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Inhalt der Rede galt der Rechtfertigung Ahl- wardt's in der Löwe'schen Affaire. Die Ver­handlung endigte mit Genehmigung des er­wähnten Etatstitels, während die Beratung über das KapitelMilitär-Justizverwaltung" abge­brochen wurde, nachdem hierbei Abg. v. Mar- quardsen (nat.-lib.) den Wunsch nach einer Be­schleunigung der Vorarbeiten zur neuen Militär­strafprozeßordnung geäußert und Abg. Kunert (soz.) eine längere Reihe von Beschwerden gegen die Militärprozeßführung vorgebracht hatten.

Der greise Generalfeldmarschall Graf Blumen thal ist an den Folgen einer Lungen­affektion so bedenklich erkrankt, daß schon wieder­holt das Schlimmste befürchtet wurde. Der Kaiser läßt sich über das Befinden des Feld­marschalls täglich Bericht erstatten.

Berlin, I I. März. DerReichanzeiger" macht darauf aufmerksam, daß mit dem I. April in allen Bundesstaaten die gleichzeitige und gleichmäßige Annahme der neuen Zeit­bestimmung erfolgen wird. Der Reichkanzler habe die Bundesregierungen angewiesen, dahin zu wirken, daß alle öffentlichen Uhren am 1. April morgens die neue Zeit zeigen.

Breslau, 10. März. Kardinal Kopp ist heute unter Glockengeläute, begleitet von reitenden Studenten in Wichs, eingezogen; voran fuhren in etwa 100 glänzenden Wagen die Ver­treter des katholischen Adels Schlesiens; trotz strömenden Regens drängten sich Tausende von Menschen auf den Straßen.

Vom 1. April d. I. tritt eine Veränderung hinsichtlich der Besteuerung des Wanderlager­betriebes in Preußen dahin ein, daß die bisherige Einrichtung von vier Gewerbesteuer- Abteilungen aufgehoben wird und an Stelle derselben eine Einteilung nach der Einwohner­zahl der betreffenden Orte Platz greift. Der ersten Klaffe gehören Städte mit mehr als 50 000 Einwohnern an, der zweiten Städte mit mehr als 10 000 bis 50 000, der dritten Städte mit mehr als 2000 bis 10000 und der vierten alle übrigen Orte an. Die Einwohnerzahl bestimmt sich nach dem Ergebnisse der letzten Volkszählung. Die Steuer beträgt für jede Woche der Dauer emes Wanderlagerbetriebes oder für jeden Tag einer Wanderauktion in der ersten Klaffe 50 Mk., in der zweiten und dritten 40 Mk. und in der vierten 30 Mk. Daß durch diese Sätze nament­lich in den ganz kleinen Ortschaften die Wander­lager und Wanderauktionen nahezu unmöglich gemacht sein werden, ist unzweifelhaft und wird im allgemeinen eine sehr willkommene Folge des neuen preußischen Gewerbesteuergesetzes sein. Württemberg.

Se. Maj. der König hat unterm 10. März verfügt: v. Hiller, Oberst a Irr suits des Gren.Regts. König Karl Nr. 123, wird von dem Kommando nach Preußen enthoben und zum Kommandeur des Jnf.Regts. König Wilhelm I. Nr. 124 ernannt. Freudenberg, Major und Bat.-Komm. im 8. Jns.-Reg. Nr. 126 Groß­herzog Friedrich von Baden, unter Beauftragung mit den Funktionen des etatsm. Stabsoffiziers in das Gcen.-Reg. Königin Olga Nr. 119 ver­setzt, v. Pfister, Oberst und Kommandeur des Jnf.-Reg. König Wilhelm I. Nr. 124 in Ge­nehmigung seines Abschiedsgesuches als General- major^mit Pension zur Disposition gestellt.

Se. Maj. der König har den Landge­richtspräsidenten v. Häcker in Tübingen seinem Ansuchen gemäß wegen vorgerückten Alters und leidender Gesundheit in den Ruhestand versetzt und ihm in Anerkennung seiner langjährigen, treuen und erfolgreichen Dienste das Komenthur- kreuz des Ordens der württb. Krone verliehen.

Stuttgart, 6. März. Nachdem bereits im Akademiegebäude an den Leibstall gegen den Hof zu ein großer Hundezwinger für die königl/ Jagdhunde erstellt worden ist, wird, wie man hört, demnächst auch auf der Meierei Rosenstein ein weiterer großer Zwinger zur Züchtung reiner Hunderassen erbaut werden.

Ulm, 11. März. Heute früh wurde das Feldartillerie-Regiment Nr. 13 allarmiert und rückte dann durch das Blaubeurer Thor zu einer Felddicnstübung ab, an der sich auch eine Ab­teilung Dragoner beteiligte.

Im Seminar Nagold hielt am Ge­burtsfest Sr. Maj. des Königs Rektor Dr. Brügel einen Vortrag über die fran­zösische Revolution. Es wurden zuerst die verrotteten Zustände in Frankreich gekennzeichnet: Die unerhörte Bevorzugung von Adel und Geist­lichkeit, die Allmacht des absoluten Königtums und seine Verschwendung, die Rechtsunsicherheit des Bürgerstandes und die Sklaverei des Bauern­standes, die materialistisch-atheistische Weltan­schauung, die von den oberen Ständen allmäh­lich in die Mittlern und unteren durchsickerte, so daß das Verhängnis Hereinbrechen mußte. Viel­leicht hätte die allerdings bitter notwendige Re­form ans friedlichem Wege durchgeführt werden können, wenn der gute, milde König Ludwig XVl. ein energischer, geistig bedeutender Mann und einigermaßen Staatsmann und Held gewesen und nicht Schritt vor Schritt feige zurückgewichen wäre, wenn Graf Mirabeau, der das Zeug zu einem Minister ersten Ranges hatte, aber kein sittlicher Charakter war, nicht im Zeitpunkt der Entscheidung gestorben wäre, wenn nicht das französische Volk von den Ideen Rousseau's, des Vaters der französischen Revolution, berückt gewesen wäre. Es ist aber falsch, diese Beweg­ung als eine Erlösung und ihre Leiter als antike Charaktere zu preisen. Sie ist eine Kette von Anarchie, Despotie, Mord und willkürlicher Ver­gewaltigung, und der Terrorismus, der im Namen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlich­keit geübt wurde, kostete einer Million Menschen das Leben, bis er endlich seine Urheber verdienter­maßen selbst verschlang, und brachte Frankreich an den Rand des Staatsbankerotts, da das Staatsvermögen noch schneller verschwendet wurde als unter dem Königtum; sie vernichtete die Kirche und leugnete die Existenz Gottes, feierte aber Marat als einen Heiligen; die herrschenden Jakobiner wollten eine kasernen­ähnliche Erziehung der Kinder vom 5. bis 12. Jahr ohne Einwirkungsrecht der Eltern, der an- gestrebte sozialistische Zustand des Staats näherte sich dem Ideal eines Zuchthauses. Also nirgends etwas Erhabenes und Großartiges in den Ideen, sondern nur Berabscheuungswürdiges! Auch die führenden Personen waren Scheusale: Marat, der ln seinem Größen- und zugleich Verfolgungs­wahn 200 000 Menschen um's Leben brachte, angeblich aus Liebe zur Menschheit, bis er von einer Jungfrau Charlotte Corday erdolcht wurde; Danton, ein brutaler, derber Gewaltmensch und der katzenartig schleichende Robespi erre, dessen Lippen von Tugend und dessen Hände von Blut troffen. Erst als auch er sein Haupt unter die Guillotine legen mußte, unter der er so viele Tausende hatte bluten lassen, brach die Gewaltherrschaft, gegen die jede monarchische Despotie ein wahres Kinderspiel ist, zusammen. Warum rollen wir diese Bilder heute auf? Nicht blos deswegen, weil es jetzt 100 Jahre sind, daß jene Blut- und Greuelszenen stattgefunden haben, auch nicht aus rein geschichtlichem Inter­esse, sondern weil wir uns die handgreiflichen Lehren aus jener Zeit Vorhalten sollen in der Gegenwart, wo eine starke Macht, die Sozial­demokratie, auf ganz ähnliche Ziele lossteuert und sicher auch, wenn sie zur Herrschaft käme, dieselben blutigen, gewaltthätigen Mittel nicht verschmähen würde, wenn sie auch vorläufig die Tigerkrallen noch vorsichtig und schlau zurück­zieht. Diese Macht der Finsternis, die den Ab- klasch der Ideen von 1789 darstellt, bis zum letzten Atemzug mit den geistigen Waffen des Christentums zu bekämpfen, ist die Aufgabe der Gegenwart, und dazu soll auch die Schule ihr bescheidenes Teil beitragen.

Anstand.

In Paris hat am Mittwoch der Panama- Bestechungs-Prozeß begonnen, der durch die Verwickelung so bekannter republikanischer Führer, wie Clemenceau, Freycmet und Floquet, in den­selben, ein hochpolitisches Interesse besitzt. Die Eröffnungssitzung wurde vollständig durch das Verhör Karl v. Lesseps' ausgefüllt, durch dessen Aussagen über die Verwendung derPanama- Gelder" die drei Politiker allerdings bedenklich kompromittiert erscheinen. Namentlich gilt dies

von Floquet. welchen Lesseps beschuldigt, er Hab- sich als Ministerpräsident durch Vermittln»« de» entflohenen Bankiers Arton 300 000 Francs für l Wahlkosten und für Beeinflussung von Zeitung ! auszahlen lassen. Die Zahlung sei vor der Ab. ' stimmung über den Gesetzentwurf bezüglich Losobligationen erfolgt. Einen bemerkenswerten Zwischenfall zeitigte das Verhör dadurch, ^ der Präsident den Angeklagten Lesseps, als diel« für die Regierung belastende Mitteilungen mache aufforderte, die Regierung in Ruhe zu lassen Dieses parteiliche Eingreifen des Präsidenten verursachte im Saale einen Sturm des Unwillens so daß der Präsident mit Räumung des Saales drohte. Der Mitangeklagte ehemalige Bauten, minister Baihaut bekannte sich auf Befragendes Präsidenten offen in den reuevollsten Ausdrücke, als schuldig und bedauerte schier Verzweiflung, voll sein Vergehen, die Annahme vonPanama, geldern". Die Scene rief unter der zahlreich,

Boston. II. März. Bei dem Brande des Geschäftsviertels der Stadt sind drei Leute umgekommen, 30 verwundet. Der sachlich Schaden beträgt drei Mill. Dollars.

Die e n g l i s ch e n K o n s e r v a t i v e n wollen

nunmehr den Feldzug gegen den irischen Home­rule-Plan Gladstone's in voller Schärfe führen. In einer am Mittwoch staltqefundenen Ver­sammlung der konservativen Führer, welcher auch der liberale Unionist Lord Churchill beiwohnte, wurden hierauf zielende Beschlüsse einstimmi, gefaßt.

Vermischtes.

Vor achtzig Jahren am zehnten März wurde das Eiserne Kreuz durch König Friedrich Wilhelm III. gestiftet. Sämtliche Inhaber des Kreuzes aus den Befreiungskriegen sind ge­storben, der letzte war der Schleusenmeister Niep­hagen, der am 1. März 1890 in Prenden (Niederbarnim) aus dem Leben schied. Genau ein Jahr nach der Stiftung wurde der nachmalige Kaiser Wilhelm im Hauptquartier zu Chaumout für sein unerschrockenes Benehmen bei der am 27. Februar gelieferten Schlacht bei Bar-sur- Aube mit der zweiten Klasse des Ordens deko­riert. Kurz vor Beginn des Kampfes, um sieben Uhr morgens, äußerte der König zu seinem Sohne Wilhelm:Wir haben heute Bataille, reitet voraus, ich komme nach, exponiert Euch nicht unnütz, versteht Ihr mich?" Während der Schlacht sah der König eine Masse Blessierle nach dem Verbandplätze tragen und gab dem Prinzen Wilhelm den Befehl, nachzusehen, welches Regiment so exponiert sei. Prinz Wilhelm gab seinem Pferde die Sporen und galoppierte in den schärfsten Kugelregen, jedoch nicht nach dem Verbandplätze, sondern direkt zum Regiment Kaluga. Hierfür erhielt er das Eiserne Kreuz und vom russischen Kaiser das Georgenkreuz vierter Klasse.

Aus Bayern, 8. März. Es ist hier schon wiederholt auf die bayerische Gepflogenhheit hingewiesen worden, bei Veröffentlichung von Familiennachrichten in den Zeitungen den Per­sonennamen mit peinlichster Gewissenhaftigkeit alle wirklichen oder auch nur möglichen Titel beizufügen. Eine kleine Sammlung von solchen Titeln liest man heute in einer Todesanzeige derMünch. N. Nachr.", in welcher einekönig­liche Heumeisterstochler" und eineRentamts- botengattin" das Hinscheiden einerwohlge­borenen Gefreitenswitwe und bürgerl. Täudlerin' zur Kenntnis bringen.

(Vorsichtig.) Er:Ich habe mich ent­schlossen, geliebte Irma, bei Deinem Vater schrift­lich um Deine Hand anzuhalten! Wie denkst Du, daß ich ihm am besten schreibe?" Sie (ängst­lich):Ich glaube, lieber Gustav, es wäre am besten, Du schriebet ihm anonym!"

(Beim Wort genommen.)Ist cs auch wahr, mein Robert, daß Du mich io grenzenlos liebst?"O, mit Dir gehe ich bis ans Ende der Welt!"Nicht wahr, Robert, dann gehen

wir im Sommer auch nach Ost ende!"

(Fl. Bl)

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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.