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Pforzheim, 26. Febr. Gestern hielt Alb. Wittum von hier, Abgeordn. zur zweiten badischen Kammer, im Kaufm. Verein unter dem TitelReisebilder" einen sehr zahlreich be­suchten und mit reichem Beifall ausgenommen«?!! Vortrag. In der Einleitung berührte der Redner die durch die neuen Forschungen erzielten viel­fachen Erfolge, insbesondere auch den dem Deutschen angeborenen Wandertrieb, und schilderte

bach und Dennewitz gewesen sei und der auch ferner mit dem Hause Hohenzollern sein werde. In wahrhaft begeisterungsvollen Worten kündigte der Kaiser weiter an, daß er sein Volk noch herrlichen Tagen entge-zenführen werde und darum solle sich dasselbe die Freude an der Gegenwart wie den Blick in die Zukunft durch keinerlei mißvergnügtes Gerede trüben lassen. Der Kaiser schloß mit der klaren und bestimmten

8. Dobel, 27. Febr. Das Geburtsfest S. M. des Königs Wilhelm II. wurde vom hies. Liederkranz unter Beteiligung seiner Ehren­mitglieder und anderer Gäste in herkömmlicher Weise gefeiert. Am Donnerstag abend ver­sammelten sich die Teilnehmer bei Mitglied Barth z. Rößle. Der Liederkranz trug verschiedene Männerchöre, meistens Patriot. Inhalts, vor. Den Königstoast brachte Herr Pfarrer Mayer, Ehrenmitglied des Vereins aus. Der Herr Redner hob hauptsächlich diealte schwäbische Treue," welche Fürst und Unterthan von je­her verbunden habe, hervor und nachdem dem Andenken des verstorbenen Königs Karl ein stilles Glas geweiht war, erscholl ein mit Be­geisterung ausgebrachtesHoch" auf unfern neuen König. Hierauf hielt Schult. S. einen Vortrag über diewürttembergischen Regenten von 1083 bis 1816." Weitere Reden und Toaste folgten und in durchaus gehobener Stimmung verlief die Feier, bis die vorgerückte Zeit die Teilnehmer zur Heimkehr mahnte. Trotz dem vielen Schnee, der noch auf unseren Bergen liegt, haben sich die Staren nicht abhalten lassen, bei uns zu erscheinen und ihre alten Wohn­ungen wieder zu beziehen. Hoffen wir, daß sie des Winters Tücke nicht wieder vertreibe und daß sie einen baldigen Frühling ange­kündigt haben.

lH Neuenbürg, 28. Febr. In den Räumlichkeiten des Gasthofes z. Bären hielt am gestrigen Abend der hiesige Turnverein sein alljährliches Karnevals - Tanz - Kränzchen ab. Mehrere kostümierte Masken und die zahlreichen buntfarbigen, als Maskenabzeichen dienenden Kopfbedeckungen verliehen der ganzen Sache den heiteren Charakter, wie ihn Prinz Karneval vor­schreibt. Durch eine hübsch arrangierte Polonaise eröffnet, wickelte sich die erste Abteilung der Tanz­ordnung in rascher Folge ab. Während der Pause wurden von Vereinsmitgliedern verschiedene gut geschultePyramiden" in fünf verschiedenen Zusammenstellungen ausgeführt, die unter den Zuschauern so großen Beifall fanden, daß sie von den jugendlichen Athleten wiederholt vorge­führt werden mußten. Nach jeder Aufstellung gab es einen Zwischenakt, indem dreiClowns" in drolliger Weise diese pyramidalen Grupp­ierungen nachzuahmen versuchten, was große Heiterkeit und Beifall erregte. Eine zweite Aufführung, eine komische Pantomime der Wunderdoktor", führten einige ältere Mitglieder in gelungener Weise aus. Auch diese, in dem Verein erstmals vorgebrachte Abwechslung fand lebhaften Beifall. Hieran reihten sich wieder die Tänze, die durch die seitens des Komites vorgesehene Ordnung, zur Zufriedenheit der Tanzenden verliefen; und erst am frühen Morgen verabschiedeten sich gegenseitig die Anwesenden, in. der vollen Ueberzeugung, wieder einmal ein angenehmes Tanzvergnügen erlebt zu haben.

dann eingehend seine Wahrnehmungen bei den von ihm gemachten Reisen in Italien, Deutsch­land, Frankreich, England, Schottland, wobei auf Land und Leute näher eingegangen wurde. Bei den vielen bedentsamen Eindrücken, welche Redner in der Fremde in sich ausgenommen hatte, gewann derselbe doch die Ueberzeugung, daß unser deutsches Vaterland und namentlich Süd­deutschland Reize biete, die in andern Ländern nicht zu finden sind. In der am letzten Samstag hier stattgchabten, zahlreich besuchten Versammlung des evang. Jugendbundes hielt Professor Brand von hier einen sehr bei­fällig aufgenommenen Vortrag überDie Re­ligion der alten Deutschen."

Deutsches Weich.

Die Rede des Kaisers.

Wieder einmal ist Kaiser Wilhelm mit einer hochbemerkenswerten rednerischen Kund­gebung vor die Oeffentlichkeit getreten, welche sich in ihrem Kernpunkte als eine scharfe Zurückweisung der mannigfachen, gegen den neuen Kurs" im Reiche und in Preußen ge­richteten Angriffe erweist. Den äußerlichen An­laß zu dieser jüngsten Kaiserrede bildete das Mittwoch nachmittag stattgefundene Festmahl des Brandenburgischen Provinziallandtages, auf welchem der Kaiser nach 5 Uhr erschien, um dann in Erwiederung auf eine ihn begrüßende Ansprache die erwähnte Rede zu halten. In deren Eingang tadelte es der Monarch streng, daß jetzt die Sitte eingerissen sei, an allen Regier­ungshandlungen herumzunörgeln und herumzu­mäkeln und dem Volke hierdurch die Freude an dem großen deutschen Vaterlande zu vergällen. Diese Verhetzung erzeuge schließlich in manchen Leuten den Gedanken, als ob wir in dem schlecht- regiertesten Lande der Welt lebten, dem aber doch nicht so sei. Der Kaiser meinte, ob nachher die Nörgler nicht besser thun würden, ein so elendes Land zu verlassen und Hiemil sich selber wie den andern einen großen Gefallen zu thun. Dann aber schlug der erlauchte Redner einen anderen tiefernsten Ton an, er wies darauf hin, wie Deutschland allmählig den Kinderschuhen entwachse und da wäre es wohl auch Zeit, daß wir uns von unseren politischen Kinderkrankheiten befreiten. Der Kaiser gab weiter zu, daß wir jetzt in bewegten Tagen lebten, er verhieß je­doch wieder ruhigere Zeiten, sofern sich unser Volk nur zusammennehme und auf Gott und seinen angestammten Herrscher baue. Der Mo­narch flocht hierbei eine kleine Erinnerung aus den Entdeckungsfahrten des berühmten englischen Admirals Drake ein und erklärte in Anknüpfung an dieses Beispiel, daß auch er auf dem von «hm betretenen Wege unbeirrt vorwärts schreiten werde. Das tiefe religiöse Empfinden kam dann in der weiteren Rede wiederum zum erhebenden Ausdruck, er wies empor auf Gott, der schon der Alliierte des preußischen Volkes von Roß-

Versicherung. daß der von ihm eingefchlagcne Kurs der richtige sei und daß er denselben weiter­steuern werde.

Mit dieser Rede, speziell mit ihrer Schluß­wendung, hat der Kaiser Wilhelm abermals vor aller Welt zu erkennen gegeben, daß er die von ihm eingeschlagenen und vielfach so neuen Bahnen seiner Regierung für richtig halte und daß er da­her in ihnen unentwegt fortschreiten werde. Zu dieser Kundgebung ist der erlauchte Herrscher offenbar durch die Wahrnehmung bestimmt wor­den, daß in weiten Kreisen unseres Volkes schon feit langem Mißvergnügen oder mindestens Ver­stimmung wegen der Politik desneuen Kurses" herrscht und daß sich hinsichtlich der Früchte der­selben vielfache Besorgnisse gellend machen. Letztere zu zerstreuen und die Zweifler und Un­zufriedenen im Lande dem Vertrauen in die neuen Verhältnisse zu gewinnen, hat unser jugendlicher Kaiser ja schon des öfteren in seinen Reden unternommen und demselben Bestreben gilt nun auch seine Ansprache in der Festver­sammlung am Mittwoch. In ihr ist wiederum der überzeugungsvolle Ton charakteristisch, den der Kaiser bezüglich der Richtigkeit seines Handelns anschlägt, und nicht minder das Gottvertrauen, durch welches sich der jugendliche Herrscher ja immer ausgezeichnet hat. Einem warmen Appell an sein Volk, seiner Führung auch fernerhin zu folgen und an der Größe und Zukunft des Vaterlandes nicht zu zagen, gleicht die Rede des Kaisers und daß sie ihren Eindruck auf alle Kreise der deutschen Nation, in denen überhaupt noch das monarchistische Gefühl vorhanden ist, nicht verfehlen wird, dies kann man wohl als sicher betrachten.

Wenn cs Kaiser Wilhelm vermieden hat, in seiner Kundgebung auf die großen schwebenden Streitfragen unserer gesamten Politik näher ein­zugehen, so erscheint dies vollkommen verständ­lich, man weiß ja auch ohnehin, worauf die kaiserlichen Worte zielen. Hoffentlich wird die unerschütterliche Zuversicht auf das Gelingen seiner weitausschauenden Pläne, welchen der Kaiser jetzt erneut so beredten Ausdruck verliehen hat, und sein begeisterter Hinweis auf die ver­heißene glänzende Zukunft Deutschlands die be­ruhigenden Wirkungen ausüben, welche der er­lauchte Schirmherr des Reiches erwartet, wie man anderseits nur hoffen und wünschen kann, daß derneue Kurs" sich nach jeder Richtung hin in der That als der richtige erweisen möge.

Der Reichstag hatte am Mittwoch wieder einmal das zweifelhafte Vergnügen teils einer Zolldebatte, teils einer Sozialistendebatte. Zu ersterer gab der Antrag der Sozialdemokraten auf gänzliche Aufhebung der Lebensmittelzölle Anlaß, für welchen die sozialistischen Redner Bock und Bebel besonders eifrig ins Zeug gingen. Beide Herren suchten die Notwendig­keit des Antrages ihrer Fraktion in der be-

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