der Verwaltung umzubringen drohten. überwältigen und anketten, worauf erst die Ruhe wiederhergestellt war.
Das neue französische Kabinct Ribot kann ein gelungenes parlamentaristisches Debüt verzeichnen. Denn die Erklärungen, mit denen sich das Kabinet dem Senat und der Kammer am 8. d. M. vorstellte, sind in beiden Häusern mit Beifall ausgenommen worden, an welche Ausnahme sich in der Deputiertenkammer die Erteilung eines Vertrauensvotums für die Regierung mit 306 gegen 104 Stimmen knüpfte. Trotzdem herrscht in Pariser parlamentarischen Kreisen die Anschauung vor. daß hiermit die parlamentarische Lage keine wesentliche Klärung erfahren habe. Nachdem die Regierung der Panama-Untersuchungs-Kommission ihre Unterstützung in Aussicht gestellt habe, würde es der Kammer schwer geworden sein, der Regierung nicht entgegen zu kommen. Die Untersuchungs- Kommission selbst fordert, daß das Ministerium Ribot seine Aussichten in der Panama-Affaire in mehr bindender Form äußere. Sollten die zu erwartenden ministeriellen Erklärungen für ungenügend befunden werden, so will die Kommission dem jetzigen Justizminister Bourgeois gegenüber dasselbe Verfahren anwenden, durch welches schon sein Vorgänger Ricard „hinausgeärgert" wurde. Das sind allerdings keine sonderlich erfreulichen Aussichten für das kaum erst aus dem Ei gekrochene Kabinet Ribot!
Die französische Republik hat nunmehr ihr achtundzwanzigstes Ministerium. Da die Regierung zweiundzwanzig Jahre alt ist, so kommt auf das einzelne Kabinet eine Durchschnittsdauer von 9 Monaten. Schon diese große Zahl von Regierungen mit kurzer Lebensfrist beweist, daß etwas faul ist in der parlamentarischen Republik.
Rom, 9. Dez. Inmitten der Via Roma in Neapel that sich, wie dem „Wiener Tagbl." gemeldet wird, gestern plötzlich ein Abgrund auf, in welchen zwei Vorübergehende hineinstürzten. Drei Feuerwehrmänner kletterten hinab; während sie nach den Verunglückten suchten, brach der Boden nochmals ein. Einer der Feuerwehrmänner vermochte sich zu retten, der andere blieb tot, der dritte wurde in die Tiefe mitgerissen. Wahrscheinlich ist eine unbekannte Tuffsteinhöhle eingestürzt.
In Ferrara ist eine grausige Mordthat geschehen. Die 70-jährige Gräfin Meroni und ihr Stubenmädchen wurden mit durchschnittener Kehle aufgcfunden. Die Gräfin war tot; das Mädchen starb, nachdem es einen Deutschen, Namens Schumann, als Mörder bezeichnet hatte. Dieser wurde im Nebenzimmer mit einer Wunde am Halse gefunden; er verschied nach wenigen Stunden.
Die Mahdisten planen nicht nur gegen Oberegypten, sondern auch in der Richtung nach den italienischen Besitzungen am Roten Meere hin einen Vorstoß. Der italienische Konsul in Kairo wurde vom egyptischen Kriegsministerium benachrichtigt, daß ein solcher Angriff zu befürchten sei.
Hlnterhattender Heil.
Alles im Unklaren.
Humoreske von August Dahl
iNachdruck verboten.,
(Schluß.)
Peter brachte ein frisches Glas.
„Ich frage ihn wieder; da geht's uns um die Ohren, klatsch, quatsch klatsch, als wollten die Wolken uns wie im Rheinfall ersäufen. Er schüttelte den Kopf, ich auch; ich wußte aber aus seiner Antwort wiederum nicht zu entnehmen, ob ich ihn nach Broacker, also links, oder nach' Ulkebüll, also nach rechts, begleiten sollte. Ich faßte kurz meinen Entschluß und ihn faßte ich bei den Haaren noch kürzer. Sauer genug ist es mir geworden, ihn bis zur „Schönen Lisbeth" zu bringen. Er stolperte bei jedem zweiten Schritt, und zwar den Kopf so weit nach vorn, daß ich ihn kaum aufrecht halten konnte. Dicht vor der „Schönen Lisbeth" merkte ich freilich, daß er nicht zu der besseren Gesellschaft gehörte.
Der Hauptmann trank und schaute ernst in das leere Glas. —
„Wie haben Sie das entdeckt, in Sturm und Regen und nachtschlafender Zeit?" fragte unser Oberpostsekretär.
„Das raten Sie 'mal," erwiderte selbstbewußt, wie immer, der Hauptmann.
„An seiner Ausdrucksweise natürlich," warf der Bahnbetriebsinspektor hin.
„Das gerade nicht. Er sprach ganz gut, wenn man bedenkt, daß er stark angesäuselt war und daß die Leute dort olle ein dänisches Deutsch oder ein deutches Dänisch reden."
„An seiner harten Hand," bemerkte der Direktor mit den zartgepflegten Fingerspitzen.
„Bewahre! Ich hielt ihn. wie gesagt, bei den Haaren, nicht l>L der Hand. An seinem Fuße habe ich's geMirt. Er stolperte rechts und links und hundert Schritt vor der „Schönen Lisbeth" trat er mich derartig auf den Stiefel daß ich glaubte, ich sollte mannestief in den Boden gedrückt werden. Ich verkniff mir den Schmerz und sagte ihm freundlich: Lieber Herr, der verlorene Hut schenkt ihnen in den nächsten Tagen ein prächtiges Kopfreißen; in die Beine aber kriegen Sie kein Reißen, dafür garantieren ihre soliden Träskower (das sind die Holzschuhe in Dänemark). Er lachte über den Scherz, daß ihm der Bauch wackelte, ich fühlte es mit dem Ellenbogen. Ich lachte trotz meines schmerzenden Fußes, höflich mit und wir marschierten lachend weiter. Er allerdings, müde von seinem Rausch, ließ den Kopf immer tiefer sinken, aber ich hielt ihn stramm, gefallen ist er nicht. Mein Arm that mir noch zwei Tage nachher recht weh. — Peter, das Letzte!"
„Ich bin am Schlüsse der Geschichte. Als wir bei der „Schönen Lisbeth" anlangten, hatte man die letzten Gäste, einen Unteroffizier und vier oder fünf Mann, hinausgeleitel und schloß die Hausthür von ihnen ab. Herr Unteroffizier, sagte ich, ich übergebe diesen jungen Mann Ihrem bewaffneten Schutze. — Wo ist er denn, fragte der Unteroffizier. — Da. mitten auf der Chaussee, wies ich hin. — Der ist es? — Ja. kennen Sie ihn vielleicht? — Ob ich ihn kenne? lachte der Unteroffizier. Das Lachen ärgerte mich. Bei solchem Unwetter werden Sie doch nicht Ihren Nächsten umkommen lassen wollen? fuhr ich ihn an — Meinen Nächsten! lachte der Unmensch noch lauter in den Regen hinein. — Gewiß, auch wenn er keine Uniform trägt, ist er Ihres Gleichen in der Not, sagte ich ihm. Hier haben Sie einen Thaler zu Bier für Ihre Mannschaft, und sorgen Sie dafür, daß der Mann auf der Wache gut liegt und wenn er ausgeschlafen hat, gut nach Hause kommt. — In einer halben Stunde war ich unten in der Stadt in meinem Bett, und schlief im Bewußtsein einer menschenfreundlichen That. fest, wie eine Kanone. — Peter, zahlen.
Er erhob sich und reckte sich stolz, als hätte er eine Kanone erobert.
— „Und das Ende von der Geschichte?" lispelte der Magistratssekretär.
„Kann ich Ihnen verschweigen. Es geht keinen Menschen an, was ich aus Menschenliebe gethan. Wollen Sie denn ein besseres Ende? Ich habe den guten Mann unter Dach und Fach gebracht, und habe selbst gesund geschlafen."
— „Jede Geschichte muß doch ihre Moral haben'" polterte der gebildete Schornsteinfegermeister.
Der Hauptmann zog schweigend die Wildledernen über die Finger. „Mein berühmter, gelehrter Freund von Gottschall in Leipzig sagte einmal: Jede ordentliche Geschichte hat ihre Moral, wie jeder ordentliche Mensch sein Taschentuch hat. Nötig aber ist nicht, daß beides hinten heraushängt."
— „Ich vermutete, Sie hätten einen Raubmörder in Schutz genommen," bemerkte der schneidige Polizeilieutenant, oder gar einen entsprungenen Irrenhäusler. . ."
„Mag sein. Ich habe nie erfahren, wer mein nächtlicher Schützling gewesen ist. Ich hatte in den folgenden Tagen neben den laufenden Arbeiten mit einer Disziplinaruntersuchung viel zu thun. Die Sache ist, beiläufig bemerkt.
ebenfalls nie aufgeklärt worden. — Gute Nacht Ihr Herren!"
„Hierbleiben, Herr Hauptmann" . . . schwirrte es durcheinander.
Er ließ sich erweichen, trank und erzählte stehend:
„Die Sache hat kein Interesse; sie ist im Sande verlaufen. An dem Tage nach jener höllischen Nacht verspätete sich die Fahrpost von Broacker nach Flensburg um einige Stunden; Posthalter Petersen meldete als Entschuldigung, ihm sei in der Nacht sein blinder Postwallach gestohlen worden. Tags darauf kommt von der Postdirektion an die Steuerdirektion der Bericht, daß das gestohlene Postpferd von einem Unbekannten mit Zoll- oder Steuermütze, wie es in den Akten hieß, an die Wache auf Schanze 2 eingeliesert wurde. Mir wurde die Untersuchung übertragen und ich hatte der Sache auf den Grund zu gehen. Den Unteroffizier, der die Meldung von dem Postwallach gemacht hatte, ließ ich durch die Kommandantur kommissarisch vernehmen und er behauptete, daß aus dem Fenster der „Schönen Lisbeth" ein Schein auf den Postgaul und dessen Führer gefallen war. und daß er dadurch deutlich bemerkt hatte, wie der Tiertreiber oder Pferdedieb eine Steucrmütze trug. Weiteres brachte meine Untersuchung nicht an das Licht. Alle Steuer- und Zollbeamten, die nach der Beschreibung des Unteroffiziers (der Spitzbube sollte den Bart etwa wie ich, das Kinn glatt rasiert getragen haben) in Frage kamen, wiesen ihr Alibi nach. Auch über diese Sache wird ewiges Dunkel schweben, — Gute Nacht.
— „Noch ein Wort, Herr Hauptmann!" rief der Regierungsassessor. „Ist denn nicht Ihnen, ich will nicht sagen der Verdacht, aber doch der Gedanke aufgeblitzt, daß gar Sie selber . . ."
„Hm, ich glaube zu erraten, was Sie sagen wollen," unterbrach ihn der Hauptmann mit vornehmer Würde. „Allein in diesem unaufgeklärten Falle hilft mir Ihr bekannter Scharfsinn nicht. Fragen sie sich selbst, Herr Assessor, ist es Ihnen denkbar, daß jemals auf dem ganzen Erdenrund ein blindes Roß ist, das sich fünfundvierzig Minuten lang zu uns auf das teilnehmendste ausspricht? — — Gute Nacht, allerseits!"
(Der Ortssinn der Tiere.) Aus Bergzabern wird gemeldet: Ein hiesiger, die Schweinezucht treibender Einwohner vermißte des Abends beim Nachhausekommen seine Zuchtsau, die im Stall nirgends zu finden war. Nach längerem Suchen wurde dieselbe endlich entdeckt, und zwar im Schlafzimmer „sanft schlummernd" in einem — Bette liegend. Die Freude des Wiedersehens war, wie man sich denken kann, sehr verschiedener Natur.
(Eine kostbare Blücherpfeife) befindet sich im Besitz der alten Kunstdrechslerei von Bilain und Weyrowitz in Berlin. Dieselbe war ein Geschenk König Friedrich Wilhelm's III. an seinen Feldmarschall. Die Tabakspfeife ist ganz aus Bernstein gedreht, die Beschläge sind von Gold und mit Türkisen besetzt, die Einsätze von Silber, Laut Ausweis der Bücher der Firma hat die Pfeife s. Z. 60 Friedrichsdor gekostet. In den Deckel ist das Brustbild des Königs geschnitzt.
(Deutlich.) Junger Mann: „ . . .Ich denke die Witterung wird anh alten!" — Mutter: „Nehmen Sie sich ein Beispiel daran!" — (Verblümt.) Gast (seine Hotelrechnung lesend): „Sagen Sie 'mal, Kellner, hat hier nicht der Schiller übernachtet, bevor er seine „Räuber" geschrieben?" (Fl.Bl.)
(Gewählt ausgedrückt.) „ . . Wo haben Sie denn früher gedient und was war da Ihre Beschäftigung? — „Ich war Stubenmädchen bei den Kühen!"
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Mech in Neuenbürg.