orleanistischen Partei. In ihm empfiehlt er, alle konservativen Kräfte ohne Unterschied zu vereinigen und die Regierungsform nicht zur Diskussion zu stellen, jedenfalls sich zu organisieren für einen etwaigen unvorhergesehenen Fall und für die Wahlen. Graf d'Houssonville war kürzlich beim Grafen von Paris in Madrid, um sich neue Weisungen zu holen, und der „Figaro" brachte dann die Grundzüge einer neuen orleanistischen Verfassung.
Den Engländern ist in Aegypten plötzlich eine große Sorge erwachsen. Der junge Khedive daselbst hat plötzlich sein Ministerium größtenteils mit andern Männern besetzt, ohne die Engländer zuvor zu fragen. Letztere wittern dahinter eine Jntrigue Frankreichs und Rußlands; sie protestieren gegen das neue Ministerium und drohen dem Khedive, der nicht nachgeben will, mit dem Schicksal seines Großvaters Ismail, welcher bekanntlich unter dem früheren Ministerium Gladstone nach dem Bombardement von Alexandrien durch die englische Flotte kurzer Hand abgesetzt wurde. Die Verlegenheit ist für die Engländer um so größer, da der Khedive offenbar die ägyptische Bevölkerung vollständig auf seiner Seite hat, trotz der gegenteiligen Versicherungen englischer Blätter. — Der Sultan von Marokko hat den Engländern Genugthuung für die Ermordung eines englischen Unterthans durch die marokkanische Polizei versprochen, Aber er hat seinem Minister des Auswärtigen keine Rüge erteilt, weshalb man seine Antwort als nicht befriedigend bezeichnet. Der Khedive hat sich zuletzt doch einschüchtern lassen, die abgesetzten Minister wieder ernannt und den englischen Gesandten um Entschuldigung gebeten. Nun kann Gladstone erleichtert auf- atmen.
Bulgarien, Fürst Ferdinand soll beabsichtigen, demnächst nach England zu reisen, um sich mit der Prinzessin Helene von Orleans zu verloben.
Im kleinen Serbien sind in der letzten Zeit wiederholt arge Exzesse vorgekommen. Das liberale Ministerium geht energisch gegen die serbischen Radikalen vor, weil diese nicht nur mit der Regierungskasse räuberisch umgingen, sondern auch in einzelnen Gemeinden, wo sie die Herrschaft erlangten, mit den öffentlichen Geldern ihre eigenen Taschen gefüllt haben. Nun wollen die radikalen Gemeinderäte nicht abtreten, nachdem ihre Absetzung ausgesprochen ist, weshalb es wiederholt zu Aufläufen und Blutvergießen kam.
Unterhaltender Heil.
Ein interessanter Fall.
Kriminal-Novelle von F. von Rothenburg.
(Schluß.)
Der Staatsanwalt erwiderte nichts; er blickte aufmerksam auf die Ohnmächtige, welcher die Frau des Gefangenwärters Hülfe leistete. Bald schlug Aranka die Augen wieder auf, die mit dem Ausdruck starren Entsetzens auf dem Staatsanwalt hafteten.
„Wollen Sie Ihr Verbrechen eingestehen? frug dieser kalt.
„Eingestehen? Was denn? Ich habe doch nichts gethan!" rief sie, die Hände ringend.
„Haben Sie am Montag Abend und die Nacht vom Montag zum Dienstag im Hotel zum Löwen in Mainort logiert?"
„Allerdings!" erwiderte sie stockend.
„Aha!" Ein Blitz der Freude brach aus den Augen des Staatsanwalts. „Wann verließen Sie das Hotel?"
„Nachts!"
„Warum?"
„Weil mein Gatte — sich vergiftet hatte!" Sie stieß diese letzten Worte mit sichtbarer Anstrengung hervor, bedeckte dann ihr Gesicht mit den Händen und brach in ein convulsivisches Schluchzen aus.
„Vergiftet? Sie wollen sagen: Erdolcht?" frug der Staatsanwalt.
„Nicht doch, vergiftet! O. wir wollten ja Beide zusammen in den Tod gehen; aber ich
vermochte es nicht. Ich bin ja noch so jung! Ich kann nicht sterben, jetzt noch nicht!"
„Warum wollten Sie sich vergiften?"
„Weil wir einander nicht angehören durften!"
„Warum dies nicht?"
„Seine Eltern wollten in ihrem Adelstolz nicht leiden, daß er mich, die arme Zigeunerin, zur Gattin nahm."
„Seine Eltern? Wie heißen die?"
„Der alte Baron Hönika und die Frau Baronin!"
„Haben Sie gesehen, daß Ihr Gatte — aber Sie waren nicht wirklich verheiratet?"
„Doch!"
„Wann und wo?"
„Vor einem Vierteljahr — in Wien!"
„Haben Sie die Dokumente darüber?"
„Ich nicht — mein Gatte bewahrte sie
auf!"
„Es ist aber nichts bei ihm vorgefunden worden!"
„Er trug sie in der roten Brieftasche in der inneren Brusttasche seines Rockes!"
„Eine solche Brieftasche ist nicht gefunden worden. Doch erst das Wichtigere. Haben Sie gesehen, daß Ihr Gatte sich vergiftete?"
„Ja!"
„Was für Gift nahm er?"
„Ich weiß es nicht! Er hatte es sich schon früher verschafft."
„Und was thaten Sie. als Lue dies sahen?"
„Ich bekam einen furchtbaren Schreck. Ich küßte ihn und umschlang ihn, bis das Gift zu wirken begann und er sich in Zuckungen wand!"
„Warum riefen Sie nicht um Hülfe?"
„Er hatte es mir auf das strengste verboten!"
„Hm hm. Und dann?"
„Dann war er auf einmal so lang und starr — er hatte ausgelitten. Da floh ich. von namenlosem Entsetzen gepackt. Mir war immer, als sähe mich sein gebrochenes Auge drohend an, als forderte es mich auf, mein Versprechen zu halten ui»d ihm nachzusolgea in den Tod! Und ich wollte noch nicht — sterben, so sehr ich ihn geliebt."
„Sie flohen also. Auf welche Weise?"
„Ich nahm meine Sachen, die ich noch gar nicht ausgepackt hatte, und schlich die Treppe hinab. Der Portier saß in seiner Loge und schlief. Ich nahm ihm dem Schlüssel weg, der vor ihm lag, schloß auf und floh zum Bahnhof."
„Wohin wollten Sie?"
„Nach Hause!"
„Warum sind Sie denn hier ausgestiegen?"
„Sein bleicher Schatten schien mir zu folgen. In hielt es nicht mehr aus in der Eisenbahn."
„Und dann?"
„Dann bin ich hier umhergeirrt, bis der Mann in dem grünen Rock mich verhaftete."
„So! Nun. bitte, sagen Sie mir noch eins: Kennen Sie diesen Dolch?" Er hielt den Doch, mit dem der Mord vollbracht worden war, ihr vor die Augen.
„Gewiß! Diesen Dolch führte Franz stets bei sich! Bei Nacht legte er ihn immer auf den Stuhl neben seinem Bett!"
„Nun wie kommt es, daß der, mit diesem Dolch ermordet, aufgefunden wurde?"
„Mit diesem Dolch ermordet? Unmöglich!"
„Mit diesem Dolch! Leugnen Sie nicht! Sie selbst haben ihm den Dolch in die Brust gestoßen! Gestehen Sie, und machen Sie sich dadurch eines milderen Urteils würdig!"
„Ich kann nicht! Es ist ja nicht wahr!"
„Ihre schlau ersonnenen Märchen wird Ihnen kein vernünftiger Mensch glauben. Ich frage Sie — zum letzten Male: Wollen Sie gestehen oder nicht?"
„Ich bin unschuldig!"
„Schon gut. Gensdarm Köhler, holen Sie einen zuverlässigen Mann zur Begleitung, fesseln Sie diese Mörderin und transportieren Sie dieselbe in das Untersuchungsgefängnis nach Mainort!"
Eine zweite Ohnmacht umfing die Sinne Aranka's. Die Untersuchung nahm ihren Fortgang. Es ergab sich, daß der Ermordete in der
That Baron Franz von Hönika gewesen und die Angeklagte die Verhältnisse bis auf die der Mordnacht wahrheitsgetreu geschildert hatte. Merkwürdigerweise fand sich von den gestohlenen Pretiosen keine Spur. „Sie wird sie vergraben haben!" meinte der Staatsanwalt. Ohne an ! ein Resultat zu glauben, ließ er die Leiche des ! Verstorbenen exhumieren. Im Magen fand sich ! ein nicht unbedeutendes Quantum Arsenik. „Sie ! hat ihn erst vergiftet und dann, als dies nicht f ' rasch genug ging, ihm den Dolch in das Herz ! gestoßen!" erklärte der Staatsanwalt. Demge- f mäß formulierte er seine Anklage. Sein ge, ! schickles Plaidoyer überzeugte die Geschworenen umsomehr, als Aranka wie stumpfsinnig dasaß. die an sie gerichteten Fragen kaum beantwortete und nur immer wieder ihre Unschuld beteuerte. Der Obmann der Geschworenen verkündete das Schuldig, der Gerichtshof sprach die Todesstrafe aus! — — —
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Ein heiterer Sommermorgen strahlte aus den kleinen Hof des Gefängnisses zu Mainort herab, in dem Aranka hingerichtet werden sollte. Die geladenen Zeugen und die Berichterstatter der Presse standen in Gruppen, mit einander flüsternd, das grausige Schauspiel erwartend, das sich ihnen bieten sollte. Tiefer Ernst lag auf allen Gesichtern. Die Staatsanwaltschaft erschien in ihrer Amtstracht, endlich begann das Armesünderglöckchen zu läuten, der Henker mit seinem Gehilfen trat von dem Block, an dem er bisher gestanden, vor den Staatsanwalt. Aranka erschien, von zwei Gerichtsdienern mehr geschleppt als geführt, irren Blicks auf die schöne Welt starrend, der sie auf ewig Lebewohl sagen sollte. Sie hörte nicht, als der erste Staatsanwalt ihr das Urteil und die Bestätig. ^ ung desselben durch Seine Majestät vorlas, sie zuckte nur zusammen, als er den Stab über sie brach und sie dem Henker übergab. Schm führte dieser sie zum Block, um sie festschnallen zu lassen, schon ergreift er das Richtbeil, das! schon Hunderte von Leben zum Tode gebracht. ^ da — mit einem Male eilte raschen Laufes ein Gerichtsdiener herbei, der dem Ersten Staatsanwalt einige Worte in das Ohr flüsterte. Einen Augenblick stutzte dieser, dann gab er Befehl, mit der Hinrichtung inne zu halten. Alles schaute erstaunt auf, als Aranka in ihre i Zelle zurückgeführt wurde. Mit Blitzesschnelle ^ verbreitete sich die Kunde daß der Portier des Gasthofs eingestanden habe, daß er den Baron ermordet und beraubt. Durch die Flucht - Aranka's aufmerksam geworden, war er nach dem Zimmer des Barons geeilt, hatte, diesen für tot haltend, alles Wertvolle zusammengerafft, und, als der aus einem Staarkrampf erwachende Baron sich aufgerichtet, ihm den? Dolch in das Herz gestoßen. Nach abgelegtem f Geständnis hatte er sich durch Erhängen dem irdischen Richter entzogen.
Aranka wurde im Wege des Wiederaus- j nahme-Berfahrens freigesprochen. Die Damen der Stadt nahmen sich ihrer an und pflegten sie, bis sie eines schönen Tages verschwunden war. Wo sie geblieben, ob sie zu ihrem Stamme zurückgekehrt — Niemand weiß es!
(Aehnlichkeit.) Zwischen dem Nordpol und der Tasche in Frauenkleidern besteht die Aehnlichkeit. daß beide unzweifelhaft vorhanden, abei ! nicht zu finden sind.
(Begriffsverwirrung.) A.: Sie reden von sieben Musen, es sind doch neun!" B.: Ach jn. ich habe sie eben mit den sieben magern Kühen verwechselt!"
Rätsel.
R e i m s p i e l.
Suche zu jedem der nachfolgenden Wörter einen Reim. Werden dann die gefundenen Wörter zusammen gestellt, so entsteht ein Spruch ! von Goethe. ^
Ruh — zur — was — Knechte — drin -- weinen — Nachen —
Blaß — »andre — irrt — dich — ohn' - Don — gelber — lachen!
Redaktion, Druck und Verlag von Thrn. Meeh in Neuenbürg.
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Nr. 13.
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