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Aller? Vielleicht befand sich doch noch die eine oder die andere junge Dame unter den Festgästen. die sich in ihren auf Curt gesetzten Hoffnungen nun endgiltig getäuscht sah und ein Gefühl des Grolles nicht oder doch nur schwer s zu unterdrücken vermochte. Oder sollte Herbert von Stolzbach, der mit Kurt gleichaltrige Sohn des Kommerzienrats, welcher seinem Rivalen unterlegen war bei der Werbung um die Hand Adele's, dieser zürnen, das junge Paar beneiden? o nein, nein! Auch er war ja. gleich allen übrigen Anwesenden, so froh und heiter, daß ein derartiger Verdacht ausgeschlossen schien. Würde aber dennoch jemand Zweifel gehegt haben, so sollten sie gründlich zerstört werden.
Eine Reihe Toaste waren bereits ausgebracht worden. Nun erhob Herbert von Stolzbach sich freudestrahlenden Antlitzes und gedachte in so schwungvollen. herzlichen Worten des Glückes und Wohlergehens der Neuvermählten, daß nach verhalltem dreimaligem Hoch ein wahrer Beifallssturm den weiten Raum durchbrauste.
Nun griff Kurt von Molten zum Glase; er wollte in seinem und seiner Gattin Namen für diese ganz unerwartete Ovation danken; allein die Stimme versagte ihm vor Rührung Da schritt er denn mit dem gefüllten Weinglose zwischen den Festtafeln hindurch jener Richtung zu, wo Herbert von Stolzbach saß. Dieser, die Absicht Kurts erratend, eilte ihm mit ebenfalls vollem Glase entgegen — einen Augenblick sahen die beiden Männer sich bewegt an, leerten die Gläser und drückten sich dann kräftig die Hände. Stürmische Bravorufe besiegelten den erneuerten Freundschastsbund.
„Versöhnt!" flüsterte Graf Otto von Barno seinem Nachbar, dem Kommerzient von Stolzbach zu.
„Hoffentlich auf immer, es freut mich herzlich!" erwiderte dieser mit Wärme.
Mit der Bersöhnungsscene hatte die Tafel ihren Abschluß gefunden und es begann nach einer kurzen Pause im zweiten Saale der Ball.
' Während der Pause bildete in den einzelnen Gruppen wie an den Büffets die Versöhnung Herberts mit Curt längere Zeit noch den hervorragendsten Gesprächsstoff Natürlich waren die Meinungen geteilt; die Einen waren überzeugt, daß Herbert es aufrichtig mit dem jungen Baron meine, Andere äußerten Zweifel. Doch das that denrFeste keinen Abbruch; in Lust und Fröhlichkeit verstrich Stunde um Stunde nur zu schnell für die lebensfrohe junge Welt.
Herbert war augenscheinlich bemüht, Kurt und dessen Gattin zu überzeugen, daß ihm jeder Nebengedanke fern liege, daß er ihnen fortan ein ehrlicher treuer Freund sein wolle. Die
Pausen verbrachte er zum größten Teile an der Seite des jungen Paares und unterhielt sich mit diesem in der liebenswürdigsten ungezwungensten Weise. Auffällig erschien es nur Allen, daß Herbert, als ein leidenschaftlicher Tänzer bekannt, während des ganzen Balles nicht an einem einzigen Tanze theilnahm. Wiederholt hierüber befragt, schützte er Mattigkeit, leichten Kopfschmerz vor, weshalb man es auch erklärlich fand, daß er einige male, während die andern tanzten, den Saal auf kurze Zeit verließ, um, wie er sagte, im Harmoniegarten zu promenieren; es war ja eine milde Mainacht. Seine Abwesenheit erstreckte sich stets auch auf kaum fünf Minuten, einmal auf etwa eine halbe Stunde.
(Fortsetzung folgt.)
„Ich habe keine Zeit, müde zu sein!"
Pflicht! Ganz kurz ist das Wort, sehr inhaltreich und schwerwiegend der Begriff. Er stellt an unsere Thatkraft, an unser Wollen und Handeln hohe Anforderungen, und wenn wir diesen Anforderungen immer voll und ganz nachkämen . wir würden innerlich zufrieden sein, wir würden auch mit unseren gesellschaftlichen Zuständen zufrieden sein können. Die Pflicht muß die Richtschnur sein, die den Fürsten auf dem Thron leitet, die auch den Taglöhner seinen bescheidenen Weg gehen läßt. Wir alle dürfen nicht müde werden, wir alle müssen unser „Päckchen" tragen, so lange als es uns vergönnt ist. Die getreue Pflichterfüllung nur führt zum rechten Lebensglück, zum Frieden, zum rechten Lebensgenuß. Wer aber an Stelle der Pflichterfüllung jenen faulen Lebensgenuß, der in der Befriedigung der sinnlichen Triebe und Begehrungen sein Genüge findet, sich zu sehen bestrebt, der wird bald zum Ueberdruß. zum Ekel gelangen. Der hat als Mensch vollständig seinen Beruf verfehlt, und die Folge ist oft genug die, daß er zur Pistole greift! Und was ist denn Pflichterfüllung? Das ist zumeist die Arbeit. Schiller sagt in der Glocke: Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis! Ehrt den König seine Würde, ehret uns der Hände Fleiß. Es wird im Ruhmeskranz des ersten Kaisers im Deutschen Reich nicht das letzte Blatt sein: Ich habe keine Zeit müde zu sein! Der Pflichterfüllung gebührt Anerkennung und sie wird ihr; der Pflichlvergessenheit gehört Verachtung und sie bleibt ihr nie erspart. Darum wollen mir in unseren Schulen die Kinder zur gewissenhaften Pflichterfüllung anleiten. Der Vater zu Hause soll dem Kinde ein immer sich gleich bleibendes Vorbild in der Erfüllung seiner Obliegenheiten sein und die Mutter nicht minder. Und wir anderen alle, wir wollen der Jugend
zeigen, daß uns die Arbeit eins der höchsten Güter ist, daß uns die Pflicht höher noch als unser Wohlbefinden steht. Dann wird auch unsere Jugend arbeiten lernen, dann wird sie ihre Pflicht erfüllen, dann wird sie auch lernen, in rechter Art zu genießen, dann wird auch Zufriedenheit einziehen, da wo heute bittere Unzufriedenheit herrscht. Werden wir besser, dann wird es auch besser werden. Bon unseren Rechten sind wir gar sehr überzeugt, möchten wir es doch auch in derselben Weise von unseren Pflichten sein.
(Als kritische Tage für 1892,) an denen atmosphärische Störungen, Erdbeben und Explosionen in Bergwerken Vorkommen können, bezeichnet Professor Falb den 14. und 29. Januar, den 12. und 28. Februar. 13? und 28. März, 12. und 26. April. 11. und 26. Mai, 10. und 24. Juni, 10. und 23. Juli, 8. und 22. August, 6. und 21 September. 6. und 20. Okl., 4. und 19. November, 4. und 19. Dezember.
(Arzt:) „Machen Sie sich keine Sorge; das ist weiter nichts, wie akuter Schnupfen." Herr Bemmchen: „A kuter Schnupfen! Nee härense, das is a beeser Schnupfen!"
Dem Bauersmann ins Stammbuch.
1. Es ist kein Wässerchen so klein,
Es bringt einen Zentner Heu dir ein.
2. Nur dem wird die Kette vom Wagen gestohlen, Der zu saul ist, sie abends ins Haus zu holen.
3. Das Wetter kennt man am Wind, den Bauer am Rind, Den Vater am Kind, den Herrn am Gesind.
4. Beim Pferdehandel und Rinderkauf Thue die Augen oder den Beutel auf.
5. Gilt's um ein Huhn zu rechten, sei gescheidt;
Nimm du ein Ei dafür und laß den Streit.
6. Prozesse, Flasche und Wirtshaus Rusen den Bettelsack ins Haus.
7. Lieber das erste Mädchen von der Straßen,
Als sich eine reiche Verwandte ausschwätzen lassen.
8. Der Mann fährt nnt dem Wagen nicht so viel ins Haus, Als die Frau mit der Schürze kann tragen hinaus.
9. Der rote Hahn auf dem Dache ist nicht so schlimm, Als ein Faß Branntwein im Keller drin.
10. Treibst du auf schlechte Weide die Kuh,
Verlierst du die Milch und den Mist dazu.
11. Derjenige ist ein großer Sünder
Der mehr an sein Vieh denkt, als an die Kinder.
12. Gute Schulen am rechten Platz
Sind für die Gemeinden ein großer Schatz.
Aber zu Hause gute Zucht,
Die bringet erst die rechte Frucht.
Auflösung des Akrostichon in Nro. 205. Sturm — Dachl — Laden — Verbrechen — Elias — Saal — Trichter — Esau — Reis. Sylvester.
Richtig gelöst von Elise Fritz, Marie Finkbeiner, Paul Beil von Neuenbürg, I. Barth, Höfen, Fr. Pfeiffer, Präparand, Dobel, A. Pfeiffer, Dobel.
Zum Jahreswechsel.
Wiederum taucht ein Jahr ins Meer der Unendlichkeit, bald hebt sich der Hammer zum mitternächtigen Glockenschlage und der letzte verklingende Ton führt uns hinüber in einen neuen Abschnitt unserer Erdenpilgerschaft!
Von jeher wurde dieses entscheidenden Momentes in besonderer Weise gedacht, und sowohl dem letzten wie dem ersten Tage des Jahres wird kirchlich und bürgerlich mit Recht eine besondere Bedeutung beigelegt.
Am Jahresschlüsse halten wir Rückschau über die Vergangenheit, da ziehen im Geiste die Erlebnisse und Ereignisse des nun zur Neige gehenden Jahres an unserer Seele noch einmal vorüber, da weihen wir auch lieben Tobten eine Thräne der Erinnerung. Und nicht nur dem, was uns selbst angeht ...id bewegt, gehören unsere Gedanken, auch was im Vaterlande und draußen in der Welt sich Wichtiges und Denkwürdiges ereignete, schließt sich in ihren Kreis mit ein.
Verweilen wir zuerst bei Denen, die leider nicht mehr sind. Da erneuern wir vor allem das Gedächtnis unsers am 6. Oktober hingegangenen Königs Karl von Württemberg, ferner Feldmarschall Moltkes welcher am 24. April entschlummert ist. Von anderen hervorragenden und vielgenannten Männern, die Heuer demTode zur Beute wurden, seien die tapfern Helden Zelewsky und Grasenreuth genannt, die in afrikanischer Erde gebettet liegen.
Leider war das Jahr 1891 auch ein an Unglücksfällen und Elementarereignissen sehr reiches. Wir führen nur an: Die Pulverexplosion in Rom am 23. April, das furchtbare Eisenbahnunglück bei Mönchenstein am 1b. Juni; das Eisenbahnunglück bei Eggolsheim am 4. Juli; das bei St. Mands am 26. Juli; das bei Orel in Rußland Ende November. Spanien und Südfrankreich wurden mit verheerenden Ueberschwemmungen,
Rußland durch eine entsetzliche Hungersnot, Japan durch ein furchtbares Erdbeben heimgesucht. — Aufregung verursachte der Ueberfall des Orientbahnzuges am 31. Mai und die in Berlin im November sich ereignenden Bonkkatastrophen. Der Bürgerkrieg in Chile, die revolutionären Ereignisse in Brasilien, der Selbstmord Boulangers sollen nicht unerwähnt bleiben.
Wägen wir Gutes und Schlimmes, was das nun scheidende Jahr gebracht, miteinander ab. so finden wir, daß wir zufrieden sein können. Das köstliche Gut. der Friede, blieb uns auch Heuer erhallen. Wir hatten uns im eigenen Vaterlande einer gesegneten Ernte zu erfreuen und wenn auch ungünstige Conjekturen aus Handel und Gewerbe drückten und es auch sonst hätte in vielen Stücken besser bestellt sein können, wir müssen im Hinblick auf die wirklich traurige Lage in anderen Ländern, dem Geber alles Guten dankbar sein.
Wissen wir ja doch auch nicht, was uns das neue Jahr bringen wird. Gute und böse Tage wechseln wie Regen und Sonnenschein bei den Einzelnen wie bei den Nationen, so war es von Anbeginn des Menschendaseins und so wird es bleiben. Das Schlimme, was uns das alte Jahr gebracht, wollen wir vergessen, des Guten uns dankbar erinnern und mit frischem Mut und Gottvertrauen ins neue eintreten.
Dunkel ist der Pfad vor uns, wir vermögen den Schleier der Zukunft nicht zu lüften. Aber — „ob Schlimmes oder Gutes — wohlauf seid frohen Mutes". mit diesem Spruche und in diesem Sinne wollen wir Sylvester feiern und die Morgenröte des Jahres 1892 begrüßen.
Damit allen lieben Lesern ein fröhliches
..-Uvostt Weirjahr!"
Redaktwn, Druck und Verlag von Chrn. Meck, in Neuenbürg.
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Nr. 2.
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