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konischen Regierungstruppen stattgefunden, bei welchen die letzteren wiederholt den Kürzeren gezogen haben sollen. Es heißt, die Erhebung bezwecke den Sturz der Regierung des Präsidenten Porfirio Diaz, der für mexikanische Begriffe allerdings schon außerordentlich lange am Ruder ist.
Im südlichen Afrika hat sich am Neujahrstage ein Ereignis auf dem Gebiete des Verkehrswesens vollzogen. Es ist nämlich an genanntem Tage die neuerbaute Eisenbahnlinie, welche Prätoria, die Hauptstadt der südafrikanischen Republik gleichen Namens, mit der Hafenstadt Port Elisabeth verbindet, eröffnet worden. Da die Linie Prätoria auch dieOranjä-Republik durchschneidet, so haben also die beiden Boern- freistaaten in Afrika nunmehr eine direkte Verbindung mit dem Meere erhalten, die freilich die Engländer jederzeit wieder abschneiden können, da ja die neue Bahn in ihrem letzten Teile im Caplande liegt.
Zlntertjattender Heit.
Wer Andern eine Grube gräbt.
Eine Neujahrsgeschichte von Erich zu Schirfeld.
«Nachdruck verboten.- (Fortsetzung l.i
Tief in Gedanken versunken hatte Felix die Gesellschaft um sich her fast vergessen, als ihn plötzlich eine leise Berührung aus seinen Träumen erweckte. Fräulein Weckerlin, des Gastgebers reizendes Töchterlein, ein blondge- locktes, unschuldiges Kind von siebzehn Lenzen, hatte die kleine Hand leicht auf seinen Arm gelegt und sah ihn mit ihren blauen Kinderaugen in treuherzigem Mitgefühl an.
„Nehmen Sie sich die Sache nicht so zu Herzen." sagte sie, „sie ist es nicht wert?"
„Clothilde?"
„O nein, die Sache jmeine ich. Fräulein Clothilde hätte überhaupt nicht nötig gehabt, die ganze Gesellschaft durch ihr Benehmen zu alteriercn. Denn — unter uns gesagt — das Kleid macht ihr gar keinen Kummer, sie hätte es ja doch nur einmal getragen."
„Nur einmal?"
„Ja freilich! Sie thut ja wie eine Fürstin. Was die für Garderobe gebraucht, das — geht uns im Grunde genommen nichts an. Also nicht wahr? Sie werden wieder vergnügt. Wir wollen den kleinen Unfall vergessen. Uebrigens haben Sie gar keinen Grund, sich zu grämen, denn Scherben bedeuten Glück, zumal in der Sylvesternacht."
„Es fragt sich nur, für wen sie Glück bedeuten," erwiderte Felix melancholisch.
„Na für Sie natürlich," rief die Kleine voll Ueberzeugung, ich garantiere es Ihnen. Und nun kommen Sie, nicht wahr?" Das junge Mädchen plauderte so anmutig und sah ihn dabei so innig an, daß er nicht widerstehen konnte und sich, wenn auch ungern, in den Kreis der Feiernden zurückführen ließ, wo man ihn mit einem Gemisch von Mitleid und Zurückhaltung empfing. In diesem Augenblick begannen die Neujahrsglocken von den Türmen zu läuten und schnell wurden die Gläser gefüllt.
Jetzt erhob der Hausherr seine Stimme, um eine kleine Rede zu halten, in welcher er betonte, wie das alle Jahr mit einem unliebsamen Mißton ausgeklungen sei, das neue Jahr aber desto harmonischer beginnen solle. Darauf nun. daß dies soeben beginnende Jahr auch für jeden der geehrten Anwesenden harmonisch und glückbringend zu Ende gehen möge, darauf bitte er anzustoßen und das neue Jahr mit einem kräftigen Hoch zu begrüßen. Die Gläser klangen aneinander und ein vielstimmiges „Prosit Neujahr". verbunden mit den obligaten Küssen und Händedrücken übertönte der Glocken feierlichernstes Geläut. Der Bann des Unbehagens war gebrochen, der unglückliche Vorfall vergessen — wenigstens vorläufig — und manches Glas wurde noch geleert, bevor die Gesellschaft die gastliche Villa Weckerlin verließ.
Es war Morgens drei Uhr. Teils singend und sich gegenseitig „Prosit Neujahr" zurusend, teils unheimlich schweigend und schwankend, such
ten die Sylvesterschwärmer — oft nicht ohne Mühe — ihre verschiedenen Heimstätten auf. Die Straßen waren belebt wie an einem schönen Tage und allmählich wurde es selbst in den frequentiertesten Wein- und Bierlokalen dunkel und still. Nur im Clubzimmer der „Concordia" ging es noch etwas lebhaft her. Die alten und jungen, noch an kein eigenes Heim gefesselten Junggesellen „tranken immer noch Eins" — zum Abgewöhnen, wie man sagt. Da sitzt ja auch der Baron, strahlend vor Vergnügen. Nun. er hatte Grund zum Vergnügtsein. Schon längst war ihm der Assessor im Wege gewesen und gern würde er ihm einen Possen gespielt haben, wenn er es vermocht hätte. Heute endlich war die Gelegenheit gekommen und er hatte sie klug benutzt, sehr klug. Nun schmeichelte er sich mit den weitgehendsten Hoffnungen, Clothildens Benehmen ihm gegenüber berechtigte ihn dazu. Wenn es gelang, den Nebenbuhler auch morgen von ihr fern zu halten, dann hatte er gewonnenes Spiel. Es lag ihm sehr viel daran, dies Spiel zu gewinnen. Clothilde galt für reich und er — nun seine Verhältnisse waren immerhin etwas derangiert, allerdings, warum cs leugnen, sich selbst konnte er's ja gestehen. Aber wenn er auch rein nichts gehabt hätte als seinen Namen, dieser Name — Curt Waldemar Freiherr von Hohenklingenthal hieß er — wog allein einige Millionen auf. Es mußte ja doch wunderbar zugehen, wenn ein so stolzes und dabei so geistreiches und trotzdem nur bürgerliches Mädchen wie Clothilde nicht mit beiden Händen zu- griffe, für ihren toten Namen eine Adelskrone einzutauschen. — Jetzt trat Felix in's Zimmer. Im Kreise alter Freunde dachte er sein Gleichgewicht wieder herzustellen. Sofort entdeckte er den Baron, warf ihm einen finsteren Blick zu und machte Miene, das Lokal ohne Weiteres zu verlassen. Curt Waldemar Freiherr rc. sprang jedoch von seinem Sitze auf und dem Angekommenen entgegen.
„Das ist ja herrlich," rief er entzückt, „daß wir diese unverhoffte Freude haben! Ein gutes Omen für das neue Jahr!" Jetzt erhoben sich auch die übrigen Anwesenden und zogen Felix jubelnd in ihre Mitte. Dem Baron blieb eben noch Zeit, ihm zuzuflüstern, daß er unbedingt noch einige Worte mit ihm sprechen müsse. Bei der ersten passenden Gelegenheit bemächtigte er sich des Assessors und zog ihn in eine Ecke des Zimmers.
„Ich habe Ihnen Unrecht gethan," sagte er in scheinbarer Reue. „Mir entschlüpften unpassende Worte, die ich tief bedaure. Ich bitte deshalb um Entschuldigung und Vergessen. Schlagen Sw ein und lassen Sie uns Freunde sein." Felix sah ihn verblüfft an. Er hatte sich das Zusammentreffen mit diesem — Baron, für den er nichts weniger als Freundschaft empfand, anders vorgestellt. So überrumpelt, legte er halb-unbewußt seine Hand in die des Barons und ließ sich von ihm wie einen alten lieben Freund zur Tafelrunde zurück bugsieren. Der Baron trank ihm wacker zu. Dessen hätte es aber nicht einmal bedurft. Felix war in einer Stimmung, die ihn zu Allem, nur nicht zu weiser Ueberlegung geneigt machte. Der Vorfall bei Weckerlins, die etwaigen Folgen desselben mit Bezug auf seine Liebe, die seinem Geschmack wenig zusagende Aussöhnung mit dem Baron, — das Alles ärgerte ihn. Innerlich tobte er und durfte es sich nicht einmal merken lassen. Wenn er seinen neuen Freund einmal hätte windelweich prügeln können, das wäre ihm eine Erleichterung gewesen. So aber blieb ihm nur die Möglichkeit, seinen Groll zu ersäufen. In schneller Folge stürzte er das schäumende Naß durch seine brennende Kehle und der Champagner that seine Schuldigkeit. Was nun? Wie leblos saß der Assessor halb liegend auf seinem Stuhl, der Kopf hing auf die Brust herab und sein Gesicht war bleich.
„Er hätte vorsichtiger sein sollen", meinte ein älterer Herr, ein Mann des Rechts, „ich habe mir gleich gedacht, daß das nicht gut gehen würde. Der arme Kerl hat die letzten Nächte hindurch gearbeitet, um einen ihm übertragenen schwierigen Fall ruhmvoll zu erledigen. Er
war abgespannt, nun haben wir die Bescheer- ung." Es war leerer und leerer geworden im Lokal. Jetzt saßen nur noch drei tüchtige Zecher zusammen und diese hielten einen Rat, wie sie den vierten zu Hause brächten. Schließlich wurden sie einig. Franz, der Kellner, wurde aus dem Schlafe, dem er sich, an eine Säule gelehnt, hingegeben hatte, gerüttelt und in die kalte Nacht gejagt, um eine Droschke herbeizuholcn. Eine Viertelstunde später fuhren die drei hülfreichen Männer mit dem armen Felix seiner Garcon- wohnung zu, und der Baron übernahm es, seinen „lieben, armen Freund" zur Ruhe zu bringen, um so lieber, als er jetzt zu seinem Schrecken entdeckte, daß er den Schlüssel seines Hauses vergessen hatte und die Mitbewohner desselben nicht um ihren Schlaf bringen wollte. Vielleicht war das sogar eine Fügung des Himmels, der er sich unterwerfen mußte. Wer konnte denn wissen, ob der arme Felix nicht irgend welcher Hülfe, vielleicht sogar eines Arztes . . . Doch nein, das war wohl kaum zu erwarten, immerhin aber war es sehr gut, wenn er, der Baron, bei dem Patienten blieb. Felix wurde also entkleidet und in's Bett gebracht. Die Zechgenossen entfernten sich und der Baron mochte es sich auf dem Sopha in des Assessors Wohnzimmer bequem. Vorher aber schloß er die schweren Gardinen im Schlafzimmer und verhüllte das Fenster sogar noch mit einer Reisedecke. Der Schlummernde sollte durch keinen Lichtstrahl gestört werden. Dann nahm er die Kleider des Schlafenden sorgsam mit hinaus, verschloß die Kammerthür von draußen, d. h. vom Wohnzimmer aus, und legte sich nun mit dem Bewußtsein, ein sehr gutes — und sehr kluges -- Werk gethan zu haben, auf dem Sopha zu kurzem Schlummer nieder. —
(Fortsetzung folgte
Biberach, 1. Jan. In Attenweiler hörte man letzter Tage vor der Wohnung eines früheren Holzmachers unterdrückte Hlfferufe. Als sogar Kinder jämmerlich zu weinen anfingen, drangen beherzte Männer in die Wohnung. Welcher Anblick bot sich ihnen nun dar! Der Hauseigentümer hatte seine Ehehälfte in eine Ecke des Kanapees gedrückt und machte sich mit einem eisernen Gegenstand im Gesicht derselben zu schaffen. „Mord! Mord! Mit diesen Worten wollten sich die Männer eben auf den Ehemann werfen, als derselbe mit dem Ruf; „Scho wieder siebazg Pfennig profitiert!" von seinem „Opfer" abließ und in der Rechten eine Beißzange, in der Linken einen großen Stockzahn hielt, den er soeben seiner besseren Hälfte ausgerissen hatte. Die Operierte erfreut sich besten Wohlseins.
(Politischer Weihnachtsbrief des Grenadier Schläule an seine Eltern.) .... Auch möchte ich euch bitten, mir diesmal zu Weihnachten größere und bickere Würste zu schicken. Denn ihr werdet wohl in der Zeitung gelesen haben, daß die Friedenspräsentstärke der Armee erhöht werden soll."
(Passende Grabschrift.) Ein Dichter wurde um Abfassung einer Grabschrift für einen Menschen ersucht, der sich während seines ganzen Lebens um alle möglichen Aemter und Sinekuren beworben hatte. Er schlug vor: „Hier liegt John Jones an der einzigen Stelle, um die er sich nie beworben hat."
(Unüberlegter Ausspruch.) Fräulein: Aber wissen Sie. Herr Assessor, es war entzückend auf unserer großen Reise. — Assessor: Das glaub' ich gern, Fräulein Clotilde! — Fräulein: Und wie sehr das Reisen bildet! Herr Assessor, Sie sollten doch einmal auch so eine größere Reise machen!
(Ein Schüler) erhielt als Aufsatzthema: Ein Ausflug in das Gebirge, und schrieb unter anderem: „An dem kleinen See war es idyllisch schön; hübsche Sennerinnen saßen unter den stattlichen Kühen, um sie zu melken. Im Wasser sah die Sache umgekehrt aus."
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.
Anzeiger
Nr. 5.
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