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Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.

Sc. Maj. derKönig hat den Hilssgerichts- schreiber Dietrich bei dem Landgericht Ravens­burg zum AmtSgerichtsschrciber in Neuenbürg ernannt.

Neuenbürg, 15. April. Uebcr das ent­setzliche Brandunglück in Calmbach tragen wir unserer Mitteilung in letzter Nummer folg­endes nach: Es war heute nacht 1 Uhr als das im Dachstuhl des Haußmann'schen Anwesens ausgebrochene Feuer entdeckt wurde. Dasselbe hat sich ui so kurzer Zeit über den ganzen Dach­raum des Doppelgebäudes verbreitet, daß man nicht anzugcbcn vermag, auf welcher Seite es ausgegangen sein wird. Das Gebäude ist die von weiland George Lutz erbaute sogen. Stadt­mühle am Calmbächle. In dem an der Südseite der ehemaligen Mühle angebauten Giebelhause befand sich im Parterre die mechanische Werk­stätte, im nächsten Stock die Wohnung der Familie des Küfers Barth und in den Mansaroen die der Haußmann'schen Eheleute, während die 4 Kinder derselben noch eine Treppe höher in einem Stübchen unmittelbar unter dem Dach schliefen. Neben diesem Kämmerchen befand sich ein kleiner Bühnenraum, in welchem Schindeln und Abfallholz gelagert haben sollen. Nur so läßt es sich erklären, daß bei dem rapid um sich greifenden Element eine Rettung der Kinder nicht mehr möglich war. Frau Haußmann, sich mit einem 10 Monate alten Kinde aus der Wohnung flüchtend, soll noch jammervoll gerufen haben,holet unsere Kinder droben". Der Mann muß, nur mit einem Hemde bekleidet, die Treppe hinaufgeeilt und die Rettung der 4 Knaben versucht haben. Er fand mit 3 von ihnen den gräßlichen Tod in den Flammen. Das vierte Kind, ein Knabe von I I Jahren, welcher wahr- fcheinlich zuerst erwacht sein wird, hat sich nach verzweiflungsvollem Rufen durch das Fensterchen geflüchtet, wo er am Gesimse sich anklammernd, von den inzwischen in der Haußmann'schen Wohnung angekommenen Feuerwehrmännern, dem Flößer Ehr. Bott (früheren Pionier) und dem Bäcker Barth aus seiner qualvollen Lage befreit wurde. Der Knabe, an Händen und Armen jämerlich verbrannt und mit teilweise versengten Kopfhaaren gibt an, seinen Bater nicht mehr gesehen zu haben. Letzterer scheint sonach das Dachkämmerchen nicht mehr erreicht zu haben. Erst gegen Morgen, während dem die Löjch- arbeiten ihren Fortgang genommen hatten, wurde es zur schrecklichen Gewißheit, daß Haußmann, den einige Personen sogar gesehen haben wollten, mit den 3 Kindern im Aller von 4, 8 und 13 Jahren ihr Leben im brennenden Hause lassen mußten. Sie wurden als unkenntliche, schauder­haft verstümmelte Leichen im mittleren Stock, der Wohnung des Küfers Barth ausgegraben. Die Fahrnis des Letzteren, welche nicht ver­sichert ist, konnte bis auf Weniges geborgen werden, ein Beweis, daß die Feuerwehr ihre Schuldigkeit in vollem Umfang gelhan hat. Wenden wir uns nun dem Hauptgebäude zu. In demselben befand sich an der westlichen Seite im 3. Stock Witwe Berg, die 77 Jahre alte Großmutter des Schullehrers Martin; dieselbe altersschwach und schwerhörig, wurde von dem Feuerwehrkommandanten entdeckt und auf Ver­anlassung desselben von 2 mutigen Feuerwehr­männern gerade noch rechtzeitig dem sicheren Flammentod entrissen. In diesem Stocke wohnte auch Schreiner Wagner mit Frau u. 4 Kindern, im mittleren Stock die Familie Martin und die des Malers Hilter, dessen Frau zur Zeit ver­reist war. Aus all' diesen Wohnungen konnte, außer dürftiger Kleidung, ohne Gefahr für Leib und Leben an Inventar nichts mehr gerettet werden, doch sind die Beteiligten, wenn freilich ungenügend, in der Mobiliar-Versicherung. Bei der fast völligen Windstille und dem reich» lich vorhandenen Wasser aus dem Calmbächle war eine ernstliche Gefahr für die Nebengebäude, worunter namentlich auch das obere Schulge­bäude in Betracht kommt, von vornherein aus­geschlossen. Es wurde deshalb auch nur die Feuerwehr von Höfen, nicht auch die von Wild­bad zur Unterstützung der Ortsfeuerwehr erbeten. Die Löfcharbeiten gingen mit musterhafter Ord­

nung und lobenswerter Umsicht und Ausdauer vor sich. Der gerettete Knabe wurde in seinem beklagenswerten Zustande noch am Nachmittag durch Hrn. Dr. Härlin in das Krankenhaus nach Wildbad verbracht. Mit der Beerdigung der vier Leichen am Montag nachm. 4 Uhr findet zunächst die liestraurige Katastrophe ihren Abschluß, die alle menschliche Teilnahme, besonders mit der Witwe Haußmann, herausfordert und die unwillkürlich an diejenige vom 25 /26. Febr. 1886 erinnert, wo bei dem Brande der Proß'schen Sägmühle ein Familienvater mit 4 Kindern ums Leben kamen. Zu Vermutungen, wie das sich so ungeheuer rasch verbreitende Feuer entstanden, ist natürlich ein weites Feld gegeben. Man mag den Gedanken nicht fassen, daß es von böser Hand gelegt worden sein könnte. Vielleicht bringt die Zukunft doch noch Klarheit darüber. Der Hr. Amtmann war den ganzen Tag über mit den nötigen Erhebungen beschäftigt und abends traf noch der erste Staatsanwalt Von Tübingen ein, um weiter seines Amtes zu walten^

Neuenbürg, 17. April. Der mit Her gestern stattgehabten Sonnenfinsternis verbundene kritische Tag erster Klasse" hat sich von den vor­hergegangenen Tagen nur durch einen etwas stärkeren Wind bei zunehmender warmer Tem­peratur bemerklich gemacht. Heute ist der Himmel zum erstenmal seit 4 Wochen bewölkt und cs gab einige Regentropfen. Die Blüte der Bäume ist jetzt in ein weiteres Stadium getreten, nament­lich sind jetzt die Frühbirnenbäume an der Reihe. Leider haben die letzten Nachtfröste einzelnen Kirschbäumen Schaden gebracht.

Mit Bezug auf die in Nr. 55 ds. Bl. ent­haltene Einsendung von Obernhausen wird uns als Berichtigung mitgetcilt, daß die durch die Dunggabel verursachte Wunde von dem Knaben nichtunbegreiflicherweise am ersten Tage verheimlicht," vielmehr, daß sie von den Eltern und weiteren dazu gekommenen Zeugen alsbald ausgewaschen und verbunden wurde, bis der Arzt die weitere Behandlung übernahm.

Deutsches Weich.

Der Kaiser nahm am Donnerstag Vor­mittag im Reichskanzlerpalais einen Vortrag des Reichskanzlers Grafen Caprivi entgegen. Mann wird in der Annahme vielleicht nicht irren, daß der Vortrag mit der Militär­frage im Zusammenhang geständen hat.

Am Mittwoch Abend hatten die kaiserlichen Majestäten dem beim russischen Botschafter Grafen Schuwuloff stattgefundenen Diner beigewohnt; zu dem Diner war eine größere Anzahl von Einladungen ergangen.

Unser Kaiserpaar gedenkt mit dem ge- ! samten Haushalte im Laufe des bevorstehenden Sonntags aus dem Berliner Residenzschlosse nach dem Neuen Palais bei Potsdam, dem bevorzugten Sommerheim der Majestäten, über­zusiedeln. Von Potsdam, resp. von der Wild­parkstation aus wird dann am Dienstag Abend die Abreise des Kaiserpaares nach Italien er­folgen. Für die Hinfahrt ist bekanntlich die Route über München, den Brenner u. s. w. gewählt worden, während bei der Rückreise der Weg durch die Schweiz eingeschlagen wird. Hier­bei findet in Luzern eine offizielle Begrüßung der Majestäten durch eine besondere Abordnung des schweizerischen Bundesrates mit dem Bundes- präsidenlen Schenck an der Spitze statt.

Freiherr v. Huene ist in den letzten Tagen wiederholt von dem Reichskanzler empfangen worden und hat mit Graf Caprivi längere Unter­redungen gepflogen. In parlamentarischen Kreisen wollte man wissen, daß eine Verständig­ung über die Modifikation der Militärvorlage zwischen dem Reichskanzler und dem Zentrums­führer erzielt worden sei. Die Zentrumsfraktion des Reichstags hielt gestern abend eine Sitzung ab, in welcher es zu lebhaften Auseinander­setzungen gekommen sein soll. Die Beratungen dehnten sich bis gegen Mitternacht aus, es nahmen auch zahlreiche Mitglieder der Langtags­fraktion daran teil. Bestimmte Beschlüsse sollen noch nicht gefaßt sein. Die Fraktion setzt heute abend die Verhandlungen fort.

Berlin, 15. April. Daß seitens der Re­gierung noch alles aufgeboten werden wird, um

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die Militärvorlage im Reichstage durchz»- bringen, dafür spricht die feststehende Teilnahm der Kriegsminister Sachsens, Bayerns M Württembergs an den bevorstehenden Reichslaqz, Verhandlungen über die Militärvorlage. Immer mehr befestigt sich die Ueberzeugung, daß die zweite Lesung in keinem Falle die Enlscheiduna bringen werde. Es wird dafür gesorgt werden daß sie nicht gänzlich negativ ausfallen und daß es unter allen Umständen zu einer dritten Lesung kommen wird. Diese wird erst nach der Rückkehr des Kaisers aus Italien stattfinden so daß es zur Hauptentscheidung während der Anwesenheit des Kaisers in Berlin bezw. in Potsdam kommen wird. Schon daraus ergiebt sich die Unrichtigkeit der jüngsten Meldung, daß die Entschließungen der verbündeten Regierungen über die etwaigen Schritte bet der Ablehnung der Militärvorlage durch den Reichstag schon getroffen seien. Sie sind vielmehr erst nach der endgiltigen Abstimmung des Reichstages, also kaum vor der zweiten Maiwoche, zu erwarten. Der Bericht der Militär-Kommission des Reichstags liegt jetzt vollendet vor. Der Berichterstatter Gröber hat in den letzten Tagen sehr schnell gearbeitet. Es wird angenommen, daß bereits an diesem Montag (17.) die Kom­mission zur Feststellung des Berichts zusammen­treten werde. Man meint, daß diese Feststellung die ganze Woche in Anspruch nehmen wird. Der Bericht ist sehr umfangreich, stellt an die Spitze eine Zusammenfassung der ganzen Frage und giebt als Anhang das ganze der Kommission von der Regierung zugegangene Aktcmnaterial.

Berlin, 15. April. Das Zentrum hat in der gestrigen Fraktionssitzung die nachgesuchte formelle Aufnahme des Redakteurs Fusangel in die Fraktion abgelehnt. Die Aufnahme könne erst nach längerer Zeit möglicherweise erfolgen.

Berlin, 15. April. Ahlwardt hat hat seinen Antrag im Reichstage noch nicht ein­gebracht, da er die nötigen Unterschriften noch nicht zusammenbrachte. Unter den Ahlwardl'- schen sogen. Aktenstücken befinden sich auch solche, welche abermals auf die Löwe'sche Flintenjache, aber nicht auf den Jnvalidenfonds sich beziehen.

Berlin, 15. April. Wegen Verbreitung des bekannten Extrablattes vom 31. Januar mit der erfundenen Nachricht über ein Attentat auf den Zaren wurden verurteilt: Der Handels­mann Hebel zu neunmonatlichem Gefängnis sowie zu Geldstrafe. Der Drucker Dittbreiiner zu 320 okL Geldstrafe, der Handelsmann Hecht zu sechswöchiger Haft und zu Geldstrafe, die Handelsleute Polster und Günther zu Geldstrafen.

Berlin, 14. April. Pfarrer Kneipp empfing nach Schluß seines gestrigen Vortrags einen silbernen Lorbeerkranz von seinen Ver­ehrern. Ein großer Teil des Publikums ge­leitete Kneipp unter lautem Jubel zum Bahnhof und brachte dort stürmische Hochrufe auf ihn aus.

Die seit mehreren Wochen in Dresden versammelt gewesene ivternationaleSani- tätskonferenz hat ihre Arbeiten bis auf einige Aeußerlichkeiten beendigt. Dem Vernehmen nach sind auf der Konferenz nach allen Richtungen befriedigende Resultate und somit ein gemein­sames Vorgehen der europäischen Regierungen gegenüber der Choleragefahr erzielt worden.

Frankfurt, 13. April. Auf Befehl des Kaisers begiebt sich eine Abordnung des hessischen Husarenregiments Nr. 13, bestehend aus dem Komandeur, Eskadronschef und Regimentsadju­tanten zur silbernen Hochzeit des Königs von Italien, des Regimentschefs, nach Rom.

Württemberg.

Se. K. H Herzog Al brecht von Würt­temberg, Rittmeister ü lg. suite des Kürassier- Regiments Herzog Friedrich Eugen von Würt­temberg (westpr.) Nr. 5, wurde unterm 13. April von Sr. Maj. dem Kaiser zum Major, mit einem Patent vom 24. Jan. 1893, befördert.

Stuttgart, 15. April. Der frühere Kriegsminister von Sukow ist heute Nacht nach kurzer Krankheit gestorben.

Stuttgart, 12. April. Die Kammer der Abgeordneten hatte gestern nachmittag Sitzung, in welcher zunächst die Beratung des Entwurfs betr. das landwirtschaftliche Nachbar-

recht durch An (Schlußbestimmu wurde. Zu Ar> Betrieb von Eis, wendigen polize Ministerpräsiden Zusicherung, es mit möglichster 1 besondere bei Le in Weg stehende wo cs ohne erheb ausgewichcn wer dos Gesetz wird Zufammenstellur das Haus in die departements Kollegien, und <l pro Jahr) ist Kanzleidirektors zweier neuer ) Tübingen beanl die Anstellung jedoch von Mini Wendigkeit bezcic mit 60 gegen 1 den weiteren Ti mancherlei Anfr betreffs Besser Lieferung einer richtsdicner u. jedoch ein Entg mochte. Das K dem Regierungs die Beratung ab beide Häuser l Kammer der A des Justizdepart Missionsanträge, den Wunsch au schoflen auch in werden können versprach, der des bürgerliche! Bei Kap. 12 b, Fchr. v. Secke in den bezirke Sprache, worai toaung des G versprach, daß die Lrleichterun die Bezirksgefär den solle. Au manns machte die Beschäftig», richts-Gefüngnis größerer Erhol ausseher. namen zu ziehen. Ai Verpflegung de empfahl die Fr die billigeren fl 26000 abzi Verköstigung n ein, worauf Mir Mitteilung mack sei, Hammelflci steifch zu reiche! dieses Versuche« Grenzen in u könne. Der r Abstrich wurde k3- 14, 15 ggj laß. Die Ka den Gesetzentwi Malzsteuer, ga Beschlüssen des , Der Wich, Zeichnen für dasselbe als fa Mg in den V lassen cs sich >ur dieses Fack «o wurde ers Praparandenaii

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