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Amis- und AmeiaMaii für dm Nezirß Gülw.
76. IahrMS.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die TinrückungSaebühr betragt im Bezirk und in nächster Umgebung » Psg. dir Zeile, weiter entfernt 12 Psg.
Dienstag, den 26. Mär; 190t.
Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt Mk. 1.10 ins Haus gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk; außer Bezirk Mk. 1. 35.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.
Es wird hiemit bekannt gegeben, daß am 1., 2. und 3. April d. I. die Gemeindevisitation in oer Stadt Calw statt- findei.
Diejenigen Gemeindeangehörigen, welche Anliegen in Gemeindeangelegenheiten, die den oberamtlichen Geschäftskreis berühren, vorzubringen haben, können solche schriftlich bis 1. April oder mündlich am Dienstag 2. April vorm, von 8—12 Uhr und nachm, von 3—6 Uhr bei dem Oberamt anbringen.
Calw, 23. März 1901.
K. Oberamt.
Voelter.
Die Ortsbrhordrn
werde» beauftragt, die ihnen zugehenden Losungs- scheine den Militärpflichtigen unter Hinweisung auf die jedem Losungsscheine beigedruckte Belehrung auszufolgen.
Bor der Abgabe der Losungsscheine an die Militärpflichtigen des jüngsten Jahrganges 1881 sind zuvor die in den Lofnngsfcheinen eingeschriebene« Losnummern in die Stammrolle von 190t einzntragen.
Wenn ein Militärpflichtiger inzwischen in eine andere Gemeinde verzogen ist, so ist die Zustellung durch Vermittlung des betreffenden Schultheißenamts zu bewirken.
Calw, den 23. März 1901.
K. Oberamt.
Voelter.
Tagesneuigkeilen.
* Calw, 25. März. Gestern abend brachte der ev. Kirchengesangverein in der Stadt
kirche dasOratorium Paulus zur Aufführung. Die Sopransoli hatte Frl. Gertrud Zoepp ritz hier, die Tenorpartie Hr. Konzertsänger Sanier und die Baßsoli Hr. Veisw enger aus Ludwigsburg übernommen. Die Orchesterpartie wurde durch Mitglieder der Kapelle de? Reg. Nr. 119 und durch hiesige musikalische Kräfte und die Orgelbegleitung durch den Organisten Hrn. Schullehrer Vin?on ausgeführt. Dem gewaltigen Tonwerk, das unter der gewandten und sicheren Direktion von Hrn. Fr. Gundert zum Vortrag kam, lauschte eine überaus große Zahl von Besuchern. Bei der Aufführung haben alle Kräfte vorzügliches geleistet, so daß die Wirkung des Werkes geraden großartig war. Der Besuch der Auffühmng war diesmal weiteren Kreffen möglich gemacht worden, was wir hier noch rühmend hervorheben möchten.
Calw. Bei der in letzter Woche von der K. Kommission in Stuttgart abgehaltenen Prüfung zum Einjähr.-freiwilligen Militärdienst haben sämtliche Kandidaten der hies. Handelsschule bestanden.
' Unt erreich enb ach, 22. März. Auf hiesiger Station gab es Mittwoch Abend als der 6 Uhr-Zug von Pforzheim kam, eine recht heitere Szene. Zwei ältere Frauen (Händlerinnen) von Pforzheim kommend wurden hier aus dem Wagen gewiesen, und ihnen das Weiterreisen verboten, weil sie sich auf der ganzen Strecke gegenseitig schlugen und schimpften; die Haaren hingen den Kämpfenden vom Kopfe, jede blutete, die Kleider waren ihnen vom Leibe gerissen, und so wurden sie an die frische Luft gesetzt, um sich gegenseitig wieder versöhnen zu können. (Pforzh. B.)
Cannstatt, 21. März. In der heuirgen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde zur Frage
der Erhöhung der Getreidezölle Stellung genommen und mit allen gegen 2 Stimmen eine Resolution dahingehend beschlossen, die Kgl. Staatsregierung zu ersuchen, im Bundesrat dahin zu wirken, daß ein etwaiger Antrag auf Zollerhöhung abgelehnt wird, da in der Erhöhung der Getreidezölle eine schwere Gefährdung der städtischen und industriellen Interessen erkannt wird.
Schramberg, 23. Mä^. In der vergangenen Nacht etwa um 11 Uhr brach in einem massiven Gebäude der Hamb. Amerik. Uhrenfabrik, in dessen oberen Räumen die Holzpoliererei unter- gebr«cht ist, ein Brand aus, der sich auf 2 Stockwerke verbreitete. Durch Vernichtung größerer zugerichteter Holzvorräte entstand ein bedeutende Schaden. Irgend eine Betriebsstörung tritt abe nicht ein.
Maulbronn, 23. März. Bei der letzten Landtagswahl, bei der sich bekanntlich Rechtsanwalt I)r Schall und Redakteur Schmidt als Gegner gegenüberstanden, hat der Wahlausschuß für vr. Schall einen Aufruf veröffentlicht, in dem folgender Passus stand: „Auf der andern Seite steht der verantwortliche Herausgeber des Beobachters, der seit Jahrzehnten Kaiser und Reich befehdet und verunglimpft, der sich ein Geschäft daraus macht, vaterländische Gefühle zu verhöhnen und deutsche Gesinnung in den Kot zu ziehen." Wegen dieses Passus wurde von Seiten des Redakteurs Schmidt gegen das Mitglied des Schall'schen Wahlausschusses Hr Metzler, Professor am hiesigen theologischen Seminar, Klage wegen Beleidigung erhoben. In ^der heutigen Sitzung des Schöffengerichts ist Pros. 'Metzler freigesprochen worden. Tie Freisprechung erfolgte auf Grund des 8 193 Str.-G.-B. (Wahrnehmung berechtigter Interessen.) Ter Wahr-
b 1 k 1 6 t H 1^. Nah-'Uk!
Icrck's Brautwerbung.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
38. Kapitel.
Kine Hoffnungslose Lage.
Der Bootsmann und sein Maat kamen langsam von dem Gipfel des Felsens herab. Oft blieben sie stehen und blickten, die Augen mit der Hand beschattend, bald auf das Meer hinans, bald zurück auf unser Signal, welches trotz der von mir gepriesenen Herrlichkeit doch nur sehr winzig aussah. Etwa halbwegs trafen sie mit den beiden andern Abgesandten zusammen und mit diesen vereinigt schritten sie auf uns zu.
„Verteufelt steiles Vergnügen da hinaufzukommen," keuchte der Bootsmann, „man hätte die Beine einer Ziege haben mögen."
„Nordwärts ist Land in Sicht," fügte sein Begleiter hinzu.
„Ich weiß, die Amsterdam-Insel; ein ziemlich ebenso gastfreundlicher Felsen wie dieser hier. Haben Sie nichts einem Boot ähnliches gesehen, Schilling?"
„Nicht die Spur. Da oben sieht man ringsum, aber außer dem Stückchen Land im Norden giebt's nichts als Himmel und Wasser. Weiß der Teufel, Mr. Seymour, wo die Boote hingeraten sein können."
„Sie haben vielleicht die Insel verfehlt und sind da drüben an Land gegangen," meinte ein anderer.
„Sehr wahrscheinlich," bestätigte ich. „Habt ihr frisches Wasser gefunden?"
„Ja, heißes und kaltes," berichtete ein dritter. „Es ist ein künstlicher
Brunnen da oben, ganz richtig mit Spaten gegraben, und da ist gewiß eine halbe Tonne süßes Wasser drin. Wir fanden auch drei Warmwasserquellen, alle ziemlich nah beieinander. Das Wasser von zweien war so heiß, daß man sich daran verbrühte, ich schöpfte deshalb meine Mütze voll, ließ es verkühlen und dann kostete ich."
„Nun?"
„Na, es war nicht süß und nicht salzig; die Quelle, die lau aus der Erde kommt, ist salziger, aber in der Not denke ich daß alle drei getrunken werden könnten."
„Und das Regcnwasser?"
„Ist gutes Wasser, Sir."
„Eine Ansammlung von Süßwasser ist auch da oben, dicht bei dem Mast," sagte der Bootsmann. Wir nahmen beide einen Trunk und Sie würden es nicht unterscheiden können von dem, was wir in den Fäßchen haben. Mir scheint aber, als wenn die Löcher mit Regenwafser hier schnell austrockneten. Wir müssen deshalb auf ein Mittel sinnen, das was da ist aufzubewahren, denn, hol's der Henker, wenn das Wetter etwa noch einen Monat so bleibt, hätten wir dann nichts zu trinken als heißes Wasser, das wie Waschwasser schmeckt."
„Habt ihr eßbare Pflanzen gefunden?"
„Hier und da rissen wir eine Wurzel aus, die wir für Petersilie hielten," erwiderle einer, „aber kosten mochten wir nicht, «eil wir fürchteten, es könnte am Ende 'was Giftiges sein."
„Wenn es auch mit genießbaren Pflanzen hier nichts ist," bemerkte Jim, „so giebt es jedenfalls Ziegen genug. Der Bootsmann nnd ich haben allein acht gezählt, «lle auf einem Haufen; sie sind aber sehr scheu, denn sie liefen gleich davon. Wenn sie nur dadurch zu erlangen sind, daß wir sie lebendig fangen, werden wir wohl fasten müssen."