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Amts- rmd AAzeige-laLL für dm Aezirk Ggkw.
76. Iahrgllllg.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Umgebung 9 Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Psg.
Donnerstag, dm 7. Jebruar 1901.
Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt Mk. 1.10 ins Haus gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk; außer Bezirk Mk. 1; Sö.
Amtliche Bekanntmachungen.
An dir Gemeindebehörde«.
Nachdem infolge der allgemeinen Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse eine nicht unerhebliche Lohnsteigerung eingetreten ist, erscheint es angezeigt, eine Prüfung und anderweitige Festsetzung des ortsüblichen Tagelohns gewöhnlicher Tagearbeiter schon vor Ablauf der dermaligen Giltigkeitsperiode dieser Festsetzungen (stehe Wochenblatt Nr. 47 von 1897), herbeizuführen.
Zu diesem Zweck hat die im Jahre 1902 fällige allgemeine Revision dieser Lohnsätze, wie sie durch 8 17 der Vollzugsverfügung zum Kran'm- Versicherungsgesetz vom 2. Nov. 1892 (Reg.-Bl. S. 502) vorgeschrieben ist, schon im Jahre 1901 stattzufinden und am 1. Januar 1902 in Kraft zu treten (zu vergl. Min.-Erl. vom 7. Nov. 1900, Min.-Amtsbl. S. 438).
Die Gemeinderäte werden daher unter Hinweisung auf die Bestimmungen des Z 17 der oben angeführten Vollzugsverfügung beauftragt, Aeußerungen binnen acht Tagen darüber abzugeben, ob die seitherigen Sätze (Wochenblatt Nr. 47 von 1897) beibehalten oder verändert werden sollen; die für diese Aeutzerung maßgebenden Verhältnisse sind darzulegen.
Die Berichte sind als portopflichtige Dienstsache einzusenden.
Calw, den 6. Februar 1901.
K. Oberamt.
Stv. Amtm. Münz, ges. Stv.
Tagesnemgkeiten.
* Calw, 5. Febr. Am Montag fand der erste Brennholzverkauf in diesem Jahr aus den städtischen Waldungen statt. Die Preise erreichten wie in andern Orten eine ziemliche Höhe. Tannenes Scheiterholz kostete 8—10 tannene
Prügel 7—9 ^ pr. Rm. Für 100 buchene Wellen wurden 20 ^ und für 100 Nadelholzwellen 8 bis 14 bezahlt. Der Revierpreis wurde bei der Versteigerung überschritten.
Calw, 5. Febr. Einen schönen Erfolg erzielten Mitglieder des Bezirksv ereins für Geflügelzucht und Vogelschutz auf der vom 1.—4. Febr. in Aalen stattgehabten Landesausstellung des Verbandes württ. Geflügelzuchtvereine (der größten bis jetzt veranstalteten). Es erhielten Preise für ihre dort ausgestellten Hühner: Jul. Zapp, Calw, für schwarze Minorkas, und Schullehrer Bickel, Stammheim, für schwarze Langshans, je einen 1., Ed. Krüger, Hirsau, für Elsässer Landhühner einen II., C. Störr, Calw, für silberhalsige und Fr. Maurer, Calw, für gespeicherte Italiener je einen III.
Nagold, 4. Febr. In der am Sonntag gehaltenen Versammlung deS hies. Gewerbevereins wurde Seminaroberlehrer Kübele an Stelle.des von hier nach Ludwigsburg versetzten Amtmanns Schüller zum Vorstand gewählt. Zur Kenntnis der Versammlung wurde sodann der von der Handelskammer Calw eingeforderte Bericht über die Lage der Geschäfte gebracht. Unsere Holzbranche, mit Ausnahme der Küfer, hat keine besonders gute Geschäfte gemacht; Holzhändlern und Sägewerken schadet der südafrikanische und der chinesische Krieg. Auch die Wollbranche warf infolge des Rückgangs der Rohstoffpreise keinen guten Verdienst ab. Dagegen hatten befriedigende Ergebnisse zu verzeichnen die Gerbereien, Müllereien, Flaschner, Buch- und Papierhändler, Leimfabriken, Sattler, Schlosser, Pechsieder, wie auch die Nahrungsmittelhändler; die Bauthätigkeit hatte sich das letzte Jahr gut angelassen. An hervorragenden Bauwerken sind zu nennen das neue Bezirkskrankenhaus, sowie der Umbau des Kurhauses Waldeck zum Militärgenesungsheim deS württ. Armeekorps. Für die Lage der
Arbeiter brachte das abgelaufene Jahr eine Besserung; die Löhne stiegen im allgemeinen um 10°/°. In dem Bericht wird die Handelskammer noch um Vertretung einiger Wünsche gebeten, so hinsichtlich der Emlegung eines früheren Zugs Nagold-Altensteig und Einführung eines Motorwagens Nagold-Herrenberg.
Ebingen, 2. Febr. Vorgestern übend gegen 10 Uhr erschien der Schwager des Kaspar Maag, Trikotwebers, auf der Polizeiwache mit der Angabe, daß Maag das von seiner zweiten Frau in die Ehe gebrachte 3'/»jährige Töchterchen zu mißhandeln pflege. Gestern morgen begab sich der Polizeiwachtmeister in die Maagsche Wohnung, um die Entdeckung zu machen, daß das Mädchen gestern früh gestorben ist. Nach der Aussage des Arztes Dr. Palm trat der Tod durch Erwürgen ein. Der Körper des Kindes ist völlig abgemagert und weist Spuren vieler Mißhandlungen auf. Das Ehepaar Maag ist erst seit einigen Wochen verheiratet. Maag hat aus erster Ehe 3 Kinder. Während der Ehemann floh, wurde die Frau verhaftet. Gestern abend fand man Maag beim Schafhaus erhän gt auf. — Wegen des von der Frau aus ledigem Stand beigebrachten Kindes gab es von Anfang der Ehe an Streit. Der Vater hatte seine anderen Kinder durch barbarische Schläge zum Schweigen über den Tod des Kindes verpflichtet und dasselbe selbst im Keller zu verbergen gesucht. Die verhaftete Mutter leugnet jede Schuld.
Heilbronn, 4. Febr. Die Mitglieder der Engler t'schen Einbrecherbande, welche wegen des Pleidelsheimer Mords sich in Hast befinden, sind geständig, den Einbruchsversuch im Cannstatter Postgebüude, im Bure« der Firma Essinger und Rvseügart mit Todtschlagsversuch an dem Max Essinger ebenda, sowie zahlreiche nächtliche Einbrüche in Untertürkheim, Stuttgart u. s. w. verübt zu haben. Auch das Hauptverbrechen, den Einbruch in Pleidelsheim,. hei welchem der Kaufmann Jung
Iack's Brautwerbung.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
Das Glück, meinen Liebling einmal allein für mich zu haben, war groß, doch sah ich gleich, die Freude konnte nicht lange dauern. Die Stelle, die wir erreicht hatten, bot durchaus nicht den gewünschten Schutz, ich suchte deshalb mit den Augen nach einer anderen, bemerkte aber nur den Kreuzmast als einzigen Gegenstand, der vielleicht für wenige Minuten zur Deckung dienen konnte. Ich zog sie also nach diesem hin und stellte sie dicht davor. Hier stand sie etwas geschützter wie vorher, aber der von hinten kommende Wind, welcher sich an der starken Spiere teilte und auf der anderen Seite wieder vereinigte, füllte unsere Ohren mit einem so höllischen Geheul, daß es leichter gewesen wäre, im Mannschaftslogis, Ivo die Freiwache schnarchte und jeder Balken und jede Planke krachte, von ^unserer Liebe zu sprechen.
Florence versuchte dann und wann einmal eine Frage, aber , der Wind verwehte ihre Worte schon beim Oeffnen der Lippen. Sie gab es deshalb auf, noch länger auf Deck zu bleiben, warf noch einen Blick ringsum, und drückte dann meinen Arm zum Zeichen, daß sie wieder herunter zu gehen wünsche. Als ich ihr dabei ins Gesicht sah, bot sie ein Bild zum Entzücken. Der prickelnde Staub des Salzwafsers hatte ihr eine wunderbar herrliche Frische verliehen, und an ihren langen, weichen Wimpern hingen kleine Tröpfchen, die wie Diamanten glitzerten. Ich seufzte unwillkürlich, nahm ihren Arm wieder fester unter den meinen und geleitete sie zu ihrer Tante.
28. Kapitel.
Ich rette ein Kind.
Der dreitägige Sturm hatte uns achthundert Meilen nach Süden getrieben. Wir schaukelten jetzt sanft in einer Windstille am Rande des nördlichen Stilte- gürtels. Die Sonne brannte, die See hob und senkte sich langsam. Das Hüttendeck war durch ein Zeltdach geschützt, und das Schiff, welches jeden Lappen Leinwand, den es zu tragen vermochte, gesetzt hatte, um auch das leiseste Lüftchen zu fangen, schlich träge dahin. Die Paffagiere der zweiten und dritten Klaffe füllten das Haupt- und Vorderdeck, und schienen sich nach dem langen Gefängnisleben, welches sie hatten führen müssen, mit Wonne in den Strahlen der Sonne zu baden. Spielende Kinder sprangen umher und trieben unter fröhlichem Geschrei ihr Wesen. Eine Schiemannsgarnwinde raffelte auf dem Vorderdeck. Die Segelmacher saßen mit untergeschlagenen Beinen im Schatten der Kombüse und schwangen ihre langen, blanken Nadeln mit dem getheerten Zwirn, und Matrosen arbeiteten emsig in den Wanten und im Takelwerk.
Die Kajütenpaffagiere befanden sich da und dort auf dem Hüttendeck. Kapitän Jackson und seine Frau saßen lesend auf Schaukelstühlen; Thompson Tucker, eine Taurolle unter dem Kopf und eine Zigarre im Munde, lag lang ausgestreckt auf einem Hühnerkäfig; Mrs. Grant und ihre Tochter strickten, und die Joice'schen Kleinen, hübsche Kinder mit langen blonden Locken und blauen Augen, einander so ähnlich wie Erbsen, spielten vor dem vordersten Oberlicht. Tante Damaris und ihre Nichte saßen auf Klappstühlen am Besanmast. Erstere, die Hände im Schoß, sah auf die. See hinaus, mein Liebchen aber las und blickte verstohlen zuweilen über ihr Buch nach mir; ich nämlich ging mit Mr. Thornton, dem ersten Maat, auf und nieder.
Nach einer Weile verließ ich denselben und begab mich zu den beiden Damen