zur Aufnahme der Grenzregulierungsarbeiten be­geben hatte, am Malariafieber erkrankt sei. In dem plötzlichen Luftwechsel zwischen der gesunden Bergstation und der miasmenreichen Küsten­niederung sieht man den Grund für die plötz­liche Erkrankung des Dr. Peters. Der amtlichen Statistik zufolge hat Tanga überhaupt den höch­sten Prozentsatz an Fiebererkrankungen unter allen Künstenstädten Deulsch-Ostafrikas.

Die Strafkammer in Halle verurteilte den Schuhmachergesellen Klingteuber aus Schaf­städt wegen schwerer Körperverletzung zu drei Jahren Gefängnis. Die Körperverletzung bestand darin, daß K. einer 36jährigen Witwe, mit der er ein Liebesverhältnis unterhalten hatte, das die Frau aber löste, bei einem Zusammentreffen auf der Straße, nachdem sich die Frau geweigert, das Verhältnis fortzusetzen, in eifersüchtigem Zorn die Nasenspitze abbiß, wodurch die Frau dauernd entstellt ist.

Karlsruhe, 5. März. Ein siecher Raub­anfall wurde gestern Morgen zwischen 10 und II Uhr im fünften Stock eines Hauses der Ritterstraße verübt. Eine dort wohnende Frau war allein zu Hause und lag unwohl im Bett. Plötzlich drang ein 20 bis 24 Jahre alter Mann in das Zimmer ein und verlangte von der Frau in drohendem Ton Geld. Die erschrockene Frau versicherte, daß sie kein Geld habe. Ihre Be­stürzung rührte den Eindringling jedoch nicht Er erwiderte, daß er unbedingt 5 Mark haben müsse. Wenn er diesen Betrag nicht erhalte, schieße er die Frau tot. Bei diesen Worten zog er einen Revolver aus der Tasche und steckte ihn der Frau entgegen. Im Augenblick der höchsten Not sprang die Frau aus dem Bette und suchte die Thüre zu erreichen, um nach Hilfe zu rufen. Dies gelang ihr jedoch nicht, denn der Räuber packte sic, gab ihr einen Stoß auf die Brust und schlug ihr so lange auf den Kopf, bis sie bewußtlos auf den Boden fiel. In diesem Zustand traf sie ihr Ehemann, als er von der Arbeit nach Hause kam. Er wurde sofort gewahr, was sich in seiner Wohnung zu­getragen hatte, denn der Kleiderschrank war durchwühlt; es fehlten eine silberne Damenuhr und eine silberne Broche.

Aus Baden, 2. März. Professor Kuß­maul in Heidelberg hat aus Anlaß seines 70. Geburtstages der Luisen - Heilanstalt in Heidelberg ein Kapital von 10000 gestiftet, das zu Humanitären und Unterrichtszwecken be­stimmt ist. Die Stiftung erhält den Namen Hedwig Kußmaul-Stiftung" zum Andenken an ein geliebtes, früh verstorbenes Kind des Stifters.

Württemberg.

Dem Württ. Kriegerbund ist die Er­laubnis zur Veranstaltung einer Geldlotterie mit Ausgabe von 100000 Losen zu 1 und Aussetzung von Gewinnen im Gesamtbetrag von 40000 ^ zum Besten seiner Witwen- und Waisenkasse erteilt worden. Der Reinertrag aus dieser Lotterie muß als Kapitalvermögen der Kasse erhalten bleiben, während die Rente all­jährlich zu Unterstützungen verwendet wird. Die Witwen- und Waisenkasse des Württ. Krieger­bundes wurde auf dem Bundestag in Aalen im Jahre 1881 ins Leben gerufen und zunächst mit 10"/» der Mitgliederbeiträge dotiert. Durch Ansammlung dieser Beiträge und mit Hilfe ein­gekommener Geschenke hatte das Grundstocksver­mögen am Schluß des Jahres 1885 die Summe 8518 ^ erreicht und nachdem in demselben Jahre von der K. Staatsregierung eine Geld­lotterie zu Gunsten dieser Kasse bewilligt wurde, welche 43 000tL ertrug, konnten im Jahre 1886 erstmals Unterstützungen bewilligt werden. Die Ansprüche an die Kasse steigern sich aber von Jahr zu Jahr, so daß die einzelnen Gaben, welche 1888 durchschnittlich 22 ^ 24 Z betrugen, im Jahr 1889 auf 21^31^, 1890 auf 19vkL75^ und im letztverslossenen Jahr auf 18 ^ 58 herabgesetzt werden mußten, um mit den verfügbaren Mitteln auszureichen. Die Reihen der Teilnehmer an den Feldzügen von 1866 und 1870/71 lichten sich von Jahr zu Jahr mehr und wenn die einzelnen Gaben, die den bedürftigen Hinterbliebenen zu Teil werden, auch verhältnismäßig klein bemessen sind, so ist

damit doch schon manche Thräne getrocknet und mancher Schmerz gelindert worden. Es ist nicht zu zweifeln, daß die Lotterie ihres wohlthätigen Zweckes wegen allseitigen Sympathien begegnen wird.

Stuttgart. 4. März. Verein für Handels­geographie. ^Holland und sein Handel", Vortrag von Herrn Professor Obermüller stand auf der heutigen Tagesordnung. Man ging enttäuscht aber angenehm enttäuscht von dannen. Statt einer erdrückenden Fülle statistischen Materials, das man erwartet, bot der geehrte Redner eine Leistung voll liebenswürdigen Humors und unterhaltender Erzählung, einen wahren Stern- schnuppenfall geistsprühender Gedanken, wahrlich den besten Vortrag nach Form und Inhalt, den wir seil lange gehört haben. Er giebt eine Darstellung der holländischen Sprache, des Charakters des Holländers, den er ernst, religiös, gemütvoll, aber auch eigensinnig findet und freisinnig, nur zu sehr, er liebt nicht den Schul­zwang, läßt sich nicht gerne in den Geldbeutel gucken, daher er auch keine Kapitalsteuer hat; er schildert das Land, den Handel, den ver­schiedenen Charakter der Städte und ihre Be­deutung auf dem Handelsgebiete, Amsterdam, Harlem, Leyden, Delft, Rotterdam, Dortrecht u. s. w., das Leben des reichen Holländers in seinem Bureaux, in seinem Privathaus, das Treiben auf der Börse, die stattlichen reinlichen nordholländischen Bauernhöfe, eigentlich lauter oft beschriebene und bekannte Dinge, aber wo sie der Redner packte, da war es interessant. Mancher Seitenhieb wurde auch unserer Re­sidenzstadt versetzt. In Amsterdam wird der Deutsche mit dem nicht sehr schönen Namen Moff" (von unserm Muff stammend) benamst, aber, meint der Redner, es klinge doch besser da kommen ein paar Massen" , als wenn es hießeda kommen ein paar Esel." Daß den Holländern die schönen ostindischen Länder Java, Sumatra, Borneo, Celebes, die Molukken u. s. w. gehören, sei doch ärgerlich, meint der Herr Professor. Er schließt seinen mit rauschendem Beifall aufgenommenen Vortrag mit tiefem­pfundenen poetischen Worten, mit denen er das Andenken der Königin von Holland, der württ. Prinzessin Sofie, die so viel körperliche Leiden, aber noch mehr seelischen Kummer zu tragen hatte, feierte, ihr in Gedanken einen Kranz auf ihren schmucken Sarg in Amsterdam legte.Sie ruhe in Frieden."

Vollmarin gen, 28. Febr. Heute nach­mittag verbreitete sich hier die Nachricht, daß in die Kapelle zu Lohndorf eingebrochen worden sei. Der Unmensch, welcher trotz seiner energi­schen Bemühungen den Opferstock nicht zu er­brechen vermochte, scheint deshalb in Wut ge­raten zu sein, und diese kehrte sich nun gegen die Bilder der Kapelle, Gemälde und Skulp­turen, zwölf an der Zahl, indem er den Figuren die Augen ausstach, Nasen und Hände abschlug und ihre Kronen und Embleme zertrümmerte. Die Entrüstung ob solcher Ruchlosigkeit ist all­gemein und um so größer, als der die Kapelle umgebende Friedhof erst vor zwei Jahren der Schauplatz einer ähnlichen Schändung ge­wesen ist.

Zustand.

Wien, 1. März. Heute liefen namhafte Spenden für die Arbeitslosen ein. Erzherzog Wilhelm, Adolf Schwarzberg, Großhändler Trebitsch geben je 1000, Rotschild 15 000 Gulden. Der Bürgermeister lehnte die Kooper­ation zu dem sozialdemokratischen Komite, das Sammlungen angeregt hatte ab, lud aber an­angesehene Bürger zum Eintritt in ein Kontrol- Komite ein.

Das neue französische Ministerium Loubet ist bei seiner am Donnerstag erfolgten Vorstellung in der Deputiertenkammer einer weit freundlicheren Aufnahme begegnet, als man all­seitig erwartet hatte. Nachdem die in ihren Grundzügen schon vorher bekannt gewesene Er­klärung über die künftige Politik des Kabinetts Loubet durch den Kabinettchef verlesen worden war, trat die Kammer in die Beratung der ministeriellen Erklärung ein. Die Debatte drehte sich auf Grund einer Interpellation des repu­

blikanischen Abgeordneten Rivet hauptsächlich um die Kircheupolitik der Regierung, wobei Minister Ribot versicherte, das Kabinet würde die Konkor­datsgesetzgebung als allein maßgebend für das Verhältnis zwischen Staat und Kirche betrachten; Ministerpräsident Loubet fügte dann die Erklär­ung hinzu, daß das Kabinet durch keinen Ver­trag mit dem Vatikan gebunden sei. Mit über­raschend großer Mehrheit nahm alsdann die Kammer eine die gesamten Erklärungen der Re­gierung billigende Tagesordnung an, nämlich mit 341 gegen 91 Stimmen. Die Minderheit bestand fast nur ans Radikalen, während sogar die eifrigsten Anhänger von Constans für das Kabinett stimmten.

Paris, 5. März. Das vomFigaro" veranstaltete deutsche Plebiscit über Abtretung oder Austausch von Elsaß-Lothringen enthält Briefe von Professor v. Helmholtz, Präsident v. Levetzow, den Abgeordneten Dr. Reichens- perger, Bebel, v. Bollmar und anderen mehr oder minder zur Beurteilung der Frage geeigneten Personen. Durchweg wird die Frage der Ab­tretung entschieden verneint und die des Aus­tausches in das Gebiet der Phantasie verwiesen. Wünschenswert wäre gewesen, wenn man noch schärfer betont hätte, daß jedes Zugeständnis au Frankreich und nun gar die Abtretung von Elsaß-Lothringen! den Chauvenismus nur steigern würde.

Der Streik der englischen Bergleute nimmt eine für die weitesten Kreise der Bevölkerung immer bedrohliche Gestalt an. Die streikenden Kohlenarbeiter wiesen jeden Ausgleich endgiltig zurück, und da auch die Bergwerksbesitzer nicht nochgeben wollen, so ist das Ende des Aus­standes vorläufig nicht abzusehen. Die Kohlen­not in England gestaltet sich inzwischen immer größer und namentlich leiden die ärmeren Be­völkerungskreise infolge der außerordentlich kalten Witterung entsetzlich. Es ist unter diesen Um­ständen nicht unwahrscheinlich, daß der Berg­mannsstreik ernste Folgen nach sich zieht. Die belgischen Kohlenarbciter wollen ihre streikenden englischen Kameraden indirekt unterstützen durch möglichste Beschränkung der Kvhlenproduktion, wozu also auch ein Streik der Bergleute Belgiens nötig wäre.

London, 5. März. Der Daily Telegraph berichtet aus Petersburg: Der Zar ermächtigte Gurko, den Belagerungszustand über ganz Polen zu verhängen und auf alle Polen das Stand­recht anzuwenden. Die Nachrichten von über- handnehmender revolutionärer Agitation sind sehr ernst. In Moskau wurde eine große re­volutionäre Verschwörung entdeckt. Der Haupt- sührer Urganiption, ein Exstudent, ist verhaftet. Er ist angeklagt, eine Verschwörung gegen das Leben des Zaren veranstaltet zu haben.

Die erregte Stimmung der Bevölkerung Athens infolge der Absetzung des Ministeriums Delyannis ist plötzlich zu Gunsten des Königs umgeschlagen. Derselbe wird jetzt mit einem Male gepriesen, daß er durch sein Vorgehen gegen das bisherige Kabinett das Vaterland aus schwierigen Verhältnissen gerettet habe. Dely­annis findet daher mit seinen Rechtfertigungs­versuchen keinen Anklang. Man glaubt daher, daß sich die Kammerauflösung vermeiden lassen werde.

Das gelbe Fieber in Brasilien. Man schreibt derPol. Korr." aus London: Das gelbe Fieber hat in Brasilien, den letzten von dort hierher gelangten Nachrichten zufolge, eine erschreckende Ausbreitung gewonnen und insbesondere in Santos übt die furchtbare Seuche die traurigsten Verheerungen. Nach einem tele­graphischen Berichte des englischen Konsuls an Lord Salisbury sind in den letzten 4 Monaten achtzehn Schiffskapitäne dem gelben Fieber er­legen. Die Zahl der Opfer aus den Mann­schaften beläuft sich auf Hunderte und in ein­zelnen Fällen ist die ganze Bemannung eines Schiffes vom gelben Fieber weggerafft worden. Mehrere Dampferlinien haben die Empfang­nahme von Ladung für den Hafen von Santos eingestellt und die einflußreichsten fremden Häuser der Stadt schlossen ihre Lokale. In einigen Fällen ist tatsächlich niemand mehr da, um das Geschäft fortzusetzen, da die Gesunden gezwungen