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Wegs sicher ist. Denn die Regierungsmehrheit beträgt bekanntlich nur 40 Stimmen im Parla­ment und schon haben die Iren gedroht, daß sie unter Umständen mit den Konservativen gegen die Regierung stimmen werden, wenn ihnen nicht alles bewilligt werde, was sie fordern, also weit mehr, als Gladstone ihnen gewähren will.

Unterhaltender Heil.

Nelly's Verlobung.

Eine nächtliche Geschichte von Reinhold Ortmann.

»Nachdruck verboten.- (Schluß.)

Drei Tage später erhielt Hermine von Merkelwitz von ihrer Freundin einen sehr, sehr langen Brief, der zunächst eine ausführliche Schilderung der Ereignisse jener denkwürdigen Ballnacht enthielt und weiter folgendermaßen lautete:

Nun aber zur Hauptsache, mein Herz, und ich muß Dich bitten, Dich zuvor recht fest auf Deinen Stuhl zu setzen, damit Du nicht Gefahr läufst, vor Schreck und Ueberraschung herunterzufallen. Ich habe mich nämlich ver­lobt! Nicht etwa im Traum oder zum Spaß in irgend einem Gesellschaftsspiel, sondern wirk­lich und wahrhaftig für's ganze Leben! Du darfst aber vorläufig noch Niemanden etwas davon erzählen, denn von einer öffentlichen Verlobung will Papa vorläufig noch nichts wissen. Aber Du kennst ihn ja auch, meinen lieben, guten Papa, und weißt, daß es mit seinem Widerstand niemals sehr ernsthaft aus­sieht, wenn sich das eigensinnige Töchterchen einmal etwas recht fest in den Kopf gesetzt hat! Und diesmal sitzt es doppelt fest; nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen, und alle Väter der Welt würden es nicht wieder Heraus­reißen können! Aber, ach. liebste Hermine, wie ganz anders macht sich doch so eine Ver­lobung in der Wirklichkeit als in unseren Träumen! Daß die Rosen nicht dufteten und die Nachtigallen nicht sangen, hätte man sich mit Rücksicht aus die unpassende Jahreszeit am Ende noch gefallen lassen können, aber daß auch alle anderen Punkte unseres erst neulich fest­gestellten Verlobungsprogramms so gänzlich über Haufen geworfen wurden doch, ich will lieber der Ordnung nach erzählen, wenn ich auch mit Schrecken sehe, daß ich dazu schon wieder einen neuen Briefbogen nehmen muß!

Daß ich den unhöflichen Doktor liebte und daß ich auch ihm nicht ganz gleichgültig war. das wußte ich schon, als er sich während unserer Heimfahrt eine Kühnheit herausnahm, die mich von jedem Anderen bis ins tiefste Herz hinein empört haben würde. Unmittelbar nach Be­gehung dieser strafbaren Handlung Du kannst Dir ja denken, um was es sich handelte aber war er jo kleinlaut und verlegen, daß ich an­statt die erzürnte Miene beleidigter Hoheit an­zunehmen, wie es doch eigentlich in der Ord­nung gewesen wäre, noch obendrein unbefangen und liebenswürdig sein mußte, um ihm anzu­deuten, daß es nicht so ganz unmöglich sein würde, meine Verzeihung zu erlangen. Ich glaube, wenn ich es dem lieben, unbeholfenen Menschen nicht ganz ausdrücklich zur Pflicht ge­macht hätte, uns am folgenden Tage einen Besuch zu machen, ich glaube wahrhaftig, er hätte nicht den Mut gehabt, überhaupt noch einmal wiederzukommen. Papa und Mama waren natürlich gewaltig überrascht, als sie am nächsten Morgen von Tante Dorettc und mir die ganze wunderbare Geschichte von unserem Unglück und unserer Rettung hörten und Du kannst Dir meine stille Herzensfreude vorstellen, als Papa bei dieser Gelegenheit den Doktor als einen charaktervollen Ehrenmann bezeichnet,:, dessen Rechtschaffenheit, Tüchtigkeit und Energie ihm eine bedeutende Zukunft verhießen. Ich notierte mir, während ich mäuschenstill dasaß, im Geiste jedes Wort, um es bei geeigneter Veranlassung dem Papa als schneidige Waffe entgcgenhalten zu können. Er sagte, die ganze Gegend sei bereits seines Ruhmes voll und er freue sich, ihm Dank verpflichtet zu sein und ihn

dadurch, wie er hoffe, an sein Haus fesseln zu können.

Muß ich Dir erst versichern, daß ich von nun an ununterbrochen am Fenster stand, um nur ja den Moment seiner Ankunft nicht zu versäumen. Aber ich harrte stundenlang ver­gebens und schließlich mußte er wohl von der Parkseite in das Haus gekommen sein, denn Lisette überraschte mich mit der Meldung, unten sei ein Herr Doktor Fischer, der mich zu sprechen wünsche; Papa war gerade nach dem Vorwerk hinausgeritten, Mama hatte ihre Migräne und Tante Dorette lag wie gewöhnlich, in süßem Schlummer. So mußte ich ihn denn in der That ganz allein empfangen, und ich muß ge­stehen, daß ich nicht gerade ungehalten darüber war. Dos Herz klopfte mir doch ein wenig, als ich seinen langsam näher kommenden Schritt vernahm, und ich wußte nicht recht, mit was für einem Gesicht ich ihn begrüßen sollte. Nun. die Verlegenheit blieb mir erspart, denn er trat mit einem so ernsten Gesicht, ja ich möchte sagen, mit einer solchen Leichenbittermiene ein, daß mir das beabsichtigte Lächeln sofort auf den Lippen gefror.

Mein gnädigstes Fräulein," sagte er nach einer Verbeugung, die gewiß recht förmlich und feierlich sein sollte, die aber eigentlich recht un- geschickt ausfiel,ich danke'Ihnen, daß Sie meine Bitte erfüllt und mich allein empfangen haben! Sie gewähren mir dadurch die Mög­lichkeit, Sie wegen eines Vergehens um Ver­zeihung zu bitten, das Sie ebenso sehr Ihrer eigenen Liebenswürdigkeit, als meiner Vermessen­heit zuzuschreiben haben!"

Wenn Du gesehen hättest, liebster Schatz, wie ihm diese gedrechselte Redensart zu seinem ehrlichen Gesicht stand, wie mühsam und wider­willig die Worte über seine Lippen kamen, und und wie er mich dabei mit seinen treuen, hübschen Augen seine Augen sind nämlich wirklich hübsch dabei jo voll Liebe und Zärtlichkeit ansah, Du hättest ohne Zweifel ganz dasselbe gethan, was ich mir zu Schulden kommen ließ, nämlich ihn ganz ungeniert und lustig ausge­lacht. Er wußte erst nicht recht, was er aus meiner Heiterkeit machen sollte; sie schien ihn zu verletzen, und doch mußte er mir wohl an- sehen, daß das unmöglich in meiner Absicht liegen kannte. So sagte er denn etwas un­sicher :

Mein Fräulein, wenn ich es auch als ein günstiges Zeichen nehmen darf, daß Sie meine Entschuldigung so heiter aufneymen, so hätte ich doch beinahe gewünscht, Sie wären mir ein wenig böse gewesen."

Und warum, wenn ich fragen darf?"

Weil ich dann hätte hoffen dürfen doch ich bin im Begriff, eine Thorheit aus­zusprechen! Sie haben vollkommen recht, wenn Sie meine Kühnheit als eine Lächerlichkeit ansehen, die Sie sich des Scherzes halber schon einmal gefallen lassen konnten, um den Narren nachher desto gründltcher zu verlachen!"

Er machte eine noch steifere und noch un­geschicktere Verbeugung und schien sich empfehlen zu wollen. Aber das ging mir über den Spaß. Ich war wirklich gekränkt und ich machte ihm daraus kein Hehl. Ich erklärte ihm, daß seine Vermessenheit nicht, wie er zu glauben scheine, etwas so leicht zu vergebendes sei, wenn er die Kühnheit habe, sich mit einer solchen Entschuldig­ung abfinden zu wollen. Ich sagte ihm, nun, kurz und gut, ich weiß gar nicht mehr, was ich ihm alles sagte; ich erinnere mich nur noch, daß er mich plötzlich, als ich mich ganz in einen sehr heftigen Zorn hineingeredet hatte, in seine Arme schloß und mir den Mund mit einem doch ich brauche Dir das Wohl nicht ausführlich zu schildern! Und diesmal betrug er sich nicht gleich hinterher wie ein reuiger, armer Sünder sondern er warf sich stolz in die Brust und schwor, daß er sich meiner würdig machen und mich erringen werde, dem Widerstand aller Welt zum Trotz; denn jetzt habe er aus meinem eigenen Munde gehört, daß ich ihn liebte! Nun kann ich Dir aber auf das Heiligste versichern, daß es mir durchaus nicht in den Sinn ge­kommen ist, etwas derartiges zu sagen, dazu

war ich viel zu wütend, daß er es ab» dennoch aus meinen Worten herausgehört nun, das war ja eben kein Unglück! Ich wiiri gern erst ein Weilchen ganz heimlich verloh gewesen weißt Du, unseres Programm wegen aber davon wollte er nun einmal h seiner Ehrlichkeit nichts wissen. Sowie da Papa zurückgekehrt war, hatte er eine lang, Unterredung mit ihm. von der ich leider durch diese neue Thür gar nichts verstehen könnt, und als sie wieder herauskamen, sagte der zu mir. das wären schöne Geschichten, und n habe sich ein Jahr Bedenkzeit Vorbehalten, Aber dabei lächelte er und sagte, ich soll, ^ die Küche laufen und für ein gutes Diner sorgen denn der Herr Doktor bliebe zu Tische da! U er nicht ein himmlischer Papa?"

Und das war meine Verlobung! E, hätte schon etwas romantischer sein können, aba man muß auch so zufrieden sein, und ich wünsch, daß Dich bei der Deinigen unter Rojenduft u»j Nachtigallsang dieselbe Glückseligkeit erfüll,, möge als Deine treue Nelly."

Ende.

Der Ruhm, der Erfinder der ele!> rischen Glühlichtlampen zu sein. M dem Amerikaner Edison jetzt durch den Deutsch- Amerikaner Henry Göbcl streitig gemach, Göbel will schon im Jahre 1860 diese Art d,i Verwendung des elektrischen Stromes für Bl- leuchtungszwecke erfunden haben. Eine Anzahl von Zeugen die in einem Patentstreit der Edism- Kompagnie gegen die Beacon Jucandesmt Lamp Co. vernommen worden sind, haben au-- gesagt, daß sie schon zwischen 1860 und l» elektrische Glühlampen in Göbels Hause i, voller Thätigkeil sahen.

Der Ttraßb. Post wirdVom Land,, 15. Febr." geschrieben: Eines beispiellos kräftig,, Magens scheint sich der Gemeinderat nnsm- Ortes zu erfreuen. In unserer Gemeinde bestiht nämlich ein Ortsviehversicherungsverein. Da von diesem angestellte Tierarzt wohnt auswärts, Er hat nun bei einem Gemeinderate einen Bei­rat von Arzneimitteln, mit Branntwein gemischt, zur ersten Hilfe bei Blähungen des Viehes u. s.i, hinterlegt. Nun trug es sich zu, daß der Hm Gcmeinderat neulich abends seine Kollegen w nach Hause nahm, um mit ihnen in gemütlich« Zusammensein das neue Kirschenwasser zu kost,,, Leider geriet er an die vorrätigen Mixtum und regulierte damit seine Kollegen. Der Kirflh kam ihnen zwaretwas stark" vor, aber ge­schadet hat er ihnen nichts. Mahlzeit!

Einen recht merkwürdigen, aber auch lehr­reichen Beitrag zum Kapitel der Arbeitslos^ der armen Bevölkerung in den großen SM« bringt dieStraßburger Post", indem sie schreibt Die Verwaltung der Stadt Straßburg Hab, wiederholt und vergeblich 500 Arbeiter gesucht zuerst um Schnee zu schaufeln und fortzuschafs«, dann um das Gelände am Hauptfriedhose j» ebnen. Von den 500 Männern, welche in Suppenanstalt St. Marx die Armensuppen Gl und dann in den Wärmestuben Karten spielt«- wollte kein einziger irgend eine Arbeit annehim»- (Kaum glaublich!)

(Früh besorgt.) A.:Aber alter Freu»!, warum bist Du so nachdenklich; ich denke, D" ist heute der erste Junge geboren worden. Als» sei doch vergnügt!" B.:Ja, das wollt'>4

schon, aber aber"-A.:Nun, u>»-

denn?" B.:Ja, bei der Ueberfüllung >» allen Fächern bin ich mir noch immer nicht ll"l geworden was ich den Jungen studier lassen soll."

Silbenversteck-Rätsel

(Es soll ein Sprichwort gefunden werde» dessen Silben in nachstehenden Wörtern enthalte» sind, wie Nacht in Nachteil, Fei in Feigheit-!

Platzordner, Johannes, Menschen, Fideus Christbaum, Oder, Freude, Esel, Mandel, TM anger.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.

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Anzeiger

Nr. 39.

Erscheint Dienstag vierteljährlich 1

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