ermordet wurde, räumen die Verbrecher ein und nur in Bezug auf den Mord felbst ist die Thäter- schaft noch nicht zweifellos festgestellt: doch ist Viktor Englert in dieser Richtung schwer belastet.
Oehringen, 4. Febr. Ein frecher Diebstahl wurde vorgestern in einer Mühle im nahen Möhrig von einem Stromer auSgeführt, der sich am Hellen Tage in das Gebäude einschlich und aus eikiem Zimmer außer einer nicht unbedeutenden Geldsumme noch eine wertvolle Taschenuhr mitlaufen ließ. Leider entkam der Dieb, nach welchem eifrig gefahndet wird.
Berlin, 4. Febr. Dem Berliner Tageblatt wird aus London telegraphiert: Das Testament der Königin, so sagt die Daily Mail, ist von ihr selbst geschrieben. Es umfaßt eine Anzahl Seiten und enthält eine Fülle von Details hinsichtlich ihrer Wünsche, u. A. alle Einzelheiten ihres Begräbnisses. Selbst der Fall ist vorgesehen, daß die Königin in Osborne sterben sollte. Es sind dabei anch die Grundlagen angegeben, aus denen das Flottenschauspiel sich vollziehen sollte. Alles was geschehen, ist. thatsächlich nach dem Wunsche der Königin geschehen. — Von den verschiedensten Redaktionen hiesiger Blätter wird mitgeteilt, daß thatsächlich täglich Hunderte von Briefen einlaufen, worin die Redaktionen gebeten werden, Vorschläge zu machen, wie die englische Nation dem deutschen Kaiser für das was er gethan hat, ihre Verehrung ausdrücken könne.
Berlin, 4. Febr. Gestern gegen Abend lauerte der Kaufmann Eisenschmidt seiner früheren Geliebten, mit der ihm der Verkehr von der Mutter des Mädchens verboten war, im Hausflur auf und feuerte einen Schuß auf sie ab, ohne zu treffen. Als ein Schutzmann, der das Mädchen von der Straße in das Haus begleitete, um dieselbe vor den Belästigungen zu schützen, blank zog, erhielt er von dem Eisenschmidt einen Schuß in die Lunge und einen in die linke Körperhälfte, darauf erschoß sich Eisenschmidt selbst.
Berlin, 5. Febr. Nach einer Depesche deS Berliner Tageblattes aus London wird einem dortigen Blatte aus Tientsin vom 2. Februar gemeldet: lieber die Expedition von Trotha nach Nordwesten wird das strengste Geheimnis beachtet. Man hat den Eindruck als ob die Deutschen beabsichtigen, den Kaiser nach Peking zu escortiren. Britische Correspondenten sind nicht zn der Expedition zugelassen, der sich angeblich Graf Waldersee demnächst anschließen wird.
Berlin, 5. Febr. Zu der Hungersnot in den chinesischen Provinzen Schansi und Schenst wird dem Bureau Lassan aus Peking telegraphiert: Zwei Drittel der Bevölkerung seien ohne genügende Nahrung. Ochsen, Pferde und Hunde seien verzehrt. Ter KanibalismuS grassiere bereits. In den Städten sind die Menschen wie Raubtiere und reißen denen, die etwas essen, die Nahrung aus der Hand. Die Leute sehen wie Skelette aus. Ter Hof ist von den entsetzlichen Szenen rings umgeben.
Paris, ö. Febr. In hiesigen Regierungskreisen ist man den Blättern zufolge über die Behandlung, die der französischen Spezialmission bei
der Begräbnisfeier in England zu Teil geworden ist, sehr ungehalten. Admiral Bienaime, der Führer dieser Mission und Vertreter der Republik und General Dubois, der Vertreter des Präsidenten Loubet nahmen bei der Trauerfeier nicht die ihnen gebührende Stelle unter den Spezialmisfionen der übrigen Nationen ein. Sie sind auch nicht zu der Ceremonie in Windsor eingeladen worden. Zur Rechtfertigung der betreffenden englischen Behörden wird angeführt, daß die übrigen Nationen durch Prinzen vertreten waren. Demgegenüber weist man hier jedoch daraus hin, daß ein solcher Unterschied bei der Beisetzung des verstorbenen Zaren Alexander nicht gemacht worden ist. Man hofft auf irgend eine Genugthuung.
London, 5. Febr. König Eduard und Kaiser Wilhelm, der Herzog von Connaught und Prinz Heinrich von Preußen haben heute vormittag Windsor verlassen und wurden in Galawagen von einer Escorte Leibgarde nach dem Bahnhof geleitet. Der König trug die Uniform der deutschen Dragoner, der Herzog von Connaught die der Husaren. Kaiser Wilhelm hatte englische Feld- marschalls-Uniform angelegt. Er wurde von der Menge lebhaft begrüßt. Bei ihrem Eintreffen in London wurden die hohen Herrschaften von einer großen Anzahl hoch gestellter Persönlichkeiten am Bahnhofe empfangen. Die aufgestellte Ehren-Com- pagnie präsentierte, während die Militär-Kapellen die englische Nationalhymne spielten. Dann fuhr der König mit dem Kaiser in einem Galawagen nach dem Marlboroughhouse, begleitet von einer Abteilung Leibgarde. Der Kaiser sah blaß aus. Vom Bahnhof bis zum Marlboroughhouse, gestaltete sich die Fahrt zu einem wahren Triumphzuge. Die begeisterte Menge brachte unaufhörlich Hochrufe aus. Ter Kaiser dankte militärisch. Vor dem Marlboroughhouse hatte sich eine große Menge aufgestellt, um die Abfahrt des Kaisers nach dem Charing Croß Bahnhof abzuwarten.
London, 4. Febr. Das Kricgsamt veröffentlicht heute ein Telegramm des Generals Kitchener auS Pretoria vom 2. Februar 11 Uhr 50 Min., welches besagt: Der Posten von Modderfontein ist von etwa tausend Buren angegriffen worden. Die Hilfs-Kolonne, welche aus Krügersdorp abgesandt wurde, traf zu spät ein, um die Einnahme der Stadt verhindern zu können. Einzelheiten hierüber sind noch nicht bekannt.
London, 4. Febr. Eine Depesche Lord Kitcheners aus Pretoria vom 3. Febr. meldet: Unsere Verluste bei Modderfontein betrugen 2 Offiziere tot und 2 verwundet. Es war finstere Nacht; dazu stürmte der Regen, als der Posten von dem Feind, der 1400 Mann stark war und ein Geschütz mitführte, angegriffen wurde. Kambells Kolonne verwickelte 500 Buren in ein Gefecht und schlug sie mit Verlusten zurück. Auf englischer Seite wurde ein Offizier getötet und einer schwer verwundet, sowie 18 Mann getötet bezw. verwundet.
London, 4. Febr. Die Kolonialtruppcn hatten, wie aus Kapstadt gemeldet wird, zwei Zusammenstöße mit den Buren bei Klipfontein südlich vom Oranjefluß. Tie Buren erlitten einige Ver
luste, ein Theil ihrer Lebensmittel wurde ihnen abgenommen. Zwei Engländer wurden getötet.
London, 5. Febr. Wie der Daily Telegraph vom 3. auS Kapstadt meldet, glaubt man dort, daß Piet Botha mit 2000 Mann und 7 Geschützen von Smiethfield aus in die Kapkolonie eingedrungen ist.
Vermischtes.
Salz als Mittel gegen HauS- schwamm. Bekanntlich bietet die Beseitigung von Hausschwamm große Schwierigkeiten und erfordert, soll der beabsichtigte Erfolg wirklich erreicht werden, ziemlich umfangreiche Arbeiten. Durch Zufall ist nun ein Hamburger Hausbesitzer ans ein sehr einfaches Mittel zur Beseitigung des Schwammes von den angegriffenen Holzteilen gekommen; er machte nämlich die Beobachtung, daß an den Stellen eines feuchten Raumes, wo in Säcken Viehsalzvorräte aufgestellt waren, die Dielen nicht von Holzschwamm befallen wurden, während an anderen Stellen der Schwamm so stark auftrat, daß man schon an eine vollständige Erneuerung aller Holzteile dachte. Da es sich nun zeigte, daß die Dielen an den Stellen, wo die Salzsäcke gestanden hatten, durchaus gesund waren, so blieb nur folgende Erklärung: Salz ist bekanntlich sehr hygroskopisch; es saugt also die Feuchtigkeit des Holzes an, wird dadurch selbst aufgelöst und imprägniert so die Dielen nach und nach. Will man nun mit Salz den Hausschwamm bekämpfen, so verfährt man wie folgt: Man schüttet solange Kochsalz in siedendes Wasser, bis eine vollständig gesättigte Lösung erreicht ist; mit dieser wird das Holz und das Mauerwerk, an welchem der Hausschwamm aufgetreten ist, mehrmals gewaschen. Wo es angängig ist, kann man auch das Salz direkt auf die vom Schwamm befallenen Stellen streuen. (Hannov. Gewerbeblatt.)
Aekkarneteit.
und von Tag zu Tag mehren sich die Anhänger der in weitesten Kreisen so sehr beliebten Pat. Myrrholin-Seife! Von dem Grundsätze ausgehend, daß nur das Beste Bestand hat und sich treue Anhänger erwerben kann, geschieht deren Herstellung nach den neuesten technischen Erfahrungen, aus den besten Rohmaterialien, so daß ohne Ueberhebung gesagt werden kann: „Es giebt keine bessere Toiletteseife". Ter Zusatz des Myrrholins zur Konservierung der Haut und dessen überaus günstige Beeinflussung bei Hautleiden verschiedenster Art ist durch zahlreiche ärztliche Berichte glänzend bewiesen, wodurch die Pat. Myrrholin-Seife einzig in ihrer Art, ohne Konkurrenz als hygienische Toilette-Seife zum täglichen Gebrauch dasteht. Als Garantie für die stets gleichmäßige Herstellung werden fortgesetzt chemische Untersuchungen durch die Großherzogliche chemische Prüfungs-Anstalt in Darmstadt vorgenommen, welche beweisen, daß die Pat. Myrrholin- Seife frei von allen schädlichen Bestandteilen und Füllstoffen ist. Es liegt deshalb in Jedermanns Interesse, vor Gebrauch einer anderen Seife einen Versuch mit der Pat. Myrrholin-Seife zu machen. Ueberall, auch in den Apotheken, erhältlich.
„Nun, Miß Hawke," redete ich die Tante an, „endlich haben wir schönes Wetter, beinahe mehr, wie wir wünschen können. Ist Ihnen ein kleiner Sturm nicht lieber als diese Stille?"
„Ich liebe den Wind, weil er uns vorwärts bringt," erwiderte Miß Damaris, „aber die großen Wogen, bei denen man das Gleichgewicht verliert, sind schauderhaft Nicht wahr, Mr. Egerton," fuhr sie fort.
„Sie sagten neulich einmal, daß Sie mit dem,Strathmore' wieder zurückkehren wollten, ich darf also annehmen, daß Sie etwa drei Monate in Sydney verweilen werden?"
„Jawohl, ungefähr so," gab ich zögernd zur Antwort, dennsolche Fragen waren mir in Gegenwart von Florence immer sehr peinlich, weil ich da nicht zu lügen wagte.
„Nun, dann wird es mir eine große Freude sein. Sie recht oft bei mir zu sehen."
„Außerordentlich gütig. Ich werde das immer als eine Auszeichnung betrachten."
„Deine Einladung kommt aber etwas früh, liebe Tante," lachte Florence.
„Ach was, früh, Kind. Mr. Egerton wird hoffentlich anders darüber denken und wissen, wie er es aufzunehmcn hat."
„Ganz gewiß. Sie dürfen sich überzeugt halten ..." — Ein Plätschern im Wasser auf der Backbordseite und der markerschütternde Schrei einer Frau ließen mich plötzlich aufspringen. Als erfahrener Seemann wußte ich, was dieses Plätschern zu bedeuten hatte. Mit drei Sprüngen war ich auf dem Heckbord und sah ein Kind, die Hände über der glasigen blauen Wasserfläche erhoben, wenige Fuß von der Seite des Schiffes treiben.
Ich warf sofort Hut und Zacket ab, schrie Thompson zu, mir eine Rettungsboje nachzuwerfen und stürzte mich hinab. Bei der langsamen Fortbewegung des Schiffes und der Schnelligkeit, mit der ich gehandelt hatte, war ich überrascht als ich wieder auf die Oberfläche kam, zu sehen, wie weit die beiden kleinen
Arme — denn das war alles was ich sehen konnte — schon hinten zurückgeblieben waren. Ich griff deshalb mit aller Macht aus, aber eine Minute bevor ich die Stelle erreichte, waren die kleinen Arme verschwunden. Das wunderbar durchsichtige, blaue Wasser ließ mich aber den Körper im Sinken noch erkennen. Ich tauchte und einige Sekunden darauf hielt ich den Kopf des kleinen Mädchens über Wasser. Ein Blick nach dem Rettungsgürtel zeigte mir denselben nicht weit von meinen Füßen. Thompson hatte ihn außerordentlich geschickt geworfen. Mit wenigen Stößen hatte ich die Boje erreicht, und einige Augenblicke danach befand sie sich unter meinen Achselhöhlen und das Kind oben darauf. Dasselbe war, Gott sei Dank, noch nicht tot, doch aber beinahe erstickt von dem Salzwasser, das es geschluckt hatte. Es gehört^ Mr. Joice. Als ich es einen Moment hoch hielt, drangen laute Hurrahrufe vom Schiffe zu mir. Immer von neuem wurden sie wie Breitseitensalven abgegeben. Was nur an Menschen sich auf dem Schiffe befand, sah ich Kopf an Kopf an der Schanzkleidung stehen. Es war sonderbar, wie glockenklar jeder Ton über das glatte Wasser zu mir drang: die ermunternden Zurufe der Männer, das Gekreisch der Frauen, die Befehle des Maats zum Klarmachen des Quarterboots, die schrillen Töne der Pfeife des Bootsmanns, das Geschrei der die Bootstakel bedienenden Mannschaft, das Rollen der Läufer der Takel, die leitenden Blöcke, das Aufklatschen des Bootes auf das Wasser, das ,los' des Bootssteurers, das Schlappen der Leinwand beim Backlegen des Schiffes. Wäre dies meine erste Erfahrung über Bord gewesen, so würde mir im Hinblick auf die Strecke Wasser, welche noch zwischen mir und dem glänzenden Rumpf lag, und zumal ich kein ausdauernder Schwimmer war, wohl etwas bange um Herz geworden sein. Doch für einen Mann, der schon einmal von einer Raa in die brüllende Tiefe voll erstickenden Gischts gestürzt war, konnte die ganze Sache unter den obwaltenden Umständen nichts besonders Aufregendes haben. (Forts, folgt.)