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Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg- (Einges.) Wir möchten nicht versäumen, auch an dieser Stelle noch auf den Liederabend hinzuweisen, den Frl. Bäth, Konzertsängerin aus Pforzheim, heule im Gast­hof zur Sonne giebl. Die beliebte Sängerin ist ja hier nicht unbekannt; es steht noch in guter Erinnerung, mit welcher Liebenswürdigkeit Frl. Bäth bei dem Kirchenkonzert des Kirchen­chors im letzten Frühjahr mitwirkte und wie groß die Anerkennung war, welche damals ihr Gesang überall gefunden hat. Heute wird sie einige ihrer besten Lieder zu Gehör bringen; die vortreffliche Schulung der sympatischen Stimme und der durchdachte, temperamentvolle Vortrag werden sich auch im Konzertsaal aufs Beste be­währen. Die sehr geschickte Auswahl der Lieder bürgt für reiche Abwechslung. Bei dem Wenigen, was in oiesem Winter in musikalischer Beziehung hier geboten wurde, werden sich die Freunde des Gesanges den bevorstehenden Genuß sicher­lich nicht entgehen lassen. Wir wünschen der geschätzten Konzerigeberin den besten Erfolg.

ZK Ellmendingen, 23. Jan. Gestern Sonmag abend gegen 6 Uhr ist hier Feuer ausgebrochen, wodurch das Wohnhaus mit Scheuer und Stallung der Witwe Bodamcr in Asche gelegt wurde. Das Feuer soll in der Scheuer ausgebrochen sein.

Deutsches Weich.

Am deutschen Kaiserhofe ist man eifrigst mit den Vorbereitungen für die am 25. Januar staltfindende Hochzeit des Prinzen Friedrich Karl von Hessen und der Prinzessin Margarethe von Preußen beschäftigt, da Kaiser Wilhelm die Vermählung seiner jüngsten Schwester mit be­sonderem Glanze gefeiert wissen will. Zahl­reiche fürstliche Gäste werden durch ihre Gegen­wart das bevorstehende Hochzeitsfest im deutschen Kaiserhause verherrlichen, doch ist noch nicht ganz gewiß, ob die geladenen Fürstlichkeiten auch alle erscheinen.

Das Reichslagsplenum hielt am Mitt­woch nach Erledigung der erstmaligen Lesung der Branntweinsteuer-Vorlage einen sogenannten Schwerinstag- ab. bei welchem sozial- und wirtschaftspolitische Anträge des Zentrums wie der Konservativen auf der Tagesordnung standen. Diejenigen der Zentrumspartei beziehen sich auf Abänderung der Konkursordnung, des Genossen­schaftsgesetzes und der Gewerbeordnung (Verbot des Hausierhandels), während die Anträge der Konservativen auf Einführung des Befähigungs­nachweises im Handwerk, Einschränkung der Rechte der Konsumvereine, der Abzahlungs­geschäfte und des Hausierhandels, sowie auf Er­weiterung der Befugnisse der Innungen u. s. w. zielen. Doch gelangten nur die konservativen Anträge zur Debatte und auch hierbei war fast nur vom Befähigungsnachweis die Rede, welche Frage ja im Reichstage schon öfters des Langen und Breiten erörtert worden ist. Freunde wie Gegner des Befähigungsnachweises brachten da­her tn der Mütwochsdiskussion im Großen und Ganzen nur die alten bekannten Gründe für und wider den Befähigungsnachweis zum Vor­schein. Energisch wurde derselbe von dem säch­sischen Konservativen Ackermann befürwortet, welcher auch für die übrigen erwähnten Forder­ungen seiner Partei entschieden eintral. Zu Gunsten des Befähigungsnachweises sprachen ferner noch die Zentrumsleute Metzner u. Hitze, sowie der Pole v. Dziembowskl-Panian; gegen diese Forderung erklärten sich die freisinnigen Schräder und Dr. Hirsch, sowie die Sozial­demokraten Stolle uno Bock. Schließlich ge­langten die Anträge des Befähigungsnachweises und der Erweiterung der Jnnungsrechte gegen die Stimmen der Freisinnigen, Nationalliberalen und Sozialdemokraten zur Annahme; eine prak­tische Folge werden aber diese Beschlüsse ange­sichts des Schweigens der Regierung schwerlich haben. Am Donnerstag begann das Haus die Generaldebatte über die Börsensteuer-Vor­lage. Der Entwurf schlägt die durchgehende Verdoppelung der Stempelgebühr für Kauf- und Anschaffungsgeschäsre unter einer entsprechenden Abstufung der neuen Steuer vor, der jährliche

Gesamtertrag der dergestalt erhöhten Börsen- steuer ist aus 26 Millionen Mark veranschlag«. In seiner die Regierungsvorlage begründenden Rede betonte der Schatzselretär v. Maltzahn- Gültz, der Gesetzentwurf bezwecke namentlich die Heranziehung der wohlhabenden Bevötkerunqs- klassen zu den aus der Heeresvorlage erwachsen­den Mehrkosten. Im weiteren Verlaufe seiner Darlegungen trat Herr v. Maltzahn der An­schauung entgegen, daß die neue Steuer von der Börse nicht ohne empfindliche Schädigung ihrer Interessen getragen werden könne und wies er auch die übrigen gegen den Entwurf in der Tagesdiskussion erhobenen Borwürfe zurück. Der erste Redner aus dem Hause, der Freisinnige Siemens hob hervor, daß die Vorlage in ihren Wirkungen lediglich die Bereinigung des ganzen Kreditsgeschäfts in wenigen großen Finanz- institutcn auf Kosten der kleineren zur Folge haben würde, und eine solche Situation wäre durchaus nicht wünschenswert. Namens der Konservativen erklärte Avg. Dr. Mehnerl, daß dieselben der neuen Börsensteuer sehr sympatisch gegcnübcrstünden und für eine noch weit stärkere Versteuerung der Börse seien. Speziell bezeich­net!« er als hierzu geeignet die Differenz-Ge­schäfte und befürwortete Abgeordnete Mehnert weiter die Einführung eines einheitlichen erhöh­ten Emissionsstempels für auswärtige Anleihen. Der hierauf zum Worte gelangenbe Sprecher der Sozialdemokraten,.Abg. Singer, wandte sich im Allgemeinen gegen die vorgeschlagene Börsen­steuer. Verletzend wirkten die mannichfachen persönlichen Spitzen in der Rede Singers, be­sonders, da dieselben sich vorwiegend gegen be kannte Parlamentarier richteten. Die Reihe der Reden des Tages beschloß Dr. v. Marquardsen (nat.-lib.), welcher durchblicken ließ, daß seine Partei der Erhöhung der Börsensteuer schließ­lich zustimmen werde.

Halle, 21. Jan. DieSaale Zeitung­meldet, die Cholera-Epidemie sei im Zunehmen. Es seien siebzehn Neuerkrankungen und zwei Todesfälle festgestelll; bisher seien 63 Erkrank­ungen und 19 Todesfälle vorgekommen.

Baden-Baden, 19. Jan. Die Gesamt­kosten für die Kanalisation der hiesigen Stadt einschließlich Kläranlagen sind auf 1 600 000 veranschlagt. Man hofft schon in diesem Jahr ein Stück Arbeit hinter sich zu bringen.

Mannheim, 20. Jan. Auf dem Rheine tummelt sich eine zahlreiche Menschenmenge. Fast überall kann der Rhein vollständig über­schritten werden. Gestern legte eine Anzahl waghalsiger junger Leute den Weg von der Rheinbrücke bis zur Mündung des Neckars in den Rhein auf der Eisdecke des Rheins zurück. An der Neckarspitze bogen die Burschen in den schon seit Wochen vollständig zugefrorenen Neckar ein, um denselben auswärts bis zur Neckarbrücke zu wandern, ein Unternehmen, dessen sich die bekanntenältesten Leute" hier nicht entsinnen können.

München, 19. Jan. Vor einer Zeit war bekanntlich der Naturarzt Pfarrer Kneipp aus Wörishofen als Gast zur Hoftafel hinzugezogen worden und sollte sich dort, wie berichtet wurde, ziemlich sonderbar benommen haben. Heute wird nunmehr aus Augsburg gemeldet, daß der Prinzregent dem Pfarrer sein Bedauern und seine Mißbilligung über die Angriffe ausge­sprochen habe, deren Gegenstand dieser aus An­laß der erwähnten Gelegenheit in verschiedenen Zeitungen gewesen sei.

Hagenau. 17. Jan. DieHag. Ztg." meldet: Gestern konnte man hier trotz des hohen Schnees einen jungen Mann auf einem Zweirad, eigentlich Einrad, beobachten, welcher sich rasch und sicher durch die Straßen bewegte. Das Vorderrad war einfach wcggenommcn und an dessen Stelle ein jchlittenartiger Bügel befestigt. Die Einrichtung rührt von einem Mechaniker aus Hagenau her, welcher dieselbe an jedem Zweirade anbringen kann. Die Vorrichtung ist nicht mit großen Kosten verbunden.

88 Ispringen. 23. Jan. Gestern Nacht mußte noch ärztliche Hilfe von Pforzheim her­beigeholt werden. Der hiesige 20 Jahre alte Bauernsohn August Augenstetn wurde von dem im gleichen Alter stehenden, als Raufbold be- j

kannten Bijoutier Wüst durch einen Stich in den Rücken lebensgefährlich verletzt.

Neue

Schutzmaßregeln gegen die Schwindelkonkurrenj. !

Bekanntlich haben viele Geschäftsleute und Gewerbetreibende von einer gewissen unlauteren I Konkurrenz noch viel mehr zu leiden als von j der Konkurrenz großer Unrernehmer, und das Schlimme dabei ist, daß eine ganze Anzahl der unlautersten Geschättskniffe nach dem Stande ^ der heutigen Gesetzgebung enliveder gar nicht oder doch nur ganz ungenügend geahndet werden ' « können. Die vielen Geschäfte und Geschäfts­praktiken, welche der solide Geschäftsmann und > auch die öffentliche Meinung als schwindelhaft i bezeichnen, und die sich uns als Schundindustrie, Ramschhändler (Marktschreier), Schleuderer und Veranstalter schwindelhafter Ausverkäufe in nach­teiliger Weise bemerkbar machen, müssen bekämpft Werden, und neben der Belehrung in der Presse gegen solche Auswüchse und der Anwendung genossenschaftlicher Maßregeln gegen Schleuderer und Schwindler kann nur eine Reform der Strafgesetze über den Betrug in dieser Hinsicht Wandel schaffen. Volle Zustimmung würde daher ein Antrag im Reichstage in allen be- teiligten Kreisen finden, welcher bezweckt, die­jenigen Händler und Unternehmer zu bestrafen, welche wider besseres Wissen dem kaufenden Publikum unwahre Thalsachen in ddr Absicht vorjpiegeln. um große und nach der Sachlage ungerechte Gewinne zu erzielen, denn die letztere Tyatsache oder doch deutliche Absicht muß vorhanden sein, um eine Strafe nach dem Grundgesetze der Strafprozeßordnung aussprechen ! zu können. Bekanntlich hat die Zentrumspartei im Reichstage einen ähnlichen Antrag einge­bracht und wenn derselbe in seiner jetzigen Fassung, teils weil er die Voraussetzung der Schädigung durch schwindelhaftes Geschäftögebahren nicht scharf genug ausspricht, teils weil er zu gelinde Strafen für schwere Schwindelfälle beantragt, auch nicht Gesetz werden wird, so ist doch zu boffen, daß dieser Antrag und die daran ge­knüpften Debatten, die Regierung, den Reichstag und die öffentliche Meinung auf eine gewisse .. Sorte raffinierter Schwindeleien aufmerksam machen werden, die im Interesse der soliden Geschäfte und zumal des Kleinhandels am Platze und schließlich auch zur Hebung der öffentlichen Moral bekämpft werden müssen. Zu solchen Schwindelmanipulationen gehörtauch der Kunden­fang durch Schwindelfirmcn, welche sich durch Strohmänner die Namen berühmter Firmen aneignen, und der unlautere Wettbewerb, der dadurch entsteht, daß ein unehrenhafter Konkur­rent durch Bestechung des Personals seines Kon­kurrenten in dessen Geschäftsgeheimnisse gelangt.

Württemberg.

Ihre Majestäten der König und die Königin sind am Samstag abend 9 Uhr 10 Min. mittelst Sonderzugs nach Wien abgereist.

Die Schwurgcrichtssitzungen des 1 Quartals, l. I. in Tübingen beginnen am Montag den 13. Februar.

Stuttgart, 21. Jan. Der Landtagsab­geordnete Frhr. v. Woellwarth sprach in einer Versammlung des deutschconservativen Vereins über die Militärvorlage. Er betonte ihre Notwendigkeit unter dem Hinweis auf Frank­reich. Die Versammlung nahm einstimmig einen Beschluß au, der den Wunsch ausspricht, die Regierung und der Reichstag möchten durch gegenseitiges Entgegenkommen eine Verständigung über die Vorlage herbeiführen. Hierzu sei die gesetzliche Feststellung der zweijährigen Dienstzeit für die Fußtcuppen unerläßlich. Bei der Deck­ung seien die wirlschafllich Schwachen zu schonen. Zeitgemäß sei in erster Linie die Erhöhung der Börsensteuer.

Ausland.

Die Pariser Stimmungsberichteüber s den Panama-Skandal künden eine entschei- s dende politische Folge desselben als unmittelbar bevorstehend an, nämlich die Kammerauflösung.

Es heißt, Präsident Carnot sei fest entschlossen,

> nach Beendigung des gerichtlichen Panama-Pro, .

zesses gegen Karl v. dicht vor seinem Ai Ribot mit der Auflö zu beauftragen. S Frankreichs diesen gl That aussühren. d noch schwebenden Einz in der voraussichlli Wahlbewegung alsbo lein Schaden wäre. Cabinet Ribot durck sremden Zeilungskori überhaupt Frankceicl geben. Denn es n ein paar Dutzend Pa werden, da gerade von einheimischen Gerüchte betreffs de gebracht worden sin! die Regierung mit e men. nach welchem Staatsoberhäupter u treter in Paris zuch sollen, da hätte si bis die tollsten Gesc mann erzählt morde

Paris. 21. Jl hundertjährigen Gl König Ludwigs XVI Stadt und der Prot Messen verliefen ohi

Aus Ungarn derN. Fr. Presse» im Walde von Kc Tage die Wölfe d> In einzelnen Gemei tals wagen die Bew Häusern, da insolc Wölfe in ganzen R

Lu;

Ich sterbe ust Feinden, ich bitte über Frankreich kon

Es sind am he her, daß der ungliu Ludwig XVl. mit j, gerüste sein schmer Der letzte Wunsch d nicht in Erfüllung ist über Frankreich Strömen. Aufruhr Periode der Staat! ung ist das letzte > Geschichte gewesen.

Und heule, hu« bade der Revolutii Wirrungen und S ganz so blutig, wi alle Welt beleckt, I lichen Umwälzungen spritzt heute in F> empor, an Stelle Bestochene, den Thi die GöttinBörse welcher die Staats forlträgt, führt nie zur Schande. Dc Moral saust herab ihm zum Opfer.

Ehre verloren, des Panama-Schwu tot. moralisch tot; Brandmal wird in Thaten zeugen. EI Jener unglückselige loren. Was man il seiner Ehrenhaftigke an seinem ehrliche worden. Hoch steh den Opfern des wie das Blutgerüst, dem Schmutz, in de und Volksvertreter

Ludwig XVI. kann dies bestreiten sittlicher Unbescholte Herzensgüte gewan! hat er, auch wo er Volkes im Auge