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Rathgeb, Brodbeck, Eggmann, Spieß, Nußbaumer, Schnaidt, Bantleon, v. Abel. Ebner. Hartmann, Essich, Beutel. Die Debatte betras vorzugsweise die Steuerbefreiung des Weißbiers. Der Finanzminister Dr. v. Riecke erwiderte in einer zusammenfassenden Rede und nahm noch zweimal zu kürzerer Erwiderung das Wort. Das Gesetz wurde einstimmig angenommen.
Stuttgart. 17. März. Die hiesigen bürgerlichen Kollegien haben beschlossen, dem Sladtvorstand und Bürgerausschußobmann die von elfterem nachgesuchte Ermächtigung zu erteilen, dem Ehrenbürger der Stadt, Fürsten v. Bismarck, wie in den Vorjahren die Glückwünsche der Kollegien zu seinem 78. Geburtstage telegraphisch darzubringen.
Telegramme an den Enzthäler.
Berlin, 17. März. Die Militärkommission beendigte heute die zweite Lesung; bei der Abstimmung wurde die Regierungsvorlage gegen 6 Stimmen der Konservativen, sodann sämtliche Anträge abgelehnt. Die nächste Sitzung findet nach Ostern statt.
Bern, 17. März. Der Nationalrat beschloß, den Bundesrat zur Einführung der mitteleuropäischen Zonenzeit für die Eisenbahnen sowie für Polt- und Telegraphendienste zu ermächtigen.
Paris. 17. März. Graf Reinach Cessac, Bruder des Barons Reinach, hat dem Untersuchungsausschüsse neue Papiere seines Bruders übergeben, die wichtige Einzelnheiten enthalten. Die von Reinach an Herz gezahlte Summe beläuft sich auf mehr als II Millionen.
Paris, 17. März. Das Wölfische Tele- araphenbureau meldet gerüchtweise, Jules Ferry sei gestorben.
London, 17. März. Einer hiesigen Zeitungsmeldung zufolge, wird Rußland seinen Protest gegen Bulgarien nicht auf die Note beschränken. Der Zar soll geäußert haben: „Mein Vater befreite Bulgarien vom türkischen Joche nicht damit es in die Hände der kathol. Dynastie der bourbonischen Orleans falle."
Anteryattender Heit.
Auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege.
Eine heitere Geschichte aus dem Soldatenleben.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung L.l
In der nächsten Woche befand sich die kleine Garnison in einiger Aufregung. Es sollte am Mittwoch in den Räumen des Kasinos der diesjährige sogenannte Krönungsball stattfinden und das Vergnügungskomite hatte es sich angelegen sein lassen, die umfassendsten Vorbereitungen zu treffen. So las man wenigstens in der Zeitung'.
Der Ball bol des Interessanten um so mehr, als auch von außerhalb einige Damen kommen sollten, darunter, eine entfernte Verwandte des Hauptmanns von Sydow, die verwitwete Rittergutsbesitzer von Schönek nebst Tochter. Die beiden Damen sollten ein enormes Vermögen besitzen. So erzählte man wenigstens in Offizierkreisen. Fräulein von Schönek war demnach der Ruf einer guten Partie schon voraus- gegangen, was natürlich unter dem Offizierkorps große Aufregung verursachte.
Auch in dem ersten Hotel der Stadt ging es heule sehr geschäftig zu. Fremde waren in Menge eingetrofien, darunter auch die erstgenannten Damen, welche jetzt oben bei der Toilette waren. Die jüngere war eine kleine Blondine von ungefähr 17 Jahren, kaum den Kinderschuhen entwachsen, aber doch schon vollständig entwickelt.
Das Kammermädchen, die ihr das Haar geordnet, war eben entlassen worden, und die junge Dame hielt jetzt ein wenig Siesta.
„Mama, wenn ich nur in aller Welt wüßte, was Dich bewog, hierher zu fahren," fing endlich die kleine Blondine an, welcher das Schweigen zu lange dauerte.
„Nun, man muß doch seine Verwandten wieder einmal besuchen," antwortete die Gefragte.
Du
„Und wenn ich Dir sage, liebste Mama, daß meinen Wünschen damit entgegenkamst?"
„Deinen Wünschen?" fragte Frau von Schönek erstaunt.
„Nun ja. auch ich hegte lebhaft den Wunsch, meine Verwandten wieder zu sehen."
„Auch Du? Das ist ja ein merkwürdiges Interesse, welches Du Plötzlich an diesen Verwandten nimmst. Doch um so besser, wenn diese Reise auch Deinen Wünschen entspricht," fuhr sie fort, „Du wirst Dich dann wenigstens ganz gut amüsieren. Doch ich muß Dich jetzt allein lassen. da ich noch Briefe zu schreiben habe."
Der kleinen Blondine war das gar nicht so unangenehm. Als ihre Mutter das Zimmer verlassen hatte, zog sie aus ihrer Tasche einen Brief, öffnete denselben und vertiefte sich in seinen Inhalt.
„Also dies ist das Nest, in welchem der Lieutenant lebt, mit dem ich korrespondiere," murmelte sie vor sich hin, „ich bin doch neugierig, wie er aussieht, und ob ich ihn heute beim Ball erkenne. O, möchte mich nur mein Gefühl richtig leiten, denn obgleich ich noch nicht einmal seine Photographie gesehen habe, liebe ich ihn schon.
Aber warum ist Mama plötzlich auf die Idee gekommen, hierher zu fahren, zu einer Jahreszeit, wo sie sonst gar keine Lust zum Reisen verspürt? Sollte sie vielleicht — aber nein, das wäre ja unmöglich, da hätte sie es ja zu Hause weit bequemer. Uebrigens brauche ich mir ja darüber gar nicht den Kopf zu verbrechen."
Mit diesen Worten stand sie auf, strich sich ein paar mutwillige Löckchen van der Stirne und beendigte dann ihre Toilette.
Am Abend strahlten die Räume des Kasinos in Hellem Lichterglanz, der weit auf die Straße hinleuchtete. Obgleich draußen ziemlich kaltes Wetter war, hatten sich doch eine Menge Zuschauer eingefunden, welche die Toiletten der Damen bewundern wollten. Wagen auf Wagen rasselte denn auch vor die Auffahrt und hinaus schlüpften die Schönen, welche aber gar nicht viel von sich sehen ließen, denn die Kälte draußen war durchaus nicht angenehm und man sehnte sich darnach, wieder in warme Räume zu gelangen.
Als unsere beiden Freunde den Saal betraten, stimmte schon die Musik ihre Instrumente und das Vergnügungskomite war sehr in Thätig- keit, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Dank ihrer Fürsorge hatten auch die meisten Herren ihre Tanzkarten besetzt, nur der Lieutenant von Hcidebach und einige Herren, die später gekommen waren, hatten noch einige Tänze frei; da plötzlich öffnete sich die Thür, und Frau von Schönek erschien mit ihrer Tochter, gefolgt von ihren Verwandten.
Die Herren, welche bereits sehr gespannt waren, fanden ihre Erwartungen noch bei weitem übertroffen. Fräulein von Schönek sah ganz allerliebst aus. Das weiße Atlaskleid, welches sie trug, machte ihre Gestalt noch um vieles schlanker und ließ Hals und Arme frei. Die blonden Haare waren in einen Zopf geschlungen und wurden unten durch ein blaues Band zu- sammengehalten. Auch ihre Mutter war immer noch eine schöne Erscheinung, obwohl dos Alter doch schon Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen hatte. Sie trug schwarze Seide und im brünetten Haar eine Kamelie.
Die Herren vom Komite beeilten sich, den Damen Tanzkarten zu überreichen und eine Anzahl von Herren vorzustellen. Ehe zehn Minuten vergangen waren, hatte Fräulein von Schönek die ganze Tanzkarte besetzt und freute sich darüber, da ihr das Tanzen recht viel Spaß machte.
Sie kannte hier keinen Menschen und es war ihr deshalb eigentlich gleichgiltig, mit wem sie tanzte. Nur die Offiziere schienen ihr ein größeres Interesse einzuflößen, was ja auch bei der Vorliebe der Damen für den bunten Rock nichts seltenes war.
Endlich erschien auch der Oberst am Arme seiner Gattin und nahm huldvoll die Verbeugungen der Offiziere entgegen, geruhte auch, beifällig zu den Anordnungen des Tanzkomites zu
nicken, was den Präses desselben, einen asten Hauptmann, für allen Schweiß und Mühe tausendfach entschädigte, wie das ja auch durchaus in der Ordnung war.
Die Polonaise führte der Herr Oberst nut der verwitweten Frau Oberstlieutenant Eichstädt an, die sich ihrer Macht vollkommen bewußt M und als Anstandsdame hoch geschätzt wurde. Unter den ersten Paaren folgte dem Kommas I deur seine Gattin, am Arme des alten Haupt- ^ manns, der diese Auszeichnung wohl zu würdigen wußte, und dessen etwas volles Gesicht vor Freude glänzte, da ihm bereits einige Huld- volle Worte von Seiten seiner Dame zu Theil geworden waren.
Nach der Polonaise folgte ein Walzer und dieser brachte sogleich etwas Leben in die Gesellschaft. Lieutenant von Heidebach war st glücklich, den Tanz mit Fräulein von Schöne! tanzen zu können und schien heute Abend seine Schüchternheit vollständig abgelegt zu haben, denn er halte seiner Tänzerin bereits einige Liebenswürdigkeiten gesagt, was er sonst nie wagte. Fühlte er sich doch jetzt im Besitze der Epaulettes viel freier, wie als simpler Fähnrich. wo er eigentlich ganz auf sich selbst angewiesen war.
So folgte also ein Scherzwort dem andern und schließlich wagte der Lieutenant sogar die Bitte, seine Tänzerin zu Tisch führen zu dürfen, was auch mit liebenswürdigem Lächeln gewährt wurde.
Auch Frau von Schönek war zur Polonaise und Frangaise engagiert worden, wenn auch vielleicht nur deshalb. um durch sie mit der Tochter näher bekannt zu werden. Zu letzterem Tanze hatte sie Roller aufgeforderl, der sich lebhaft für sie interessierte, schon deshalb, weil sie Mutter einer so reizenden Tochter war.
(Fortsetzung folgt.i
Vom Wetter. Es scheint wieder eine Reihe von schweren Wettererscheinungen, verbunden mit unterirdischen Bewegungen, zu be-
(Makrobiotik.) „Glauben Sie auch, Herr Baron, daß verheiratete Männer länger leben als unverheiratete?,, —„„Nein, gnädige Frau, cs kommt ihnen nur länger vor!""
Dann ruft voll Äerger er: „Herr, meines Lebens^
Heut' steht doch nichts, rein gar nichts in dem Blatte!
ginnen, nachdem der Frühling hier im südwest- ^ lichen Deutschland bereits Fortschritte gemacht hatte. Am 18. März sind in Lothringen Gewitter ausgetreten. In Mähren haben Schneestürme gewütet, durch welche der Verkehr gehemmt worden ist. Gleichzeitig aber sind m Kleinasien und auf der Insel Euboea Erdbeben aufgetreten, welche zwar nicht so schlimm ge, haust haben, wie die im Februar auf Zante, aber doch in der Summe der Erscheinungen bemerkenswert sind. Diese Wettererscheinungen sind jedenfalls noch nicht abgeschlossen; schlagende Wetter in Bergwerken sind auch noch zu erwarten. Nebenbei sei bemerkt, daß aut Samstag den 18. März der bekannte Wetterphilosoph Falb den zweitstärksten kritischen Tag des laufenden Jahres gelegt hat.
Aus der Schweiz, !5. März. Der Landwirt Heinrich Höhn auf Grundhof Wädens- weil ist, an der Landstraße mit zerhacktem Schädel tot aufgefunden worden. Er hatte in einem Nachbarort 10000 Franken einkassieren wollen, aber nicht erhallen. Der Mörder scheint von dem Vorhaben gewußt und in der Absicht, die Summe zu rauben, erschlagen zu haben.
(Der scherzhafte Kellner.) Gast: „Kellner, ein Butterbrot, belegt." — Kellner: „Womit mein Herr?" — Gast: „Mir egal." — Kellner: „Aha — also Wurscht!"
(Bittere Erfahrung.) Ein alter Redakteur verzeichnet nach der „Freib. Ztg." folgende Erfahrung :
So Jemand einen Beitrag Dir thät schicken,
Nennt er Dein Blatt höchst geistvoll, ausgezeichnet Und hofft, es werd' durch Schmeichelei ihm glücken, Daß sich sein Manuskript zur Aufnahm' eignet.
Wenn in der nächsten Nummer dann vergebens Er sucht nach dem, was eingesandt er hatte,^ ^
Anzeiger
Nr. 45.
erscheint Dienstag vierteljährlich 1
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Der Lederst vertreten durch R unbekanntem Auf« von Bernbach, we Verurteilung des Zinsen vom Tage Urteil und ladet i streites vor das K Mittwvl Zum Zweck Klage bekannt ger Den 17. M
K. Amtsgericht
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Gegen den ui Ziegler Gottlob F von Calw, welch die Untersuchungsh im Rückfall verhä Es wird ersucht nehmen und in Gefängnis zu Neu, Den l8. März
Beschreibun 40 Jahre alt, z rotes volles Geste bart und blondes : fcheinlich ältere gi solche Juppe und Hut und benimmt
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