irland zu rechnen braucht,

Für das britische Jnselrcich war der Verhandlungstag über die Homerule-Bill (Selbstverwaltungsgesetz) ein- denkwürdiger, Trotz der heftigen Gegenwehr der Unionisten endete die große Redeschlacht, die über hundert Stunden sich ausdehnte mit einem Siege des greisen Parlamentariers. Gladstone hat sein ganzes politisches Glück mit kühnem Wagen auf die eine Karte gesetzt und gewonnen. Durch die gefährlichen Klippen der Beratung im Unter­haus hat der kluge Steuermann sein Schisflein geführt! aber im Hafen hat ers noch lange nicht. Ganz andere Stürme dürften in der nun folgenden Ausschußberatung sich bemühen, Schiffer und Kahn auf eine Sandbank zu werfen. Sobald es den Gegnern gelingt, die Vorlage als eine reine, aber schwerwiegende Geldfrage hinzustellen, wird es schwer halten, ihr zum endgiltigen Siege zu verhelfen. Wird es dem Sieger jetzt noch gelingen, die Begeisterung bei den Freunden wach zu halten und die Gegner auch in der folgenden Schlacht niederzustimmen, so wird das Oberhaus ihm einen heißen Empfang bereiten, wie ihn Loud Salisbury in einer dieser Tage gehaltenen große Rede schon drohend prophezeit hat.

Das Erdbeben, welches am 17 April beiläufig bemerkt, dem Tage nach der Sonnen­finsternis der unglücklichen Insel Zante den Rest gegeben hat, ist merkwürdigerweise an dem nämlichen Tage auch in Algier, zu Tlemcen, verspürt worden. Dort gingen die Bewegungen der Erderschütterung von Westen nach Osten.

Vermischtes.

Berlin, 23. April. Ein Zivilprozeß um 25 Pfennige schwebt beim Landgericht I. DieAllg. Fleischerztg." teilt darüber folgendes mit: Der unverheiratete Rechtsanwalt H ließ sich eines Tages aus einer Schlächterei für 25 Pfennig Wurst holen. Die Ware schien ihm etwas dunkel auszusehen, und er schickte sie des­halb zurück. Der Verkäufer aber weigerte sich, sie zurückzunehmen, zumal da dadurch der Ver­dacht genährt werde, daß aus seinem Geschäft mangelhafte Ware verabfolgt worden sei. Dn Rechtsanwalt wollte den Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen, daß er zu Unrecht Ausstellungen gemacht habe, und beschritt den Klageweg. oM Termine wurde beschlossen, Sachverständige zu laden. Das scheint erne teure Wurst werden zu wollen.

(Gemütlich.) Erster Gerichtsvollzieher: M kommst wohl von den beiden Studenten. hast Du denn ausgerichtet?" Zweiter Gerich - Vollzieher:5 Mark 50 Pfennige Hab >ch ^ Skat an sie verloren."

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.