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Beschränkung desselben im Interesse des kaufenden Publikums, insbesondere aber auch zum Schutze und zur Erhaltung des kleinen und mittleren Kaufmannsstandes dringend notwendig und möglichst zu be­schleunigen ist.

Hl. Zum Zweck der Beschränkung des Hausierhandels erklärt der heutige Detail­listentag eine Aenderung der Reichs-Ge­werbeordnung nach mehreren Richtungen hin für notwendig.

Württemberg.

Stuttgart. Zum Buchdrucker- Streik erklären die hiesigen Buch­händler folgendes: Bei der folgenschweren Wichtigkeit, welche der Ausgang des Buch­drucker-Streiks nicht nur für den deutschen Buchhandel, mit allen seinen Nebenzweigen, sondern auch für die ganze übrige Handels­welt in sich schließt, halten es die Verleger und Buchhandlungen, welche keine eigene Buchdruckerei besitzen, dringend geboten, auch öffentlich zu erklären, daß sie voll und ganz auf Seite der Buchdrucker- Prinzipale stehen, und dieselben, soweit es in ihren Kräften liegt, aufs Nachdrücklichste unterstützen werden. Insbesondere werden sie ihre Produktion während des Streiks auf das äußerst mögliche Maß ein sch ranken und ihre Druckausträge so viel als möglich zurückhalten, um den betr. Druckereien ein Ausharren im Wider­stand, so viel an ihnen liegt, zu ermöglichen.

Durch reichsgerichtliche Ent­scheidung ist festgestellt, daß Gasthaus­besitzer und Schankwirte jedem ordentlichen Gast eine genügende Erfrischung verab- zureichen und ihm so lange Aufenthalt im Gastlokal zu gestatten haben , als zum Genuß des Bestellten nötig ist. Wenn aber der Gast. nachdem der Zweck des Besuches erreicht ist, oder während der Verzehrung des Bestellten sich ungebührlich benimmt, so ist der Wirt berechtigt, den­selben zum Verlassen des Lokals aufzu­fordern und der Gast macht sich eines Hausfriedensbruchs schuldig, wenn er der Aufforderung des Wirts nicht sofort nach­kommt.

In der Nacht vom 15. auf 16. ds. (Sonntag auf Montag) wird sich, wie schon berichtet, eine totale Mondfinster- nis ereignen. Der Beginn der Finsternis fällt auf 11 Uhr 46 Min. Um 12 Uhr 49 Min. hat der Schattenkegel die Mond­scheibe eingehüllt, es tritt also um diese Zeit die totale Finsternis ein, während der erste Lichtstrahl um 2 Uhr 12 Min. wieder hervorbricht, wodurch das Ende der totalen Verfinsterung charakterisiert ist. Der Mond wird nun von Minute zu Minute voller und erreicht um 3 Uhr 15 Minuten wieder seine Vollmondsphasen.

Oesterreich.

Der Kaiser von Oesterreich hat am Mittwoch die Begrüßung der beiden Dele­gationspräsidenten mit einer Ansprache er­widert, worin er einerseits die guten Be­ziehungen Oesterreichs zu allen Mächten und das Friedensbedürfnis aller Völker hervorhob, anderseits aber auch unum­wunden zugab, daß alle friedlichen Be­strebungen bisher nicht dazu geführt haben, die Gefahren der politischen Lage Europas

zu beseitigen oder die allgemeinen mili­tärischen Rüstungen zum Stillstand zu bringen. Wenn Kaiser Franz Joseph zum Schluffe sagt, er wünsche seinen Völkern noch die frohe Botschaft ver­künden zu können, daß die gegenwärtigen Sorgen und Lasten des bedrohten Friedens ihr Ende erreicht haben, so klingt aus diesen Worten eine betrübte Resignation heraus. Der Wunsch des österreichischen Kaisers bleibt auf absehbare Zeit leider ein frommer.

Ausland.

Paris, 11. Novbr. Die Minister Freycinet und Fallieres brachten einen Antrag auf Verschärfung des Spionen­ges etz es von 1886 ein. Die Strafen bestehen aus einjährigem Gefängnis bis zur Todesstrafe, die Geldstrafen von 1000 bis 10 000 Fr. Der Todesstrafe unter­liegen Militärpersonen, Beamte wegen verräterischen Beziehungen zu den aus­wärtigen Mächten.

Die enormen Verluste, welche die Fran­zosen mit ihren tiefgesunkenen russischen Wertpapieren erleiden, hat bei unfern westlichen Nachbarn eine große Aufregung hervorgerufen. Es war bekannt geworden, daß der russische Botschafter v. Mohren- heim sich bei der französischen Regierung über die angebliche Preisdrückerei der russischen Werte an der Pariser Börse be­schwerte und die Pariser Presse war teil­weise schon bei der Hand, eine förmliche Judenhetze gegen Rothschild und andere israelitische Bankiers in Szene zu setzen. Finanzminister Rouvier setzte sich mit Roth­schild selbst in Verbindung und erfuhr von diesem, daß er auf einmal für 12 Millionen Frks. russische Fonds gegen bar bezog, um dem Kurssturz Einhalt zu thun. Aber aus Rußland selbst, nicht etwa aus Deutschland, seien immer neue russische Staatsobligationen älterer Emissionen auf den Markt geworfen worden. Hieraus geht also unwiderlegbar hervor, daß der russische Finanzminister selbst es war. der eine große Anzahl von Obligationen älteren Datums den Franzosen aufhalste und diesen so schwere Verluste zufügte. Die angeblich bedeutende Ueberzeichnung der früheren, russischen Anleihen war also gleichfalls ein Schwindel nnd ein Deutscher müßte kein warmes Blut in den Adern haben, wenn er nicht seine Helle Freude an der Aus­plünderung der speichelleckendcn Franzosen und ihren russischen Freunden hätte. Die radikalen Deputierten in Frankreich machen gegenwärtig Miene, die Regierung zu stürzen und hoffen dabei auf die Unter­stützung der Klerikalen, welche über die antivatikanische Haltung des Kabinets sehr erboßt sind. Hiedurch erscheint das Ministerium in Frankreich einigermaßen bedroht trotz des politischen Erfolges, den es in den Augen aller Franzosen durch das Bündnis mit Rußland errang.

Bei der Wahl eines Unterhausmil gliedcs in der irischen Stadt Cork ist der Antiparnellit Fla rin mit großer Mehr­heit gewählt worden. Daraus geht hervor, daß die katholische Geistlichkeit von Irland die ganze irische Bevölkerung in ihre Hände bekommen hat. Eben damit ist aber auch der Beweis geliefert, daß auch eine liberale

Regierung in England die Iren niemals zufriedenstellen kann, ohne sich selbst in England und Schottland unmöglich zu machen. Der englische Premierminister Salisbury hat letzter Tage beim Lord- majvrsbankett erklärt, es sei gegenwärtig auch nicht das kleinste Wölkchen vorhanden, das den europäischen Frieden bedrohen könnte. Aber in derselben Rede machte er schon eine ziemlich schwarze Wolke nam­haft, nämlich die egyptische Frage, indem er sagte, England wünsche Egypten stark genug zu sehen, um alle auswärtigen An­griffe abzuschlagen und innere Unruhen zu unterdrücken. Bis dieses Ziel erreicht sei, müsse England in Egypten bleiben; papierene Verträge und internationale Engagements könnten nichts nützen.

Brasilien. General Fonseca hat alle Bargeldvorräte der brasilischen Nationalbank beschlagnahmt und verbannte über 100 frühere Kongreßmitglieder. Ucberall herrscht größte Verwirrung.

In Saragossa in Spanien wurde von 10 maskierten Individuen am Hellen Tage ein im belebtesten Stadtteile gelegenes Haus überfallen und gänzlich aus­geplündert. Die Tochter des Besitzers wurde von den Räubern fortgeschleppt; diese verlangen für die Auslieferung des Mädchens ein Lösegeld von 50000 Duros. Ein neues Räuber st ück wird aus der Türkei berichtet. Zwei der reichsten Grundbesitzer des Sandschak Seres, Theodor und Alexander Papogiu, wurden während des Mittagessens von einer Räuberbande unter Führung des Bulgaren Stoitsche überfallen und in die Berge entführt. Die Räuber verlangen die Zahlung eines hohen Lösegeldes.

Mi sollen.

In einem Hause in Mannheim wurden die Bewohner durch fortwährendes Schellen im Keller erschreckt. Bei der Untersuchung des Gewölbes fand man eine große Ratte mit einer Schelle am Halse, doch gelang es nicht, das Tier zu fangen.

Einen spätenFrühling für 1892 prophezeihen überall die Landleule. Das Laub hing nämlich Ende Oktober noch so frisch, grün auf den Bäumen. so daß wir eher August als Ende Oktober zu haben schienen, was jeweils einen späten Frühling zur Folge habe. Wir wollen nicht hoffen, daß die Prophezeihung wahr wird!

(Verunglücktes Bild.) Ein pathetischer Redner rief während eines englischen Rede- seldzuges die Begeisterung seiner Zuhörer mit den Worten wach:Der britische Löwe, ob er nun die indischen Wüsten durchstreift, oder die kanadischen Wälder erklimmt, wird niemals seine Hörner einziehen oder sich in seine Schale verkriechen!"

Auflösung des Homonyms in Rr. 180.

Rauch." (auch berühmter Bildhauer.)

Briefkasten. Erweiterung der Wasserleitung betr. Ohne Namensnennung können wir von dem ..Eingesandt" keinen Gebrauch machen. Es dürste öies doch hinlänglich bekannt sein.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.