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Unterhaltender Heil.
Auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege.
Eine heitere Geschichte aus dem Soldatenleben.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung S.l
Der zweite Teil eines Balles, nämlich der nach dem Souper, ist fast immer der gemütlichere. Der Wein hat die Zungen gelöst, alles steife und zurückhaltende ist geschwunden, und jeder kann jetzt ungehindert seine Talente und seinen Geist im besten Lichte leuchten lassen. So war cs auch hier. Schon bei Tisch herrschte allgemeine Heiterkeit und namentlich Heidebach kannte man kaum wieder. Er erzählte eine Anekdote nach der andern und bemühte sich, seiner Dame die Namen derjenigen zu nennen, für die sie sich interessierte.
„Ach, sagen Sie, Herr Lieutenant," fragte sie wieder, „wer ist jener Herr dort unten, der meine Mama zu Tische geführt hat?"
„Das kann ich Ihnen sogar ganz genau sagen, mein gnädiges Fräulein." antwortete Heidebach, „es ist der Referendarius Poller, mein bester Freund, seit einigen Jahren schon hier in der Stadt und bei den Damen sehr beliebt, außerdem noch unverheiratet."
„O wirklich." lachte die Nachbarin, „wie schade, daß ich mit ihm noch nicht gesprochen habe; aber vielleicht stellen Sie mir ihn später vor, damit ich ihn näher kennen lerne."
„Mit Vergnügen, mein gnädiges Fräulein." erwiderte der Lieutenant, der bereits eifersüchtig wurde; „er wird hoffentlich diese Auszeichnung zu schätzen wissen."
„Oh, Sie Schmeichler! Doch ihr Kommandeur hebt bereits die Tafel auf. Bitte, führen Sie mich in das Nebenzimmer."
Heidebach that dies natürlich mit Freuden und, nachdem er Roller, der auch die Zusicherung einer Extratour erhielt, geholt und vorgestellt hatte, begann der Tanz wieder von neuem.
Der Lieutenant war. da er sich nicht engagiert hatte, zu einigen Freunden in das Nebenzimmer getreten. Diese waren bereits bei einer feineren Sorte Wein angelangt, welchem er auch wacker zusprach. So kam es denn, daß er sich schließlich von ungeheurem Mut beseelt fühlte. Er war heute kolossal verliebt.
Das erste Mal hatte er sich mit einer jungen, hübschen Dame längere Zeit unterhalten, und es sogar gewagt, ihr Schmeicheleien zu sagen.
Vergessen war jene Dame, mit der er bisher brieflich verkehrt hatte. Warum sollte er auch einem Phanlasiebild nachjagen, wo er hier das reizendste Wesen von der Welt vor sich hatte.
Mit diesen Gedanken war er schließlich in das Damenzimmer gekommen, als er plötzlich durch ein: „So in Gedanken, Herr Lieutenant!" aufgeschreckt wurde.
Er sah sich um und erblickte Fräulein v. Schöne!. die halb versteckt von Blattpflanzen und exotischen Gewächsen auf einem Fauteuil ruhte.
„O, mein Fräulein, wenn ich störe —" stotterte er endlich, „so —"
„Durchaus nicht, wollen Sie nicht Platz nehmen? Im Saal ist es so furchtbar heiß."
Dieser Aufforderung folgte der Lieutenant natürlich mit Vergnügen und bald waren beide in lebhafter Unterhaltung.
„Wie lange gedenken Sie noch in unserer Stadt zu bleiben?" fragte jetzt der Lieutenant.
„DaS hängt ganz von meiner Mama ab; es werden jedoch sicher acht Tage bis zu meiner Abreise vergehen."
„O, dann können wir ja noch öfters Zusammenkommen, wenn Sie gestatten!
„Mit Vergnügen," lächelte die Blondine, indem sie ihm voll in die Augen sah. Dabei streifte ihr linker Arm den seinigen und es durchzuckte seinen ganzen Körper. Dazu kam noch das berauschende Parfüm, das ihrem blonden Haar entströmte.
In solcher Situation war der junge Krieger noch nie gewesen. Er wußte gar nicht, wohin er blicken sollte.
„Mein liebes Fräuleinsing er nach längerem Schweigen an, während dessen er wieder recht tief in ihre Augen gesehen, „Sie wissen kaum, wie glücklich Sie mich durch die Erfüllung meiner Bitte machen.
Könnte ich doch," fuhr er fort, indem er ihre kleine Hand ergriff, „diese kleine Hand noch recht lange halten und Sie an ihr durchs Leben fführen. Aber weiter, ich will Ihnen alles gestehen! Ich liebe Sie, liebe Sie mit dem Feuer einer ersten Liebe! Machen Sie mich zum glücklichsten aller Menschen und werden Sie — meine kleine Frau!"
Dabei hatte er sie kühn um die schlanke Taille gefaßt und sah ihr bittend in's Auge.
Marie von Schönek hatte ihn mit keinem Worte unterbrochen. Sie war nur abwechselnd errötet und erblaßt. Jetzt machte sie sich sanft von ihm los und sagte bebend:
„Wenn ich auch an Ihre Gefühle glaube und Ihnen vertraue, so kann ich doch nicht die Ihre werden."
„Und warum nicht? Kam mein Antrag nicht aus vollem Herzen?"
„Ich zweifle nicht daran, aber — ich liebe schon!"
„Sie lieben schon," wiederholte er langsam, „o, möchte ich nur den Glücklichen kennen lernen, der die Liebe eines solchen Wesens besitzt; aber ich will ihn nicht kennen, ich will ihn nicht sehen — ich — leben Sie wohl!"
Sie wollte ihn zurückhalten, aber Heidebach war hinausgestürzt und kam erst zu sich, als er sich auf der Straße befand.
Helm und Paletot hatte er mechanisch im Flur von dem verwunderten Diener entgegengenommen. Ihn litt es nicht mehr in der fröhlichen Gesellschaft.
Wenn keiner ihn hörte, so wollte er bei seiner übergroßen Sentimentalität wenigstens dem Mond und den Sternen sein Leid klagen. Schwärmerisch blickte er zum Himmel empor, seine alte Natur kam wieder zum Vorschein, und er fühlte sich verlassen und unglücklich.
Aber war das nicht die gerechte Strafe für seine Untreue! Hatte er nicht seiner Dame, mit der er brieflich verkehrte, im Stillen Treue geschworen? Und sie wollte ja Herkommen! Wie stand er vor ihr. wenn er sich inzwischen mit einer anderen verlobte!
„Nein," murmelte er, als er schon auf seinem Zimmer war, „mein gutes Geschick hat mich vor Unglück und Schande bewahrt. Der Traum — er war so schön und ist schon vorüber, aber zu meinem Glück!" Auf diese Weise schwärmte er weiter, bis Morpheus ihn sanft in seine Arme nahm.
Roller war vom Ball in entschieden besserer Laune, als sein Freund zurückgekehrt. Frau von Schönek hatte sich in liebenswürdigster Weise mit ihm unterhalten und so hoffte er, auch mit ihrer Tochter noch näher bekannt zu werden. Da, wie man sich erzählte, diese eine ausgezeichnete Partie war, so durfte er nicht lange zögern, um sie anzuhalten, weil er wohl wußte, daß eine solche bald vergriffen sein würde. Liebe beanspruchte er ja sehr wenig und Schönheit? Hatte nicht Marie von Schönek gestern auf dem Balle ganz allerliebst ausgesehen? So vereinigte sich ja hier beides, was gewiß nicht oft vorkam.
Mit diesen Reflexionen war er aufgestanden und saß gerade beim Kaffee, als sich die Thür öffnete und ein Dienstmann ihm ein zierliches Briefchen überreichte.
Neugierig erbrach er dasselbe und fand folgenden Inhalt: Sehr verehrter Freund! Da ich Ihnen versprochen hatte, in den nächsten Tagen in die Stadt zu kommen, so habe ich mein Versprechen gehalten und bin hier. Eine Photographie besitze ich ja von Ihnen; so habe ich Sie denn gestern auch gleich erkannt und hoffe, Sie heute Nachmittag vier Uhr im Hotel zu sehen. Es verbleibt rc.
„Also noch immer anonym," dachte der Adressat. „Heute um 4 Uhr im Hotel! Schade nur, daß ich noch kein Bild von ihr besitze. Wer mag nur die Dame sein?"
„Aber," rief er plötzlich aufspringend, „wer
sollte es denn anders sein, als Marie v.
Warum kam ich nur nicht gleich darauf! Wiilm« ich mit der Mutter mich unterhielt. ha,g? I Tochter Zeit genug, mich zu betrachten „!! fand natürlich gleich die Aehnlichkeit zM mir und meinem Bilde. In Folge dessen n c sie sich mir sofort vorstellen oder auch um»? kehrt, wie man es eben auffaßt. O, wäre doch schon vier Uhr! Ich vergehe vor Ungeduld'-
Mit diesen Worten nahm er Hut und I,,. und fröhliche Melodien trällernd begab er li» auf das Gericht. Noch nie hatte er so uutm nehmend ausgesehen. Er hüpfte mehr M „ ging, grüßte jeden Menschen und schenkte eine», kleinen Jungen, der ihn verwundert anicbam, fünfzig Pfennige.
(Schluß folgt.)
Berlin, 14. März. Unter der W,, schrift: „Das Testament eines Millionärs und Selbstmörders" berichtet di, „New-Aorker Handelszeitung" über eine noch Deutschland, zum Teil nach Berlin gefallene Millionenerbschaft folgende Einzelheiten: Da reiche deutsche Grundeigentumshändler Ednmd H. M. Just, der sich unlängst in einem AM von Melancholie erschossen hat, hat in seinen, nun eröffneten Testament seine Angestellten sie seine Verwandten in Deutschland in sehr liberale, Weise bedacht. Es erhalten seine Schwägerin Anna Kühne in Dresden und seine Brüder Fritz und Herman Just in Berlin, sowie sein Nesse Karl Just je eines der dem Verstorbenen, einen, Junggesellen, gehörigen eleganten Häuser an der West 132 Straße. Den Rest des Nachlasse), welcher über zwei Millionen Dollars betrag,, erben die Schwester des Verstorbenen, W Baumann in Halle und seine Brüder Karl Jas! in Eisleben und Johannes Just in Halle zn gleichen Teilen.
Aus Südtirol, 12. März. Von einer zahlreichen Nachkommenschaft berichte, die „Neue Freie Presse": In Stenico lebt eine Witwe namens Colomba Caresani im Alter rm 94 Jahren, welche 11 Kinder, 57 Enkel, M Urenkel und 1 Ururenkel, zusammen 239 Nach- kommen gehabt hat. Von diesen leben noch S Kinder, 34 Enkel, 140 Urenkel und 1 Ururenlkl, zusammen 181. Das Zweikindersystem schm! dort glücklicherweise nicht bekannt zu sein.
Tod durch Lachen trat, wie man der „Tg!, Rdsch." schreibt bei einer Wärterin der Londoner Irrenanstalt ein, während der Erzählung eine, heiteren Geschichte. Bei der Leichenöffnung san) man als Todesursache eine Flüssigkeitsansam- lung im Herzbeutel, durch welche die freie Hey- thätigkeit so behindert war, daß die außergk- wöhnliche Anstrengung, das Lachen zu unterdrücken. den Stillstand des Herzens herbeifühlte,
(Vernichtend.) „ . . Ich wünsche aber Herr Direktor, mein Stück anonym aufgefühlt zu sehen!" — „Halten Sie es denn nicht M hinreichend anonym, wenn es unter Ihrem Namen gegeben wird?!" — Mi Partie.) „Gratuliere! Ihre Braut ist ja e>» Staatsmädel!" — „Ja, und noch dazu ein
— Staatspapiermädel!" — (Zeitbild) „Schauen Sie aber schlecht aus, Herr Weiler!'
— „Der Fasching hat mich so angestrengt!" - „Haben Sie denn so viele Bälle besucht?'
— „Nein — aber Beamter im Versatzamt
bin ich!" (Fl. Bl,
(Zu viel verlangt.) Tante: „ - - Kan, Du besuchst mich stets nur, wenn Du Gm brauchst!" — Neffe: „Aber liebe Tante, öfter kann ich ja doch nicht kommen!" - (Neue Suppe.) Gast (der im Restaurant eine SuM mit nur einem Nockerl erhält): „Aber, höre" Sie, Kellner, das ist ja die reinste Monockerl- suppe!"
(Unüberlegt.) „Geflügel esse ich für nie!" Leben gern. Fräulein Rosalie, vor allem uebe ich junge Gänse." — Rosalie (schwärmerisch), „Ach, Herr Günther, dann wären Sie ei" Mann für mich."
Anzeiger
Nr. 46.
Erscheint DtenStag, vierteljährlich 1
betr. die Umlaj auf polizeiliche Bestreitung der
Durch Verfüg 1893 ist der für da jedes Pferd, auf 1l jedes Stück Rindvie Dies wird mi Verfügung vom 23, und Verzeichnung d teilten Vorschriften nau einzuhaltcn sin Für die Belo Bestimmungen der 8 maßgebend.
Die erforderl «Men Tagen zu.
Zugleich wir! versügung vom 23. K5 bis 67 des Rei des Ausführungsges Beiträge der Tierbe Weise zu veröffentli Den 21. Mä,
Für das dies
20. M
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Dies wird hi. Den 21. Mä
K. Amtsgericht 3
In dem Konkur das Vermögen des Stahl, Schmieds in zur Abnahme der des Verwalters un von Einwendungen, Verzeichnis der bei ! berücksichtigenden s Schlußtermin aus
Dienstag den 4 nachmittag- vor dem K. Amts bestimmt.
Den 21. März Amtsc E
Revier H
1. Usstlmg,
Am Montag d> nachmittag lin „Rößle" in Hi
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.