gestattet wird. lieber die Dauer der Offenhaltung gehen die Wünsche auseinander; länger als 1 Uhr nachmittags wollen 45°/» und länger als 2 Uhr nachmittags 28°/o sämtlicher Läden ge­öffnet haben.

Reutlingen, II.Febr. In der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien stand die Frage der Sonntagsruhe zur Beratung. So­wohl der hiesige Gewerbeverein, als der Handels­verein hatten sich in ihren dazu einberufenen Versammlungen über die Zeit der Schließung der Geschäfte an Sonntagen Bor- und Nach­mittags nicht einigen können. Von einer An­zahl Geschäftsleuten lag eine Eingabe vor, worin sie um Offenhalteu der Geschäfte an Sonntagen von 89 Uhr Vormittags und 113 Uhr Nachmittags baten. Für eine Verkürzung der 5 Arbeitsstunden an Sonntagen hatte sich Nie­mand ausgesprochen. Die bürgerlichen Kollegien beschlossen nach eingehender Beratung, von einer Verkürzung dieser 5 Stunden ebenfalls abzusehen, ferner dem kgl. Oberamt den Wunsch zu unter­breiten, wenn möglich für den ganzen Oberamts­bezirk die Arbeitsstunden des Handelsstandes an Sonntagen auf 89 Uhr Vormittags und 11 bis 3 Uhr Nachmittags sestzusetzen.

In Württemberg befinden sich gegenwärtig 300 Raiffeisen'sche landwirtschaftliche Kredit­genossenschaften und 103 Banken für Gewerbe.

Ausland.

In Paris bilden z. Zt. die deutschen Hammel das Tagesgespräch. Als die neuen französischen Zollgesetze in der Kammer besprochen wurden, kümmerte sich niemand darum, daß die deutschen Hämmel mit einem höheren Eingangs­zoll belegt werden. Patriotische Seelen freuten sich sogar, daß wieder einmal etwas Deutschem der Krieg erklärt wurde. Da kam der 1. Februar, mit ihm der neue Zolltarif und damit auch die Hammelnot Das Hammelfleisch stieg um 30 Franken für 100 Kilo im Preise, denn die Ein­fuhr von Deutschland ließ sehr nach und mehr noch, man erkannte, daß nun beim Ausbleiben des deutschen Imports gerade das beste Fleisch zu fehlen beginnt. So ist es gekommen, daß trotz aller grassierenden Deutschenhetze die Pariser Schlächter die Kourage gefunden haben, öffent­lich zu erklären, das Fleisch deutscher oder gar preußischer Hämmel sei besser als das von französischem Schlachtvieh und die Erde hat sich wegen dieser Mitteilung nicht verdreht. Im Publikum erhebt sich nun, denn im Geldpunkte verstehen auch die Pariser Hausfrauen keinen Spaß, ein derartiges Gezeter wegen der Ver­teuerung des Hammelfleisches, daß die Hammel­frage eine große Pariser Tagesfrage geworden ist und die Preise an den Spitzen der Zeitungen wiedergegeben werden. Nächstens will man Versammlungen um den Hammel abhalten und außerdem soll die Angelegenheit auch im Parla­ment noch zur Sprache gebracht werden. Die Sache hat einen stark komischen Beigeschmack, ist aber in Wirklichkeit doch recht ernst. Es zeigt sich jetzt, wo in Paris nicht blos das Hammel­fleisch, sondern die meisten Lebensmittel teurer geworden sind, daß die heutige Zeit keine gar zu schneidige Wirtschaftspolitik mehr vertragen kann. Wenn die Franzosen es auch zu leugnen suchen, so bleibt doch die Thatsache bestehen, daß sie sich mit ihrem neuen Zolltarif gründlich verrannt haben und in eine Sackgasse geraten. Die Pariser Hammelfrage ist noch eine Kleinig­keit gegenüber den Schwierigkeiten, die im Ver­kehr mit den Nachbarstaaten drohen. Nach keiner Seite hin ist eine Verständigung zustande ge­kommen, überall drohen Repressalien, Verkehrs­hemmnisse, Zollkriege. Die französische Industrie ist in sehr hohem Maßstabe eingepfercht und ein­gezwängt worden, in den Nachbarstaaten kann man hingegen ruhig abwarten, wie die Dinge sich entwickeln werden. Leichtwahrscheinlich ist es, daß aus dem verteuerten Pariser Hammel das Steinchen wird, das schließlich zu einer Lawine sich gestaltet. Man hat in Frankreich die Rechnung ohne die neuen von Deutschland abgeschlossenen Handelsverträge gemacht, und hat damit den Hauptzweck des neuen französischen Tarifs, eine Zollunion gegen Deutsch­

land zu bilden, nicht erreicht. Der fran­zösischen Regierung, wie den Hammeln ist immer daran gelegen gewesen, die Pariser einigermaßen zufrieden zu halten. Man wird ihnen den Hammelzoll opfern und dann werden andere Interessenten mit anderen Forderungen kommen. Der Hammel von Paris hat also den Ruhm, ein wichtiges Glied in der Kette der wirtschaft­lichen Entwicklung von Europa zu bilden.

Starker Sch nee fall ist in den letzten Tagen in einzelnen Teilen der Alpen einge­treten. In Auffee (Steiermark) fielen enorme Schneemassen; Lawinendonner füllte das Thal; der Bahnverkehr ist eingestellt und der Ort ab­geschlossen. Die Arlbergbahn ist, wie aus St. Gallen gemeldet wird, infolge heftiger Lawinenstürze zwischen Bludenz und Langen unterbrochen. Andermatt. Eine Lawine ver­schüttete 3 Männer und 20 Schale. 2 Männer wurden gerettet.

Unterhaltender Heil.

Ein seltsamer Fall.

Kriminalgeschichte von F. Arne selbt.

(5. Fortsetzung.)

!II.

Während Doktor Nabel die Leiche der un­glücklichen Frau Klingenmüller untersuchte, er­stattete der Schutzmann dem Polizeilieutenant seinen Rapport und nahm schmunzelnd ein an­erkennendes Wort desselben über sein umsichtiges Handeln entgegen. In der That ergab denn auch eine genauere Besichtigung des Schauplatzes der That nur wenig andere Aufschlüsse als die welche der Schutzmann bereits gefunden.

Das Zimmer welches Frau Klingenmüller bewohnt hatte, nahm wie bereits erwähnt, die ganze Breite des Hauses ein und hatte nur einen Eingang, die Thür, welche nach dem Vor­saal führte, denn der Alcoven war eigentlich nur eine Nische, allerdings von ansehnlicher Breite und Tiefe, aber ohne Thür und ohne Fenster. Jene Thür hatte man von innen so verschlossen gefunden, daß sie gewaltsam geöffnet werden mußte; ein Eindringen des Mörders durch dieselbe, war also gänzlich ausgeschlossen, überdies versicherte Katharina, daß sie sowohl die Vorder- wie die Hinterthür des Hauses ganz wie jedem anderen Tage verwahrt gefunden habe. Auch die drei Fenster des Zimmers waren geschlossen gewesen, und der Schutzmann hatte vor der Ankunft seines Vorgesetzten nicht zu öffnen gewagt. Dieser untersuchte sie genauer, versuchte durch das mittlere Fenster, das zu einer auf der Veranda gehenden Thür umge­staltet war, auf letztere hinaus zu gelangen und machte dabei die Entdeckung, daß der innere Riegel offen, die Thür jedoch durch eine außen daran befindliche Vorrichtung geschlossen war. Albertine, die sich gewaltsam zusammennahm und die an sie gerichteten Fragen mit einer größeren Ruhe beantwortete, als Katharina ihr vor einer Viertelstunde zugetraut hätte, erklärte ihm, die Tante habe das machen lassen, weil, wenn sie auf der Veranda gewesen, das Auf- und Zuschlägen des Fensters sie belästigt habe.

Und wer kannte diese Vorrichtung?" fragte der Poliznlientenant.

Wohl Niemand als die Hansgenossen: Katharina, ich und der Gärtner," war die Ant­wort.

Der Polizeilieutenant erkundigte sich hier­auf, wo der Gärtner sei, ward, als er von dessen Entfernung am frühen Morgen hörte, nachdenk­lich, gab einem seiner Leute leise einen Befehl, worauf der Mann sich entfernte und ließ sich dann von dem soeben aus dem Alcoven, dessen Vorhang er hinter sich schloß, wieder heraus­tretenden Dr. Räbel Bericht erstatten.

Hätte noch ein Zweifel über die Todesart der beklagenswerten Frau Klingenmüller ob­walten können, so wäre derselbe durch die ärzt­liche Untersuchung beseitigt worden. Der Mörder mußte sich an sein Opfer herangeschlichen haben, in der Absicht, dasselbe zu würgen, wenn es von Anfang an überhaupt auf einen Mord ab­gesehen gewesen war. Eine noch weit größere Wahrscheinlichkeit lag dafür vor, daß er nur

die auf dem Nachttisch befindlichenMchlüffel hatte nehmen, den Sekretär öffnen, sich dessen In­halts bemächtigen und damit auf demselben Wege, den er gekommen war, entfliehen wollen. Das Erwachen der alten Frau halte dann wohl den Dieb zum Mörder werden lassen. Sie schien sich aufgerichlet und die Hand nach dem über ihrem Bette befindlichen Klingelzug aus- gestreckt zu haben. Der Räuber hatte sich auf sie gestürzt und sie daran verhindert. Ein kurzer Kampf hatte sich entspannen, während dessen der Nachttisch umgestürzt war; dem ohne Zweifel starken Mann war es nur zu schnell gelungen, die alte Frau zu bewältigen, er hatte ihr den Knebel in den Mund gestopft und sie mit beiden Händen am Halse gewürgt, bis sie lodl war; dann hatte er die Schlüssel genommen, den Sekretär aufgeschlossen und aus- geräumt.

Das alles kann doch aber nicht ohne Ge­räusch abgegangen sein," wandte sich der Poli- zeilieuienanc an Albertine und die alte Katharina; haben Sie denn gar nichts gehört?"

Die Erstere verneinte das mit der größten Bestimmtheit, die alte Magd sagte, es sei ihr gewesen, als ob sie einen Schrei gehört habe, sie habe jedoch gemeint, es könne der Wind ge­wesen sein, denn cs sei gerade um die Zeit ge­wesen, wo das Unwetter am heftigsten getobt.

Das Wetter raste von Mitternacht bis gegen zwei Uhr Morgens," versetzte der Poli- zeilicutenant mit einem fragenden Blick auf den Arzt und dieser erwiderte sogleich:

Das trifft vollständig zu, nach der Be­schaffenheit der Leiche zu schließen, ist der Tod gegen 1 Uhr eingetreten.

Ein eisiger Schauer durchschüttelte Albertinej; zum ersten Male hörte sie auf die Tante Klingenmüller, die sie am Abend lebend, wenn auch von einem Unwohlsein befallen, verlassen, die BezeichnungLeiche" anwenden, und dies machte einen erschütternden Eindruck auf sie. Nichtsdestoweniger war sie gesammelt, als der Polizeilieutenant sie über den Inhalt des Sekre­tärs befragte.

Ich weiß, daß die Tante ihr Geld und wertvolle Schmucksachen darin aufbewahrte," sagte sie,und weiß auch, daß sie gestern eine größere Summe hatte, da ihr die Zinsen ein- gegangen waren; wie viel das aber war, ver­mag ich nicht anzugeben, das ließ mich die Tante nie erfahren.

Weder Geld noch Wertsachen befinden sich mehr in den Schubfächern." erklärte der Beamte nach wiederholter sorgfältiger Untersuchung, wer wußte außer Ihnen noch um den Inhalt des Schrankes?"

Ich nicht! Ich nicht!" schrie die alte Katharina mit aufgehobenen Händen,Frau Klingenmüller ließ den Sekretär nie offen stehen und wenn Herr Ladenburg da war, durfte ich nicht in's Zimmer."

Aengstigen Sie sich nicht, meine gute Frau, es hat Sie Niemand in Verdacht," er­widerte der Polizeilieutenant, nur mit Mühe ein Lächeln unterdrückend, denn die Besorgnis der Allen, man könne ihr zutrauen, daß sie des Nachts in ein Fenster gestiegen sei und einen Raubmord ausgeführt habe, wirkte belustigend. Wer ist Herr Ladenburg?" wandte er sich wieder an Albertine.

Sie meint den Buchbinder Ladenburg, welcher die Geldangelegenheiten der Tante be­sorgte," erklärte Alvertine,von ihm werden Sie auch ungefähr den Betrag der Summe er­fahren können, welche sich im Sekretär befunden hat."

(Fortsetzung folgt.)

Heuer wird es sich ereignen, daß Fastnacht- Montag auf den 29. Februar fällt. Es ist dies eine Seltenheit, die zuletzt im Jahre 1808 vvr- gekommen, daher wohl von wenigen unserer Zeitgenossen erlebt worden ist. Das Schaltjahr I960 wird dieselbe Erscheinung wieder bringen.

Auflösung des Citaträtsels in Nr. 23.

Was dich nicht brennt, das blase nicht."

Richtig gelöst von Wilhelm Pfrommer in Wasser­alfingen.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.