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geleise stehen. Letzteres wird von den Arbeitem der Maschinenwerkstätten Cannstatt und Crailsheim bis heute früh freigelegt worden sein. Die Paffa­giere des Schnellzugs, die teilweise geringere Ver­letzungen davontrugen, wurden von hier aus abge­holt. Der Verkehr wird durch Umsteigen bewerk­stelligt.

Gmünd, 18. Jan. In der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien beschäftigten sich dieselben wiederholt mit den Uebelständen, welche bei dem städtischen Gaswerk in neuerer Zeit in einer für die Einwohnerschaft wenig er­freulichen Weise mehr und mehr zu Tage treten. Es kam dabei zu einer längeren und zum Teil er­regten Debatte über die Frage, wo die Schuld an den unleugbaren Mißständen liege. Von einzelnen Mitgliedern wurden dem Gasdirektor Geyer Vorwürfe gemacht, während von anderer Seite der neuangeschaffte Ofen als unbrauchbar bezeichnet wurde und der Stadtvorstand feststellte, daß die Behandlungsweise der Gasöfen durch die Arbeiter mindestens teilweise die Ursache des GaSmangelS sei. Es wurde beschlossen, einen unparteiischen Sachverständigen zu genauer Untersuchung der Sache zu berufen.

Homburg v. d.H., 19. Jan. DerKaiser ist auf besonderen Wunsch der Kaiserin Friedrich, welche wegen des Gesundheitszustandes ihrer Mutter sehr besorgt ist, heute abend von Berlin nach Osborne abgereist.

Berlin, 20. Jan. Ueber die gestern abend erfolgte Abreise Kaiser Wilhelms nach England ist noch zu berichten, daß dieselbe in Begleitung des zur 200. Jahr-Feier hier anwesenden Herzogs von Connaught erfolgte. Der Kaiserzug nahm seine Fahrt über Magdeburg-Braunschweig nach Vlissingen, von wo die Weiterfahrt per Dampfer erfolgt. Nach dem Berliner Tageblatt war gestern mittag hier die Nachricht eingelaufen, daß es sich bei der Erkrankung der Königin Victoria um einen Schlaganfall handelt. Vertraulich soll dem Kaiser berichtet worden sein, daß höchste Gefahr vorhanden sei. Der Kaiser habe daher sofort beschlossen, an das Krankenbett seiner Großmutter zu eilen. Dem­selben Blatte zufolge ist gestern abend 9 Uhr Prinz Heinrich mit seiner Schwester, der Erbprinzessin von Meiningen zum Besuch der Kaiserin Friedrich nach Cronberg abgereist. In London erregte die Nachricht von der Reise Kaffer Wilhelms enprme Sensation und tiefe Genugthuung. Der Ketzer Minerva geht von Portsmouth nach Vlissingen ab, um den Kaiser und den Herzog von Connaught direkt nach Osborne zu bringen. Wie dem Lokal- Anzeiger aus Kiel gemeldet wird, erhielt die auf der Kaiserwerft befindliche Hohenzollern den Befehl für eine eventuelle Fahrt nach England sich klar zu machen. Den gleichen Befehl erhielten der Kreuzer Nymphe und das Torpedoboot Sleipner. Die Klarmachung der Hohenzollern soll nicht vor dem 24. ds." erfolgen.

Berlin, 18.Jan. Die Illumination, welche heute Berlin anläßlich deS Jubiläums inszeniert hat, ist eine imposante und überwältigende. In den Hauptstraßen ist nicht ein HauS ohne Lichterglanz. Haben die Privatgebäude vorwiegend mit Kerzen illuminiert, die in ihren graben Linien einen vornehmen Eindruck machen, so haben namentlich große Geschäftshäuser, verschiedene Hotels, Caffö'S, Restaurants mit Glühlicht in den prächtigsten Farben und kunstvollen Windungen in verschwenderffcher Fülle beleuchtet. Auf den, Schlohplatz erregt die Beleuchtung deS Denkmals Kaffer Wilhelm I. mit mächtigen Scheinwerfer» lebhafte Bewundemng, desgleichen diejenige der Museen und deS Domes. Auch das Rathaus ist hell erleuchtet. E» ist kaum zu schildern, welche Menschenmengen in den Straßen auf und ab wogen, um Berlin im Lichterglanz zu sehen. Die Polizei hat einen schweren Stand, Ordnung in die wogen­den Massen zu bringen. Wagen mit ihren Insassen kommen nur in Schneckengang vorwärts. Ost tritt eine Stockung ein, die den Verkehr auf längere Zeit ganz hemmt.

Berlin, 18. Jan. Während heute Vor­mittag die Vorbereitungen zum KrönungS- und Ordensfest vollzogen wurden, begab sich der Kaiser in geschlossenem Wagen nach der SiegeS- Allee, um dort am Denkmal König Friedrich I. einen Kranz niederzulegen. Alsdann fuhr der Kaffer zum Mausoleum in Charlottenburg, wo er am Sarge seines Großvaters kurze Zeit verweilte und dann ins Schloß zurückkehrte. Hier nahm der Kaiser die Glückwünsche hoher und höchster Persön­lichkeiten zur /200. Jahrfeier entgegen. Zunächst wnrden die Botschafter, Gesandten, Abordnungen fremder Fürsten und Städte empfangen. Um 11 Uhr erfolgte der Empfang der in Vertretung ihrer Souveräne erschienenen deutschen Prinzen. Um 11'/. Uhr empfing der Kaiser im Rittersaal die Deputationen aus Ostpreußen. Die Vertreter der Stadt Königsberg überreichten eine Adresse, in der es u. A. heißt: Laute Freude herrscht heute in ganz Ostpreußen. In Stadt und Land wird Euer Majestät Name tausendfach gesegnet sein. Wir wissen und vertrauen, daß Euer Majestät die über­kommene Krone nach Adlerart halten und verteidigen werden, zum Segen für uns und das gesamte Vaterland. An der Festtafel im Schloß nahmen über 1200 Personen teil. Bunt gemischt war die Gesellschaft, die heute im Schlosse speiste. Neben dem Kaiserpaar und seinen hohen Gästen waren schlichte Bürgersleute zu Gaste im Schloß. Hunderte von Soldaten waren mit dem Zuträger» der Schüsseln beschäftigt. Als Andenken an die Hof­tafel nahmen die Teilnehmer je eine Bonboniere mit dem Bildnis de» Kaiserpaares mit. Die militärische Feier wurde durch Regimentsappell und FestgottteSdienst eingeleitet. Mittags wurden die Mannschaften festlich bewirtet. Die Universität feierte das Jubiläum mit einem Festakt in der Aula. Professor Dr. Kaftan hielt die Festrede. - In sämtlichen Kirchen Berlins fanden Festgottes«

und in solchem Zustand braucht der Mensch nicht viel, wie man weiß, um um- geworfen zu werden. Er hatte in der Nacht eine Menge Spirituosen getrunken, ohne daß diese ihm zu Kopf gestiegen waren; jetzt aber hatte er offenbar zuviel, und wie er mich mit seinen glasigen Augen anstiert«, und so einfältig angrinste, als er sagte: .wovon sprechen Sie?' da dachte ich:O Alfonso, wenn du ihn jetzt sehen könntest!"

Ich sage, oller Mann," lallte er,komm mit an» Land, wa»? Aeh nach Austualien gehen, verdammt faul! Komm mit! Wo ist da» Boot?" Er versuchte aufzustehen, doch sein« Beine wankten unter ihm, und er fiel zurück. Mit trunkenem Ernst betrachtete er sie und murmelte:Hol' de» Teufel kann nicht stehen; nicht» ist hier fest, alle» bewegt sich, alle» ßaukelt, ßaukelt, ßaukelt. Aber will an die Zeitungen ßuriben. Kapitän ist ein ßuftiger, unverßämter Hund, Doktor ist ein Dummkopf »ersteht nichts. Oller Mann, pack dich, hole den Steward."

Ich schickte ihm den Steward. Dann setzte ich mich an den Tisch im Salon und schrieb Sophie, soviel e» die Zeit erlaubte, in»bes«ndere auch von Morecombe» Trunkenheit im Augenblick seine» Abgänge» vom Schiff.

Hier, Hay!" sagte ich zum Steward, welcher von Morecombe zurück­gekommen war,stecken Sie da» in den Beutel für den Lotsen, und," fügte ich leise hinzu,versuchen Sie den Herrn etwa» zu verbergen, wen» Sie ihn zum Boot führen. Ich meine, lassen Sie die Passagier« nicht mehr von seinem Zustand sehen, al» unvermeidlich ist. Wer hat ihn denn so betrunken gemacht?"

,O, er sich selbst. Er hat den ganze» Morgen nach Whisky geschrieen. Der Doktor meint«, ich sollt« ihm bringen, soviel er verlangt«. .Gebe»

dienst« statt und in den Schulen wurde das Jubi­läum gleichfalls festlich begangen. Nach einer Meldung aus Kiel haben daselbst sämtliche Kriegs­schiffe geflaggt und Mittags Salutschüsse abgefeuert.

Berlin, 19. Jan. Ueber den Inhalt der Ansprache, die der Kaiser gestern im Lichthofe des Zeughauses an die dort versammelten Offiziere hielt, wird der Vossischen Zeitung berichtet: Der Kaiser betonte, daß während der 200 Jahre seiue» Bestehens das Königreich Preußen oft ge­zwungen gewesen ist, zum Schwerte zu greifen, um das zu werden, was eS heute sei. Das preußische Offizier-Korps habe an diesem Ringen um Preußens Größe und Macht einen hervorragenden Anteil ge­habt. Jetzt aber, wo Deutschlands und Preußens Hauptaufgabe in der Erhaltung des Friedens liege, sei für das preußische Offizier-Korps die Ausbildung der Armee die vornehmste Pflicht, die zugleich die beste Schule für das Volk zur Königstreue und Pflichterfüllung sei.

Berlin, 19. Jan. Der Vossischen Zeitung wird aus London telegraphiert: Einer New-Iorker Meldung zufolge beschloß die Unions-Regierung, in einer Note an die Mächte zu befürworten, daß die Mächte sich über die Zurückziehung der Truppen von Peking nach Tientsin verständigen und hin­reichende Truppen nur zum Schutze der Gesandt­schaften in Peking Zurückbleiben. Ferner wünscht Amerika, daß der chinesischen Regierung Bürgschaften dafür gegeben werden sollen, daß, sobald der inter­nationale Friedensvertrag unterzeichnet sei, die Räumung Chinas einschließlich der Mandschurei erfolgen werde. Gleichviel, ob die Mächte diesen Vorschlag billigen oder nicht, würden die Amerikaner ihre Truppen im Frühjahr, sobald Tie Witterung dies gestattet, aus Peking zurückziehen.

Haag, 19. Jan. Professor Snellen wird am nächsten Dienstag oder Mittwoch die Staar- Operation am Präsidenten Krüger vornehmen.

Rom, 19. Jan. Stadtarzt Nicolai ver­weist im Messagero auf die überaus günstigen Ergebnisse hin, die ein junger römischer Arzt, Namens Rannelletti, bei Bkyandlung des Krebses in den hiesigen Spitälern beständig erzielt. Alle Kranken seien erheblich gebessert.

Paris, 19. Jan. Nach hierher gelangten Nachrichten ist der Zustand der Königin Viktoria ein hoffnungsloser und rechnet man bereits mit dem nahen Ende. Die Königin ist vollständig gelähmt. Dieselbe schläft manchmal anhaltend, während sie wieder zeitweise vollständig schlaflos daliegt. Infolge der schlechten Nachrichten ist der Prinz von Wale» sofort mit der Prinzessin von Wales nach Osborne abgereist. Man fürchtet, daß die Königin in einer ihrer Krisen plötzlich verstirbt.

London, 20. Jan. Aus Osborne kommen schlimme Nachrichten über den Gesundheitszustand der Königin. Die Aufregung in London ist ungeheuer. Die Regierung hat Befehl gegeben, Spezialzüge bereit zu halten, um die Mitglieder

Sie ihm alle»', sagt« Mr. Griffith, ,wa» sein Erbrechen stillt, bi» wir ihn lo» fk^.'"

Ich ging nun hinanf Und sah die ganze Schanzkleidung auf Steuerbord von Menschen besetzt, welch? 'da» Nahen de» Lotsenkutter» beobachteten. Alle Kajütenpassagiere reihten-sich an der Reling de» Hinterdeck», und Floren« und ihre Tante standen dicht bei der Steuerbordtreppe de» Hüttendecks, von wo sie die Fallreepen übersehen konnte». Ich erkannte hierin eine kleine Malice meines Liebling», und al» sie sich einmal umwandte und mich anblickte, schaute ein solcher Kobold au» ihren Augen, daß ich laut aufgelacht hätte, wenn nicht Tante Damaris so nahe gewesen wäre.

Platz da!" schrie de» «che Maat;Leine bereit!" Nach ein paar Minuten flog dieselbe dem Kutter z»; dieser ließ sein Großsegel und Klüver fallen, setzte sein Ruder ab, und legte sich !S«g»seitS. Der Lotse schüttelte Thompson und dem ersten Maat di« Hand, schwenkte seine Mütze gegen die gesamten Zuschauer, rief: »glücklich« Reise', und stieg in de» Kutter.

Ich näherte mich jetzt Tante Damari» um einige Schritte. Inzwischen hatte der zweite Maat ans dem Hauptdeck Anordnungen betreffs Morecombe» Gepäck getroffen und diese» in den Kutter schaffen lassen. Alle» war bereit, nur Morecombe selbst fehlte »och. Endlich tauchte derselbe au» der Vorderseite der Kajüte auf, gestützt oon Hay und noch zwei Untersteward». In dem Hellen Sonnenschein erkannt« «an erst, wie schrecklich di« Seekrankheit ihn verändert hatte. Er wandt« sei» betrunkene», bleiche» Gesicht den Leuten zu, die ihn an­gafften. Ich sah Floren«« eine» Schritt zurückweichen, und ein schrill aus- gestoßener ,o!' ließ mich auf Tante Damari» blicken. Sie stand da, den Kopf