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Zlnleryattender Heil.
Nelly's Verlobung.
Eine nächtliche Geschichte von Reinhold Ortmann.
(Nachdruck verboten.^ (Fortsetzung k.l
Aber er war sehr weit entfernt, sich selbst und seinem Erscheinen irgend welchen Anteil an der sichtlichen Veränderung zuzuschreiben, die in Nellys Stimmung vorgegangen war. und als er die Ueberraschung verwunden hatte, trat er höflich einen Schritt bei Seite und erstattete in seiner früheren ruhig-ernsten Weise die Meldung, daß der ersehnte Wagen, der die Damen nach Hause bringen sollte, vor der Thür stehe.
„Sie werden mir's wohl verzeihen, daß ich erst Ihren Kutscher abgeholt habe, den wir der Sicherheit halber, auf dem Bock festgebunden haben. Das feuchte Ruhelager hätte auf die Dauer doch einigermaßer bedenklich für ihn werden können. Den Wagen mußten wir vorläufig leider im Stich lassen. Aber die Pferde sind mit einem zuverlässigen Burschen aus dem Dorf bereits unterwegs, und wenn Sie jetzt nur die Freundlichkeit haben wollten, Ihr Fräulein Tante zu wecken und zum Einsteigen einzuladen, so dürsten die Fährlichkeiten dieser Nacht für Sie ihr Ende erreicht haben!"
Er zog sich zurück, noch ehe Nelly ein Wort des Dankes aussprechen konnte. Nicht ohne einige Schwierigkeiten gelang es ihr. Tante Dorette wieder halbwegs zum Bewußtsein zu bringen, und die würdige Dame hatte kaum die Augen aufgeschlagen, als sie auch bereits von Neuem in der erbarmungswürdigsten Weise über Mißgeschick und ihre Verlassenheit zu jammern begann. Auch die vermeintliche Barbarei des Doktors spielte jetzt in ihren Wehklagen eine große Rolle, und sie war nicht wenig erstaunt, daß Nelly ihr darauf mit ziemlich scharfer Betonung bemerkte, Tante Dorette müsse ihren vorherzigen Scherz, den sie lebhaft bedaure, vollständig mißverstanden haben.
Sie sprachen der alten Frau ihren Dank für die Aufnahme und die Bewirtung aus, und als Mutter Konrad, die nur mit einem Kopfnicken geantwortet hatte, die geleerte Tasse vom Platze des jungen Mädchens nehmen wollte, sah sie neben derselben ein Goldstück schimmern. Sie nahm es auf, eilte hinaus und streckte es Nelly, die eben im Begriff gewesen war, in den Wagen zu steigen, entgegen.
„Sie haben etwas vergessen, Mamsell! — Man soll vorsichtig sein mit so wertvollen Sachen!"
Die beinahe unfreundlich hervorgestoßenen Worte setzten Nelly in nicht geringe Verlegenheit.
„Ich habe das Geld nicht vergessen," sagte sie zögernd. „Ich wollte Sie vielmehr bitten, es als eine kleine Entschädigung anzunehmen für die Mühe, welche wir Ihnen verursacht haben! Oder wenn Sie das nicht wollen," fuhr sie hastig fort, als die Alte eine abwehrende Bewegung machte, „so kaufen Sie Ihrem kranken Manne Fleisch oder Wein dafür! Um seinetwillen dürfen Sie es nicht zurückweisen!"
Die Alte schüttelte den Kopf.
„Nein, Mamsel, das ist Geld! — Wir nehmen keine Almosen!"
Diese schroffe Ablehnung in Gegenwart des Doktors, der schweigend an ihrer Seite stand, machte Nelly vollends verwirrt, und ohne Ueber- legung fuhr es ihr heraus:
„Aber sagten Sie denn nicht selbst, daß Sie von dem Herrn Doktor —"
Weiter kam sie nicht; aber die Alte hatte sie sehr wohl verstanden.
„Das war etwas Anderes, Mamsell! Der Herr Doktor hat ein Herz für uns arme Leute; ihm macht es Freude, uns zu helfen. Da drücken seine Wohlthaten nicht. Sie aber wollen sich nur mit mir abfinden. weil es Ihnen unangenehm ist, einer armen Frau einen kleinen Dank schuldig zu sein. Da hätten Sie nun aber in ein Wirtshaus gehen müssen!"
Es war so unverkennbar ihre Absicht, sich des Geldes zu entledigen, daß Nelly sich wohl genötigt sah, es zurückzunehmen. Sie stieg in
den Wagen, in welchem sich's Tante Dorette auf dem breiten Rücksitz schon so bequem gemacht hatte, daß neben ihr kaum noch für ein Kind Platz gewesen wäre, und ließ sich auf dem schmalen Vordersitz nieder. Der Doktor nahm seinen Hut ab und schickte sich an, die Wagenthür zu schließen; aber noch ehe diejelbe in's Schloß gefallen war, legte sich Nellys zierliches Händchen auf den Schlag und ihr Gesicht tauchte noch einmal aus dem Dunkel auf.
„Bitte, Herr Doktor, Sie werden uns doch begleiten?" sagte sie ganz schüchtern. „Ich bin so furchtsam geworden, daß ich mich halbtot ängstigen würde, ehe wir nach Hause kämen. Sie schlagen mir das nicht ab, nicht wahr?"
Ich kann ihnen die Versicherung geben, daß Sie nicht das Geringste mehr zu fürchten haben, mein Fräulin! — Die beiden ehrlichen Ackergäule, die ich da aufgetrieben habe, werden sich zwar etwas Zeit lassen, aber sie geraten sicherlich nicht auf gefährliche Seitenwege."
Nelly schmollte ein wenig.
„Sie geben mir also doch einen Korb? Auch wenn ich Sie recht, recht herzlich bitte? Nach Allem, was sie in dieser Nacht bereits für uns gethan, kann doch die letzte Gefälligkeit kaum noch ins Gewicht fallen! Und Sie thun es doch, gelt?"
„Voll Erstauen über diese schmeichelnde Liebenswürdigkeit, die von ihrem früheren Benehmen gar seltsam abstach, verneigte sich der Doktor, ohne weiter ein Wort zu sagen, und machte Miene, den Kutscherbock zu erklettern; aber mit einem Ausdruck unverholene.n Entsetzens rief ihm Nelly zu:
„Ums Himmelswillen, was beginnen Sie da? So war es doch nicht gemeint! Sie müssen natürlich zu uns in den Wagen? Hier an meiner Seite ist noch Platz genug!"
Er wollte noch einige Ausflüchte machen, sich mit seinen beschmutzten Stiefeln und seinen nassen Kleidern entschuldigen; aber als sie erst bemerkt hatte, daß er doch wohl trotz allen Sträubens recht gern ihrer Einladung Folge geleistet hätte, schlug sie mit munterster Entschiedenheit seine Einwendungen nieder und rückte, ihre Kleider dicht zusammen nehmend, bis in die äußerste Ecke, um mehr als die Hälfte des Sitzes für ihn frei zu machen. Er hatte seinen durchnäßten und förmlich triefenden Mantel dem Kutscher zugeworfen, und da er nun aus Bescheidenheit ebenfalls bemüht war, sich auf einen möglichst kleinen Raum zusammen zu ziehen, jo hätte sehr wohl noch eine dritte Person zwischen ihnen Platz nehmen können.
Die schwerfälligen Gäule setzten sich mit einer warhaft bewunderungswürdigen Langsamkeit in Bewegung. Der Wagen, der in sehr schlechten Federn hing, stieß und polterte auf dem erbärmlichen Wege ganz entsetzlich, und der Doktor sühlte sich veranlaßt, sich bei Tante Dorette zu entschuldigen, daß es ihm nicht gelungen sei, ein besseres Gefährt aufzutreiben.
(Fortsetzung folgt.l
(Furchtbare Lynchjustiz) wurde in Parts, einem Orte in Texas, an einem Neger verübt. Der Schwarze, der ein kleines Mädchen getötet hatte, war nach Arkansas entflohen, dort aber ergriffen und nach Texas zurückgeschickt worden. Unterdessen hatte die Kunde von dem begangenen Verbrechen die Bevölkerung meilenweit umher in Aufregung gesetzt, und als die Nachricht ankam, daß der Neger ergriffen worden, strömten Hunderte von Menschen nach Paris. Ein großer aufgeregter Hausen von Menschen begab sich nach dem Bahnhofe, um die Ankunft des Verbrechers zu erwarten. Derselbe befand sich unter starker Bewachung. Als dieselbe des aufgeregten Haufens ansichtig wurde, hielt sie zwar ihre Revolver bereit, leistete aber in Wirklichkeit keinen Widerstand. Die Wächter wurden auf die Seite geschoben, der Mörder ergriffen und von einem Haufen von beinahe 10 000 Menschen nach der offenen Prärie eskortiert. Auf einem Schaffst wurde er 15 Min. -lang von dem Vater und zwei Oheimen des ermordeten Mädchens mit heißen Eisenstangen gefoltert, dann wurde er in Kerosin getränkt und verbrannt.
Die 20000. Fern s p re ch st el le ist An. fang Januar in Berlin an die Allgemeine Stad,, fernsprechanlage angeschlossen worden. Am >. ^ April 1882 wurde die Berliner Fernsprech-An. : läge mit etwa 50 Teilnehmern dem Betriebe übergeben; am Schlüsse desselben Jahres hntle sich diese Zahl bereits auf 458 erhöht, ein Jahr später, am 1. Januar 1883 waren vorhanden: 1069 Sprechstellen, Anfang 1884 1625, 1888 6954. 1891 14490. 1892 17013 und Anfang 1893 20000 Fernsprechstellen.
(Vom Walfischfang.) Der norwegische Dampfer „Chevy-Chase" hat nach dem Anlwer- pener Hafen zwei Walfische — der eine wiegt 50 000 KZ. der zweite 20 000 KZ — gebracht, welche in verschiedenen großen Städten ausgestellt werden sollen. Der größere Walfisch jh 67 Fuß lang.
(Ein unerwarteter, seltener Gast.) Del Bildhauer Julius Hindl in Wien erhielt einen geräuschvollen Besuch. Es klirrte nämlich plötzlich das Fenster des Zimmers. 2 Fensterscheiben brachen auf einmal ein und durch die so entstandene weite Oeffnung flog ein Geier von ganz anständiger Flügelweite ins Zimmer herein. Aber der Ausflug des armen Tieres nach Wien und zu Herrn Hindl wurde mit dem Leben bezahlt. Beim Einstoßen der Fensterscheiben brachte sich nämlich der Geier schreckliche Wunden bei, das scharfrandige Glas zerschnitt ihm die Schwingen, sodaß er gleich schwerverletzt und blutend zu Boden sank. Er schleppte sich bis an einen in der Mitte des Zimmers stehenden Tisch und hatte bald verendet. Nun ist er bereits beim Ausstopfer, der Arme; das Ausstopfen sei ihm leicht.
Eine kostbare Jagdgeschichte wird auS Duttenstedt gemeldet: „Einige Jägersleute aus einem Nachbarorte zogen hinaus, dem vielverfolgten Geschleckte der Lampe nachzustellen. Die Langgelöffelten schienen jedoch ihre Verfolger wenig zu fürchten, wenigstens zog ein Krummer vor. ruhig im Lager zu bleiben, statt das Panier seines Geschlechts zu ergreifen. Der Kühne verfiel seinem Schicksal; ein beherzter Jägersmann ergriff ihn bei seinen Löffeln und gedachte ihn als lebendes Beutestück heimzubringen. Jedoch in dem erbitterten Zweikampfe, der nun zwischen Beiden stattfand, gelang es dem Hasen, das Gewehr des Jägers in seine Gewalt zu bekommen (I), mit den Läufen nach dem Abzug zu langen (!!), und der Schuß krachte hart an des Jägers Ohr vorbei. Als Letzterer sich von seinem Schrecken erholt hatte, war er froh, daß bereits eine weite Strecke zwischen ihm und dein boshaften Tiere lag!
(Aus dem Institut.) Lehrerin: „Also, nenn! mir ein französisches Hauptwort, das ein Diminutiv zuläßt, z. B. tadle, tablette! — Schülerin: „Howme, ommelette!" —(Mutterwitz.) Herr (einer jungen Dame den Arm anbietend): „Darf ich so frei sein?" — Deren Mutter: „O, Herr Doktor, Sie dürfen sogar Freier sein!"
(Beim Abschied.) „Und was würden Sie thun. mein Fräulein, wenn ich Ihnen jetzt einen Kuß raubte?" — „Mein Gott — wie kann ich das im Voraus wissen!"
(Aus einer Theaterkritik.) Die neuengagierte „komische Alte" erfüllte ihre Aufgabe nur zur Hälfte; sie ist zwar alt. aber komisch ist sie nicht.
Auflösung des Rösselsprungs in Nr. 23.
Ein Labyrinth ist unsere Welt Sie hat gar wunderbare Gänge,
Ihr Wesen ist also bestellt,
Daß manchen sie auf Irrweg bringe; Drum ralh ich. folgt nicht ihrem Lauf, Laßt euch von ihr ja gar nicht blenden Geht immer schief von unten auf So werdet ihr den Weg leicht finden. Richtige Lösungen haben übergeben: Robert Blaich. Berw.-Kand., Marie Seeger, Fritz Ohngemach, Kameral.« Jncipient von Neuenbürg, Otto Braun von Höfen.
Redaltwn, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.
Anzeiger
Nr. 26.
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