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der „allgemeine Kladderadatsch" jenseits der Vogesen fertig, das ist wohl nicht zu bezweifeln!
In Italien scheint nun doch auch ein Skandal ausbrechen zu wollen. Einzelne Notenbanken. namentlich die Kanon äi Koma, scheinen ganz bedenklich gewirtschaftet zu haben.
Aus Frankreich. 17. Jan. Die Kälte, und die Schneestürme machen sich in Frankreich um so empfindlicher geltend, als sie im größten Teile des Landes sehr ungewohnte Gäste sind. Seit dem schrecklichen Winter von 1879 au^ 1880 weiß man sich solcher kalten Verhältnisse nicht zu entsinnen. Die Eisenbahnverbindungen sind säst in allen Teilen des Landes unterbrochen. Der Paris-Kölner Zug konnte beispielsweise infolge des gestern abends bei Paris ousge- brvchenen Schneesturmes nur mit 2'/>stündiger Verspätung in Köln eintreffen. Auch Bahnunfälle, wobei Personen verletzt wurden, sind vorgekommen. Selbst Nizza ist verschneit, sodaß das Pferderennen um einen Tag verschoben werden mußte. Die Citronen und Orangen glühen demnach nicht mehr „im dunkeln Laub", sondern im weißen Schnee.
Königgrätz, 17. Jan. Nahe bei der Stadt wurde eine aus 16 Personen bestehende Zigeunerfamilic erfroren aufgefunden.
Aus Graudenz wird berichtet: In Kulmsee sind 5 Kinder durch Kohlendunst erstickt. Die Mutter hatte vorzeitig die Ofenklappe geschlossen.
Bukarest, 18. Jan. Nach vorhergegangenem Frost und Schneefall ist anhaltender Regen eingetreten, infolge dessen Verkehrsstörungen und Ueberschwemmungsgefahr drohen.
(Beraubung eines Klosters). Eine Bande bewaffneter Räuber drang in das Franziskanerkloster Prego bei Alicante, ermordete den Prior Juarez sowie zwei Klosterbrüder und raubte die Klosterkasfe, worin sich eine Million an barem Gelde befand. Die Räuber entflohen.
Aus Afrika, 17. Jan. Wie die „Times" meldet, ist aus der Congo-Bahn zwischen Matadi und Amwose ein Eisenbahnunglück vorgekvmmen. Zwei mit Europäern und Eingeborenen besetzte Züge stießen zusammen. Ein mit Dynamit und Pulver beladener Wagen explodierte. Die Leute wurden größtenteils in Fetzen zerrissen. Der einzige Arzt wurde selbst schwer verwundet. Vier Europäer und 46 Schwarze sind tot.
Unterhaltender Heil.
Ein interessanter Fall.
Kriminal-Novelle von F. von Rothenburg.
Was die Juristen „einen interessanten Fall" nennen, das ist meist eine tief in das Schicksal eines Einzelnen oder einer ganzen Familie eingreifende Tragödie. So war es auch mit dem „interessanten Fall." der sich vor dem Schwurgerichtshof des Landgerichts zu Mainort abspielen sollte. Schon die Vorgeschichte des Prozesses war mysteriös genug: In dem „Goldenen Löwen." das feinste Hotel Mainorts, war eines Abends ein mit dem letzten Zuge aus der Residenz gekommener Herr in Begleitung einer jungen Dame eingekehrt, hatte sich in das Fremdenbuch als Baron von Herrndorf nebst Gemahlin, kommend aus Schöneberg, eingetragen und nach rasch genossenem Abendbrot hatten sich die beiden in die von ihnen bestellten drei Zimmer, auf jeder Seite ein Schlafgemach, in der Mitte ein Salon, zurückgezogen. Am andern Vormittag, als es immer später wurde, ohne daß das junge Paar erschien, hatte der Wirt wiederholt an die Thür pochen, und als dies Vergeblich blieb, dieselbe durch einen Schlosser öffnen lassen. Als man in das Schlafzimmer des jungen Mannes kam, lag dieser als Leiche in seinem Bett; ein Dolch mit sein ciseliertem Griff stak in seiner Brust. Bon der jungen Dame war keine Spur zu finden.
Dies war der Thatbcstand, wie er dem sofort herbeigerufenen ersten Staatsanwalt von dem Wirt mitgeteilt wurde. Der im Dienst ergraute Beamte nahm in Gegenwart des inzwischen eingetroffenen Untersuchungsrichters sofort eine Okularinspektion vor, nachdem er den Kreisphhsikus um sein sofortiges Erscheinen hatte
bitten lassen. „Mord oder Selbstmord?" Dies war die Frage, welche die beiden Herren sich zunächst vorlegten. Die erste Annahme schien mehr für sich zu haben. Hätte ein Selbstmord stattgefunden, warum dann die Flucht der jungen Dame? Sollte sie, von Entsetzen getrieben, geflohen sein? War es denn nicht viel natürlicher, wenn sie das Hotel alarmierte? Unbedingt hätte sie dies wohl gethan, wenn sie durch einen Mord erschreckt worden wäre. HcMe also Mord stattgefunden, so ruhte zum Mindesten ein sehr schwerer Verdacht der Schuld auf ihr!
Dieser Verdacht wurde fast zur Gewißheit, als der Kreisphysikus sein Votum dahin abgab, daß nach Lage der Sache, insbesondere mit Bezug auf die Richtung der Wunde, an einen Selbstmord gar nicht zu denken sei.
Wer aber war die junge Dame? Wer ihr Begleiter?
Der Staatsanwalt hatte nie von einer Freiherrlichen Familie von Herrndorf gehört. Aber die Wäsche des Ermordeten war mit einem H. und einer Freiherrnkrone gezeichnet. Nur ein Taschentuch trug die Buchstaben A. R. Es mochte wohl in die Wäsche vertauscht sein. Der Staatsanwalt beauftragte sofort seinen Sekretär, nach all den Orten, die den Namen Schöueberg tragen, zu telegraphieren, ob dort ein Baron Herrndorf bekannt sei. Ebenso wurden an allen Stationen der Mainort berührenden Bahnen Depeschen mit der Aufforderung gerichtet, eine junge Dame von hohem Wuchs, dunklen Haaren und Teint, mit schwarzem Kapothütchen, dunklem Mantel und grauem Reiseanzug bekleidet — so beschrieben sie der Wirt und der Oberkellner — falls sie sich über ihre Person nicht unzweifelhaft sicher ausweisen könne oder gar angebe, Baronin von Herrndorf zu sein, unverzüglich festzunehmen und telegraphisch Nachricht zu geben. Nachdem noch den Polizeibeamten der Stadt und den Gensdarmen der Umgegend entsprechende Mitteilungen gemacht worden waren, war alles geschehen, was vorläufig zur Ermittelung der Flüchtigen dienen konnte. Von dieser selbst fand sich nichts, was auf eine Spur hätte leiten können, als ein perlgrauer, kleiner Handschuh von Glaceleder. Geld, Uhr, Pretiosen fehlten ganz.
Wie mochte sie nur entkommen sein? Die Thür, welche vom Salon nach einem vor diesem liegenden, auf den Marktplatz hinausgehenden Balkon führte, stand offen. Aber das Hotel hatte ein hohes Souterrain und ein ebensolches Parterre; es war kaum vorauszusetzen, daß Jemand vom Balcon den Sprung von circa 30 Fuß wagen sollte, oder daß er anders, wie mit gebrochenen Gliedmaßen, unten ankäme. Von einer Strickleiter oder dergleichen war nicht die Spur zu finden. Der Portier behauptete auf das Bestimmteste, daß die Dame während der Nacht oder am Morgen bis gegen 10 Uhr das Hotel nicht verlassen habe. Um diese Zeit war er auf einen Augenblick abgerufen worden. Der Hausknecht der inzwischen seine Stelle vertreten hatte, hatte ebenfalls Niemanden herauskommen sehen. Es war auch sehr unwahrscheinlich, daß die Dame sich nach vollbrachter Thal noch so lange am Ort derselben ausgehalten haben sollte.
„Rätselhaft!" murmelte der Staatsanwalt, seinen langen grauen Bart streichend, und der Untersuchungsrichter pflichtete ihm bei.
Die abgehenden Depeschen hatten sämtlich ein negatives Resultat. In keinem Ort Namens Schöneberg war ein Baron von Herrndorf bekannt; nirgens war eine Dame, deren Signalement dem angegebenen entsprach, verhaftet worden. Nur der Stationsvorstand der ungefähr vier Meilen von Mainort entlegenen kleinen Station Wernsdorf bekundete, daß er ein junges Mädchen, auf welches die Beschreibung Paßte, den von Mainort kommenden Wagenzug habe verlassen >ehen. Sie habe auffallend blaß und verstört ausgesehen und sich schleunigst in der Richtung nach den großen herrschaftlichen Waldungen entfernt.
Sofort ordnete der Staatsanwalt eine Streife durch dieselben an, die aber zu keinem Resultat führte. Inzwischen wurde die Leiche des angeblichen Baron von Herrndorf beerdigt.
Am Abend des Begräbnistages jedoch traf eine Depesche aus Warnsdorf ein, daß der Gensdarm Köhler eine Dame, auf welche tue Beschreibung paßte und welche auf die Frage nach ihren Legitimationspapieren angab, deren nicht zu besitzen, auch hierbei augenscheinlich in Verwirrung geriet, verhaftet habe.
Der erste Staatsanwalt und der Untersuchungsrichter fuhren sogleich gemeinsam nach Warnsdorf. Ersterer übernahm das Requisi- torium:
„Sie heißen?"
„Aranka Rilagyi."
„Wo geboren?"
„Zu Gyriherza, Comitat Komorn."
„Ihre Ellern ?"
„Schmied Rilagyi."
„Wohnhaft?"
Sie stockte einen Augenblick. „Meine Eltern sind Zigeuner," sprach sie dann leise.
„So. Wie kommt es aber, daß Sie eine weit über den Stand ihrer Eltern hinausgehende Bildung genossen haben?"
„Meine Mutter war Amme bei der Tochter des Grafen Arpad Helgenyi. Mit meiner Milchschwester wurde ich erzogen."
„Hm. Und wie kommen Sie hierher?"
„Ich war mit meinem Gatten auf Reisen, bis . . .
„Nun? Bis?"
„Bis ich ihn verlor."
„Verlor? Wie kam das?"
„Das kann ich. Ihnen nicht erklären!"
„Mir nicht erklären? Warum nicht?"
„Ich kann es nicht!"
„Auch nicht, wenn ich Ihnen sage, daß ich gegen Sie die Anklage wegen Mordes erheben muß?"
„Wegen Mordes?" Einen Augenblick schaute sie mit weitgeöffneten Augen den vor ihr Stehenden an, als könne sie den Sinn seiner Worte nicht fassen; dann schwankte sie und wäre zu Boden gestürzt,-wenn der Untersuchungsrichter sie nicht aufgefangen hätte.
„Der Schlag traf zu hart!" murmelte dieser.
(Schluß folgt.;
(Unter glänzenden Festlichkeiten) fand die Verheiratung des Gouverneurs des Suezkanals Mahmud Pascha Riaz, mit der Tochter des verstorbenen Rasfam Pascha Ressim in Kairo statt. 1000 Gäste waren eingeladen. Die Feierlichkeiten erstreckten sich auf eine Woche. Arabische und europäische Festmahle von großer Pracht fanden statt; u. A. wurden 500 Schafe für die verschiedenen Mahlzeiten geschlachtet und außerdem wurde noch eine große Masse anderer Fleischsorten dabei gereicht. 70 Köche waren thätig und 100 Diener besorgten die Aufwartung.
(Kuriosum.) In einer Familie in Goldap ist der gewiß sehr seltene Fall vorgekommen, daß von einem Zwillingspaare das eine Kind am 31. Dezember 1892 und der Zwillingsbruder desselben am 1. Januar 1893 geboren wurde. Demgemäß ist auch die Eintragung in das Geburtsregister durch den betreffenden Standesbeamten bewirkt worden.
Um das Alter der Eier zu erkennen, löst man nach „Leipz. Bl. f. Geflz." 120 § Kochsalz in 1 I reinem Wasser auf. In die vollständige Auflösung legt man das zu prüfende Ei. Ist es vom selbigen Tage, so wird es auf den Boden des Gefässes sinken; war es vom vorhergehenden Tag, so wird es den Boden nicht erreichen; ist es drei Tage alt, so schwimmt es in der Flüssigkeit; ist es über 5 Tage alt so schwimmt es an der Oberfläche und ragt um so mehr über dieselbe hinaus, je älter es ist.
(Eine schöne Jnseratenstilblüte) leistet sich eine Zeitung in Speier: „Der Ausverkauf meines seligen Mannes findet zu bedeutend herabgesetzten Preisen fortwährend statt usw. Achtungsvoll Elise Schnaudigel Witwe, Wormserstr. 52."
Gkimidkl der hungernden Mel!
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.
Anzeiger
Nr. 12.
Erscheint Dienstag, vierteljährlich 1 ^
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