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nicht täuschen, ich befand mich in der That vor dem wohlbekannten Hause.

Ich setzte mich auf einen Stein und über- legte, was nun zu thun sei. Der entsetzliche Hunger, der mich peinigte, ließ mich indeß zu keinem zusammenhängenden Gedanken kommen. Da fiel mir ein. daß sich in dem Garten die herrlichsten Obstbäume befanden, reichlich mit Früchten beladen, um meinen Hunger zu stillen. Ich begehe gewiß kein Unrecht, sagte ich mir, wenn ich auf einen Baum klettere, um mich wieder einmal satt zu essen, Rudolph's Tante hatte ja stets ihre Freude daran gehabt, wenn ich den Früchten tüchtig zusprach. Ich näherte mich vorsichtig der Mauer, schwang mich hinauf und sprang in den Garten! Ganz in der Nähe stand ein Apfelbaum, darunter befand sich eine Rasenbank, auf der ich oft gesessen hatte. Diesen Baum wählte ich aus und bald labte ich mich an den köstlichen Früchten. Ich war so in meine angenehme Beschäftigung vertieft, daß ich gar nicht bemerkt hatte, was inzwischen vorgegangen war. Erst als der Laut flüsternder Stimmen 'in meiner Nähe hörbar wurde, gewahrte ich. daß sich die Thür des Hauses geöffnet hatte und mehrere Personen in den Garten getreten waren. Die laue Abendluft hatte sie offenbar eingeladen, sich im Freien zu ergehen. Der Bissen blieb mir vor Schreck im Munde stecken, als ich be­merkte, daß zwei Personen, ein Herr und eine Dame, direkt auf den Baum zukamen, auf wel­chem ich thronte.

Sie setzten sich auf die Rasenbank und flüsterten traulich mit einander. In der Dame erkannte ich nur zu bald Elise, die Treulose, und der andere. ha, es unterlag keinen Zweifel, das war der lange Maler, mein Nebenbuhler. Und ich ich Unglücksmensch, war verdammt, ihre Liebesschwüre mit anzuhören, ich mußte vernehmen, wie sie ihn mit den zärtlichsten Namen nannte, und jetzt o, mein Herz schrie auf vor Ingrimm, jetzt küßte er sie gar, und sie, die Treulose, ließ es sich ruhig gefallen, sie sträubte sich nicht nein, sie gab ihm den Kuß sogar zurück.

Ich war empört, und doch was konnte ich machen, ich mußte ruhig ausharren in meiner schmählichen Situation, ich mußte sogar ängstlich bedacht sein, meine Anwesenheit nicht zu ver­raten und

O Himmel, da ertönte ein fürchterliches Krachen, ich fühlte nur noch instinktiv, wie ich plötzlich allen Halt verlor und in die Tiefe hinabstürzke. Was in der nächsten Minute mit mir vorging, weiß ich nicht mehr. Nur dunkel schwebte mir noch vor, daß ich eine Frauenge­stalt in eiligem Laufe entfliehen sah, daß mir ein lauter Schrei in den Ohren gellte und daß sich bald darauf mehrere Personen, darunter mein Freund Rudolph, um mich zu schaffen machten. Neben mir lag ein zerbrochener Ast, an dem ich mich krampfhaft anklammerte.

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Das war das tragische Ende meiner ersten Liebe, die ich hier allen schwärmerischen Jüng­lingen zum warnenden Exempel erzählt habe. Am folgenden Tage saß ich wieder in meinem Kämmerlein und lernte Weisheit aus den alten Römern. Mein guter Onkel verzieh mir den tollen Streich und ich war bestrebt, ihm nicht wieder Ursache zur Klage zu geben. Wenn mir ja einmal wieder eine Anwandlung zu aben­teuerlichen Plänen kam, dann rief ich mir die Erinnerung an die verunglückte Weltreise zurück, und das war ein ganz probates Mittel, solche Ideen aus dem Felde zu schlagen. Elise, welche sich an jenem Abend mit dem Maler verlobt hatte, feierte bald darauf ihre Hochzeit. Ich bin jetzt mit ihrem Manne eng befreundet und wir haben über mein Abenteuer schon oft von Herzen gelacht.

In der dieser Tage gehaltenen Hauptver­sammlung des Allgemeinen deutschen Vereins in Berlin sprach Schriftsteller Dr. Wilhelm Angerstein über den Brautkranz. Den Brautkranz bilden in Deutschland im allgemeinen bekanntlich Myrthenzweige (im Schwarzwald auch Weißdornblüten), in Frankreich und Eng­

land Orangenblüten, in Italien und in der französischen Schweiz weiße Rosen, in Spanien rote Rosen und Nelken, in Litthauen die Raute, auf den griechischen Inseln Weinlaub, in Böhmen, Krain und Kärnten Rosmarin, in Hessen künstliche Blumen oder Kränze mit vielen Bändern, in der deutschen Schweiz das Schäppeli" von künstlichen Blumen. Braut­kronen sind üblich in Norwegen, Schweden und bei den Serben aus Silber, in Bayern und Schlesien aus Golddraht, Glassteinen und Flitter, bei den Finnen, bei den Wenden in der Lausitz und den Altenburger Bauern aus Papier, bei den Griechen in Athen aus kostbarer Filigran­arbeit. Uebrigens war der Brautkranz bereits heidnische Sitte, und deshalb waren die Kirchen­väter gegen ihn; erst im 4. Jahrh. begann er sich auch bei den christlichen Trauungen einzu­bürgern.

(Bon Füchsen angegriffen.) Aus Eßlingen (im Kanton Zürich) wird derZ. Post" be­richtet : Der 15jährige Sohn des Schulverwalters Wälder wurde auf dem Rückweg aus der Senn­hütte von zwei Tieren angegriffen und bei ver­zweifeltem Widerstand etwa 100 Meter weit fortgeschleppt. Der kräftige Bursche rang auf Tod und Leben mit den Bestien, die er für Hunde hielt, die aber nach den Spuren im Schnee ausgehungerte Füchse gewesen zu sein scheinen. Im Moment, wo die Tiere Meister wurden, rettete der Vater den Erschöpften, dessen Geschrei zu den Ohren einer Frau gedrungen war, worauf sie Herrn Wälder benachrichtigt hatte. Der Knabe hatte 35 Bisse in Ober- und Unterschenkel erhalten; Stücke Fleisch von Ei­größe waren weggerissen. Die Angriffe auf das Gesicht waren durch die Fäuste pariert worden. Doch wäre der Knabe bei späterem Eintreffen des Vaters verloren gewesen.

(Ein Sultan als Artillerist. Der jetzt so viel genannte Sultan von Marokko Sidi Muley Hassan ist ein besonderer Freund von Kanonaden und hat in seinem Garten mehrere Kanonen stehen, die er jeden Tag der Reihe nach ladet und eigenhändig abfeuert. Damit die Kugeln keinen Schaden anrichten, hat er in dem Garten eine hohe, feste Fangmauer errichten lassen, gegen die die Schlünde der Kanonen gerichtet sind. Dabei geht Muley Hassan auch mit dem Fort­schritte und besitzt alle Kanonen neueren und neuesten Systems. Selbstverständlich fehlen auch die Krupp'schen Geschütze nicht in seinem Ar­tillerieparke. Glücklicherweise ist dem Sultan bei diesem sonderbaren Sport noch nie ein Un­glück passiert.

In einem der ersten, im Westen Berlins gelegenenInstitut für junge Damen" ereignete sich jüngst, bei Gelegenheit des Geschichtsunter­richts der zweiten Klaffe folgender ergötzliche Vorfall. Der Lehrer hat den Aufstand der Tiroler 1809 zu seinem Vortrag gewählt und seinen aufmerksamen Zöglingen soeben in schwung­vollen Worten die Heldengestalt des kühnen Sandwirts Andreas Hofer vor die Seele ge­führt, dabei erwähnend, daß sich auch die zeit­genössische Dichtung des Tiroler Nationalhelden bemächtigt habe. Er führt dabei das Lied an, Als der Sandwirt von Paffeyer" und fragt seine aufmerksamen Zuhörerinnen, ob das Lied der einen oder der anderen vielleicht bekannt sei. Da erhebt sich ein niedlicher Backfisch von 13 Jahren, das Töchterchen eines hohen Marine- Offiziers. und erkärt:Ich kenne das Lied, Papa singt es öfter."Singt es?" fragte ver­wundert der Lehrer die Tochter des Seehelden, nun bitte, tragen Sie es einmal vor" und das Dämchen stellt sich in Positur, schaut stolz um sich und beginnt:

Als der Sandwirt von Paffeyer Innsbruck hatte eingenommen,

Ließ er sich ein Dutzend Eier Und ein Dutzend Schnäpse kommen. Machte darauf eine Mischung,

Schlürft sie mit Behagen ein.

Seitdem nennt man diese Mischung In ganz Deutschland Knickebein.

(Rosegger über's Heiraten.) Von Rosegger ist ein Geschichtenbuch aus dem Weihnachtsmarkte erschienen:Allerhand Menschliches." Viel

lustige Schnurren und viel ernste Geschichten enthält dieses neue Buch Roseggers. Und in einer dieser Geschichten kommt auch die nach­folgende Stelle über das Heiraten vor:Wenn Du Eine heiraten willst, so denke, daß Du in der Einen drei Weiber heiratest: eine Junge, eine Betagte und eine Alte, falls eine oder zwei nicht früher sterben. Du heiratest ein Weib, eine Mutter und eine Ahne; Du heiratest eine Ehefrau, eine Hausfrau, eine Freundin oder auch das Gegenteil. Du heiratest in der Einen eine Menge Leute, die Du noch nicht kennst, Du heiratest nicht für heute oder morgen, sondern für dein Lebtag und für alle Lebenslagen, Nimmst Du Eine, weil sie viel Liebe hat. so kann es sein, daß sie von ihrem Ueberflusse auch Andere beteilt, ist sie aber sanft und klug und treu, so hast Du sie nicht allein am Hochzeits­tage . sondern auch an Deinem Krankenlager, in Deiner Armut, in Deinem Alter. War sie schön allein, so wird sie einmal häßlich, aber ein gutes, treues Weib ist waschfest. Wenn ich Dir rate: Lerne sie kennen, bevor Du sie nimmst! so ist das das ein Rat, mit dem Du Dir die Zigarre anzünden kannst ein billiger Fidibus. Vor der Hochzeit zeigt das Weib nur seine Etikettvignette, und wenn es Dir später von seinem Inhalte einschenkt, so wirst Du aus dem Kelchgläschen trinken."

(Die Erklärung.) A:Du, Deine Frau ist ja heut so ärgerlich; weshalb nur wieder?!» B:Das will ich Dir sagen: Erst hat sie sich über das neue Dienstmädchen geärgert, dann hat sie sich über mich geärgert, weil ich mich nicht über das neue Dienstmädchen geärgert Hab', und nun ärgert sie sich, daß ich mich über sie ärgere, daß sie sich über das neue Dienst­mädchen geärgert hat. Verstanden?"

(Aus der Kaserne.) Lieutenant:Kann mir vielleicht einer von Euch sagen, aus welchem Grunde der Soldat beim Grüßen die Kopfbe­deckung nicht abnimmt, sondern nur die Hand anlegt? . . . Na, Müller, wissen Sie's vielleicht?» Müller:Damit er nicht in Arrest kommt!»

(Kindliche Frage.) Der kleine Hans (vor einem Baum, unter welchem ein Korb voll Aepfel steht):Du, Tante, wenn man einen Korb voll Aepfel stiehlt, gehört einem dann der Korb auch?»

(Aufschrift in einer Badeanstalt.)Die Herrschaften werden höflichst ersucht, beim Ver­lassen der Badekabinen Nichts liegen zu lassen als ein Trinkgeld." i

Eingewachseue Nägel werden geheilt, wenn man beim Beschneiden derselben jedesmal in der Mitte eine neue Kerbe einschneidet. Die Neigung des Nagels, diese zu schließen, zieht ihn von den Seiten ab.

Auflösung des Silbenrätsels in Nr. 15.

1. Holstein.

2. Ostsee.

3. Hass.

4. Eglan.

5. Nidda

6. Zunft.

7. Oels-

8. Lothringen.

9. Lippe.

10. Eisenach.

11. Rubico.

12. Ronnenwerth. i

Hohenzollern. Hohenstaufen. !

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für die Monate Februar und März auf den k

Gnzthiilrr" !

werden von allen Postanstalten und Postboten ^ entgegengenommen. In Neuenbürg abonniert man bei der Geschäftsstelle.

Anzeiger

Nr. 18 .

Erscheint Dienstag, vierteljährlich 1

betr. das Gesuch de Erlaubnis

Der Metzger i nachgesucht, in dem 3,90 in breite und und das Abwasser ! anzulegende je 80 < zu dürfen.

Etwaige Eins Tagen, vom Tage Unterzeichneten Stel in dem Verfahren r

Beschreibunger sprachefrist auf der Einsicht aufgelegt.

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