82

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

):( Neusatz, 6. Febr. In der Frühe des heutigen Montags steht das Wohnhaus des Jakob Kutt, Schmieds dahier, in Hellen Flammen, Bei der völligen Windstille ist jegliche Gefahr für die Nachbarhäuser ausgeschlossen, Ueber die Entstehungsursache des Feuers ist bis jetzt Näheres noch nicht bekannt. Der Abgebrannte ist versichert.

Calw, 3. Febr. Eine Schreckensnacht liegt hinter uns. Kaum hatte sich unsere Be völkerung von den Aufregungen des am Mittwoch stattgehabten gewaltigen Eisgangs einigermaßen erholt, als wir heule Nacht wiederum in gar- unangenehmer Weise überrascht wurden. Von 12 Uhr ab stieg nämlich die Nagold in Folge eines in ihrem oberen Lause niedergegangenen Wolkenbruches in rapider Weise und nach Mitter­nacht überflutete das Wasser die nieder gelegenen Stadtteile. In den an der Nagold liegenden Straßen mußten die unteren Stockwerke der Häuser ausgeräumt weiden. In den Wohnungen stand das Wasser meterhoch und richtete überall bedeutenden Schaden an. Erst gegen Morgen verliefen sich die wilden Wogen, und die Straßen, welche teilweise vollständig versandet sind, konn­ten wieder begangen werden.

Deutsches Weich.

Der Kaiser zeichnete das am Dienstag abend beim Ministerpräsidenten Grafen Eulen­burg stattgefundene parlamentarische Essen durch seine Gegenwart aus. Die Unterhaltung bei dem erwähnten Diner betraf, wie verlautet, hauptsächlich die preußische Steuerreform und drückte der Monarch seine bestimmte Hoffnung auf das Zustandekommen der Reform aus. Die schwebende Militärfrage scheint bei dem Tisch­gespräche nicht weiter berührt worden zu sein. Der Kaiser wohnte am Freitag dem Leichen begängnisse des Herzogs von Natibor in Raudlen ln Oberschlesien bei.

Von gut unterrichteter Seite wird bestätigt, daß der Kaiser kürzlich bei der Vorstellung der demnächst in das Heer eintretenden Kadetten in scharfen Ausdrücken die noch immer vorkom­menden Soldatenmißhandlungen gegeißelt hat. Der Monarch betonte auch, daß solche Ausschreitungen von allen unseren Gegnern im Auslande und von den Feinden der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung im Jnlande mit Eifer aufgegriffen und für ihre Zwecke ver­wertet würden. Die kaiserliche Aniprache machte auf alle Hörer einen tiefen Eindruck und wird hoffentlich auch in weiteren Kreijen ihre Wirkung nicht verfehlen.

Im Zusammenhangs mit dem kürzlichen Besuche des russischen Thronfolgers in Berlin tauchen bereits Gerüchte über eine im kommen­den Sommer angeblich bevorstehende Begeg­nung des deutschen Kaisers mit dem Zaren auf. Zunächst hat man es indessen in diesen Gerüchten wohl nur mit bloßen Mutmaßungen zu thun, gegründet auf den so günstigen Ver­lauf der Berliner Reise des Zarewitsch. Aller­dings könnte das jetzt nur gerüchtweise signali­sierte Ereignis angesichts der beginnenden Auf­hellung in den Beziehungen zwischen Deutsch­land und Rußland eines Tages sehr leicht zur Thalsache werden und eine solche künftige Be­gegnung der beiderseitigen Herrscher würde zweifellos eine hohe politische Bedeutung in,sich bergen. Was aber würden alsdann die Fran­zosen sagen!! Sie sind ja schon jetzt höchlichst mißstimmt wegen des stattgefundenen Besuches des Großfürsten-Thronfolger am deutschen Kaiser- Hofe, so daß sich derGaulois" veranlaßt fühlte, seine Landsleute mit der Versicherung zu trösten, der Zarewitsch habe seinen Besuch auch in Paris in Aussicht gestellt. Inzwischen hat sich diese Nachricht als erfunden herausgestellt, dafür wird nun den Franzosen von anderer Seite eine Reise des Zarewitsch nach Nizza u. der Riviera für den Herbst verheißen hoffentlich werden sich die Russenschwärmer in Frankreich hierbei beruhigen!

Eine Dreikaiserzusammenkunft soll, wie dasNeue Wiener Tageblatt" meldet, von Wekerle als wahrscheinlich bezeichnet worden sein

infolge der friedlichen Lage Europas. Wir geben diese Nachrichten, wie sie derartig ja sehr häufig auftauchen, lediglich als Stimmungsbild wieder.

Berlin. 3. Febr. DerReichsanzeiger" widerlegt in einem eingehenden Artikel an der Hand statistischen Materials die mehrfach vorgc- brachte Behauptung, daß die in der Militär- Vorlage geforderte Mehreinstellung über die natürlichen Grenzen der Wehrkraft hinausgehe. Das Blatt schließt:Die durch die Militär­vorlage bedingte Erhöhung der Rekrutenquote wird eine Herabminderung der Ansprüche an die Tauglichkeit der zum Friedensdienst Einberufenen nicht zur Folge haben und ohne Gefährdung der dienstlichen Leistungen im allgemeinen, wie der Gesundheit des einzelnen Mannes Deckung finden nur aus solchen Militärpflichtigen, welche schon nach den jetzigen Bestimmungen die Ein­stellung in den aktiven Friedensstand zu gewär­tigen hatten."

Köln, 3. Febr. Der Kaiser gab ,den Mitgliedern des rheinischen Provinzialausschusses seine große Befriedigung über die Kundgebung zu Gunsten der Militärvorlage unter dem Aus­druck seines kais. Dankes zu erkennen.

Zweimal hinter einander mußte jetzt im Reichstage die Besch lußunfähigkeit des Hauses festgestellt werden, was ungemein charak­teristisch für das Interesse ist. welches man in den Kreisen der Reichsboten für die eigenen parlamentarischen Arbeiten hegt! Während am Dienstag nach der mehrstündigen Notstandsdebatte, welche sich bei der Beratung des Etats des Reichsamtes des Inneren entwickelte, die Beschluß­unfähigkeit des Hauses konstatiert werden mußte, war dies am Mittwoch bei der Diskussion über die noch immer nicht erledigten Anträge des Zentrums und der Konservativen betreffs Ab­änderung der Gewerbeordnung der Fall. Am Dienstag ergab die Auszählung des Hauses die Gegenwart von 147 Abgeordneten, es fehlten 32 an der zu einer Beschlußfassung erforder­lichen Mindestzahl von 199 Abgeordneten, am Mittwoch aber waren gar nur 125 Volksver­treter anwesend, von 397! Es ist dies ein wahrhaft klägliches Schauspiel, welches der deutsche Reichstag darbietet, und erscheint es wahrlich nicht geeignet, sein Ansehen zu erhöhen! In der nächsten Sitzung am Freitag stand zunächst der Antrag der Antisemiten auf Einstellung des gegen den Abgeordneten Ahlwardt wegen Be­leidigung schwebenden Strafverfahrens auf der Tagesordnung.

Wohl niemals sind dem Reichstag über irgend einen Gegenstand so massenhafte Peti­tionen, manche mit tausenden von Unterschriften, zugegangen, wie in der gegenwärtigen Session um Beibehaltung des Jesuttengesetzes. Jedes Petitionsverzcichnis zählt auf mehreren Seiten Hunderte von Eingaben dieses Inhalts auf, während die Gesuche um Abschaffung des Gesetzes vollständig verschwunden sind. Daß diese Angelegenheit eine tiefgehende Bewegung im ganzen evangelischen Volk erzeugt hat, kann angesichts so massenhafter Kundgebungen nicht bestritten werden, und diese Thatsache kann auch auf die Haltung des Reichstags nicht ohne Wirkung bleiben. Es nähert sich allmählich die Zeit, wo der Antrag des Zentrums auf Ab­schaffung des Jesuitengesetzes der Reihenfolge nach zur Verhandlung kommen muß. Wir möchten bezweifeln, ob den Antragstellern unter den gegenwärtigen Umständen diese Verhandlung erwünscht ist. Vielleicht finden sie auch wieder einen Ausweg, die Sache zu verschieben und der parlamentarischen Erörterung des Gegenstandes bis auf weiteres aus dem Wege zu gehen. Es könnte der Partei sonst mancherlei Enttäuschung bereitet werden.

Gen-Lieut. v. W est e rn ha g en, Komm, der 13. Div. in Münster, ist in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs zur Disposition gestellt worden. Der General, der im 57. Lebensjahre steht, gehört der Armee seit 1855 an. Im Oktober 1871 wurde er nach Stuttgart zum Generalkommando des 13. Armeek. kommandiert und war hier 7 Jahre, um dann als Abt.Chef beim Großen Generalstab eingeleilt zu werden; aber schon nach 3 Monaten ging er als General- stabschcf nach Württemberg zurück.

Die Gesamtzahl der Erkrankungen in der i Irrenanstalt zu Nietleben iniolge der Cholera stellte sich bis zum Abend des 1. Februar auf N5, diejenige der Todesfälle auf 47. In den ! letzten Tagen haben sich in verschiedenen Orten ' des Saalkreises neun choleraähnliche Fälle er­eignet, z. B. in Schönewitz.

Der Förster aus Imbshausen hat einen Wilddieb in der Edesheimer Jagd angetroffen und denselben, nachdem er der Aufforderung, das Gewehr iortznwerfen, nicht nachgekommen, vielmehr den Förster bedroht, niedergeschosfen. Der Wilderer soll nach kurzer Frist eine Leiche gewesen sein.

Würzburg, 3. Febr. DerTeufelaus- ^ treiber" Pater Aurelian ist am 1. Februar in Altötting nach schwerem Leiden gestorben.

Reichenweiler, 3. Febr. Als gestern Abend der Rebmann Fischer, der den ganzen Vormittag im Walde gearbeitet hatte und am Nachmittag einem Nachbar bei seinen Keüer- arbeiteu behilflich war, in etwas angeheitertem Zustande seine Wohnung aussuchte, wurde er von seiner Schwiegermutter sowie seiner Frau derart mißhandelt, daß er noch im Laufe der Nacht seinen Wunden erlag. Mit faustdicken Knüppeln schlugen die Weiber auf den Armen ein. bis er niedersank, worauf sie den Hilflosen noch mit Fußtritten bearbeiteten und ihm mehrere Rippen eintraten. Die gerichtliche Untersuchung ergab, daß der Tod infolge dieser unmenschlichen Mißhandlungen eingetrelen ist.

Württemberg.

Stuttgart, 3. Febr. Am Freitag fuhr 2. Maj. der König nach Cannstatt und Unter- lürkheim zur Besichtigung der dortigen Wasser­stands- und Eisgangsverhältnisse, welche dem König von den Ortsbewohnern des Näheren ge­schildert wurde.

Stuttgart, 4. Febr. Die Ankunft des Herzogs Alb recht von Württemberg mit Ge­mahlin erfolgt nächsten Montag mittag mittelst Schnellzugs von Wien.

Untertürkheim, 3. Februar. Gestern Abend 7 Uhr ist die mächtige Eisstauung zwischen hier und dem Berger Wasserhaus in dem kurzen Zeitraum von ca. 12 Minuten vollständig ab- gegangcn. Aber die Eisstauung hat schweren Schaden angerichtet. Auf beiden Ufern des Neckars, wie auf der Straße zwischen Unter­türkheim und Wangen liegen zahllose große und - kleinere Eisblöcke, ebenso auf den Baumwiesen, - über welche der Neckar sich ein Nolbett gesucht halte. Mehrere Tausend teils neugesetzte, teils ältere und erlragsfähige Obstbäume wurden durch die anstoßenden und vorübertreibenden Eisblöcke ' schwer beschädigt, indem die Baumrinden zum größten Teil durchschnitten wurden. Da ein ertragsfähiger Obstbaum einen Kapitalwert von 200400 vlL hat, so wird der durch das Eis angerichtete Schaden an den Obstbäumen auf 80100 000 geschätzt. Die Bäume ge- gehören teils der Gemeinde Untertürkheim, teils Einwohnern dieses Orts. Das Gemeindeeigen­tum war verpachtet. Die Gemeinde selbst und die einzelnen Baumgutsbesitzer trifft dieser Schaden um so schwerer, als bekanntlich auf hiesigen Markungen ein großer Teil der Reben voll­ständig erfroren ist. Die Eisstauung und ihre Folgen hätten übrigens nach allgemeiner Ansicht vermieden werden können, wenn das festgefrorene Neckareis rechtzeitig, d. h. vor dem Herannahen der Eismassen vom oberen Neckar gesprengt worden wäre. Wie es oft im Leben geht, hat k man in dieser Sache zu sparen gesucht und hat r dafür nun schwer zu büßen.

Untertürkheim, 4. Febr. S. M. der König kam mit Prinzessin Pauline gestern Nach­mittag hier durch und besichtigte, geleitet von Gemcinderat Strauß von hier, von der Brücke aus das Ueberjchwemmungsgediet. Bald daraus erschien auch I. K. H. Prinzessin Friedrich; . Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar war schon vorher hier durchgekommen. Unter Beihilfe der Ulmer Pioniere wurde gestern Vormittag die ! Straße von hier nach Wangen von dem massen­haften Eis freigemacht. Wie gestern schon ge­meldet. haben die Obstbäume auf dem linken ^ Ufer des Neckars schwer gelitten, so daß manche

ohne weiteres umgeh

Schaden wird erst u zu übersehen sein. - baurat Euling vom und gestern wiederur brand. Vorstand de und Wasserbau, mit Letzterer wird voraus betreffs Uebernohme anrufen.

Ludnngsbur« legte sich ein Musste auf die Eisenbahnschi von dem Nachtschnel Der Kopf wurde ih> Heute fand man an d Packet Patronen. v> wie sie in die Hände gab Der Bedauern wiederholt Versamml

^Hall. 3. Febr unteren Herrengasse Ahr in nicht gering folgten in kurzer - Schläge und als ma in einem Hause ein 2 und Schlafzimmer in Die im anstoßender Familie des Metzger Gefahr weiteren Einst Fenster in den an o raum. . .

Bartenstern,

Maurermeister in di grimmigen Kälte in einer mehrstündigen Händen nach Hause, ten in ihrem Sichrem als dieselben in heiß« mit Schnee zu, reiben selbstverständlich versc Gutachten müssen de scheinlich die Hände

Altensteig. 5 im Walde bei Edel, glücksfall. Ein 23jä mit seinem Bruder ir zu sammeln. Wie gc Gipfel einer Tanne überschwingen. Er s schellte sich den Kop los. Man brachte i> Abend noch starb.

A

Die Zulassung i versitäten, name Studium, ist im ösi Hause von dem Gr worden. Derselbe en der Frauen zur Phar ihres Reinlichkeits- u wegen ihrer Gewissenh

Amsterdam, Z stürzte beim Rangiere Belzen in den Aamid führer und zwei Pers Lokomotive befanden.

Brüssel. 3. s Diebstahl ist, wie gemeldet wird, im Flandern, Bruder des^ Die Juwelen befandet Gräfin in einem Kofi erbrochen worden ist, ihr Gemahl einem H den gestohlenen Sch Brillanten, Smaragd« geziert waren, befanl 11 Armbänder, 36 B Im ganzen wurden 6 1500 Brillanten, 650 und 375 andere Ei Polizei glaubt, daß den Diebstahl ausgefi müßten bestochen Word wurde schon einmal i brachen und das säm> Auf die Entdeckung