1300 000 Fr. auszuweiscn, dem Herz die Liste der bestochenen Personen. Herz benutzte diese Liste zu neuen Erpressungen, die Baron Reinach schließlich in den Tod trieben. — Die Förmlichkeiten über die Auslieferung Cornelius Herz' sind dem Vernehmen nach nunmehr erfüllt; die Aktenstücke sind der französischen Botschaft in London zugestellt worden.
Die französische Regierung hat bei der englischen die Auslieferung des Cornelius H erz erwirkt. Dieser liegt aber krank in seinem Hotel in Bournemouth und kann vorläufig nicht transportiert werden. Ein Teil der französischen Presse hat der Reihe nach fast sämtliche fremde Botschafter mit Ausnahme des deutschen beschuldigt. in die Panamageschichte verwickelt zu sein, d. h., Panamagelder angenommen zu haben. In Rom, Wien, London, Petersburg herrscht darüber eine hochgradige Erbitterung und sämtliche Großmächte erwägen gegenwärtig den Gedanken, ob sie nicht ihre Botschafter aus Paris abberufen und durch einfache Gesandte ersetzen sollen. Deutscherseits hat man sich schon bereit erklärt, einem derartigen Schritt der übrigen Großmächte sich anzuschließen. Daß hier Rußland mit den Dreibundmächten Hand in Hand geht, geniert die Franzosen am allermeisten, weil dadurch das Bündnis mit Rußland in einem äußerst düstern Lichte erscheint.
Unterhaltender Teil.
Meine erste Liebe.
Humoreske von Karl Keller.
(Fortsetzung l.i
Die Gesellschaft war schon zahlreich versammelt, aber ich hatte nur Augen für sie, die „wie ein Gebild aus Himmelshöhen" von einem Kreise junger Mädchen umringt, am Klavier stand. Sie setzte sich, um ein von der Gesellschaft gewünschtes Lied vorzutragen. Wie himmlische Sphärenmusik klangen die Töne in mein Ohr und ich fühlte mich emporgehoben über die schale Alltäglichkeit.
„Nicht wahr, Fritzchen," sagte mein Onkel, „das bringst Du nicht fertig? Da wirst Du noch viel lernen müssen."
Ich hatte meinen Onkel von Herzen lieb, aber in diesem Augenblicke grollte ich ihm fürchterlich. Er hatte wieder das abscheuliche Wort ausgesprochen, er hatte mich „Fritzchen" genannt — er hatte mich wie ein Kind behandelt und sie — o sie lächelt — lächelte über meine Schmach. Aber wie» konnte ich dieses Lächeln nicht als ein Zeichen des Einverständnisses betrachten. wollte sie mir nicht durch dasselbe kundgeben, daß sie die Lächerlichkeit der Bemerkung des Onkels erkannt habe? Ja. es mußte so sein; Elise wußte es. daß ich den Kinderschuhen entwachsen war, sie wußte, daß ich sie liebte und der Mann war, meine Ansprüche auf sie geltend zu machen.
Ich fühlte ein unendliches Mitleid mit den armen Kreaturen, die sich die denkbarste Mühe gaben, sich an sie heranzudrängen und einen Blick ihres strahlenden Auges zu erlangen. Unter diesen jungen Männern that sich besonders einer hervor, ein hochaufgeschossener Mensch mir langen Haaren.
Er behauptete, daß er Maler sei. und die Gesellschaft wurde nicht müde, ein Bild, welches er kürzlich ausgestellt hatte, in übertriebener Weise zu loben. Ich hatte die Klcxerei noch nicht gesehen, aber ich war überzeugt, daß das Geschmiere die albernen Lobsprüche in keiner Weise verdiente. Ich haßte den Menschen, er war mir von ganzer Seele zuwider und ich glaube, ich hätte ihm mit größter Seelenruhe die Frackschöße abschneiden können, nur um ihn in seinem Aufzuge vor Elise lächerlich zu machen. Er drängte sich in unverschämtester Weise an sie heran, sagte ihr fade Schmeicheleien und hatte den traurigen Mut, ihr das entfallene Taschentuch vom Boden aufzuheben, obwohl ich hinzugestürzt war, um den Dienst selbst zu verrichten. Der Unverschämte hörte nicht auf» ihr das albernste Zeug vorzuschwatzen; aber ich wollte ihn schon klein machen, ich wollte ihm einmal zeigen, wie man ein gebildetes Mädchen
zu unterhalten habe. Ich wich nicht von Elisens Seite, und dreimal machte ich den Versuch, ein Gespräch mit ihr anzuknüpfen, aber der lange Mensch ließ mich nicht zu Worte kommen, sondern that, als ob ich gar nicht vorhanden wäre. Ich sah wohl, wie peinlich sich Elise durch die Zudringlichkeit des Gecken berührt fühlte; sie errötete. wenn er sprach, und schlug den Blick zu Boden. Da ich nicht zu Worte kommen konnte, wollte ich dem herrlichen Mädchen wenigstens auf andere Weise ein Zeichen meiner Liebe geben. Ich ging in ein Nebenzimmer und nahm aus meiner Tasche ein Marzipanherz, das ich für Elise gekauft hatte. Ich packte es in ein rosafarbenes Papier, nachdem ich vorher einen weißen Streifen darum geklebt hatte. Auf den Letzteren hatte ich die tiefempfundenen Worte geschrieben:
„Dies Zuckerherzchen, süß und fein,
Soll Sinnbild uns'rer Liebe sein."
Ich kehrte in den Salon zurück und hielt mich in der Nähe Elisens auf. In einem günstigen Moment trat ich auf sie zu und drückte ihr das Herz heimlich in die Hand, sie nahm es und warf mir einen freundlichen Blick zu. Dieser Blick mochte mich bis in das Innerste erbeben. Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre so wahnsinnig gewesen, in Gegenwart aller Leute vor ihr auf die Kniee zu fallen, um ihr zu sagen, was mein Herz bewegte.
„Fritz", sagte sie plötzlich zu mir, und ich lauschte klopfenden Herzens ihren Worten, „wollen Sie nicht so gut sein, mir den Fächer zu holen, den ich im Nebenzimmer liegen ließ?"
Ob ich so gut war! Ich rannte wie besessen davon und trat dem langen Maler, der mir in den Weg kam. so heftig auf den Fuß, daß er laut aufschrie. Das Subjekt hatte natürlich Hühneraugen, und es war eine Wonne für mich, daß ich ihm den Schmerz zugefügt hatte. Nach einigem Suchen h-t^ich den Fächer gefunden und ich stürzte in den Safock''zurück. In meinem Eifer war ich so blind7 daß ich den Bedienten, der eben Gefrorenes herumreichte, nicht beachtete und so heftig gegen ihn anstieß, daß der Mann sich im nächsten Moment auf dem Boden kugelte. Ich Unglücklicher hatte damit noch nicht genug, ich mußte so tölpelhaft sein, über den Liegenden zu stolpern und mich meiner ganzen Länge nach auf dem Boden auszustrecken. Ich blieb regungslos liegen, die Sinne vergingen mir fast vor Aerger und Scham, und ich hatte ein unbestimmtes Gefühl, als ob es wohl das Beste sei, mich nie wieder zu erheben. Dennoch erhob ich mich endlich, denn ich sah ein, ewig konnte ich nicht so liegen bleiben. Als ich dastand, ließ ich den Blick an meine Figur Hinuntergleiten, und beinahe wäre ich zum zweiten Male vor Scham und Schrecken zur Erde gesunken, denn mir war beim Fall ein fürchterliches Malheur passiert — ein Unglück. dessen ganze Größe nur derjenige schaudernd empfinden kann, der gleich mir in einer so entsetzlich peinlichen Lage war. Mein Beinkleid — es war mir infolge meines starken Wachstums etwas zu eng geworden — hatte am Knie einen klaffenden Riß bekommen und das weiße Unterkleid grinste höhnisch hervor. O, wie gern hätte ich in diesem Augenblick an einem einsamen Froschtümpel gesessen, und selber mitgequakt, statt in dieser schauderhaft lächerlichen Verfassung vor ihr zu stehen unter dem großen Kronleuchter, der ein impertinent Helles Licht verbreitete. Ich war wie vernichtet, ich fühlte auch, daß der lange Mensch, der wieder neben ihr stand, mich voll teuflischer Schadenfreude anglotzte.
„Machen Sie sich nichts daraus, junger Mann," sagte der Unverschämte nun gar zu mir. „das kleine Unglück ist leicht zu kurieren."
„Lassen Sie mich in Ruhe," sagte ich schroff, aber mit Würde, „meine Hose geht Sie gar nichts an."
„Ei, was ist das, Junge," sagte mein Onkel, „was fällt Dir ein?"
„Ich weiß nicht, weshalb Sie mich Junge nennen, Onkel," erwiderte ich tief verletzt.^
Der Onkel sah mich ganz erstaunt an und schüttelte den Kopf. —
„Lassen Sie ihn," flüsterte Elise, aber ich verstand jedes Wort, „lassen Sie ihn, er scheint' ein Glas Wein getrunken zu haben, ich fürchte, es ist ihm nicht gut bekommen. Bringen Sie ihn zu Bett."
(Forschung folgt.)
(Folgendes Zollkuriosum) erregt in Apenrade Heiterkeit: Ein Hofbesitzer aus der Umgegend bestellte kürzlich einige Apfelbäume auf der dänischen Insel Fühnen. Die Bäume wvr> den abgesandt, kamen indes nur bis Hadersleben' : die dortige Zollverwaltung fand die Sendung i verdächtig und forderte den Besteller auf. 4 ^ i einzusenden, damit die Bäume auf — Rebläuse untersucht werden könnten. Daß Aepfelbäume aus dem kalten nordischen Fühnen, wo kaum eine Rebe wächst und keine Traube reifen kan - von der Zollverwaltung als reblausverdäch ^ angesehen werden, ist belustigend; die Dänen werden auf diese „Entdeckung" nicht wenig stolz sein.
Ein „Scherz." Dem 5jährigen Sohn einer Arbeiterin in einem Dorfe des Kreises Deusch-Krone wurde dieser Tage „scherzweise" soviel Branntwein zu trinken gegeben, daß das Kind an den Folgen des übermäßigen Spiritusgenusses verstarb.
(Entschuldigt.) Bei der Verteidigung der Festung Küstrin während des siebenjährigen Krieges waren große Fehler vorgekommen. Als sich der Kommandant dieserhalb bei Friedrich dem Großen entschuldigte, antwortete dieser ganz ruhig: „Er hat recht, Er kann nichts für die Dummheiten. Der Fehler liegt an mir selbst, warum habe ich auch einen solchen Esel, wie Er ist, zum Kommandanten gemacht!"
(Licht und Butter.) Man darf die Butter nicht dem Tageslichte aussetzen, wenn dieselbe sich frisch erhalten soll. Professor Dr. Soxhle! in München hat nachgewiesen, daß das Butterfett im Lichte rasch talgig wird und zwar im Tageslichte, sowie im blauen und violetten am leichtesten. Es empfiehlt sich daher, Butterglocken aus rotem oder gelbem Glase zu benutzen, welche die wirksamen Lichtstrahlen abhalten. Das Bedecken der Butter mit grünen Blättern, wie dies auf den Märkten zu geschehen pflegt, ist durchaus zweckentsprechend, weil der grüne Farbstoff die schädlichen, brechbaren Lichtstrahlen in unwirksame verwandelt. Die Bauernpraxis hat also einmal wieder, lange vor der theoretischen Begründung, das Rechte getroffen.
(Honig als Mittel gegen aufgesprungene Hände.) Honig mit frischer ungesalzener Butter oder mit Glyzerin gemischt und auf die ausge- ! sprungene Haut zu wiederholten Malen aufge- ! tragen, beseitigt das Uebel, wie Versuche hinreichend bekunden, in kurzer Zeit.
Auflösung der Charade in Nr. 14.
Kaiserkrone.
Silben-Rätsel.
aoll ä äs, 6 oi öl 6^ tk kt lls, llol io in lau li Io non nZ ni non o o ost p xs rub 8 8ö 36N 8te tllri wertst 2UV.
Aus vorstehenden Silben lassen sich zwölf Wörter bilden, deren Anfangsbuchstaben von oben nach unten und deren Endbuchstaben von unten nach oben je den Namen eines deutschen Kaiserhauses ergeben. Die Wörter bezeichnen:
1. einen Teil einer preußischen Provinz, ^
2. ein deutsches Binnenmeer.
3. einen Strandsee an der Ostsee, i
4. einen Schlachtenort in Ostpreußen,
5. einen rechten Nebenfluß des Mains,
6. eine Handwerkervereinigung,
7. ein Fürstentum in Schlesien,
8. ein deutsches Reichsland.
9. einen rechten Zufluß des Unterrheins,
10. eine Stadt in Thüringen,
11. einen ital. Fluß, bekannt durch Cäsar.
12. eine Rheininsel bei Bonn.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.
Anzeiger
Nr. 16.
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