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76. Ichrgavg.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die Einrückungsqebühr beträgt im Bezirk und in nächster - Umgebung 9 Pfg. die Heile, weiter entfernt 12 Pfg.
Bonnersiag, dsn 31. Januar 1901
Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt Mk. 1.10 ins Haus gebracht, Mk. I. 15 durch die Post bezogen im Bezirk; außer Bezirk Mk. 1. 35.
Amtliche Bekanntmachungen.
Am 12. Febr. 1901, vormitt. 10 Uhr,
findet im Dienstgebäude des Bezirkskommandos Calw die ärztliche Untersuchung derjenigen Volksschullehrer und Kandidaten des Volksschulamts, welche sich im militärpflichtige Alter befinden und am 1. April 1901 zur Ableistung ihrer Ijäh- rigen Dienstzeit eintreten wollen, statt.
Noch nicht militärpflichtige taugliche Volksschullehrer u. s. w. dürfen sich zum Diensteintritt freiwillig bereit erklären. Der Ausstellung eines Meldescheins bedarf es in diesem Falle nicht.
Ein Recht auf die Wahl des Truppenteils haben die einzustellenden Lehrer u. s. w. nicht, doch wird etwaigen Wünschen möglichst Rechnung getragen werden. '
Schriftliche Gesuche um Einstellung sind bis spätestens 4. Febr. 1901 an das Bezirkskommando cinzureichen.
Calw, den 29. Dezember 1900.
König l. Bezirkskommando.
Tagesneuigkeiten.
* Calw, 29. Jan. Gestern nachmittag fand eine außerordentliche Generalversammlung des landwirtschaftlichen Konsum- Vereins Calw bei Bierbrauer Dreiß statt. Trotz der schlechten Wittemng war die Versammlung gut besucht. Den Hauptgegenstand der Beratung bildete die Beschlußfassung über den gestellten Antrag auf Auflösung des Vereins. Nach eingehender Darlegung der Sachlage kamen die Mitglieder zu dem Entschluß, von eiü'er Auflösung des Vereins abzusehen; für die Auflösung stimmte nur eine kleine Minderheit. Maßgebend für den Beschluß war, daß der Verein bisher den Mit
gliedern große Vorteile gebracht habe, daß eine An- glicderung an die Darlehenskassenvcreine nicht in allen Orten möglich sei und daß die Sämereien am besten durch einen großen Verein billigst und gut bezogen werden können. Da der seitherige langjährige und erfahrene geschäftsführende Vorstand, Hr. Pflüger z. Adler, von seinem Amt wegen Zeitmangels freiwillig zurückgetreten war und zur Annahme der Vorstands stelle nicht mehr bewogen werden konnte, so mußte eine Neuwahl des Vorstandes stattfinden. Die Wahl fiel auf Hrn. Schullehrer a. D. Gärtner hier. Der neue Vorstand tritt seine Stelle am 1. Juli an.
— Von der württ.-badischen Grenze im Nagold thal. Abermalen ist ein bedeutsam weiterer Schritt zur Verwirklichung des nun schon über 1 Jahr projektierten „Brückenbaues Schellbronn-Unterreichenbach" zu verzeichnen. Nach eingehender Prüfung aller einschlägigen Verhältnisse die für die badischen Interessen in dieser wichtigen Verkehrsfrage iu Betracht kamen, hat die Vertretung der Großh. bad. Regierung die negierende, von den einseitigen Ansichten der interessierten Gemeinden teilweise hervorgerufcne Haltung derart korrigiert, daß sie heute dem Projekt wohlwollend und fördernd gegenüber steht. Hat sie doch den Gemeinde-Vorständen in den betr. Gemeinden des Gebiets nahe gelegt, dem Zweck der Sache entsprechende Beiträge zu zeichnen und ist somit die Hoffnung auf ein Gelingen der Angelegenheit um ein beträchtliches gestiegen, um so mehr als die Gemeinde Unterreichenbach — angesichts der entgegenkommenden Haltung der Großh. bad. Regierung — sich nun nochmals zum Aeußersten aufgerafft hat und 50°/» als letztes und größtes Opfer hiezu bewilligte. Daß natürlicherweise die geringen Unterhaltungskosten der quest. Brücke — jährl. ca. 50 und alle 12 Jahre ein neuer Anstrich, ca. 500 — zu gleichen Teilen getragen
werden müssen, ist selbstverständlich und daran
wird hoffentlich die Sache nicht scheitern! Aufgabe der Gemeinde-Vorstände des Gebiets wäre es nun, in einer Gemeinde-Versammlung der Bürgerschaft die weitgehenden wirtschaftlichen Vorteile und namentlich auch der gesamten Arbeiterschaft der Pforzh.-Jndustrie (insonderheit bei Hochwasser) die Nützlichkeit der Erstellung dieser Brücke, öffentlich klar zu legen, von deren Einsicht dann wohl zu erhoffen ist, daß sic die noch nötigen kleinen Prozent-Anteile bewilligen werden.
Freudenstadt, 28. Jan. Ein Sturm- wetter ist heute Nacht über unsere Stadt dahingebraust, wie wir es hier in gleicher Heftigkeit lange nicht erlebt haben. Schon am Samstag und während des gestrigen Tages Warnas Wetter ganz abnorm gewesen, auf den gewaltigen Schneesturm vom Samstag folgte gestern ein andauernder Regen. Zu diesem gesellte sich dann von gestern Nacht 11 Uhr ab ein Sturm, der bald an „Steifigkeit" keinem Seesturm mehr etwas nachgab und der bis heute früh anhielt. Mit ^geradezu unheimlicher Gewalt brauste der Orkan unter Plitzerscheinungcn, denen allerdings kein Donner Mgte, über unsere Höhe hinweg, die Häuser in ihren Grundvesten erbeben machend und mit Fensterläden und allem, was nicht niet- und nagelfest war, sein ohrenbetäubendes Spiel treibend. Das Klirren der vielen Fensterscheiben mag Wohl nur auf die Glasermeister eine angenehme beruhigende Wirkung ausgeübt haben. Daß der Sturm bedeutenden Schaden anrichtete, hauptsächlich in den Waldungen, ist zweifellos, doch ist es uns, da sämtliche telephonischen Verbindungen gestört sind, jetzt noch nicht möglich, nähere Einzelheiten zu melden. Nur soviel ist uns bis jetzt bekannt, daß zwischen der „oberen Brücke" und Christophsthal eine ganze Reihe schwerer Holzstämme den Verkehr bis gegen 11 Uhr vormittags unmöglich machten, auch Zwieselberg zu soll der „Windfall" sehr bedeutend sein. An dem unteren
6 ^ ^ 6 1 Rach verSiM«.
Iack's Brautwerbung.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
27. Kapitel. '
Kin Halver Sturm.
Als ich das Deck verließ, und die erleuchtete Kajüte betrat, war ich erfüllt von all dem, was ich Florence zu sagen hatte; ich war daher sehr erfreut, sie ohne ihre Tante bei Tisch zu sehen. Um mir indessen Gewißheit zu verschaffen, ob dieselbe nicht doch vielleicht noch kommen würde, fragte ich, indem ich meinen Platz einnahm:
„Was, so allein?"
„Ja," erwiderte der kleine Schalk, mich lustig ansehend, „meine Tante hat Kopfschmerzen; ihr langer Spaziergang mit Ihnen scheint ihr nicht bekommen zu sein."
„Ah, das sollte mir ja leid thun, aber wißen Sie, ehrlich gestanden, ist es mir sehr lieb, daß sie nicht kommt, denn nun kann ich Ihnen doch in Ruhe erzählen, was ich mit ihr gesprochen habe."
„O," kicherte sie, „das hat mir die Tante schon alles selbst erzählt. — Finden Sie sie nicht recht sonderbar?"
„Gewiß, trotzdem aber könnte ich sie, glaube ich, ganz gern haben. Allerdings nannte sie Jack Seymour einen gemeinen Menschen ohne alle Manieren,
aber, mein Liebling, das kommt nur davon, daß sie nicht weiß, was für ein reizender Kerl er ist."
„So, meinen Sie? Ich begreife nicht, wie ein Mensch so eingebildet sein kann. Was werden Sie nun erst von sich denken, wenn ich Ihnen sage, daß sie Mr. Egerton für einen sehr vornehm aussehenden jungen Mann hält, einen jungen Mann, der, bei erfrischender Natürlichkeit, höchst wohlerzogen ist, und eine selten angenehme Unterhaltungsgabe besitzt."
„Na, sehen Sie wohl," sagte ich heiter. — „Was Ihre Tante doch für einen Scharfblick hat! — Aber Sie scherzen natürlich."
„Keineswegs; sie ist wirklich so verblendet. Ich werde mir für Sie doch nicht so etwas ausdenken. Nein, ich wiederhole nur die eigenen Worte meiner Tante. Sie scheinen ihr Herz im Umsehen gewonnen zu haben. Aber, Himmel, was wird sie sagen, wenn sie entdeckt, wer Sie sind!"
„Ach, das macht mir jetzt keine besondere Sorge mehr. Ich habe heute viel über den Punkt nachgedacht. Und wißen Sie, zu welchem Schluß ich da gelangt bin? — Ich mache^ihr die Kour. Ich werde sie mit Liebenswürdigkeiten und Aufmerksamkeiten aller Art überschütten, und gelingt es mir dadurch, mich bei ihr festzusetzen, mir ihre volle Zuneigung zu erwerben, so wird sie mich dann, wenn die Maske fällt, als Menschen viel zu lieb haben, um nicht auch meinen wahren Namen mit in den Kauf zu nehmen. Sie soll glauben, ich wäre in sie verliebt, um ihrer Holdseligkeit willen. Ich will sie erobern. Ja, diese alten Damen sind wunderbar leichtgläubig. Man braucht sie nur etwas schwermütig, gedankenvoll anzusehen, und gleich gehen sie hin und kaufen sich eine neue Haube."
„Worüber lachen Sie denn so. Miß Hawke," fragte plötzlich Thompson. „Kann man nicht auch daran teilnehmen? Ich wette, Jack zieht über irgend