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für dm Mezir8 Kakw.
76. Iahrsaug.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die EinrückungSg-bühr beträgt im Bezirk nnd in nächster Umgebung 9 Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Psg.
Samstag» den 30. Mir; 1901.
Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt Mk. 1.10 ins Haus gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk; außer Bezirk Mk. 1: 35.
Amtliche Bekanntmachungen.
An die Ortslrehörden und die Herren Uerwallungsaktuare.
Die im Januar vorgelegten Katasternachweisungen für die landwirtschaftliche Berufsgenoffenschaft des Echwarzwaldkreises zur Umlegung der Beiträge für das Kalenderjahr 1900 sind heute zurückgekommen und sofort an die Herren Verwaltungsaktnare zum Vollzug der Umlage weitergegeben worden.
Die Ablieferung der Beiträge an die Genosscnschaftskasse hat durch die Gemeindepflegen binnen L Monaten zu erfolgen. Ein Begleitschreiben hiezu liegt jeder Katasternachweisung bei.
Calw, den 28. März 1901.
K. Oberamt.
Vo elter.
An die Gewelndrrate.
Feststellung des durchschnittliche« Jahresarbeitsverdienstes der l-nd- nnd forstwirtschaftliche« Arbeiter.
Bisher war der durchschnittliche Jahres- arbeitsverdienst der land- und forstwirtschaftliche« Arbeiter für den hiesigen Bezirk folgendermaßen festgesetzt: a) für erwachsene männliche Arbeiter auf 400
d) „ „ weibliche „ „ 250 „
e) ,, jugendliche männliche „ „ 250 „
ä) „ „ weibliche „ „ 150 „
Mit Rücksicht auf die in den letzten Jahren eingetretene Steigerung der Löhne erhebt sich die Frage, ob nicht eine Erhöhung dieser Sätze angezeigt sei und werden die Gemeinderäte deshalb beauftragt, binnen 4 Tagen unter Bezeichnung als portopfl. Dienstsache sich hierüber zu äußern und zugleich die neu festzusetzenden Sätze anzugeben.
Calw, den 29. März 1901.
K. Oberamt. Voelter.
Tagesnenigkeiten.
Tübingen, 27. März. (Schwurgericht.) Der verh. Bauer Friedrich Bökle stand wegen To 1- s chlags vor den Geschworenen. Er war beschuldigt, er habe am 3. Febr. im Lamm zu Oeschelbronn den 24jähr. led. Bauern Bühler von da so gestochen, daß B. in der Nacht vom 4. auf 5. Febr. starb. Der That ging ein nichtssagender Wortstreit um die Gunst eines Mädchens voraus. Der Angeklagte, der nicht in Abrede zog, dem Bühler einen Stich in den Unterleib versetzt zu haben, bereute seine That, zog aber Tötungsabsicht in Abrede. Er sei vorher von B. durch Faustschläge mißhandelt worden; in seiner Betrunkenheit (er habe gegen 20 Glas Bier getrunken) und da B. mit erhobenem Stuhl auf ihn zugekommen sei, sei er so aufgeregt worden, daß er seines Willens nicht mehr Herr gewesen sei, nach dem Taschenmesser gelangt und zugcstochen habe. Der vor seinem Tode eidlich vernommene B. gab an, er habe vorher den Angeklagten nicht durch Faustschläge mißhandelt, auch sei unwahr, daß er mit erhobenem Stuhle auf den Angeklagten zugegangen sei. Er habe sich vielmehr geflüchtet; der Angeklagte sei dann mit den Worten: „Jetzt geht es auf Leben und Tod" mit geöffnetem Messer ihm nach und habe ihm den Stich versetzt. Obgleich Angeklagter diese Aussagen für nicht richtig bezeichnte, wurden dieselben durch die weiteren Zeugenaussagen erhärtet. Die Geschworenen verneinten den Totschlag und nahmen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode an. Urteil: 4 Jahre und 6 Monate Gefängnis.
Geislingen, 26. März. Ter harte Nachwinter setzt unserer Vogelwelt scharf zu. Außerhalb der bewohnten Orte, auch ganz in der Nähe der Stadt findet man Singvögel, wie Lerchen, Drosseln, Wachteln rc., die sich mit der Hand greifen lassen, aber vor Hunger und Kälte so heruntergekommen sind, daß keine Hilfe mehr nützt und die Tierchen nach wenigen Stunden zu Grunde gehe».
Gestern hatten wir nahezu 12° 0. Kälte. — Ein bei uns überaus seltener Frühlingsbote hat sich in den letzten Tagen auf seiner Wanderschaft in unserem Thale gezeigt, der Kiebitz. Derselbe zieht in Zügen von 30—50 Stück und läßt sich gern auf Wiesen, die durch Ueberrieseln oder Sumpfgrund von Schnee sich freigehalten haben, zur Nahrungssuche nieder.
VomAllgäu, 25. März. Von seiten der Landwirte wird in unserer Gegend über zu niedere Milchpreise geklagt und den in bedeutendem Aufschwung begriffenen Käsefabriken der Vorwurf gemacht, daß die Milchlieferungsverträge im einseitigen Interesse der Käufer abgefaßt zu werden pflegen. Es ist nun ein Zusammenschluß der Landwirte des Allgäus beabsichtigt, zum Zweck, ihre Produkte genossenschaftlich herzustellen und ebenso,zu verkaufen. Es wird ausgerechnet, daß durch eine solche höhere Verwertung der Milchprodukte den Landwirten in den Bezirken Wangen und Leutkirch eine Mehrcinnahme von jährlich 6—800,000 erwachsen würde. Die Gründung
eines großen Käsereiverbandes für das Allgäu wird lebhaft befürwortet durch den auch in weiteren Kreisen bekannten Oekonomierat Farny in Dürren, Gemeinde Waltershofen. Selbstverständlich nehmen die Milchkäufer gegen das Projekt Stellung, indem sie auf das große Risiko des Genossenschaftswesens Hinweisen und insbesondere sich darüber aufhalten, daß dem geplanten Käscreiver- band ein Staats beitrag in Aussicht gestellt sein solle.
Vom Bodensee, 25. März. Ter von Heudorf, OA. Riedlingen, gebürtige Brauer Benedikt Rumpel, wohnhaft in Zürich und Vater von sechs Kindern, hat in Gemeinschaft mit seiner 26 Jahre alten Ehefrau das etwas mehr als zwei Jahre alte Stieftöchterchen monatelang in schändlichster Weise mißhandelt. Sie warfen das Kind an die Wände,
6 Lr r 1 ^ iz;, Ra-dius »lreo>«n.
Jack's Brautwerbung.
Secroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
„Miß Hawke," sagte ich hierauf, „wollen Sie und Florence mich jetzt nach der Hütte begleiten?" Ich möchte ihnen gern noch ein möglichst behagliches Nachtlager bereiten." Sie warf einen traurigen Blick auf die elende Baracke, und erwiderte aufstehend mit zitternder Stimme: „Es wird uns wohl nichts übrig bleiben, als die Nacht dort zuzubringen." Dann trat sie ergeben, mit Schilling, den ich gebeten hatte, sie beim Aufstieg zu unterstützen, den Weg an. Meine Braut und ich folgten.
Die Laterne brannte, als wir anlangten. In einer Ecke befanden sich unsere Lebensmittel. Das Bootssegel lag ausgebreitet auf dem Boden; in ihm bestand die ganze Ausstattung der Hütte. Schilling und ich legten es so zusammen, daß eine Hälfte als Matraze, die andere als Decke dienen konnte. Dann machte ich aus meinem Jackett und dem Regenmantel von Florence zwei Kopfkissen, und da dies alles war, was mir zur Verfügung stand, bat ich sie nun, sich niederzulegen.
„Du lieber Mensch, was hast du denn aber zum liegen und zudecken? Du kannst doch nicht auf dem harten Boden schlafen?"
„O, das laß' dich nicht beunruhigen, dort in der Ecke ist ein ganz weiches Plätzchen. Da kauere ich mich hin und sitze wie ein chinesischer Götze und träume, ich würde angebetet."
„Aber warum wollon Sie in der Ecke sitzen, Mr. Seymour?" fragte Schilling. „Da, wo Sie stehen ist doch ein schöner Grasfleck, wie geschaffen um darauf zu liegen."
„Sorgen Sie sich nicht um mich, Schilling, ich werde mich schon einrichten. Nun, Miß Hawke, bitte, geben Sie Florence ein gutes Beispiel. Wenn Sie nur erst liegen, werden Sie auch bald schlafen."
Tante Damaris nahm den Hut ab und zog die Kapuze ihres Mantels über den Kopf, trat dann auf das Segel und setzte sich nieder. Nun entschloß auch Florence sich dazu. Beide legten sich zurück, und ich deckte ihnen die Hälfte des Segels über.
Nachdem ich mich von dem Bootsmann verabschiedet, der mir durchaus seine Jacke zum Kopfkissen hatte aufnötigen wollen, was ich jedoch ablehnte, zog ich mich in meine Ecke zurück. Gern wäre ich einmal hinausgegangen, um mich umzusehen, aber die Frauen wachten noch und hätten sich geängstigt, wenn ich mich entfernt hätte; so blieb ich regungslos in meinem Winkel. Den Rücken an die Wand gelehnt, mit gekreuzten Armen, das Kinn auf der Brust, saß ich mit geschloffenen Augen todmüde da. Doch der Schlaf wollte nicht kommen. Ich lauscht« auf das leise Atmen vom Segel her. Tausend Gedanken quälten und marterten mein Hirn bei der Vorstellung all' der Leiden, die meinem Engelskinde noch bevorstanden, wenn nicht bald Hilfe kam. Ach, barmherziger Himmel,