weh allerlei Dummheiten begingen. Und nun ich selbst? Ich könnte mich ohrfeigen, wenn ich daran denke, wie ich dieser Frau bis nach F. nachjage, um mich dort auf dem Kirchhofe ab­kanzeln zulassen. Ich mag wohl dagestanden haben wie ein Schulbube. Das war ein blinder Liebeswahn, gerade als ob es nicht eine andere liebe und treue Seele gäbe, die alles für mich zu opfern bereit ist, und die dabei schöner ist als alle schöne Frauen und Jungfrauen der Welt."

Noch einmal blickte er auf das Medaillon. Da unterbrach ein lautes Klopfen sein Selbst­gespräch.

Aha! Herr Lewy wittert seine Leute!" murmelte er noch unwillig, bevor erHerein!" rief.

Er hatte sich geirrt. Der Eintretende war sein eigener Hauptmann, der mit Helm und SchärpeGuten Morgen wünschend, sonst aber ernst und gemessen eintrat.

Graf Zackwitz sprang sofort auf.

Es ist nichts besonders Erfreuliches, was mich zu Ihnen führt, Herr Lieutenant", er­widerte der Hauptmann auf die Frage des Grafen nach der Ursache seines Besuches. Da­bei überreichte er ihm einen Brief.

Der Graf drehte das Schreiben um und besah das Siegel.

Vom Regiment", sprach er vor sich hin und öffnete das Schreiben.

Während des Lesens entfärbte sich der Graf, und als er zu Ende war, fragte er ziemlich blaß und mit nicht ganz sicherer Stimme:

Können Sie mir vielleicht sagen, Herr Hauptmann."

Keine Ahnung," unterbrach ihn dieser, habe soeben auch schriftliche Ordre erhalten und bin hier, ihr Genüge zu leisten. Wenn sie daher die Güte haben wollten."

Hierbei zog er den Waffenrock herunter, zupfte an der Schärpe und setzte den Helm auf.

Ich stehe sofort zu Diensten, Herr Haupt­mann." entgegnele der Graf, zwar noch bleich, aber mit ruhiger und fester Stimme, und rief dann seinen Burschen.

Meinen Helm und Degen," befahl er kurz und als der Bursche beides gebracht und ihm den Degen in's Gehäng gesteckt hatte, setzte er den Helm aus und folgte seinem voranschreiten­den Chef.

Beide Offiziere schritten schweigend neben einander dem Militär-Arrest-Gebäude zu.

Hier schienen sie von dem schließenden Sergeanten schon erwartet worden zu sein, denn dieser ging ihnen sofort voraus, führte sie eine Treppe hinauf und schloß hier ein kleines Zimmer auf.

(Fortsetzung sotgt.s

Eine beherzigenswerte Mahnung.

(Schluß.)

Wir vermissen heute schon bei so manchem Erwachsenen ein volles Verständnis für den Ernst des Lebens, eine von sittlichem Ernst getragene Lebcnsanschauung, daß man sich gar nicht darüber zu wundern braucht, wenn sie bei jungen Leuten noch viel weniger vorhanden ist. Statt in voll­ster Klarheit darüber zu sein, daß man heute sehr viel wissen und sehr Gutes leisten muß, wenn man vorwärts kommen will, herrscht die Anschauung, daß es genüge, dies und jenes zu wissen, daß man das andere schon nebenbei lernen werde, da man doch nun einmal ein halbes Genie sei, und daß vor allen Dingen unter der Arbeit der Lehrzeit das allgemeine Vergnügtsein und die goldene Freiheit nicht fehlen dürfen. Erprobte und bewährte Gewerbs- gehilfen schütteln heute oft genug den Kopf, wenn sie der hoffnungsvollen Lehrjugend An­weisung erteilen sollen. Das Facit der Beur­teilung ist im allgemeinen das: Früher wußte vielleicht mancher nicht viel, aber er lernte etwas und konnte etwas; heute wollen sie alle viel wissen, aber mit dem Können sicht's traurig aus. Und wenn man heute die langen Colonnen der Arbeitslosen in den Großstädten aufmerksam mustert, in welchen Angehörige aller Branchen von Handel und Gewerbe, Industrie. Handwerk,

Kunst und Wissenschaft einander begegnen, sind es denn wirklich immer bloß die schlechten Zeiten, immer wirklich nur die Stockung des Absatzes, die so viele Tausende auf die Straße werfen? Da sind auch genug und übergenug, welche ihren Beruf verfehlten, sehr zuversichtlich ins selbständige Leben hineinstolzierten, über Warnungen von Lehrherren und älteren Kollegen spöttelten, um am Ende zu erkennen, daß sie nicht mehr weiter konnten, den an sie gestellten Ansprüchen zu genügen außerstande waren und nun an der großen Heerstraße liegen blieben. Mit großen Worten, Witzen und Scherzen wird keine ernste Thätigkeit geleistet, das Können, das auf dem Wissen beruht und das von dem Wollen be­gleitet ist, macht es allein. Heute tanzt niemand mehr durchs Leben, sondern er arbeitet sich durch. Junge Leute, die einmal etwas sein wollen, dürfen nicht auf die Fürsorge der Eltern, elterlichen Besitz oder allerlei Glücksumstände spekulieren. Unsere Zeit ist in sozialer Beziehung sehr heftig bewegt, niemand mag die Zwischenfälle Voraus­sagen, welche die Zukunft noch bringen wird. Der steht nicht für alle Zukunft sicher, der auf zufällig erhaltenen Besitz pocht, sondern der­jenige , der etwas leistet. Und dazu gehört treues, unermüdliches Lernen, daraus entspringen Wissen, Wollen und Können.

Daß Lehrjahre keine Herrenjahre sind und nur der befehlen kann, der gründlich gehorchen gelernt hat, sollte den Lehrlingen unserer Tage mit allem Ernst und allem Nachdruck eingeprägt werden. In diesen Jahren bilden sich die An­fänge zu manchem, was uns späterhin schwerlich überrascht, in diesen Jahren können auch die guten Eigenschaften gefestigt werden, ohne die kein rechtschaffener Mann sich der Achtung feiner Mitbürger zu erfreuen hat. Das Befehlen ist heute eine schwere Sache, und es kann recht nur geübt werden, wenn der, welcher befiehlt, aus eigener praktischer Erfahrung die einschlägigen Verhältnisse kennt. Aus solcher Unkenntnis, aus einer unrichtigen Auffassung der Dinge ent­stehen Schwierigkeiten, die leicht Herbeigerusen, sehr schwer aber wieder entfernt werden. Strenge Zucht ist unserer Zeit besonders heilsam; wir haben ja genug und übergenug Beweise von einer Zügellosigkeit, die auch in Kreisen in Roheit ausartet, von welchen man anderes erwarten sollte. Die straffe Zucht thul allen gut, die lernen, ganz gleichgiltig welcher Herkunft, denn niemand kennt seine Zukunft, und jeder kann in dieser durch ein unrichtiges Verhalten sich selbst schweres Mißgeschick bereiten. Es sind allge­meine Gesichtspunkte, die in Vorstehendem dar­gestellt wurden, aber Gesichtspunkte, die dem ganzen Thun und Treiben unserer Zeit ent­springen und gebieterisch Berücksichtigung fordern, wenn wir nicht weiter und weiter abwärts auf einer schiefen Ebene kommen sollen, die heute schon betreten ist. In den jungen Leuten, die lernen sollen, liegt unseres Vaterlandes und unseres Volkes Zukunft; darnach müssen sie er­zogen werden, darnach vor allem auch sich selbst richten. Wir brauchen ganze Männer, die ihren Posten aussüllen, nicht solche, welche der Sturm des Lebens aus der Fassung bringt. Und seinen Platz ausfüllen kann nur, wer etwas Tüchtiges gelernt und festen Willen hat.

Eine alte Wahrheit unter neuer Be­leuchtung. Ueber geistige und körperliche Er­müdung hat der italienische Physiolog, Professor Masso, mit Hilfe eines von ihm konstruierten Apparates interessante Untersuchungen angestellt, die zu folgenden Ergebnissen führten: Es ist nicht allein der Wille, sondern es sind auch die Nerven und Muskeln, welche infolge der an­haltenden Gehirnarbeit ermüden. Die Ermüd­ung durch geistige Arbeit giebt sich auch in der Körperkraft kund. Das Bedürfnis des Aus- ruhens nach einer anstrengenden Gehirnthätigkeit müssen wir demnach daraus erklären, daß die Nervencentren erschöpft und die Muskeln schwach sind. Das Gefühl des Uebelbefindens und der Niedergeschlagenheit, welches die intellektuelle Ermüdung charakterisiert, stammt daher, daß das schon erschöpfte Gehirn einen stärkeren Anreiz an die Nerven senden muß, um eine Zusammen­

ziehung zu erzeugen. Die Erschöpfung ist M zwiefacher Art: central und peripher, oder inner­lich und äußerlich. Dies macht uns erklärlich warum nach einer Anstrengung des Gehirns eine jede Bewegung, selbst die kleinste, uns das Gefühl der Kraftarmut giebt, und jeder zu über­windende Widerstand um fo drückender von uns empfunden wird. Deshalb sind wir nach gejst, iger Ueberanstrengungen zu körperlichen Arbeiten noch weit weniger befähigt, als zur Fortsetzung der ersteren. Wenn dem so ist, so ist es auch ein physiologischer Irrtum, wie Masso erklärt wenn man die Schulstunden der Kinder, durch Turnübungen unterbricht, in der Absicht, da- durch die Gehirnerschöpfungen zu vermindern. Um die durch intellektuelle Arbeit geschwächten Kräfte des Organismus wieder herzustellen, giebt cs kein anderes Mttel, als Stillsitzen nnd Aus­spannung. Zwingt man das Nervensystem nach einer Gehirnarbeit, zu einer Muskelanstrengung, jo muß man sich daraus gefaßt machen, bst Muskeln weniger arbeitsfähig zu finden. Man vermehrt damit im Grunde nur noch die Ge­hirnerschöpfung. Zur Wiederherstellung der Kräfte ist es am besten, sich ruhig zu verhalten und zu zerstreuen, für die Schulkinder in freier, reiner Luft zu spielen und sich umherzutummeln.

(Menschliche Stufenleiter.) In unierem siebenten Jahre beherrscht uns dieLeidenschaft', im vierzehnten dieEinbildungskraft", im ein­undzwanzigsten dieLiebe", im achtundzwanzig­sten derGeist", im fünfunddreißigsten der Wille", im zweiundvierzigsten derEhrgeiz", im neunundvierzigsten dieVernunft", im sechs­undfünfzigsten dieErfahrung", im dreiund- sechzigsten dieErinnerung", im siebenzigsten dieReue", im siebenundsiebcnzigsten dasAlter", im vierundachtzigsten dieKrankheit", im eiu- undncunzigsten dieFurcht vor dem Tode", und im achlunoneunzigsten derTod".

(Kasernenhofblüte.) Unteroffizier:Ein- I jähriger: hier werden keine langen GelelM- reden gehalten! Bedienen Sie sich der Küy! des Laokoon!"

(Zweideutig.) Baron:. . Sind Sst denn auch nüchtern?" Jagdgehilfe:L ja auch!"

Recht und Unrecht.

Auch an sich denken,

Das ist recht;

Nur an sich denken,

Das ist unrecht.

Gemeinnütziges.

Soll man die Baumpfähle schälen oder nicht? Baumpiähle sollen stets ihm Schale oder Rinde entledigt werden; denn in dieser befindet sich bisweilen der Borkenkäfer, der schließlich auch den Baum angreifen kann; außerdem auch sonstiges schädliches Getier.

Um Hühnern das Eierfressen abzugewöhnen,

fülle man einige ausgeblasene Eier mit gewöhnliche»! gemahlenem Senf oder Pfeffer und verklebe die Leit' nungen mit Gyps. Ein einmaliger Versuch der Huhn», diese Eier zu fressen, wird sie von ihrer Untugeno heilen. Ein anderes Mittel besteht darin, daß iUM°»s Hühnern täglich einmal ein Weichfutter, halb 'Weizen­kleie, halb Maisenmehl mit heißem Weinessig angevrH, verabreicht.

Obst oder Kartoffeln? Es herrscht vielfach die Meinung, gekochtes Obst nähre nicht, man muhe « toffeln genießen. Das ist ganz unrichtig: gewH Obst wiegt an Nährgehalt die Kartoffeln auf «>w w im Magen weniger empfunden, als diese, weil cs uliy ist. Das Obst bildet Blut und Knochen und wirlt regend aus das Gehirn.

Fett-, Rost- und Rntzflecken von Decke« «»» Wänden zn entfernen. Die Stellen werden Z v mit einem scharfen Sandstein abgeschliffen, ^

Chlorkalk und Wasser überstrichen und dieser » ! nach dem Trocknen mit einer scharfen Bürste abge ' Sollte der Ruß rc. derart festsitzen, daß eme en ö Behandlung nicht genügt, so muß dieselbe wie v werden.

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Nr. 60

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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.