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Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.
Die Generaldirektion der Staatseisenbahnen hat am 26. Januar d. I. die Expedientenstelle in Neuenbürg dem Eisenbahngehilfcn Bader daselbst übertragen.
X Neuenbürg, 30. Jan. Am Abend des 27. Januar wurde im hiesigen Sonnensaale eine Kaiserseier abgehalten. Nach der Begrüßung der Anwesenden zeigte Stadtschultheiß Stirn in kurzen Zügen das allmähliche Anwachsen der Macht des Hohenzollernhauses und schloß mit einem Hoch auf unsern Kaiser. Fabrikverwalter Loos feierte König Wilhelm II. unter Hinweis auf die alte Schwabentreue und den Besuch unseres Landesvaters in Berlin. Der Kaiserin gedachte Frhr. v. Süßkind, dieselbe, als edle Fürstin und treue Mutter preisend, während Reallehrer Geiger die Verdienste des Altreichskanzlers Bismarck würdigte und ihm ein Hoch brachte. In längerer, trefflicher Rede wies Pfarrer Fechter von Fcldrennach auf das deutsche Heer, „das Volk in Waffen" hin und ließ dieses hochleben. Allgemeine patriotische Gesänge wechselten mit den vom Turnergesangverein frisch vorgelragenen Chören ab.
ZZ Pforzheim, 30. Jan. Am Samstag abend nach 6 Uhr entstand in einem Wohnzimmer des dritten Stockwerks im Hause Nr. 51 der Bleichstraße eine Gasexplosion, die so heftig war, daß die Kreuzstöcke zertrümmert wurden und die Glassplitter weit über die Slraße flogen. Der im Zimmer anwesende Fabrikant Goldhammer wurde schwer, dessen Frau und das Dienstmädchen leicht verletzt. Ueber die Ursache der Explosion vermutet man, daß das Dienstmädchen nachmittags beim Putzen des GaSlüstcrs einen Hahnen geöffnet und dies nicht beachtet hat, oder daß das Gasrohr eingefroren gewesen und durch Ansammlung von Gasen gebrochen ist. — In einem Zeitraum von 60 Stunden haben wir in hiesiger Stadt 3 Selbstmorde zu verzeichnen. Vergangenen Freitag fand man den Anstreicher Bodamer erhängt im Walde zwischen hier und Eutingen. Ebenfalls erhängte sich Sonntag früh in seiner Wohnung der verheiratete Hilfswaldhüter Böhle, auch fand man auf der Jspringer Höhe einen Erschossenen, dessen Persönlichkeit nicht festgestellt werden konnte.
Deutsches Aeich.
Eine glanzvolle Festwoche hat am deutschen Kaiserhofe ihren Abschluß gefunden, und vom deutschen Volke ist an diesen Festlichkeiten im Geiste freudiger Anteil genommen worden. Haben doch die Vermählung der Prinzessin Margarethe, der Lieblingstochter des unvergeßlichen Kaisers Friedrich, und die Feier des 34. Geburtstages Kaiser Wilhelms, im Herzen der Nation einen lebhaften Widerhall gefunden, und darum sind beide frohe Ereignisse dem deutschen Volke zum willkommenen Anlasse geworden, aufs Neue seine Treue und Liebe zu dem verehrten Kaiserhause zu bekunden. Eine ungewöhnlich große Anzahl fürstlicher Gäste war in diesen festlichen Tagen am Berliner Hofe versammelt und verlieh demselben durch ihre Gegenwart eine besonders glänzende Umrahmung. Unter den fremden Fürstlichkeiten befand sich auch der Großfürst-Thronfolger Nicolaus von Rußland, dessen jüngster Besuch in der deutschen Reichshauptstadt allgemein als Zeichen wieder Platz greifender freundlicherer Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und Petersburg und somit hoffentlich auch zwischen den beiderseitigen Reichen betrachtet wird. Kaiser Wilhelm zeichnete den russischen Thronfolger in spezieller Weise durch Verleihung der Kette zum Schwarzen Adlerorden aus.
Der Petersburger „Gcashdanin" bespricht in sympatischen Ausdrücken den „außergewöhnlich festlichen Empfang" des Großfürsten Thronfolger in Berlin, welcher das Bestehen herzlicher Beziehungen zwischen den beiden mächtigsten Herrscherhäusern Europas von Neuem bethätige, und erblickt in dieser Aufnahme des Großfürstin- Thronfolger eine Gewähr für die Aufrechterhaltung des Weltfriedens.
Kaiser Wilhelm hat die Reihe der markanten Aussprüche, deren er sich bei bestimm
ten Anlässen zu bedienen liebt, wieder um einen vermehrt, der für die Neigung zu deuten und zu erläutern ein recht fruchtbares Feld bieten dürfte. Als der Kultusminister v. Goßler seinen Abschied nahm, gab ihm der junge Herrscher als Zeichen fortdauernder Gnade fein Bildnis mit dem Geleitwort: sie volo sie judeo. Gestern feierte, wie schon in anderm Zusammenhänge mitgeteilt worden, der frühere Justizminister von Friedberg seinen achtzigsten Geburtstag und wurde durch ein prachtvoll umrahmtes Porträt des jungen Monarchen erfreut Darunter stand mit den festen markanten Handzügen des Kaisers: nemo me impnne laeessat, zu Deutsch: Niemand reizt mich ungestraft. — Es wird gewiß nicht an Versuchen fehlen, dieses energische Motto in eine bestimmte, auf den Augenblick gerichtete Deutung zu zwängen. . . .
Der Reichstag beschäftigt sich seit Donnerstag mit der Einzelberatung des Etats, welche Arbeit das Haus die nächsten Wochen über vorwiegend beschäftigen dürfte. In genannter Sitzung gelangte zuerst der Etat des Reichstages, bei welchem von verschiedenen Seiten die Verzögerung in der Herstellung des neuen Katalogs der Reichstags-Bibliothek beklagt worden, zur Annahme. Herauf schritt das Haus zur Beratung des Etats des Reichskanzlers und der Reichskanzlei, wobei sich eine stundenlange lebhafte Diskussion über die neue deutsche Handelspolitik entspann. Der freisinnige Abgeordnete Dr. Barth rügte die schwächliche Verteidigung der neuen Handelsverträge seitens der Regierung gegenüber den Angriffen, welche jüngst von agrarischer Seite im preußischen Abgeordneien- hause auf die Verträge gemacht worden sind. Er erklärte, daß dieselben aus weiten Kreisen der deutschen Gewerbetreibenden mit Genug- thuung begrüßt worden seien und sprach der freisinnige Redner dann die Hoffnung aus, daß wir auch mit Rußland, Rumänien, Spanien und Portugal zum Abschluß von Handelsverträgen gelangen möchten. Den Ausführungen des freisinnigen Redners traten die konservativen Abgeordneten Graf Kanitz und v. Frege mit lebhaften Klagen über die gedrückte Lage der Landwirtschaft entgegen, während Slaatssekretair im Reichsschatzamle v. Maltzahn die Handelsverträge in bemerkenswerter Weise verteidigte und zugleich die übermäßigen Ansprüche der Agrarier zurückwies. An der weiteren Diskussion beteiligten sich noch die Abgeordneten Rickert, Hilpert, v. Schalscha, v. Bar und der Staatssekretair v. Marschall, worauf der Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei genehmigt wurden. In der nächsten Sitzung am Samstag erörterte das Haus den Etat des Reichsamles des Innern.
Berlin, 28. Jan. Die Militärkommission des Reichstags beendete heute die allgemeine Beratung der Militärvorlage. Abg. Schädler (Cenlr.): Die Vorlage sei ebenso unannehmbar, wie der Vorschlag des Abgeordn. v. Bennigsen. Reichskanzler Graf v. Caprivi: Die Vorlage sei nicht dazu bestimmt, einer augenblicklich drohenden Gefahr enlgegenzutrelen, sondern einem dauernden, als gefährlich zu bezeichnenden Zustande zu begegnen. Die verbündeten Regierungen feien der festen Ansicht, daß das Land die geforderten Lasten tragen könne. Wenn erst der Ernst der Lage völlig klar geworden fei, werde man der Regierung zustimmen. Staatssekretär Frhr. v. Maltzahn verteidigt die finanzielle Darlegung. Abgeordn. Lieber erklärt sich außer Stande, mehr als das gemachte Angebot zu bewilligen. Der Reichskanzler spricht die Hoffnung aus, daß in der Einzelberatung sich der Abgeordnete Lieber von der Unzulänglichkeit seines Angebots überzeugen werde. Nächste Sitzung Dienstag.
Wird die Bolksstimmung für die Militär- Vorlage günstiger? Herr v. Bennigsen glaubte neulich in der Mstilärkommission Anzeichen hierfür zu erblicken und wir möchten ihm nicht unrecht geben. Es sind in den letzten Tagen eine ganze Reihe von beachtenswerten Kundgebungen in die Oeffentlichkeit gedrungen, welche zum Entgegenkommen, soweit cs sich irgend mit den wirtschaftlichen Rücksichten vereinigen läßt, auf- lvrderten und vor einem zerrüttenden Streit um diese Frage dringend warnten. Diese Kund
gebungen sind allerdings fast ausschließlich aus § denjenigen Volkskreisen hervorgcgangen, denen die nationale Befestigung des Reichs, zu der in j erster Linie die starke militärische Rüstung gehört, stets im Vordergrund des politischen Stre- bcns stand. Es sind freilich auch diejenigen Kreise, welche gegenwärtig weniger denn je den Ausschlag bei den Wahlen geben.
H a m b u r g, 27. Jan. Bei dem offiziellen Festmahl aus Anlaß des Geburtstags des Kaisers brachte in Altona der kommandierende General Graf Waldersce den Kaisertoast aus.
Er hob dabei, dem „Hamb. Korr." zufolge, hervor, er habe in den letzten zwei Jahren Gelegenheit gehabt, die Schleswig-Holsteiner kennen zu lernen. Diese haben harte Köpfe und steife Nacken und beugen sich nicht leicht; haben sie aber Vertrauen gefaßt, so halten sie mit Zähig- i keit fest. Wahrheit und Treue können sie nur bewähren, wenn sie auf die Probe gestellt werden, falls ernste Zeiten kämen. Lolche Zeiten halte man für gekommen. Der Kaiser stelle auf Grund reiflicher Erwägung aller Verhältnisse auf den Rat erfahrener Männer an die Nation Forderungen zum alleinigen Zweck, dem Deut- lchen Reiche die erworbenen Güter, vor allem den Frieden zu erhalten. Diese Forderung stoße auf Widerstand. Er (Redner) hoffe, daß die Krisis glücklich werde überwunden werden. Wenn Alle so treu zu Kaiser und Reich ständen wie die Schleswig-Holsteiner, dann werde die Krisis dazu gedient haben, das Ansehen des Vaterlandes zu erhöhen, und weil niemand wagen werde, ihn anzugreifen, werde auch der Frieden für lange Zeit gewährleistet sein. (Ein ähn- ! licher Bericht liegt aus K ö l n vor. Dort sagte > der Gouverneur, General v. Sch ko pp beim i Festmahl in Gürzenich laut „Köln. Volksztg." Mancher sei nicht mit der früheren Freudigkeit beim Festmahle erschienen; mancher hege bange Zweifel um die Zukunft. Er könne nicht sagen, diese Sorge sei überflüssig; denn an unserm politischen Horizont ziehen sich die Wolken dichter und dichter zusammen, in nicht ferner Zeit werde das Gewitter ganz gewiß Hereinbrechen; daher die Sorge um die Zukunft. Aber je ärger die ! Stürme brausen, desto mehr lehne sich das Volk an seine Fürsten an. Wer stehe fester als die Hohenzollern? Der Kaiser sei im wahren Sinne des Wortes ein Friedensfürst; wenn er aber das Schwert in die Hand nehme, werde er i es nicht eher in die Scheide stecken, bis das Vaterland vom letzten Feinde befreit sei oder er mit seinem Volke gebrochen am Boden liegen werde. Der Krieg komme. „Gebe Gott, daß er das deutsche Volk um seine Fürsten geschaart finde! Wenn nicht, dann hatten wir einen schönen Traum; dann ade schönes Land! Dann werden die Zeiten des 30jährigen Krieges wiederkehren ! Richten wir deshalb den Blick auf unseren Kaiser.")
Zur Feier des Kaiserlichen Geburtstages gab, wie aus München gemeldet wird, der Prinzregent gestern nachmittag ein größeres Diner, zu welchem der preußische Gesandte, Graf zu Eulenburg und die übrigen Mitglieder der preußischen Gesandtschaft Einladungen erhalten hatten.
Berlin, 28. Jan. Die Centralmarkthalle ist heute niedergebrannt. Gegenwärtig sind noch fünf Feuerwehrzüge mit der Aufräumung beschäftigt. Die Höhe des Schadens ist noch nicht übersehbar, wird aber auf Millionen geschätzt. Durch den Brand sind viele kleine Handelsleute geschädigt. Die gußeisernen Träger sind von der Hitze teilweise geschmolzen und müssen durch neue ersetzt werden.
Nordhausen. Die bekannte Kautabak- Fabrik von C. A. Kneifs, eines der größten Etablissements dieser Art in Deutschland, dessen Erzeugnisse unter dem Namen Nordhäuser Kautabak in alle Welt gehen, und namentlich auf See sehr geschätzt sind, ist vollständig ausgebrannt. Gegen 300 Arbeiter sind dadurch brotlos geworden.
Württemberg. r
Stuttgart, 27. Jan. Zur Feier des ! kaiserlichen Geburtstags fand heute im Hofe der Jnfanteriekaserue I um 12 Uhr große Parole- >
Ausgabe statt, zu w korps. an der Spitze v. Wölckern. erschie 7. Jnfanterie-Reg. ! Leitung des kgl. M Festaktes den Kaise ferner Jos. Fischers Siegesdraul und du leitung von Kolb, nison haben wie ü! stehend in Nudelsup kraut, 1 Liter Biei Zigarren. Nachmit dieselben tragen Pa Schloßplatze spielte Königin Olga unter welcher den Festtag zollernmarsch feiert, den 3 Offizierskasin chen die Regiments- den Kaiser ausbrach Tafelmusik machten. Wölckern gab ein Generalkommandos, laden waren.
Stuttgart, Versicherungsprozeß geeicht anhängig. 2 der 36 Jahre alte dorff zu Allenstein gewehrs. einer dopp der Nachtwächter K> war, dadurch ums Le Zwillingsläufe noch und denselben auf d< ins Herz eindrang, der Konkurs über k eröffnet und es erg in den letzten zwei stciner Vorschuß- u. Genossenschaft mit 2400 ^ gewesen w erhebliche Betrüger Wechselfälschungen irgend jemand eine v. Knobelsdorff wo schäften mit insgesa und Tod versichert, schlug die Erbschaft minderjährigen Kir sofern ein Vermöge Da die Versicherun ung der Versicheren den Einwand der s heben, so hat der der Konkursgläubig selben beschickten. Gesellschaften wird Weisen behauptet, dc er eingesehen, daß und verdeckten Bet ungctz nicht länger werde', in derselbe wehrputzen einen welcher als solcher Gepräge eines Unfc die für seine Verh summe retten soll Parteien werden ,, von Beweisen diese behauptet, daß in liege, die Zuerkenn deshalb gerechtferli Wächter Kalinowski Reinigen festgehalt losging, in Ohnma folgenden Gesellscha Deutschen Bersicher 1888 gegen Unfa! 2- bei der Transpo Gesellschaft in Züri Mil 30 000 3
Berj.-Aktien-Gefells ebenso mir 20 00 Lebensversicherung- 50 000 c/A; bei de schaff Janus seit I 6. bei der Unfallve slern gegen Unfall l89l mit 30 000
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