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fahrens vorzubereiten. Bourgeois protestiert dagegen, die Justiz sei völlig unabhängig, man müsse ihre Entscheidungen achten. Ribot stellt die Vertrauensfrage, worauf die Geheimfonds be­willigt werden. Der Etat des Innern wird darauf genehmigt. Der Justizminister Bour­geois forderte Cassagnac zum Duell, wegen eines Artikels der Autoritä, worin Bourgeois ange­schuldigt wird, Mitschuldiger von in dem Panama­schwindel verwickelten Persönlichkeiten zu sein.

Die Vorgänge in Egypten haben richtig, wie schon vorige Woche angekündigt, noch lange nicht ihr Ende gefunden, obgleich der Khedive den neuernannten Ministerpräsidenten wieder entließ und den abgesetzten wieder einsetzte und obgleich er erklärte, er wolle sich der Dienste der englischen Beamten in Egypten nicht ent­ledigen. Unter der einheimischen Bevölkerung in Kairo gährt es mächtig weiter, und der Khedive selbst fördert die Gährung durch ge­legentliche Aeußerungen gegen die Engländer. Letztere haben deshalb beschlossen, noch weitere Truppen nach Egypten zu senden, da die Sicher­heit der Europäer bedroht sei. Dagegen ist der Plan, eine englische Flotte an die Nilmündungen zu senden, vorläufig wieder aufgegeben.

New-Aork, 27. Jan. Der vormalige Staatssekretär Blaine ist heute Vormittag ge­storben.

Unterhaltender Heil.

Meine erste Liebe.

Humoreske von Karl Keller.

(Fortsetzung 2.l

Ich war wie versteinert, als ich diese Worte hörte. Sie glaubte also, ich sei betrunken, sie glaubte, im Rausche sei ich gefallen. O. wie mich diese Worte schmerzten, wie sie mein Herz durchschnitten. Auch sie war der Meinung, daß ich noch ein Knabe sei, sie glaubte gar, daß ich nicht einmal ein Glas Wein vertragen könne.

Tiefgekränkt verließ ich das Haus, um mein Bett aufzusuchen. Ich drückte den glühenden Kopf in die Kissen und ließ die unglücklichen Ereignisse des Abends an meinem Geiste vorüber ziehen. Das eine war mir klar, ich mußte den Beweis liefern, daß ich nicht der unbedeutende Jüngling sei. für den sie mich hielten.

Ich wollte ihnen zeigen, was ich zu leisten vermochte, ich wollte ihnen schon mit Gewalt Achtung und Bewunderung abtrotzen.

Etwas Großes, etwas Unerhörtes mußte geschehen!

Ich entwarf die großartigsten Pläne, und immer wieder drängten sich mir neue Gedanken auf. Endlich hatte ich das Richtige gefunden. Ich sprang aus dem Bett und durchmaß in großer Aufregung meine Kammer. Mein Ent­schluß stand fest und morgen ja morgen sollte er zur Ausführung kommen.

Als ich am folgenden Morgen aus einem von.unruhigen Träumen gestörten Schlaf er­wachte. warf die Herbstsonne bereits ihre ersten Strahlen in meine Kammer. Mein erster Ge­danke galt den hochfliegenden Plänen, die ich gestern gefaßt hatte, und ich war fest entschlossen, zu ihrer Ausführung sofort zu schreiten. Ich hätte mich noch gern mit meinem Freund Ru­dolph beraten, aber es durfte nicht sein, ich konnte ihm unmöglich sagen, welch kränkende Behandlung mir widerfahren war, und so durfte ich denn auch in diesem Falle nicht auf Ver­ständnis von seiner Seite aus rechnen. Was ich zu thun entschlossen war, mußte ich allein ausführen, so schwer es mir auch wurde.

Ich kleidete mich an und nahm von meiner kleinen Stube Abschied, denn ich mußte fort hinaus in die weite Welt. Wohin ich mich zu­nächst wenden sollte, das wußte ich freilich selbst nicht, aberdem Mutigen gehört die Welt." Ich hatte viele Reifebeschreibungen gelesen, mich auch fleißig mit Romanen bekannt gemacht und dort stets die Richtigkeit dieses Sprichwortes bestätigt gefunden.

Ich nahm ein Briefchen, das ich noch am Abend vorher geschrieben hatte und worin ich dem Onkel den Grund meiner Entfernung mit­teilte. aus der Tasche und schob es unter der

Thüre hindurch in sein Zimmer. Wenn er es später fand, mußte ich schon weit von meiner Vaterstadt entfernt sein. Ich riß mich mit Ge­walt von der lieben Umgebung los und trat auf die Straße. Bald hatte ich das Ende der­selben .erreicht und warf noch einen letzten weh­mütigen Blick zurück, bevor ich das Thor durch­schritt. Die Landstraße, die nun vor mir lag, war fast gar nicht belebt. Nur einzelne Fuhr­werke begegneten mir, die von den umliegenden Ortschaften Lebensmittel auf den Markt brachten.

Etwa eine Viertelstunde vor dem Thor lag ein schönes Landhaus mit großen Obstgärten. Seine lichten Mauern schimmerten freundlich durch das Grün der Bäume, deren Aeste sich unter der Last der Früchte beugten. Ich kannte das Haus und den Garten sehr wohl, ich hatte mit Rudolph oft darin geweilt. Seine Tante war Besitzerin des Hauses, und hier hatte ich Elise zum ersten Mal gesehen. Heute sollte sie mit der Tante, das hatte ich gestern Abend gehört wieder herauskommen, um den Rest der schönen Jahreszeit hier zu verbringen.

Ich stand lange vor dem Hause und ließ meine Blicke auf ihm ruhen. Endlich riß ich mich los, um meine Wanderung fortzusetzen. Ich kam durch Dörfer und an einzelne Gehöfte vorbei. Nirgends gönnte ich mir Rast. Erst gegen zwei Uhr Nachmittags ließ ich mich am Rande der Straße nieder, um meinen müden Körper auszuruhen. Ich empfand einen gewal­tigen Appetit, aber erst jetzt dachte ich daran, daß ich nichts besaß, um denselben zu befriedigen.

Diese Erkenntnis verfehlte nicht, mich äußerst melancholisch zu stimmen. Es ist doch mit außerordentlichen Schwierigkeiten verknüpft, ein berühmter Mann zu werden, dachte ich.

Traurig senkte ich das Haupt und dachte über meine fatale Lage nach. Jndeß, da war guter Rat teuer. Der Magen verlangte ge­bieterisch nach Nahrung, ich konnte feine brutale Forderung nicht durch schöne Phantasiebilder von künftigen Herrlichkeiten beschwichtigen. Meine Gedanken kehrten in das Haus des Onkels zurück. Es war gerade die Stunde, in welcher dort das Mittagsmahl eirMnommen wurde, und Martha, die alte Köchin, hatte mir gestern erzählt, daß gerade mein Lieblingsgericht auf den Tisch kommen würde. In diesem Augenblick dachte ich nicht mehr an künftigen Ruhm und Größe ich träumte nur von dem delikaten Schweine­braten, den ich leichtsinnig verscherzt hatte. O, wie weh' mir um's Herz war.

Ich erhob mich und setzte traurig meinen Weg fort. Als ich eine Anhöhe erreicht hatte, erblickte ich vor mir die Türme eines kleinen Städtchens, das unten im Thale lag. Ich hatte den Ort schon früher bei Gelegenheit einer Ferienreise gesehen, es war nur wenige Stunden von meiner Vaterstadt entfernt. Also bis hier­her war ich auf meiner großen Weltreise ge­kommen. Ich fühlte bereits meine Kräfte er­schöpft und hier war wahrlich nicht der Ort. wo ich Ehre und Ruhm holen konnte. Ach, wie beschwerlich, wie furchtbar strapazierend war doch der Weg zu dem großen Ziele, das ich mir gesetzt hatte.

Vorläufig legte ich mich wieder in den Schatten eines Baumes, um auszuruhen. Ich dachte gar nicht mehr an Elise, und wenn ihre Gestalt auch vor mir auftauchte, so war sie doch nicht mehr von jenem Liebreiz umflossen, mit welchem ich sie früher umkleidet halte. Selbst mein Haß gegen den langen Maler war aus meinem Herzen geschwunden und hatte einer sehr versöhnlichen Stimmung Platz gemacht. Einmal kam mir sogar der Gedanke, ob es nicht besser sei, die abenteuerliche Reise ganz aufzugcben und zu meinem Onkel zurückzukehren, aber mein Stolz sträubte sich dagegen.

(Schluß folgt.!

Schillingsfürst, 23. Jan. Jüngst fanden Arbeiter beim Umgraben eines Gartens in dem '/, Stunde von hier entfernten Orte Traisdorf einen Topf, der etwa 1800 alte Silbermünzen oder Bracktnaten; die größeren sind Denare von der Größe eines Markstücks. Sie tragen folgende Inschrift:Ruävviouv Rex.

8it noinev äomini vei nostrl beneäietum." Auf der anderen Seite steht:Oivitas Duro- nus." Es sind also diese Münzen unter Lud­wig dem Frommen "814840 in der Stadt Tours im heutigen Frankreich geprägt worden. Da auch eine Anzahl Knochen mit aufgefunden wurde, dürfte man es hier mit einer alten ger­manischen Grabstätte zu thun haben. Leider haben die Auffinder alles zerstört, so daß der Forscher keine Anhaltspunkte mehr findet.

(Von der Weltausstellung zu Chicago.) Von der Großartigkeit des Wunderwerkes, welches im fernen Westen seiner Vollendung entgegen­geht, geben ein anschauliches Bild einige Zahlen, über die hervorragendsten Bauwerke der Aus­stellung, welche uns durch das Patentbureau ^ von Otto Wolfs in Dresden mitgeteilt wurden. Da ist zuerst das Verwaltungsgebäude, welches auf quadratischer Grundfläche von 79 m Seiten­länge erbaut ist und sich mit einer pracht­vollen Kuppel bis zu der stattlichen Höhe von 67 m erhebt. Die Kosten für dieses Bauwerk betragen 1890000 -^ Das größte Gebäude ist der Palast der Gewerbe und freien Künste, welcher bei einer Länge von 514 m eine Tiefe ! von 240 m besitzt und somit über 123000 qm Bodenfläche bedeckt. Die große Maschinenhalle ist 259 m lang und 152 in breit und erforderte einen Aufwand von rund 5 Million Mark. Das Gebäude für Elektrotechnik mißt in der Länge 213, in der Tiefe 105 na und kostet 1684000 ^ Für die Ausstellung auf dem Gebiet des Berg, baus und Hüttenwesens wird mit einem Kosten- aufwande von 1 113000 -46 ein Palast von 213 na Länge und 106 in Breite errichtet. Die Ausstellung des Verkehrswesens wird in einem langgestreckten Gebäude Platz finden, es ist bei 76 m Breite 292 na lang. Die respektable Höhe der Bausumme von 1300000 -4L beweist, daß auch an diesem Bauwerk nicht gespart wurde, Bei nicht viel geringerer Länge 244 in , ist das landwirtschaftliche Gebäude doppelt so breit als das Vorige, nämlich 152 w. Die Kosten dieses Bauwerks stellen sich auf mehr ^ als 2'/r Millionen Mark. Ebenfalls ein gigan­tisches Gebäude ist der Kunstpalast, dessen Maße 97, bezw. 152 nr betragen; die Bausumme ist 2714000Ucber eine Million Mark kosten noch das Gebäude für den Gartenbau (1260000 Mark; 304 in lang und 76 w breit) und das­jenige des Staates Illinois (1050000^; 147 Meter lang und 48 m breit). Noch soll hier Fischereigebäude Erwähnung finden, das sich mit seinem ebenfalls ganz bedeutenden Dimen­sionen (61 m bezw. 335 ni) den vorigen würdig anschließt. Eine eigenartige Ausstellung bereitet das Marine-Departemant der Vereinigten Staaten vor. In dem See, an welchem die ! Weltausstellung liegt, wird auf Pfahlwerk das ^ Modell eines Kriegsschiffes errichtet. Das Modell . wird in natürlicher Größe genau jede Einzel- ! heit eines wirklichen Schiffes wiedergeben. Zu diesem Zweck wird es vollständig kriegsförmig ausgerüstet und während der Dauer der Aus­stellung mit einem Detachement Seeleute belegt werden. Da wird man Alles, was zu einem Kriegsschiff gehört, wie Panzertürme, Geschütze, Torpedos. Munition rc. finden. Dieses Bau­werk ist 106 m lang und Mittschiffs 21 in breit Das Haupt liegt 3,65 m über der Wasserlinie, über ihn erhebt sich ein 2.40 in hoher Oberbau mit der Komandobrücke. Die Kosten dieser Aus­stellung betragen 420000

An deinem Erfolg nehmen die entferntesten Be­kannten teil, an deiner Arbeit kaum die treuesten ! Freunde.

Wer sich auf seinen Reichtum zu viel cinbildet, stellt sich nur ein Armutszeugnis aus.

(Quittung) über 250 Mark, welche der Unterzeichnete für ein Büffet von Herrn G> Windig heute glücklich erhalten hat.

München, den 20. Januar 1893.

Hobel, Schreinermeister. >

(In der Neujahrsnacht.) Sagen Sie mal, Wächter, können Sie mir nicht zu dem Schlüssel hier 'ne passende Wohnung suchen?

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.

Anzeiger

Nr. 17.

Erscheint Dienstag vierteljährlich 1 .

Sie,

welche im Laufe d in der Beschäftigu stattet haben (Z ^ Abs. 1 und Abs. 1892) werden ano erstatten.

Bei dieser daß sie nach den 26. März 1892 i höchstens 14 Tage machen und von Abschrift vorzulegl Den 28. Ja

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In der Verlas Bauers dahier, wi dahier gestandene hiesiger Markung

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