habe. Die für den Bezirk passenden Sorten kann man gewiß auch in guten Jahren bezeichnen. Auch Sorten, die nicht gern tragen, müssen bezeichnet werden. Es sei sehr im Interesse, wenn der Landwirt alle seine Sorten mit rechtem Namen kenne lerne; das ist aber nur auf einer reichhaltigen Ausstellung möglich, wo ein Sachverständiger die Sorten richtig bezeichnet; mit dem Hinaufschauen auf die Bäume ist es nicht gethan. Er möchte den Ausschuß bitten, im nächsten Obstjahr eine Ausstellung zu veranstalten und nicht in einem Fehljahr. Eine Obstausstellung habe allgemeines Interesse. Damit war die lebhafte Debatte beendigt. An einem mitgebrachten Bäumchen zeigte der Oberamtsbaumwart sämtliche Veredlungsarten und erläuterte kurz den Zweck einzelner derselben. Ueber die Jungviehweide des Nagolder Bezirksvereins äußerte sich Hr. Friedr. Pfrommer-Calw sehr absprechend. Das Gewicht seines zur Weide geschickten Tieres sei befriedigend, dagegen sei das Vieh betreffs Reinlichkeit in sehr verwahrlostem Zustand zurückgekommen. Zum Schluffe der Versammlung wurden die bei der diesjährigen Rindviehprämiierung zuerkannten Diplome verteilt; auch erhielt jedes anwesende Mitglied einen Kalender: Fritz Möhrlins Schwäbischer Bauernfreund.
* Calw, 4. Febr. Die Generalversammlung des Vorschußvereins fand gestern nachmittag im „Rößle" statt. Nachdem der Vorstand, Hr. Flaschnermeister Karl Feldweg, die zahlreich erschienenen Mitglieder begrüßt und die Versammlung eröffnet hatte, kam der Rechenschafts- und Kassenbericht zur Verlesung. Wir entnehmen dem Bericht, daß der Verein im letzten Geschäftsjahr einen sehr erfreulichen Aufschwung genommen hat. Ter Umsatz hat sich bedeutend vermehrt, der Reservefonds erhöhte sich, die Zahl der Mitglieder ist gestiegen; es traten 42 neue Mitglieder ein. Der Bericht wurde mit großer Befriedigung ausgenommen und dies von mehreren Mitgliedern ausdrücklich hervorgehoben. Hierauf wurde zu der Neuwahl des Ausschusses geschritten. Der bisherige Ausschuß wurde durch Akklamation wiedergewählt: an die Stelle eines verstorbenen Ausschußmitglieds trat Hr. Kaufmann Fr. Oesterlen. Nachdem noch ein Mitglied seiner Freude über den guten Stand und die starke Zunahme des Vereins Ausdruck verliehen hatte, wurde die Versammlung, die einen sehr schönen Verlauf nahm, vom Vorsitzenden geschlossen.
Calw, 4. Febr. Gestern nachmittag fand im „Oberen Bad" in Liebenzell die Generalversammlung des Bezirksfischereivereins statt. Ter Vorstand, Hr. Oberamtmann Voelter, entledigte sich zunächst seines Referats über die vorjährige Fischereiausstellung in Freudenstadt. In 46 Aquarien zeigten die dortigen Züchter das Hervorragendste auf diesem Gebiete. Namentlich die H.H. Böcking in Schernbach und Apotheker Steichele in Freudenstadt hätten hierin das Beste geleistet und auch die ersten Preise errungen. Der Referent, welcher die Fischzuchtanlage des Letzteren selbst besichtigt hat, findet dieselbe als überaus praktisch. Hr. Steichele füttere seine Fische mit Fleisch; jedes krepierte Tier, das ihm gebracht werde, finde Verwendung. Das Fleisch, das übrigens ganz frisch sein müsse, werde eingesalzen und
ganz nach Bedarf davon verwendet; zur Zerkleinerung dient eine amerik. Fleischhackmaschine. Redner sprach noch über die bei den Beratungen empfohlene Tötungsmethode und die Verpackung der Fische. Der Schriftführer und Kassier, Hr. Hugo Rau, erstattete hierauf Bericht über den Vermögensstand und über andere Vereinsangelegenheiten, worauf zu den Wahlen geschritten wurde. An Stelle des um den Verein sehr verdienten Schriftführers und Kassiers, Hrn. Hugo Rau, welcher aus geschäftlichen Rücksichten ein Wiederwahl bestimmt ablehnte, wurde Hr. Stadtschultheiß Mäulen von Liebenzell vorgeschlagen, indem derselbe mitten unter den Hauptinteressenten des Fischereivereins seines Sitz habe und auch telephonisch mit denselben Verkehren könne. Nachdem Hr. Mäulen, diesen gewichtigen Argumenten gegenüber, seine Zusage erteilt hatte, wurde der Ausschuß gewählt und in denselben berufen die Herren Eugen Staelin-Calw, Deker und Haisch-Liebenzell, Graser-Unterreichenbach, Verw.- Akt. Müller-Neubulach, Bilharz-Hirsau und der seitherige Schriftführer H. Rau-Calw. Hiemit war der geschäftliche Teil erledigt. Nachdem der Vorstand noch zur Beteiligung an der mit dem Volksfest dieses Jahres verbundenen 10. Ausstellung des Landesfischereivereins aufgefordert und Hr. Schultheiß Scholl von Unterreichenbach der Vereinsleitung den Dank ausgesprochen hatte für ihre mühevolle Verwaltung, dabei betonend, daß es ihr zu verdanken sei wenn die staatlichen Gewässer nun in den Besitz des Vereins übergegangen seien, war es Zeit den in der Küche harrenden Fischen sein Augenmerk zuzuwenden. Die Vereinsleitung hatte sich entschlossen den Mitgliedern diesesmal einen in unseren Gewässern unbekannten Fisch, Hechte, vorsetzen zu lassen und die Wahl war eine gute und allseitig anerkannte. T a auch die Zubereitung nichts zu wünschen übrig ließ, und sogar eine vorzügliche genannt werden mußte, so waren die Teilnehmer an dem Mahle voll befriedigt. Ein Quintett der Liebenzeller Stadtmusik, unter Leitung ihres Dirigenten Wohlgemuth sorgte in weichen Klängen für die nötige Andacht. — Möge der Verein auch ferner fortfahren, Ordnung in die F-ischwasserpachtverhält- nisse zu bringen und der.Lohn wird nicht ausbleiben.
8 Calw, 4. Febr. Am Sonntag 10. Febr., nachm. 2 Uhr, wird Hr. Rechtsanwalt Gutbrod aus Stuttgart in seinen Vorträgen über das bürgerliche Gesetzbuch fortfahren. Da dieselben äußerst lehrreich sind, wird dies Jedermann mit Freuden begrüßen.
* Calw, 4. Febr. Das bekannte Frieden sh e im in Stammheim, eine Tochteranstalt der berühmten Seckendorfschen Anstalt in Cannstatt, wird eine Erweiterung erfahren. Bei dem starken Besuch des Friedensheim reichen die Räume des Hauses zur Unterbringung der Genesung Suchenden nicht mehr aus. Neben dem jetztigen Heim wird daher noch in diesem Jahr ein Neubau erstellt werden, so daß weitere Leidende ausgenommen werden können.
(Amtliches aus dem Staats-Anzeiger.) Am 1. Februar d. Js. ist von der Evangelischen Oberschulbehörde die Schulstelle in: Friolzheim, Bez. Heimsheim (Leonberg) dem Schulamtsverweser Albert Pfeiffer in Unterlengenhardt Bez. Calw,
sowie in Som menhardt, Bez. Calw, dem Unterlehrer Rudolf Rochau in Murrhardt, Bez. Backnang, übertragen worden.
Berlin, 1. Febr. Der Londoner Korrespondent der Vossischen Zeitung ist in der Lage aus bester Quelle versichern zu können, daß der Thronwechsel keine Aenderung der südafrikanischen Politik zur Folge haben werde. In leitenden englischen Kreisen besteht auch jetzt noch die Absicht, den Krieg fortzusetzen bis die im Felde stehenden Buren entweder die Waffen gestreckt haben oder zersprengt und vernichtet sind. In Uebereinstimmung mit dieser Meldung berichtet eine Kapstädter Meldung des Standart, daß die Operationen in Südafrika in nächster Zeit in großem Maßstabe neu eingeleitet werden sollen. Große Massen berittener Truppen sollen den Buren entgegen geworfen werden; auch Infanterie soll sich beteiligen. Dieselbe wird der größeren Beweglichkeit halber auf Maultier-Karren befördert werden.
Paris, 2. Febr. Aus Palasco (Corsica) wird gemeldet: Das Glasdach über dem Perron des hiesigen Bahnhofes stürzte unter der Wucht der darauf lastenden Schneemassen in der Länge von 50 Metern ein. Drei Personen wurden getötet und sieben schwer verletzt.
London, 1. Febr. Das Gerücht, Kaiser Wilhelm werde die Vermittelung zwischen England und den Buren übernehmen, wird vom Auswärtigen Amt als gänz- lich unbegründet erklärt.
London, 1. Febr. Die heutigen Morgenblätter stellen es nunmehr als Thatsache hin, daß Dewet am 30. Januar den Oranjefluß überschritten hat und in die Kap-Kolonie eingedrungen ist. Die Blätter sind der Ansicht, daß die verschiedenen Buren - Kommandos, welche die Linie Bloemfontein-Ladybrand überschritten haben, sich ebenfalls nach der Kap-Kolonie begeben werde. Daily Mail weiß aus Kapstadt zu melden, daß das Haupt-Kommando Dewets aus 1500 Mann mit zwei Geschützen besteht und weist besonders auf die Thatsache hin, daß Kitchener wegen Mangel an Mannschaften und besonders an berittenen Truppen lahm gelegt ist. Diese Lage dürfte sich auch kaum vor einem Monat ändern, da bis zu diesem Zeitpunkte keine Verstärkungen eintreffen können. — Morning Leader erklärt, daß, falls England seine jetzige Politik nicht ändere, in einem Jahre die Schwierigkeiten in Südafrika noch dieselben sein würden.
London, 2. Febr. Aus Kapstadt wird gemeldet: Sämtliche englischen Garnisonen in der Nähe des südlichen UferS des Oranjeflusses sind von dem Erscheinen Dewets benachrichtigt worden. Die kleinen Buren-Kommandos, welche sich augenblicklich im Norden des Freistaates aufhalten, ziehen sich zusammen, um sich mit den Truppen Dewets zu vereinigen. Die Engländer haben eine Bewegung ausgeführt, welche bezweckt, die Stadt Clanwilliam einzuschließen.
Löndon, 2. Febr. Die täglich erscheinende amtliche Verlustliste vom südafrikanischen Kriegsschauplatz meldet von gestern 53 an Krankheiten
„Ach, davor haben Sie keine Furcht, ich halte Sie. Der Anblick wird Sie entzücken und der Wind wird Sie erfrischen."
Tante Damaris machte zu meiner großen Ueberraschung gar keine Einwendungen. Florence warf einen Blick nach dem Oberlicht, und nach kurzem Zaudern willigte sie ein, mich zu begleiten. Sie mußte erst in ihre Kabine gehen, um sich schützende Kleidungsstücke zu holen, und deshalb führte ich sie nach der Thür derselben, wobei ich nicht verabsäumte, ihre lieben kleinen Finger zärtlich zu drücken. Während ihrer Abwesenheit nahm ich ihren Platz neben Tante Damaris ein.
„Es thut mir sehr leid," schrie ich ihr wieder ins Ohr, bemüht, soviel Teilnahme und Liebenswürdigkeit wie möglich in meine Stimme zu legen, „daß die Bewegung des Schiffes Sie in ihrer Kabine so belästigt. Die meinige steht Ihnen sofort zu Diensten, sie hat, wie Sie wissen zwei Kojen, da ja Mr. More- combe eine inne hatte."
„Sie sind sehr gütig, und ich danke Ihnen, aber wir werden bleiben, wo wir sind. Und, bitte, erwähnen Sie nicht mehr Mr. Morecombe, ich möchte an ihn nicht erinnert werden, er existiert nicht mehr für mich."
Ich verbeugte mich stumm, und dann freute ich mich über ihr gutes Aussehen, sagte, ich hätte gefürchtet, ihr Befinden würde durch die lange Entbehrung der freien Luft leiden, „aber ich sehe," schmeichelte ich ihr, „daß dies nicht der Fall war. Die Aerzte meinen, die Seeluft gäbe langes Leben, meine Ansicht aber ist, daß sie die Menschen jung aussehen macht. Es giebt nichts, was die Augen so hell und den Teint so klar macht."
Sie hätte mehr als ein Mensch, sie hätte ein Engel statt einer alten Jungfer sein müssen, wmn sie für solche Schmeichelei nicht empfänglich gewesen wäre, die, wie ich denke, hier wirklich von mir sehr geschickt und nett angebracht war.
Jetzt kehrte Florence aus ihrer Kabine zurück, und ich sprang auf, um ihr meine Hand zu bieten, denn so unvergleichlich sie ihre herrliche Gestalt auch den Bewegungen des Schiffes anpaßte, so war das Deck zur Zeit für weibliche Füße doch ganz ungangbar.
„Nimm dich nur recht in Acht, mein Kind," warnte die Tante.
„O, keine Sorge," entgegnete ich heiter, „ich halte sie fest." Und damit nahm ich, mochte nun die Alte von meinem Benehmen denken was sie wollte, den Arm meines Liebchens unter den meinen und führte es die Treppe hinauf. Sowie ihr liebes kleines Naschen über die Kampagne hinauskam, legte sie die Hand daran, als wenn sie dächte, der Wind hätte es ihr schon fortgenommen. Sie rang nach Atem und zog mich wieder zurück, als wollte sie wieder umkehren, ich aber ließ sie nicht los, sondern zog sie nur dichter an mich. Der Wind war in der That wie eine feste Mauer, ich mußte dieselbe aber durchbrechen. Schnell legte ich meinen Arm um ihre Taille, und mit einem Sprung hatte ich sie unter Lee des Ouarterboots.
Der zweite Maat, ein lebhafter, seemännischer, junger Mann, stand auf dem Hüttendeck und schützte sich dort so gut er konnte. Ein Schiffsjunge arbeitete sich, jeden Halt benutzind, leewärts. Niemand, außer den beiden Leuten am Rade, war auf dem Hinterdeck. Auf der Leeseite des Hauptdecks, im Schutze der Küche, standen einige Mann der Wache zusammengedrängt, und hier und da gewahrte man einen Zwischendeckpaffagier, der hinter irgend einem Gegenstand seine Pfeife rauchte. Das ganze Vorderdeck war aber öde, da war keiner, der den Spritzseen, der hohen Wogen des Meerbusens von Biskaya ohne zwingende Veranlassung Trotz geboten hätte.
(Fortsetzung folgt.)