vermischtes.

Den Kaiser in bayrischer Ulanen- Uniform zu sehen, ist bisher wohl nur selten Jemandem Gelegenheit geboten gewesen. In diesen Tagen hat der Moment-Photograph Zies- ler Unter den Linden in einem neu eröffnten großen Schaukasten am Eingänge in die kleine Mauerstraße ein umfangreiches koloriertes Bild zur Ausstellung gebracht, welches die bayrische Königsparade aus dem Jahre 1891 darstellt. Es ist der Moment zur Ansicht gebracht, in welchem der Kaiser, der damals noch den Voll­bart trug, in seiner grünen bayerischen Ulanen- Uniform mit der Kette und der Dekoration des bayrischen St. Hubertus-Ordens, die Front der unter präsentiertem Gewehr stehenden Sanitäts- Compagnie, in dunkelroter Uniform mit car- moisinroten Kragen und Aufschlägen abreitet.

Berlin, 27. März. Wie dieKreuzztg." mitteilt, hatte ein hiesiger Rechtsanwalt, Edwin Katz, der englischen AktiengesellschaftNorveZian auä Lveäisd Oowp." für einen hier

geführten Prozeß an Gebühren vierzigtausend Mark abgefordert. Da die Gesellschaft nicht zahlte, ging er klagend vor. und seine Forder­ung ist jetzt vom Kammergericht auf sechshundert Mark festgestellt worden. Die Kosten dieses Prozesses, die mehrere tausend Mark betragen, hat der Rechtsanwalt und nur 50 die Ge­sellschaft zu tragen. In dem ersten Erkenntnis ist ausgesprochen, daß durch so übertriebene Forderungen das Vertrauen zum deutschen Rechtsanwaltstande im Auslande erschüttert werden müsse.

Wien, 26. März. Auf nach Chicago! Ein großer Wiener Kaffeewirt, welcher in Chicago eine Wiener Wirtschaft errichtet, hat kürzlich einen Aufruf erlassen, um Wiener Kellnerinnen zu erhalten. Was geschah? Nicht weniger als 1651 Wienerinnen haben sich gemeldet! Sie alle waren europamüde. Der Wirt hat sich die acht schönsten ausgesucht; jedenfalls eine Heiden­arbeit.

Kopenhagen, 29. März. Nach längerer Pause vernimmt man wieder einmal ein Lebens­zeichen von dem bekanntenKistenreisenden" Hermann Zeitung. Der reiselustige Schnei­der er betreibt nämlich diesen Beruf im Nebenamt traf gestern als Eilgut in einem gewöhnlichen Koffer aus Christiania auf dem hiesigen Zollamt ein und überraschte die er­schrockenen Zollbeamten durch ein kräftiges Hurrah aus der Tiefe seiner strohgepolsterten Wohnung.

Das größte S -Ff zur See ist der DampferCampania" aon der Eun-üro-^Nie, welcher am 8. April seine erste Reise von Liver­pool aus antreten wird. Das Schiff hat eine Länge von 600 Fuß, eine Breite von 65 Fuß und eine Tiefe von 43 Fuß. Es hat ein De­placement von über 18 000 Tons. DieCam­pania" ist ein Doppelschraubcndampfer und besitzt 2 komplette dreifache Expansionsmaschinen, jede von 5 Zylinder. Den Dampf für diese liefern 12 Stahlkessel. Die Maschinen indizieren 15 000 Pferdekräfte. Die Schornsteine des Dampfers haben 21 Fuß im Durchmesser und sind 120 Fuß hoch. Die fliegende Brücke ist 60 Fuß über dem Wasser. Das Schiff besitzt ein elek­trisches Lichrsystem wie kein zweites. Die Ge­samtlänge des Drahtes, welcher hierbei zur Ver­wendung kam, beträgt ungefähr 40 Meilen. Die Zahl der Passagiere, die der Dampfer auf­nehmen kann, ist auf 2000 festgesetzt. Davon entfallen 700 auf erste Klasse, 160 auf zweite, der Rest auf Zwischendeck.

Der Wetterprophet Rudolph Falb hatte dieser Tage selbst einmal einen seiner kritischen Tage." Er enthüllte da nämlich in einem zu Görlitz gehaltenen Vortroge seinen erstaunten Zuhörern, welchen Segen Europa vom Pariser Panamakrach zu genießen habe. Wäre der Panamakanal zu Stande gekommen,

so würde durch ihn der Golfstrom westwärts in die Südsee abgelenkt werden und dadurch hätte Europa eine neue Eiszeit zu erwarten. Zunächst würde der deutsche Weinbau eingehen und zuletzt hätte alles bei uns grönländisch werden müssen.

Auf dem Gebiete der Schuhindustrie ist wieder eine neue große Errungenschaft zu verzeichnen, es ist nämlich den Herren Schab- loncnmacher I. Heinz und Schlossermeister PH. Schaaf in Pirmasens durch langes Studium ge­lungen. eine Erfindung zu machen, die berufen sein wird, eine vollständige Umwälzung in der Schuhfabrikat-ion herbnzuführen. Die Erfindung besteht darin, Sohle und Absatz aus einem Stück herzustellen. Dadurch fällt nicht nur die ganze Arbeit des Absatzbaues, Fleck­drücken, Fraisen, Stanzen u. s. w. fort, auch eine große Ersparnis an Leder wird erzielt, indem Flecke überhaupt nicht verwendet werden. Mit der Sohle wird gleichzeitig der Absatz ge stanzt und zwar so, daß das Leder für den Absatz so tief hinuntergedrückt wird, als der Absatz hoch werden soll. Es entsteht daher für dos Innere des Absatzes (an Stelle der jetzigen Flecke) ein hohler Raum; dieser Raum wird mit einer von beiden Herren gleichzeitig er­fundenen Masse, die so fest wie Leder und dieses vollständig ersetzt, ausgefüllt und der ganze Absatz mit Sohle ist fix und fertig. Anstatt der Masse kann auch Holz zu dem Absatz ver­wendet werden. Den beiden Herren wurde auf ihre Erfindung unter Nr. 10,626 ein Patent erteilt.

Eine Spiritistengeschichte. In Mis­souri war einem Manne, welcher der Truglehre des Spiritismus huldigte, die Frau gestorben, aber das hinderte ihn nicht, den Verkehr mit ihr durch ein Medium fortzusetzen. Allwöchent­lich überbrachte das Medium die Wünsche der Frau aus den himmlischen Gefilden auf die Erde. Zuerst verlangte sie von dem Manne Geld zu weißen Engelskleidern, natürlich alles vom feinsten Stoff, wie es sich für den Himmel schickt, dann zu goldenen Flügeln, was ziemlich hoch kam. FürAusflüge" mußte der getreue Ehegatte hin und wieder ein Taschengeld schicken, auch die Reparatur der Engelskleider, aber namentlich der Flügel, kostete schweres Geld. Der biedere Mann hatte der Seligen schon etliche Male durch ein Medium sagen lassen, sie solle sich ein wenig einschränken, wenn anders es die himmlisch? Sitte erlaube. Endlich aber ging dem Manne doch die Geduld aus, und auch den Verwandten des Mannes kam es zu dick, als sie erfuhren, daß der Mann von dem Medium bereits um 3-4000 Dollars geprellt worden war. Sie forschten nach, wohin das Geld ge­kommen, und fanden, daß alles auf des Mediums Namen bei der Bank deponiert war. Der be­trogene L nn war es ist das ein selten vorkommenoer Fall vom Spiritismus kuriert.

Ein übermütige 'unger Ausländer forderte in einem Kaffee^ iuse zu München die Anwesenden auf, mit ihm Billard, die Partie um einen Dukaten, zu spielen. Niemand wollte entrieren:Nun denn, rief de, Fremde,wer spielt die Partie um eine Ohrfeige?"Do bin i do," erwiderte der anwesende launige Hof» musiker Pranger, trat zum Billard und ergriff ein Queue. Bevor aber noch die Partie b gann, sprach Pranger sehr höflich:Mo lieber Herr! 's is in Boarn Modi, daß man z'erst (zuerst) setzt, vor mu z'spielen oanfängt", und hier­mit verabreichte er dem Fremden eine derbe Ohrfeige, bevor aber dieser wieder zur Besinnung kam, war der flinke Pranger längst zur Thür hinaus.

Die Erfindung einer kugelfesten Uni­form in Mannheim bringt folgende Anekdote wieder in's Gedächtnis. Ein Fremder wurde eines Morgens beim Herzog von Wellington vorgelassen. Er legte dem großen Krieger eine kugelfeste Jacke vor und ersuchte ihn, dieselbe bei der Armee einzuführen.Gut", sagte der Feld­

herr,ziehen Sie die Jacke an." Der Fremd- that es. Der Herzog schellte: ein Offizier er. schien.Sagen Sie dem Hauptmann So-ud-jo er solle zwei Soldaten mit geladenen Gewehren hierher senden." Als der Erfinder diese ominösen Worte hörte, verschwand er sofort.

(Zukuufts-Zeituugsnot.) ... Großes Aus. sehen erregt in allen Kreisen der seltene Aus- nahmefall, daß seit drei Tagen kein Erfinder ein Patent auf kugelsichern Stofs anae- meldet hat. Bis jetzt beläuft sich die Zahl schießfestcn Patent-Stoffe auf 12 706.

Folgende bezeichnende Todesanzeige findet

sich in derSchles. Ztg.":Am 1. d.M. ver. schied zu Mentone in Frankreich, der pfleglich liebenden Hand in seinen letzten Lebensslunden entbehrend, mein lieber Schwager, der Ober­lehrer .... Er starb in seinem 38. Lebens­jahre vorzeitig an Entkräftung als ein Opfer seiner unerschütterlichen Ueberzeugung von der Richtigkeit rein vegetarischer Lebensweise."

(Moderne Wirtschaft.) Dame vom Hans: O, ich sage Ihnen, beste Freundin, die Zeit vor den Feiertagen ist doch entsetzlich: Gestern hatten wir den Tapezierer da, den Maler, den Boden­wichser, die Putzerin, die Waschfrau . . .!» - Der kleine Karl:Den Gerichtsvollzieher hast Du vergessen, Mama!"

iMtoäai'ä.) Sie:. . Die Geheimrätin hat heute große Kaffeegesellschaft: da wird natür­lich wieder über alle abwesende Damen zu Ge- richle gesessen werden!" Er:Aha! Also so eine Art ^.utocakä!"

(Vom Kasernenhof.)^ Unteroffizier (zum Re- kruten):Kerl, wenn's auf Sie angckominen wäre, wären sie aus lauter Dummheit womög­lich die drei Jahre noch beim Zivil geblieben.

Gemeinnütziges.

(Zur Radieschenzucht.) Die Radieschen verlangen ein feuchtes, gut gedüngtes Erdreich und viel Sonne. Wenn man Radieschen recht früh haben will, muß man sie ins Mistbeet anfangs Februar säen. Um fort­während frische Ware zu haben, geschieht die Aussaat in Zwischenräumen von 3 zu 4 Wochen, und zwar von April an ins freie Land. Wenn die Radieschen das vierte Blatt erreicht haben, kann man sie zur Speise ausziehen. Es ist zu bemerken, daß die Aussaat sehr dünn geschehen muß, so daß jedes Pflänzchen 4 Zoll Raum erhält. Dichtere Saaten müssen verzogen werden. Versäumt man das Verziehen, so wachsen die Radies­chen mehr ins Kraut und liefern schlechte Wurzeln. Bei trockener Witterung werden sie leicht pelzig, wes­halb sie dann fleißig begossen werden müssen. Jedoch nehmen sie diesen Fehler auch an, wenn man sie zu lange stehen läßt.

Auflösung des Zahlenquadrats in Nr. 54.

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97

61

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17

17

25

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61

Wir geben hiemit wiederholt die Schluß'

zeit für Inserate unseres Blattes bekamt

ieselbe ist:

! Drenstagsblatt am Wontag vorm. 11 W Donnerstagsblatt am Mittwoch H » Samstagsblatt am Ilreitag ^ "

Sonntagsblatt am Samstag ,, ^ "

ese Aufgabezeiten sind unbedingt abhängig von tverbindungen des Bezirks, mit welchen Leil der Auflage versendet wird. .. »

!ir bitten die H.H. Auftraggeber recht

chten zu wollen, da wir mit Rücksicht auf velche nur Postbotenverbindung (»m lb und Liebenzell aus) haben, oben angeg ünhalten müssen. Die Sonntagsnummer ). diese Orte erst Montags erhalten, wenn °°s icht schon am Samstag vormittag ausgeg

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.