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Tagesiieuigkeiten.

* Calw, 8. März. Heute nacht verübten einige junge Leute einen großen Unfug in der Bahnhofstraße. Sie stellten einen großen Leiter­wagen quer über die Straße und in einiger Ent­fernung einen zweiten ebenso; an letzterem wollten sie die Räder abnehmen, wurden dann aber daran durch hinzukommende Leute verhindert. Außer dieser Büberei begingen sie noch eine Sachbeschädi­gung, indem sie an einem Gartenzaun und an dem Gartenthor etwa 25 Latten mit Gewalt wegrissen und zerbrachen. Von der Schutzmannschaft konnten 2 der Attentäter, die Widerstand leisteten, fest­genommen und auf die Wachstube gebracht werden. Nach Feststellung ihrer Persönlichkeiten wurden sie entlassen.

Stuttgart, 6. März. Heute abend stürzte das 4jährige Töchterchen des Privatiers Hahn aus dem 3. Stock des Hauses Gutenbergstraße 130 und blieb auf der Stelle tot.

Cannstatt, 6. März. Auf der Rückkehr vom Exerzierplatz und während des Marsches über die König Karlsbrücke sprang plötzlich der Soldat Schuster der 12. Kompagnie des Stuttgarter Grena­dierregiments (ein Maler aus Asperg) aus Reih und Glied, schwang sich über das Brückengeländer und verschwand in den Fluten des Neckars. Der Leichnam ist noch nicht gefunden worden.

T üb in g en, 5. März. Strafkammer. Zwei 17jähr. Burschen von Pfullingen, die Gipser­lehrlinge Böhmler und Schaufler, standen heute vor Gericht wegen Straßenraubs und ge­fährlicher Körperverletzung. Die beiden Burschen begegneten in betrunkenem Zustand, nachdem sie vorher auf der Straße Passanten mit ihren Messern" verletzt hatten, dem ahnungslos seiner Wege gehenden Schustergesellen Hermann. Unter Drohungen ver­langten sie von ihm, daß er ihnen bezahle. Her­mann suchte aber das Weite. Die Unholde ver­folgten und mißhandelten ihn unbarmherzig, sie knieten auf ihn, drückten ihm den Kopf seitwärts und entwendeten dem so wehrlos Darliegenden sein Portemonnaie mit über 4 Hermann wurde von Passanten besinnungslos aufgefunden. Die Angeklagten leugneten bei der Verhandlung. Das Urteil lautete: Böhmler und Schaufler werden wegen je dreier Vergehen der gefährlichen Körperverletzung und eines Verbrechens der fortgesetzten versuchten räuberischen Erpressung für schuldig erklärt und Böhmler zu der Gesamtstrafe von 7 Monaten, Schaufler zu derjenigen von 8 Monaten Gefängnis verurtkilt.

Ulm, 6. März. Vor einiger Zeit wurde einem Oberlehrer an einer hiesigen Volksschule von dem Geld, das er für die Schulsparkasse vereinnahmt hatte und an die Oberamtssparkasse abliefern wollte, ein Hundertmarkschein gestohlen. Nun wurde der Dieb in einer 13 Jahre alten Schülerin des Be­stohlenen ermittelt. Das Mädchen hatte in dem Laden eines Metzgers, wo sich jeden Abend eine Menge Leute zusammendrängt, eine Reihe von Taschendiebstählen ausgeführt. Sie wurde ertappt, verhaftet und gestand nun auch den an ihrem Lehrer begangenen Diebstahl. Auch ihre Mutter wurde verhaftet.

Berlin, 7. März, lieber das Attentat auf den Kaiser, das gestern durch Extrablätter ge­meldet wurde, schreibt dieNordd. Allg. Ztg.": Der Kaiser wird voraussichtlich 14 Tage das Zimmer hüten müssen. Die Verwundung ist ziemlich nahe am Auge, das deshalb geschont werden muß. Der Verbrecher scheint nach den bisherigen Feststellungen unter dem Einfluß epileptischer Krankheitserschein­ungen Lei dem Vollbringen der sinnlosen Unthat gehandelt zu haben. Der Kaiser bewahrte nach dem Anschlag außerordentliche Ruhe und verriet durch kein Anzeichen Schmerzen, erst als ein kleiner Junge auf dem Bahnhof rief: der Kaiser blutet ja, wurde die Umgebung des Kaisers aufmerksam. Der Leib­arzt Jlbcrg untersuchte auf der Rückfahrt die Wunde und legte einen Verband an. Der Blutverlust war erheblich, der Mantel des Kaisers wies davon Spuren auf. Während der Rückfahrt nach Berlin telegraphierte der Kaiser dem Reichskanzler das Ereignis und die Art der Verwundung. Die Untersuchung gegen den Attentäter, Arbeiter Weiland, ergab bisher nichts neues. Weiland will von den gestrigen Vorfällen nichts wissen und äußert fortgesetzt, daß er Epileptiker sei. Er macht den Eindruck eines fast stupiden, geistig nicht normalen Menschen.

Berlin, 7. März. Der Bremer Bürger­meister Schultz reiste demLok.-Anz." zufolge heute Morgen nach Berlin, um dem Kaiser das Be­bau er n des Senats über den gestrigen Vorfall auszu sprechen. Demselben Blatt wird noch über das Attentat aus Bremen berichtet, daß Weiland bei seinem ersten Verhör erklärte, er habe keine Ahnung, wie er zu der ihm zur Last ge­legten That gekommen sei. Er leide an Erregungs­zuständen, während deren ihm das Bewußtsein schwinde. Einen solchen Anfall habe er augen­blicklich hinter sich. Er könne sich erinnern, noch bei Bewußtsein gehört zu haben, daß der Kaiser Nachmittags nach Bremen kommen werde. Von dem was seitdem geschehen sei,' habe er keine Ahnung. Nur von einigen Scenen habe er eine dunkle traumartige Erinnerung, so z. B. seines Transports nach dem Stadthause. Ganz unbekannt sei ihm dagegen, daß er einen Anschlag gegen den Kaiser ausgeführt habe. Geplant habe er jedenfalls einen solchen in keiner Weise. In seinen Erregungszu­ständen bekomme er gefährliche Wutansälle. Auf die polizeilichen Organe und den Arzt macht Wei­land nicht den Eindruck eines Simulanten. Weiland stammt aus dem benachbarten Bassum.

Berlin, 6. März. Wie demLok.-Anz." aus München depeschiert wird, geht dort das Gerücht, daß Kaiser Wilhelm zum 80. Geburtstage des Prinz-Regenten zu einem ganz intimen Besuch am Dienstag eintreffen wird. Der Regent begnadigte etwa tausend Personen, darunter fünf zum Tode verurteilte.

Berlin, 6. März. DerLok.-Anz." meldet aus Paris: Die von Alfred Dreyfus verfaßte Broschüre:Fünf Jahre aus meinem Leben" ist ein Auszug auS seinen Tagebüchern und Briefen ohne irgend welche Stellungnahme zu dem Prozeß in Rennes.

Breslau, 6. März. In der vergangenen Nacht beging ein unbekanntes Paar auf der Bahn­

strecke zwischen Schottwitz und Hundsfeld Selbst­mord, indem sich beide von einem Zuge überfahren ließen. Der Zugführer sah, wie sich die beiden Personen aus die Schienen warfen, konnte aber bei der geringen Entfernung den Zug nicht mehr zum Stehen bringen.

London, 7. März. Der englische Dampfer Netham", welcher gestern morgen von Newport abgegangen war, um sich nach Bristol zu begeben, ist gesunken. Die ganze Bemannung ist umge- kommcn. Die Ursache der Katastrophe ist noch nicht bekannt.

London, 7. März. Ein Telegramm aus Pretoria meldet: Die Ankunft Sir Alfred Milners wird als ein Zeichen dafür angesehen, daß die Verhandlungen mit Botha Fortschritte machen. Man glaubt, daß Botha eine gewisse Frist zugebilligt wurde, um mit dem stellvertretenden Transvaal- Präsidenten Schalk Burger zu unterhandeln.

London, 7. März. Wie aus Kapstadt gemeldet wird, ist die Stadt Aberdeen von den Buren angegriffen worden, die jedoch nach vierstündigem Kampf zurückgeschlagen wurden.

London, 7. März. Aus Shanghai wird berichtet: Li-Hung-Tschang hat, wie verlautet, den Vizekönigen der südlichen Provinzen mitgeteilt, daßdie Friedens Verhandlungen augenblicklich infolge des Protestes der Vertreter der Mächte wegen des russisch-chinesischen Abkommens bezüg­lich der Mandschurei unterbrochen sind.

Gottesdienste

am Sonntag Ovnli, 10. März.

Vom Turm: 122. Kirchenchor: Die Einsetzung?? Worte. Predigtlicd: 132, O du Liebe rc. OyrUhr: Vorm.-Predigt, Herr Dekan Noos. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhne n- 5 Uhr- Abcndpredigt in der Kirche, Herr Stadtpfarrer Schmid.

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, zeitigt tausende von ängstlichen Menschen; L«5L» ^ sH gehen und stehen vermuten sie diese mystischen Krankheitserreger. Es kann diesen Furcht­samen und überhaupt jedermann, der sich vor Haut­ansteckungen schützen will, nur wärmstens empfohlen werden, die Pat. Myrrholin-Seife in täglichen Ge­brauch zu nehmen. Als hygienische Toiletteseife, einzig in ihrer Art, ist sie in Folge der hervor­ragenden antiseptischen, neubildenden, conseroirenden und heilenden Eigenschaften des Myrrholins zur Verhütung von Hautansteckungen und Störungen, sowie Beseitigung vieler Hautlcidcn unübertroffen. Ueberall, auch in den Apotheken, erhältlich.

Amtliche Ktkarnltmachmlgkll.

Km Ankuppler

kann eintreten.

Calw. Kgl. Bahnstation.

Revier Hirsau.

Reifich-Verkauf.

Am Dienstag, den 12. März, nachm. '/»6 Uhr, werden bei der Schutz­hütte neben der Saatschule im Otten- bronnerberg aus Staatswald Fuchsloch, Mönchsloch und Langeracker 11 Loose Nadelreis, zur Stall­streu geeignet, geschätzt zu 1000 Wellen, verkauft.

Calw.

llgdMMlhtllllg.

auf dem hiesigen Rathaus im öffent­lichen Aufstreich auf 3 bezw. 6 Jahre verpachtet. Unbekannte Steigerer haben Vermögens- und Prädikatszeugnis vor­zulegen.

Stadtschultheiß

Hafsner.

GüsbklkiuhlW.

Diejenigen Einwohner, welche in ihre Häuser eine Gaszuleitung auf Rechnung oder mit Beitrag der Stadt wünschen, werden aufgefordert, dies bis zum 31. März 1901, bei der Gaswerksverwaltung anzuzeigen. Spä­tere Anmeldungen werden nur gegen vollen Ersatz des Aufwands ausgeführt. Dieser Aufwand wird vermehrt, wenn Straßen aufgegraben werden müssen, welche im Laufe des Sommers neu eingewalzt werden.

Stadtschultheißenamt.

Hafsner.

Die hiesige Gemeinde­jagd, bestehend in 1122 1 , / du Grundfläche, wo-

^ fU runter 415 du Wald-

fläche, wird am Dienstag, den 12. März 1901, vormittags 11'/> Uhr,

Lesehotzsamrneln.

Das Holzsammeln jeder Art, in den Verschönerungsanlagen, im Stadt­garten, im Lärchenweg, in dem Wald unter der Georgenhöhe, sowie im Schaf- wegle ist bei Strafe verboten, auch

wird dem Zuwiderhandelnden die Er­laubnis zum Sammeln von Leseholz in den städtischen Waldungen vollständig entzogen.

Calw, den 6. März 1901.

Gemeinderat.

Vorstand:

Stadtschultheiß Hafsner.

Der auf Samstag, den 9. März, ausgeschriebene Verkauf

Met nicht statt.

Biedermann,

Gerichtsvollzieher.

Neuhengstett.

Der auf den 11. März ausge­schriebene Zwangsverkauf

findet nicht statt.

Gerichtsvollzieher S ch l e e.

Ottenbronn.

Jagdverpachtlmg.

Am Don­nerstag, den 14. März 1901, nachmitt. 1 Uhr, wird im hiesigen Rathause die Ge­

meindejagd auf weitere 6 Jahre ver­pachtet werden.

Gemeinderat.

Breitend erg.

Jagdverpachtung.

Am Montag, de« 11. März, nachmittags 1 Uhr,

wird die hiesige Gemeindejagd wieder auf weitere 3 Jahre auf dem Rathaus verpachtet.

Den 4. März 1901.

Gemcinderat.

Dachtel.

Lang- und Auhholz- Derkauf.

Am Donnerstag, den 14. d. M., von > morgens 9 Uhr an, frommen im Gemein- ? dewaldEdelburgund ^ Wasserbaum 400 St. tannenes Langholz mit 300 Fm. zum Verkauf, worunter viel Sägholz und Glaserforchen bis zu 3 Fm. haltend.

Zusammenkunft im Ort, Anfang in der Edelburg.

Den 5. März 1901.

Gemeinderat.

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