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Oberndorf a. N., 16. März. Bei dem gestrigen Brennholzverkauf im Stadtwald wurden durchschnittlich erlöst: für buchene Scheiter pro Rm. 13 60 A, Prügel pro Rm. 11

75 A Reisigbüschel pro 100 Stück 21 ^ 25 A Nadelholz scheiter pro Rm. 9 Prügel pro Rm. 8 Reisigbüschel pro 100 Stück 10 85 A.

Aus dem Badischen, 15. März. Auf­sehen erregt in Pforzheim die gestern erfolgte Ver­haftung des Herrn Wilhelm Opificius, sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter für Pforz­heim-Stadt. OpificiuS war früher Vorstand des Lebensmittelbedürfnisvereins, der einen Jahres­umsatz von annähernd 300000 Mark erzielt. Zu Beginn der vorigen Woche schwirrten in der Stadt Gerüchte umher, die besagten, in der Kasse deS Lebensmittelbedürfnisvereins fehlten 9600 Mk. und kein Mensch wisse, wo dieselben seien. An der Wahrheit dieses Gerüchts wurde stark gezweifelt, umsomehr, als Opificius als ehrenwerter, ehrlicher Mann in der Stadt bekannt und man an eine Unterschlagung seitens Opificius nicht denken konnte und heute nicht denkt. Da erschien vergangenen Samstag in den hiesigen Lokalblättem eine Erklä­rung, unterzeichnet von den mit der Untersuchung der Bücher beauftragten kaufmännischen Sachver­ständigen Mäule und Lotter, die eine Schuld Opi­ficius ganz außer Zweifel stellten und das Manko auf irrtümliche Buchungen zurückführten. Nach Er­scheinen dieser Erklärung befaßte sich die Staats­anwaltschaft mit der Angelegenheit und beschlag­nahmte die Bücher. Der Staatsanwalt scheint nun zu anderer Ansicht gelangt zu sein, denn am letzten Dienstag wurde der frühere Geschäftsführer Eberhard verhaftet und gestern auch der frühere Vorstand Opificius. Ob eine Schuld Opificius' vorliegt oder ob das vorhanden gewesene Defizit auf mangelhafte Buchführung zurückzuführen ist, wird die Untersuchung ergeben.

Berlin, 16. März. Wie dem Lokal-An­zeiger zufolge verlautet, wird das Zarenpaar schon in nächster Zeit nach Darmstadt kommen und von dort aus auch der Kaiserin Friedrich auf Schloß Friedrichshof einen Besuch abstatten.

Berlin, 16. März. Von Wohl unter­richteter, der Groß-Jndustrie des Westens nahe­stehender Seite erfährt der Lokal-Anzeiger über die in Aussicht genommene Höhe der Getreide­zölle Folgendes: Der Getreidezoll gilt in der Höhe von 6 bis 6'/, als gesichert. Als aus­gemacht ist auch anzunehmen, daß die deutsche Industrie den Zoll in dieser Höhe bequem tragen kann. Ferner ist eS sicher, daß der Handelsvertrag zu Stande kommen wird. Zweifelhaft ist es aber, ob der gleiche Zoll für Weizen und Roggen be­schlossen wird. Die industriellen Werke des Westens nehmen in nächster Zeit größere Arbeiter­entlassungen vor. Sie werden hierzu gezwungen durch die infolge der hohen Kohlenpreise gesteigerten Produktionskosten, durch die die Conkurrenzfähigkeit und der Absatz der deutschen Industrie im Auslande ,

schwer gedrückt werden. Die Stumm'scheu Werke haben z. B. schon seither für 3 bis 4 Millionen Roheisen über Bedarf hinaus auf Lager produziert, um Arbeiter-Entlassungen nach Möglichkeit zu ver­meiden.

Berlin, 16. März. Im Reichstage glaubt man die zweite Beratung deS Etats werde heute zu Ende geführt werden. Die dritte Beratung des China-Ergänzungs-Etats soll in nächster Woche statt­finden. Donnerstag den 21. sollen dann die Oster­ferien anfangen, welche am 17. April endigen.

Berlin, 16. März. Wie der Basischen Zeitung aus London gemeldet wird, erfährt der Manchester Guardian Folgendes: Botha stellte die Bedingung, daß der künftigen Regierung Trans­vaals nicht Männer angehören sollen, die den Ein­fall Jamesons herbeigeführt haben. Kitchener be­riet über diesen Punkt mit dem Kabinett und wurde in die Lage gesetzt, zu antworten, daß Transvaal eine Regierungsform erhalten solle, unter der alle friedliebenden Leute gleiche Rechte haben würden. Die Antwort befriedigte Botha, der Dewet davon in Kenntnis setzte. Dieser erklärte sich darauf be­reit, mit Botha persönlich die Lage zu besprechen.

Berlin, 17. März. Dem Kaiser sind nach dem betrübenden Vorfall in Bremen zahlreiche Be­weise der Teilnahme aus allen Ländern zugegangen. Die Nordd. Allg. Ztg. verzeichnet nur die Glück­wünsche des Kaisers von Rußland, von Oesterreich- Ungarn und von Japan, des Sultans, der Könige von England, Italien, Belgien, Griechenland, Portu­gal, Rumänien, Serbien, der Königin der Nieder­lande, der Königin-Regentin von Spanien, des Papstes, des Präsidenten der französischen Republik, des Schah von Persien, denen sich noch viele andere Fürstlichkeiten, Regierungen und Würdenträger an­schließen.

London, 16. März. Aus Kraalspruit wird gemeldet, daß am 16. März wieder eine Zu- s ammenkunft zwischen Botha undDewet stattfinden werde. Der Guerilla-Krieg im Oranje- Freistaat dauert fort. Die Buren griffen eine Anzahl Viehhändler an und beraubten sie. Man sagt, der Kommandant Fourier habe 600 Buren in der Umgebung von Dewetsdorp versammelt.

New-Aork, 16. März. Die Stadt Clovers- port in Kentucki ist vollständig eingeäschert. 300 Menschen sind durch die Feuersbrunst ob­dachlos geworden. Der Schaden wird auf über drei Millionen Dollar geschätzt.

vermischtes.

Der Termin, bis zu welchem die in Oesterreich geprägten VereinSthaler gemäß Z 2 der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 8. November v. I. bei den Reichs- und Landes­kassen in Zahlung genommen oder umgewechselt werden dürfen, läuft mit dem 31. März 1901 ab.

Naßkalter Sommer in Sicht? Prof. Dr. G. Jäger schreibt demStuttg. Tagbl.":

Wie Ihre Leser wissen, hat meine Ansage gestimmt, daß die übermäßige vorjährige Sommerhitze Nord­amerikas vermittelst des Golfstroms bei uns mil­des Wetter für die letzten Monate des Jahres bringen werde. Nun kommt soeben in dem Trans­atlantischen Brief im Dritten Blatt desNeuen Tagblatts" vom 12. März aus New-Iork die Nach­richt, daß dort ein fast beispiellos strenger, grim­miger Winter mit riesigen Schneeverwehungen herrsche. Das eröffnet schon jetzt bedenkliche Aus­sichten für unsere Witterung im Juli und August, da die unausbleibliche Erkaltung des Golfstroms etwa 100 Tage später sich bei uns geltend machen wird.

Ueb erfälliger Baumwolldampfer. Man schreibt dem BlattLeuchtturm" aus Bremen: In Schifffahrts- und Assekuranzkreisen ist man sehr besorgt wegen des langen Ausbleibens des englischen DampfersMobile", von der Horsley-Linie in West-Hartlepool, welcher am 27.j Dez. v. I. von Mobile mit über 6000 Ballen Baumwolle und sonstiger Ladung nach Bremen abging und von dem man seitdem nichts gehört hat. Unter gewöhn­lichen Umständen hätte der Dampfer am 23. Jan. auf der Weser eintreffen müssen: das Schiff ist somit jetzt beinahe fünf Wochen über­fällig, für einen modernen Dampfer freilich eine lange Zeit. Mehrere Dampfer, welche gleichzeitig mit derMobile" den Golf verließen, haben in nornialer Zeit ihren Bestimmungsort erreicht. Die Kapitäne berichten zwar, stürmisches Wetter ange­troffen zu haben, jedoch sollen die Stürme nicht so heftig gewesen sein, daß sie von dem erst fünf Jahre alten kräftigen StahldampferMobile" nicht hätten überwunden werden können. Man nimmt daher an, daß das Schiff einen Maschinenschaden erlitten hat und aus dem gewöhnlichen Kurse der heimkehrenden Dampfer nach südwärts vertrieben ist. In diesem Falle könnte allerdings längere Zeit vergehen, bevor der Dampfer von einem anderen Schiffe gesprochen wird.

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zeug vorn steil emporstieg, preßte ich unwillkürlich meine Schultern gegen die dicht mir zur Rechten und Linken fitzenden Leute, und stemmte meine Beine wie Eisen gegen den Boden, um die Woge abzuwehren, welche man in unserm Kiel­wasser überrollen hörte.

Aber war es nun Gottes Vorsehung, oder unsere geschickte Führung, wir schöpften auch nicht einen Eimer Wasser ein, nur der fliegende Gischt war nicht zu vermeiden.

Als um ein Uhr der Bootsmann mich ablöste, ließ der Wind bedeutend nach, doch blieb die Nacht pechdunkel. Ich war so ermattet, daß ich erst einen Schluck Branntwein nehmen und mich einige Minuten still verhalten mußte, ehe ich sprechen konnte. Hiernach setzte ich mich wieder zu den beiden Damen, streichelte Florence die Hände und richtete tröstende und ermutigende Worte an die Tante.

Von Zeit zu Zeit ermahnte ich die Leute von neuem scharfen Ausguck zu halten, und auch nach den andern Booten zu spähen.

Ich denke, Mr. Seymour," sagte Schilling,daß wir allen andern weit voraus sind. Diese Gig ist doch ein flinkes kleines Ding. Ich hätte nie gedacht, daß sie sich bei solchem Seegang so tapfer halten würde."

Und unsere Aussichten wurden immer besser, da Wind und See sich mehr und mehr beruhigten. Als ich wieder an -er Reihe war, den Bootsmann ab­zulösen, war das Wetter so gut geworden, daß ich einem Matrosen das Steuer überlassen konnte. Ich hob Florence und Tante Damaris aus der furchtbar unbequemen Stellung, in welcher sie all die Stunden zugebracht hatten, und setzte sie auf eine Bank inmitten des Bootes.

Der alten Dame waren die Beine so steif geworden, daß sie kaum noch Gefühl darin hatte, wie sie klagte.Wie weit mögen wir noch von der Insel sein?" fragte sie. Ich blickte in mein Notizbuch, rechnete, und erwiderte:Etwa achtzehn Meilen, wenn wir richtig gesteuert haben."

Darauf setzte ich mich neben Schilling und stopfte mir meine Pfeife.

War das ein Genuß nach all der Angst. Langsam verging die Zeit. Immer wieder ermahnte ich die Leute scharfen Ausguck zu halten, doch nichts war zu sehen. Die See ging ruhig, das phosphorescierende Leuchten nahm merklich ab, und der Wind war kaum noch stark genug, uns vier Knoten in der Stunde machen zu lassen. Endlich sah ich das schwache Grau der Dämmerung sich aus dem Wasser erheben. Ich rief:Gott sei Dank! endlich bricht der Tag an!" Florence und ihre Tante standen sogleich auf und setzten sich auf eine Bank Jedes Auge war nach vorn gewandt, keine Silbe wurde gesprochen, bis plötzlich, wie auf Kommando, ein einstimmiges Hurra aus der Kehle jedes Mannes an Bord erklang. Die schroffen Umrisse der Insel, kaum acht Meilen entfernt, und genau in einer Linie mit dem Bootsschnabel, traten aus der Dunkelheit hervor. Da ist sie endlich!" jauchzte Florence, und schlug die Hände zusammen,da ist sie, Tante!" Ja, da war sie. Kein Wort fiel mehr. Jeder blickte still, wie in Andacht versunken, nach dem wunderbaren einsamen Felseneiland, welches sich immer deutlicher gegen den lichter werdenden Himmel abhob, und seine zer­klüfteten Formen erkennen ließ, als die ersten Strahlen der uns noch nicht sicht­baren Sonne die höchsten Spitzen der sich türmenden Felsen vergoldeten.

(Fortsetzung folgt.)