hielten es nackt viertelstundenlang unter laufendes kaltes Wasser, würgten es täglich, bis ihm der Schaum aus dem Munde und das Blut aus der Nase und den Ohren floß, gaben ihm Fußtritte und ließen es halb im Unrat verkümmern. Die Staatsanwaltschaft beantragte 3 Jahre Gefängnis für die Frau, das Gericht erkannte auf 1 Jahr. Der völlig stupide Ehemann soll vorerst zur Beobachtung in eine Irrenanstalt gebracht werden.
München, 27. März. Die königlich großbritannische Spezial-Mission, welche gestern hier eingetroffen ist, um die Thronbesteigung König Eduards hier anzuzeigen, wurde heute festlich vom Prinzregenten im großen Saale des königlichen Schlosses in Audienz empfangen. Mittags 1 Uhr reiste die Mission nach Stuttgart weiter.
Frankenthal, 26. März. Ein sehr ernsthaftes Streikvergehen beschäftigte heute die hiesige Strafkammer. Anläßlich des Streiks in der Hemmer- schen Maschinenfabrik zu Neidenfels hielten die Fabrikarbeiter Franz Schaas und Ludwig Straub aus Lambrecht, Heinrich Laubscher aus Neidenfels und Johannes Latterner aus Frankeneck als Streikposten die Brüder Franz und Jakob Schally mit der Drohung an: Da sind sie, die Streikbrecher, die Judasse, wir schlagen sie tot, innerhalb 8 Tagen haben wir die ganze Fabrik in die Lust gesprengt! und stachen und hieben zugleich auf sie ein. Die Zeugenvernehmung verursachte viele Schwierigkeiten, da die Zeugen die äußerste Zurückhaltung beobachteten. Schaas und Latterner wurden zu je 4 Monaten Gefängnis verurteilt; die beiden andern wurden freigesprochen.
Berlin, 27. März. Die Einstellung des Prinzen Eitel Friedrich zur activen Dienstleistung beim 1. Garde-Regiment zu Fuß in Potsdam wird am 7. Juli, an welchem Tage der Prinz 18 Jahre alt wird, erfolgen. Von da ab wird der Prinz im Kadettenhaus Wohnung nehmen.
Berlin, 27. März. Der Vossischen Zeitung wird aus London gemeldet: Eine Drahtung der Times aus Pretoria besagt, wenn die englische Regierung nicht mindestens 30,000 Mann frische Truppen nach Südafrika sendet, um die müden Soldaten daselbst abzulösen, dürfte der Krieg noch jahrelang dauern.
Berlin, 27. März. Wie dem Lokal- Anzeiger aus Peking von gestern Abend telegraphiert wird, nahm Feldmarschall Graf Walder- see eine Einladung Li-Hung-Tschangs zum Frühstück für nächsten Freitag an.
Berlin, 28. März. Der „Vorwärts" meldet: Der Kriegsminister stellte gegen den verantwortlichen Redakteur unseres Blattes Strafantrag wegen der Mitteilung vom 25. Dezbr. v. I., in welcher gesagt war, daß bei einer Strafexpedition der Kolonne Kettelers 22 Boxer zum Tode verurteilt worden seien.
Brüssel, 28. März. „Petit bleu" veröffentlicht heute eine Zuschrift des Präsidenten der niederländischen Liga für die internationale Abrüstung, in welcher es heißt, daß die Engländer die Burenfrauen und Kinder thatsächlich verhungern ließen. Die ihnen zur Verfügung gestellten Nahrungsmittel beständen lediglich aus verdorbenem Maismehl. Die Sterblichkeit der Burenkinder ist enorm. Die Militärbehörden weigern sich, den Gefangenen die ihnen seitens der europäischen Hilfskomitees gesandten Kisten mit Lebensmittel auszuhändigen, indem sie erklären, diese hätten alles was sie bedürften.
London, 27. März. Daily Mail meldet aus Kapstadt: Dewet und Botha hätten vereinbart, sich nunmehr zu vereinigen, um die Engländer in der Umgebung von Pretoria, Johannesburg und Standerton fortwährend zu belästigen.
London, 27. März. Die Verlustliste vom südafrikanischen Kriegsschauplatz umfaßt für gestern 5 Tote, 6 Verwundete, 3 Vermißte, 14 an Krankheit Verstorbene und 17 Schwerkranke, 29 englische Soldaten, die von den Buren gefangen genommen waren, sind in ihr Lager zurückgekehrt. Die amtliche Liste über die Pestfälle verzeichnet 26 neue Erkrankungen, von den 21 tätlich verliefen, ferner 3 verdächtige Fälle sowie 394 Personen, welche unter ärztlicher Beobachtung stehen.
London, 28. März. Aus Peking wird hiesigen Blättern gemeldet: Ein deutscher Soldat hätte gestern in der Gesandtenstraße drei Chinesen erschossen. Die Ursache für diese That ist noch nicht genau bekannt.
Kapstadt, 27. März. Laut Bureau Reuter nimmt die Pest einen ernsteren Charakter an. Der auf die Europäer entfallende Prozentsatz der Erkrankungen wächst. In Simons- town ist ein Soldat des Regiments der Königin unter verdächtigen Erscheinungen erkrankt. Jetzt wurde bei ihm die Pest festgestellt. Ebenso ist ein Soldat des 1. irischen Regiments im Lager bei Greenpoint und ein Mann der Festungsartillerie an der Pest erkrankt. Ein Marinebeamter in Si- monstown ist gestorben. Außerdem sind 8 Farbige und 2 Europäer erkrankt, ein Farbiger ist gestorben.
Vermischtes.
Nährwert des Honigs. Noch vielfach ist die irrige Ansicht verbreitet, daß Honig nur eine Schleckerei sei, während er doch in besonderem Grad Nahrungs- und zugleich auch Heilmittel ist. Blutarme und schwächliche Personen, die regelmäßig Honig in Verbindung mit Milch und Brot genießen, werden die kräftigende Wirkung schon nach kurzer Zeit an sich empfinden. Reiner Honig geht, ohne Rückstand zu hinterlassen, ins Blut über und führt dem Körper in reichem Maße diejenigen Stoffe zu, die er zum Aufbau und zur Erhaltung benötigt. Bei Katarrh, Heiserkeit, Husten rc. ist Honig ein vorzügliches Linderungs- und Heilmittel und sollte deshalb in keinem Haushalt fehlen. Wer reinen
Honig kaufen will, sollte sich nur an Bienenzüchter wenden, die für Aechtheit und Reinheit einstehen.
— Die Verluste der evangelischen Mission in China sind jetzt ungefähr zu übersehen. Die betroffenen Gesellschaften erhielten die bestimmte Todesnachricht von 121 Männern und Frauen, sowie von 33 Kindern. Bei weiteren 50 Personen ist man noch im Ungewissen, ob sie gerettet sind; man muß aber leider mit der Wahrscheinlichkeit rechnen, daß sie auch Opfer ihres Berufs geworden sind. Von den Toten gehörten 62 zur China-Jnland-Mission, 26 zur schwedischen Allianzmission, je 13 zunr Amerika» Board und der englischen Baptistenmission und 5 zu den amerikanischen Presbyterianern. Die Zahl der umgekommenen katholischen Missionare scheint bei weitem nicht so groß zu sein, wie die Verlustliste auf evangelischer Seite.
Standesamt Kakn>.
Geborene:
19. März. Christian Maier, Sohn des Christian Maier, Fabrikarbeiters hier.
19. „ Richard Daniel Bauer, Sohn des Daniel
Bauer, Jacquardwebers hier.
24. „ Karl Christian Buhl, Sohn des Christian
Buhl, Schreinermeisters hier.
26. . Fritz Köhler, Sohn des Gustav Köhler,
Leimfabrikanten hier.
27. „ Lina Maria Auguste Schaich, Tochter des
Josef Eugen Schaich, Lokomotivheizers hier.
28. „ Emilie Anna Haller, Tochter des Rudolf
Haller, Packers hier.
29. „ Sofie Marie Baittinger, Tochter des Ludwig
Baittinger, Schreiners hier.
G e traute:
2g. März. Wilhelm Ludwig Maier, Bremser von hier mit Anna Barbara Heide, Dienstmädchen, von Waldhausen, OA. Welzheim.
2g. „ Franz Hauler, Landjäger, von Neufra, OA.
Riedlingen mit Rosine Sackmann von Erzgrube, OA. Freudenstadt.
Ge sto rb en e:
24. März. Johann Jakob Fetzer, Instrumentenmacher hier, 92 Jahre alt.
GotLksdlerrstc
am Jakmsouniag, 31. März.
Vom Turm: 131. Der Kirchenchor singt: Siehe das ist Gottes Lamm. Predigtlied: 139. Du meines Lebens Leben. 9',1 Uhr Beichte in der Sakristei. 9'/- Uhr: Vorm.-Predigt, Herr Dekan Roos. Feier des h- Abendmahls. 2 Uhr: Nachmitt.-Predigt, Herr Stadtpfarrer Schmid. Ordination von Herrn Vikar Baßler von Stammheim.
Gründonnerstag, 4. April.
9'/- Uhr- Predigt und Beichte, Herr Stadtpfarrer Schmid. 11 Uhr: Abendmahlsfeier im Vereinshaus, für Gebrechliche und Leidende mit vorangehender Vorbereitungs-Predigt und Beichte. 7 Uhr abends: Abendmahlsfeier in der Kirche.
Karfreitag, 5. April.
Der Kirchenchor singt: Liebe, die für mich gestorben. Predigtlied: 148, Ach sieh ihn rc. 9'/« Uhr: Beichte in der Sakristei. 9'/- Uhr: Vormittags-Predigt, Herr Dekan RooS. Feier des hl. Abendmahls. 2 Uhr- Nachmittags-Predigt und Beichte für das Osterabendmahl, Herr Stadtpfarrer Schmid.
mir war, als würde ich wahnsinnig, wenn ich mir ausmalte, was dann, und zwar bald, kommen mußte!
Ich versuchte, mir diese entsetzlichen Gedanken abzuschütteln, und zwang mich, an anderes zu denken: an die Boote, was aus ihnen geworden sein mochte; an Morecombe, wenn er jetzt an meiner Stelle wäre und ich die Reise nicht mitgemacht hätte; an Hawke, wie er mich aufnehmen würde, wenn wir noch einmal nach England kämen. In dieser Weise jagte und wirbelte alles durch meinen Kopf, bis endlich die Erschöpfung den Sieg davon trug und ich in einen tiefen traumlosen Schlaf sank.
„Als ich erwachte war ich verwundert, daß ich auf der Seite lag. Ich mußte fest geschlafen haben, daß ich nicht gemerkt hatte, wie ich an der Mauer herunter geglitten war, und jetzt wirklich wie ein umgestürzter alter Holzgötze auf der Erde lag. Ich war ziemlich steif und rieb mich eine Weile. Dann brachte ich meine Uhr in den Schein der schwach brennenden Laterne, welche kaum die Umriffe der Gestalten unter dem Segel verriet und sah, daß es ein viertel drei war. Somit hatte ich fünf Stunden so fest geschlafen, als wenn ich auf einer bequemen Sprungfedermatratze gelegen hätte. Ich näherte mich leise dem Segel und erkannte an dem ruhigen, regelmäßigen Atem, daß Florence und ihre Tante in tiefem Schlaf lagen. Dieser Moment erschien mir günstig, mich sachte hinauszuschteichen. Der schwache Wind war nach Osten herumgegangen und wehte jetzt über den Schutzdamm direkt in unfern See. Mein Auge gewöhnte sich bald an die Dunkelheit, und tastend mit Händen und Füßen, erkletterte ich langsam die Felsenspitze, von welcher ich am Nachmittag nach den Booten gespäht hatte. Oben angelangt, setzte ich mich auf den Rand der 150 Fuß steil abfallen
den Felswand. Das Geräusch der Brandung drang zu mir herauf, sonst herrschte Grabesstille. Auf der ganzen unendlichen Fläche war kein Licht, keine Spur von irgend »twas zu sehen, was die Anwesenheit eines Schiffes verraten hätte. Die Sterne, die ich kannte, erschienen mir verändert. Mir war, als wäre ich losgelöst von der Erdkugel und schwebte irgendwo zwischen Himmel und Erde. Das Gefühl der Einsamkeit legte sich auf meine Brust wie ein Alp. Wie von einer unheimlichen Gewalt getrieben, blickte ich nach Osten und sah im Geist, nach hundert und Hunderten von Stunden die ferne australische Küste, im Norden den Strand, den das arabische Meer und der Meerbusen von Bengalen bespülen, im Süden die Felder riesigen Seetangs, welche gegen die Eis-Barriere geschleudert werden, hinter welcher man glaubt, daß Seelöwen, Walrosse, Pinguine und Abatrosse ihre Heimat haben und nach Westen, bei dem Kap der guten Hoffnung vorbei, die turmhohen Wellen des brüllenden Ozeans, der das Horn von Süd- Schottland trennt. Die ganze Erdkugel drehte sich vor meinen Augen, als ich so dasaß und auf das dunkle Meer und von diesem auf die gespenstischen Felsen blickte. — Grausen erfaßte mich.
Mit kräftigem Entschluß entriß ich mich der düsteren Stimmung, die immer mehr Gewalt über mich gewann, und schlich herab zur Hütte. Sowie ich sie erreicht hatte, und in dem matten Schein der Lampe die undeutlichen Umrisse von Florence und ihrer Tante erkannte, fand ich Befreiung von dem Bann, der auf mir lag. Ich schäme mich nicht zu gestehen, daß, als ich mich aufs neue in meinen Winkel kauerte, ich mein Gesicht in meinen Händen barg und in erlösende Thränen ausbrach.
(Fortsetzung folgt.)